Auch im Jahr 1941 wird das Anrudern wieder
zum "Tag des deutschen Rudersports" nun schon zum achten Mal gemeinsam
mit allen deutschen Ruderern veranstaltet. Am 6. April 1941 treffen sich
in Rüsselsheim die Ruderer des Rudervereins und der Rudergesellschaft
Undine am RVR-Bootshaus. Die "Main-Spitze" gibt einen Vorbericht:
"Zum 8. Mal
begeht der großdeutsche Rudersport am 6. April 1941 sein
gemeinsames Anrudern, den schon zur Tradition gewordenen "Tag
des deutschen Rudersports". An diesem Tage, 11.30 Uhr, stehen
alle deutschen Ruderer, jung und alt, Männer und Frauen, Aktive
und Passive, angetreten am Flaggenmast vor dem Bootshaus. Der
Befehl zur Flaggenhissung wird um 11.45 Uhr von der alten
deutschen Stadt Straßburg im Elsass aus über den Rundfunk
gegeben. Von der Terrasse des Rohan-Schlosses an der Ill, in
unmittelbarer Nähe des Straßburger Münsters, sprechen dann über
den Rundfunk der Reichssportführer und der Fachamtsleiter zu den
angetretenen Ruderern. Die deutschen Ruderer und Ruderinnen
werden diesen Tag zu einer machtvollen Kundgebung des
Rudersportes gestalten und dabei die Blicke auf die deutsche
Wehrmacht richten, der Zehntausende von deutschen Ruderern
angehören. Der Tag gilt auch dem Andenken der Ruderkameraden,
die durch ihren Heldentod ihre Treue zum Vaterland besiegelt
haben. Das Bekenntnis der Treue zu Führer und Vaterland wird der
tiefe Sinn des Tages sein. Geschlossen marschieren die Ruderer
in das neue Ruderjahr. Sie wissen, dass trotz des Ausfalles der
Feldgrauen noch genug Kameraden zu betreuen sind. Dazu ist vor
allem eines nötig: Zusammenhalt. Sie können die Aufgabe nur dann
lösen, wenn alle Kameraden und Kameradinnen helfen. Das sollen
sie bei der Flagge auch den Kameraden versprechen, die draußen
vor dem Feinde die größere Aufgabe haben und die mit Recht
erwarten, dass die Heimat das erhält, was sie mit der Waffe
verteidigen: Die Gemeinschaft des deutschen Volkes! Bei
günstigen Wasserverhältnissen gehen um 12 Uhr auf das durch
Rundfunk ergehende Kommando die Boote zu Wasser. Nachmittags
treffen sich die hiesigen Ruderer zur kameradschaftlichen
Vereinigung im RVR-Bootshaus." |
Anfangs Mai hält Fachlehrer Max H. Ehlert im
Rahmen der Vereinsbetreuung durch die Reichsführung des NSRL, Fachamt
Rudern, Vortäge über alle Fragen des Rudersports, Jugend- und
Frauenrudern, Renn- und Wanderrudern, Schagzahlrennen, Tips aus der
Praxis für die Praxis. Am 4. Mai zeigt Ruderlehrer Ehlert in Flörsheim
Ruderfilme, einen Tag später behandelt er im RVR-Bootshaus
rudertechnische Fragen.
Anzeige in der
"Main-Spitze" am 5. April 1941 |
Anzeige in der
"Main-Spitze" am 2. Mai 1941 |
Mitte des Sommers stellt sich Trainer Fritz Brumme
wieder für das Training der Skuller Karl Saar (RVR) und Adam Breidert (Undine) zur Verfügung. Da das
Training einen erfreulichen Fortgang zeigt, entschließt sich Brumme,
seine Ruderer am 20. Juli 1941 auf der Regatta in Offenbach
starten zu lassen. Wir zitieren die "Main-Spitze":
"Seit sechs
Wochen befindet sich der jugendliche Adam Breidert zusammen mit
dem seit 1933 nicht mehr rudernden Karl Saar in hartem
Rudertraining unter der altbewährten Leitung des Lehrwarts Fritz
Brumme. Adam Breidert ist als einziger von der 1938 und 1939 auf
der Deutschen Meisterschaft startenden Achtermannschaft übrig
geblieben. Alle anderen tragen zur Zeit den grauen Rock des
Soldaten. Karl Saar, der als Jugendlicher 10 Schülerrennen
gewann, hat sich in kurzer Zeit gut in das Training eingewöhnt
und auf Grund der Trainingszeiten konnte man beide im
Doppelzweier ohne Steuermann mit berechtigter Hoffnung auf die
Regatta entsenden. Auch fahren beide Ruderer noch Skullboot und
starteten im Jungmann- und Junior-Einer. Karl Saar konnte im
Jungmannrennen zu keinem Erfolg kommen, da auch, in einem
fremden Boot fahrend, noch die hierfür erforderliche Sicherheit
für diese Bootsgattung fehlte. Adam Breidert, der in Schmorl,
Germania Frankfurt, einen Gegner hatte, auf den man in
Frankfurter Ruderfachkreisen noch große Hoffnungen setzt,
lieferte diesem erfahrenen Skuller ein Rennen, das Bord an Bord
bis ins Ziel ging. Mit einer Viertellänge verlierend, schnitt
Breidert ausgezeichnet ab, zumal man ihm keinen großen Erfolg
einräumte und er auch in einem geliehenen Boot rudern musste.
Das Doppelzweier-Rennen war mit fünf Booten aus Bonn, Kassel,
Offenbach und Mainz stark besetzt. In zwei Läufe geteilt, musste
Rüsselsheim gegen Kassel und Offenbach starten. Die beiden
Rüsselsheimer verloren vom Start weg eine halbe Länge, bis sie
sich einigermaßen in dem fremden Boot zurecht fanden. Offenbach
wurde eingeholt und bei tausend Meter lag Rüsselsheim mit
anderthalb Längen vor Offenbach und gegen Kassel mit zwei Längen
im Hintertreffen. In einem unerhört scharfen Endspurt gelang es
Rüsselsheim, diesen starken Gegner bis ins Ziel noch sicher und
mit einer halben Länge Vorsprung zu schlagen.
Eine Frankfurter Zeitung schrieb zu diesem Rennen folgende
Kritik: "Die Rüsselsheimer Renngemeinschaft bezwang in einem
schneidigen Endvorstoß die favorisierte Kasseler Mannschaft, die
in Frankfurt gesiegt hatte." Die Zeiten lauten: Rgm. Rüsselsheim
4:46,0 min, Kassel 4:46,6 min, Offenbach 4:55, 2 min. Sieger im
zweiten Lauf war Bonn mit einer Zeit von 4:47,8 min. Rüsselsheim
fuhr somit die beste Zeit in dieser Bootsgattung." |
Eine Woche später starten die beiden Rüsselsheimer
Skuller auf der Hanauer Regatta, erneut in geliehenen Booten.
Während des Doppelzweier-Rennen knapp verloren geht und auch Karl Saar
sich im Leichtgewichts-Junior-Einer nicht durchsetzen kann, ist Adam
Breidert im Junior-Einer und dann auch noch im Jungmann-Einer nicht zu
schlagen.
Der Skuller der
Rudergesellschaft Undine Rüsselsheim, Adam Breidert, im Jahr
1941 |
Der Renngemeinschafts-Doppelzweier mit Karl Saar (RVR) und Adam
Breidert (RGUR) auf der Frankfurter Regatta 1941 |
Die 22. Frankfurter Herbst-Regatta am 14. September 1941 weist
mit 500 gemeldeten Ruderern eine Rekordbesetzung auf, darunter auch
Adam Breidert von der "Undine", Karl Saar vom RVR und Jugendliche des
RVR, die in drei Anfänger-Rennen gemeldet sind. Lassen wir die
"Main-Spitze" berichten:
"Leider war das Wetter zu dieser Herbstregatta nicht besonders
günstig. Am Vormittag war die Jugend des RVR dreimal am Start und
konnte im Anfänger-Vierer einen dritten Platz belegen. Mit
geliehenen Booten und zudem zu der schweren Klasse zugeteilt,
haben die Jungen sich gut gehalten und wird es für alle ein
Ansporn sein, weiterhin fleißig zu trainieren, um dann auf
Regatten im nächsten Jahr siegreich bestehen zu können.
Mit dem Abschneiden der beiden Skuller in den Hauptrennen kann der
Rüsselsheimer Rudersport voll zufrieden sein. Adam Breidert
startete im Main-Pokal gegen seinen Hauptgegner aus
Sommerregatten. Bis zwei Drittel der Rennstrecke führte Breidert
teilweise bis zu zwei Längen. Durch Wellen eines entgegenkommenden
Motorbootes und leichtes Versteuern verlor er seinen Vorsprung und
wurde von Schmorl, der ein äußerst zäher Ruderer ist, im Ziel mit
2/10 Sekunden Vorsprung abgefangen.
Im Doppelzweier ging Germania Frankfurt mit dem diesjährigen
Meisterskuller Glock, der die deutsche Meisterschaft im
Riemenzweier mit Steuermann gewann, und Schmorl, dem
Main-Pokal-Sieger, an den Start. Rüsselsheim, Offenbach und Kassel
erschienen in ihrer alten Besetzung . Nach wiederholtem Start
kamen die vier Boote vom Start und Rüsselsheim und Frankfurt
lagen nach 200 Meter Bord an Bord schon zwei Längen vor ihren
anderen Gegnern. Kassel gab bei 300 Meter aussichtslos den Kampf
auf. Bord an Bord mit abwechselnder Führung ging das Rennen über
die Strecke. Mit 6/10 Sekunden Vorsprung siegte Frankfurt vor
Rüsselsheim sehr knapp.
Im Senior-Einer hat Breidert nun seine wahre Stärke unter Beweis
gestellt und schlug Seniorruderer wie Joedt-Gießen,
Bergmann-Borussia Ffm. und Glock-Germania Ffm. Breidert siegte mit
vier Längen, trotzdem er schon zwei Rennen hinter sich hatte.
Dieser letzte schöne Erfolg gibt die Gewissheit für die kommende
Rudersaison, mit sportlichen Leistungen in der Skullerklasse jetzt
schon rechnen zu dürfen." |
Unter der Trainingsleitung des RVR-Trainers Fritz Brumme kann Adam Breidert
somit im Jahr 1941 drei Siege im Einer sowie mit Karl Saar einen
Sieg im Doppelzweier für die "Undine" erringen.
Bereits seit längerer Zeit werden Gespräche zwischen dem "Ruderverein
Rüsselsheim" und der "Rudergesellschaft Undine 1919 Rüsselsheim" bezüglich eines
Zusammenschlusses der beiden Vereine geführt, so dass man nun
so weit ist, um die Sache zum Abschluss zu bringen.
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