Auch in der zweiten Bootshalle auf dem von der Gemeinde gepachteten
Gelände östlich der "Fohlenweide" findet die "Undine" keine glückliche
Bleibe. Eines Nachts brennt die Halle mit dem gesamten Inventar ab, so
dass sich die Mitglieder entschließen, umgehend als Bootshaus ein "festes
Haus" zu bauen.
Der 8. Rudertag des Süddeutschen Ruderverbandes, dem die RGUR
seit dem Gründungsjahr 1910 angehört, findet am Sonntag, dem 13. Oktober
1912, in Rüsselsheim statt. Am Vortag des
Rudertages werden zunächst die Opel-Werke besichtigt, dann dem Bootshaus
der die lokalen Festlichkeiten leitenden RGUR ein Besuch abgestattet und
am Abend in der "Schiller-Eiche" ein Festkommers abgehalten. Dem
Süddeutschen Ruderverband gehören mittlerweile 15 Vereine an, ein Beweis
dafür, dass man dem Ziel, ein würdiger Vertreter des freien volkstümlichen
Rudersports zu sein, näher kommt. Der "Wassersport" berichtet am 17.
Oktober 1912 von dieser Jahresversammlung in Rüsselsheim:
"Rüsselsheim a. M. Am
Sonntag kamen hier im Hotel "Rüsselsheimer Hof" die Delegierten
der 15 Verbandsvereine behufs Abhaltung der Jahresversammlung des
Süddeutschen Ruder-Verbandes zusammen. Außerdem wohnten den
Beratungen. die um 10 Uhr vormittags ihren Anfang nahmen, noch
eine größere Zahl Mitglieder der Verbandsvereine bei. Nachdem Herr
Ph. Becker, der Vorsitzende der hiesigen RG. "Undine", die
Versammlung in den Mauern Rüsselsheims herzlich willkommen hieß,
sprach Herr Dörfler von derselben Korporation einen prachtvollen,
selbstverfassten Prolog, der allseitigen Beifall fand.
Nach der Verlesung des
Protokolls des vorjährigen Rudertags in Gießen durch Herrn P.
Castein wurde ein Glückwunschtelegramm des Herrn K. v. d. Emden
zur Kenntnis der Versammlung gebracht, worauf der 1.
Verbandsvorsitzende, Herr Ph. Heidt, den Jahresbericht erstattete.
Hierin
hieß es u. a., dass der S. RV. im Laufe der Jahre stetig
fortschreiten hätte können und in der deutschen Rudersache sich
eine Stellung errungen habe, auf die mit berechtigtem Stolz und
wirklicher Befriedigung zurückgeblickt werden dürfe. Besonders das
verflossene Jahr, in dem drei Vereine Aufnahme in den Verband
fanden, müsse in die Chronik desselben mit goldenen Lettern
eingetragen werden. Mit langanhaltendem Beifall wurden die
umfangreichen Ausführungen aufgenommen. Der Kassenbericht des
Herrn A. Metten weist einen namhaften Überschuss auf.
Die Vorstandswahl
ergab folgendes Resultat: Herr Ph. Heidt wurde in Anerkennung
seiner Verdienste um den Verband per Akklamation zum 1.
Vorsitzenden wiedergewählt, desgleichen Herr J. Simmer zum 2.
Vorsitzenden und Herr P. Castein zum Protokoller. In der Person
des Herrn O. Schiff (Frankfurt) wurde der 1. Schriftführer ernannt
und zum Kassierer Herr J. Scheinberg (Limburg) neugewählt. Als
Beisitzer fungieren die Herren K. Dietz (Frankfurt), W. Walther
(Offenbach), Ph. Becker (Rüsselsheim) und K. Ahlhaus (Mainz). Der
Gründer des Süddeutschen Ruderverbandes, Herr Kaspar
Zimmermann, Offenbach, wurde einstimmig zum Ehrenmitglied des
Verbandes ernannt.
Über die auf der
Tagesordnung stehende Neuorganisation des Vorstands referierte
Herr J. Simmer. Es wurde beschlossen, dass der Vorstand sich,
unbeschadet der neu hinzutretenden Vereine, fürderhin nur noch aus
neun Herren zusammensetzen soll. Der Antrag, den Vorstand auf zwei
Jahre in zwei Abteilungen zu wählen, von denen im ersten Jahre die
eine, im zweiten Jahre die andere Abteilung ausscheidet, wurde
nach längerer Debatte abgelehnt, dagegen wurde jedoch angenommen,
dass dem § 12 der Statuten zuzufügen ist "oder deren rechtmäßigen
Stellvertreter". Auf Antrag des Frankfurter RC. "Alemannia" werden
in Zukunft die Regatten innerhalb zehn Wochen abgehalten. Der
Kasseler "Germania" wurden folgende Anträge genehmigt: dass der
Begrüßungs-Vierer bei der nächsten Gießener Regatta noch einmal im
Gigboot ausgefahren wird; dass die Verkürzung der
Rennstrecke nur unter Benachrichtigung an sämtliche mitfahrenden
Vereine stattfinden darf und dass bei einer Regatta, zu der
Vorrennen gefahren werden müssen, im Hauptrennen sämtliche
Startnummern besetzt sein sollen. Dass in Städten mit mehr als
zwei Verbandsvereinen diese höchstens nur zwei Vertreter in dem
Verbandsvorstand haben dürfen, fand auf Antrag von Rüsselsheim
Annahme. Auf Antrag der Gießener "Hessen" wurde genehmigt, dass
von dem Protokoll jeder Verbandsvorstandssitzung sofort allen
Verbandsvereinen eine Abschrift zu geben ist, ferner werden die
Statuten dahin abgeändert, dass der Verbandsvorstand nach
vorheriger achttägiger Einladung und nach Bekanntgabe der
Tagesordnung nur bei Anwesenheit von zwei Dritteln der Mitglieder
des Gesamtvorstands beschlussfähig ist. Auf Anordnung des
Flörsheimer RV. soll dahingehend gewirkt werden, dass auch bei den
Vereinen des S. RV. Jugendab5teilungen errichtet und bei Regatten
Jugendrennen eingeschaltet werden. Eine Reihe weiterer Anträge
diente teils zur Kenntnis der Versammlung, teils wurden sie
zurückgezogen.
In 1913 werden wieder
drei Regatten abgehalten und zwar am 29. Juni in Frankfurt a. M.
und am 20. Juli in Gießen. Den Termin für die Mainzer Regatta
werden die diese abhaltenden Vereine noch bekannt geben. Der
Flörsheimer RV. bekam die Abhaltung des nächstjährigen Rudertages
am zweiten Sonntag im Oktober zugesprochen. Um 8 ½ abends
erreichte die Verhandlungen ihr Ende und Herr Heidt schloss mit
Dankesworten an die delegierten den Rudertag, dem am Samstag in
der "Schiller-Eiche" ein gelungener Kommers vorausging. Sein Hip,
hip, hurra galt dem Weiterblühen des S. RV. und dem freien
volkstümlichen Rudersport. Hieran schloss sich ein sehr gut
besuchter Ball an, der den 8. Rudertag des S. RV. zu einem
würdigen Abschluss brachte." |
Am 27. Dezember schreibt der
"Wassersport": "Rüsselsheim a.M. Die dem Süddeutschen RV.
angehörende hiesige RG. "Undine" errichtet am Main ein hochwasserfreies
Bootshaus, das so weit unter Dach und Fach ist und einen sehr schönen
Eindruck macht. Praktische Ratschläge für die innere Ausarbeitung
seitens Autoritäten sind erwünscht."
|