Das Elferkomitee der "Undine" beschließt, den
Preismaskenball im Jahr 1927 am 19. Februar im Festsaal des Hotels
Adler unter dem Motto "Eine Nacht in Venedig" abzuhalten. Die "Undine"
scheut keine Mühe und Kosten, um dem Rüsselsheimer Publikum etwas zu
bieten. Die "Main-Spitze" berichtet: "Die "Nacht in Venedig" brachte
viele unbekannte und bekannte Schoten und Narren zusammen. In mächtigen
Gondeln wurden unzählige Fremde nach Venedig gebracht, um hier ein Fest
des Prinzen Karneval zu erleben. In echt südländischer Art wurde hier
getobt und gescherzt, getanzt und gelacht. Spät in der Nacht, und auch
noch früh am Morgen kehrte man aus Venedig zurück, manchen Berg von
Überraschungen überwunden, und manche Tiefe einer Flasche ergründet."
Anzeige in der "Main-Spitze" am
17. Februar 1927 |
Anzeige in der "Main-Spitze" am
5. Mai 1927 |
Anzeige in der "Main-Spitze" am
5. Mai 1927 |
Das
Anrudern wird auch 1927 von den Rudervereinen in Raunheim, Flörsheim
und Rüsselsheim gemeinsam abgehalten, so daß eine stattliche Flotte von
25 Booten auf dem Main zu einer Auffahrt zusammenkommt. Vor der
gemeinsamen Bootsauffahrt wird bei der "Undine" ein neuer
Renn-Gig-Vierer getauft und seiner Bestimmung übergeben. Wir zitieren
die "Main-Spitze":
"Zu der am vergangenen Sonntag
abgehaltenen Bootstaufe hatten sich angesichts des prächtigen
Sommerwetters außer dem RV Rüsselsheim und dem Flörsheimer RV vom
DRV, die Untermain-Vereine des SRV von Eddersheim, Raunheim,
Flörsheim und Hochheim in stattlicher Zahl eingefunden. Der
Musikverein Rüsselsheim eröffnete die Feier, worauf der Männerchor
Rüsselsheim sich mit der großartig gesungenen "Gotenruhe" hören
ließ. Im Anschluss an die herzliche Begrüßung durch den 1.
Vorsitzenden der Undine, Max Seifert, nahm der 1. Vorsitzende des
SRV, Otto Ihrig, die Taufe des Gig-Vierers vor, indem er das Boot
zu Ehren der deutschen Jugend auf "Maxl", den Namen des Sohnes des
1. Vorsitzenden der Undine, taufte.
In warmempfundenen Worten brachten Glückwünsche der Kreisdirektor
Dr. Ernst Merck – Groß-Gerau, Bürgermeister Hermann Wilhelm Müller
– Rüsselsheim, die
Vorsitzenden Bersch vom RV Rüsselsheim, Heck vom Flörsheimer RV 08
und Fuhrmann von der RG Flörsheim 21. Mit 21 Vierern, 2 Achtern
und 2 Einern wurde alsdann eine Auffahrt sämtlicher anwesenden
Vereine bis nach Flörsheim und zurück unternommen.
An dem gemütlichen Beisammensein bei Konzert und Gesang nahmen die
Regierungs- und Gemeindevertreter sowie sonstige Prominente regen
Anteil. Später folgte man gerne der Einladung des RV Rüsselsheim
zur Besichtigung seines Bootshauses. Im "Frankfurter Hof" fand die
hübsche Feier einen würdigen Abschluss." |
Bootstaufe eines neuen
Renn-Gig-Vierers auf den Namen "Maxl" bei der
Rudergesellschaft Undine am 8.
Mai 1927 |
Am 5. und 6. Juni 1927, den beiden Pfingsttagen, beginnt
die Regattasaison des Süddeutschen Ruderverbandes mit der Frankfurter
Regatta. Am Pfingstsonntag startet die "Undine" im
Anfänger-Vierer, wo der zweite Platz belegt wird, und dann mit
der Mannschaft Karl Schneider, Philipp Heisel, Friedrich (Friedel) Kammerer, Karl
Hägele und Stm. Josef Müller im Junior-Vierer, wo in einer Zeit von 7:10 min der
erste Platz herausgefahren wird. Im Junior-Achter am Pfingstmontag ist das Boot der
"Undine" mehr als andere den Wellen ausgesetzt, so dass man sich hinter
Vorwärts Offenbach mit dem zweiten Platz begnügen muß. Im Zweiten
Jungmann-Vierer reicht es sogar nur zum dritten Platz.
Nachdem die "Undine" wegen eines Trauerfalls die Meldungen zur
Offenbacher Regatta zurückgezogen hat, meldet sie auf der 64. Regatta
des SRV in Mainz am 24. Juli zu fünf Rennen. Das sind der
Schüler-, Zweiter Jungmann-, Junior- und Ermunterungs-Vierer sowie der
Junior-Achter. Wir zitieren die "Main-Spitze":
"Die am
vorgestrigen Sonntag in Mainz unter Leitung der Regattavereinigung
Groß-Mainz abgehaltene und gut arrangierte 64. Regatta des SRV
hatte sich eines guten Besuchs zu erfreuen. Das Wetter war mit
Ausnahme eines Gewitterregens in den Nachmittags-Stunden sehr
leidlich. Der des Tags über herrschende Westwind beeinträchtigte
zeitweise die Rennen und wirkte zum Teil auf die gefahrenen
Zeiten.
An der Spitze der siegenden Vereine stehen Kasteler Germania und
Mainzer RK 1903 mit je vier Siegen, ihnen folgen Mannheimer Vorwärts
und RG Undine Rüsselsheim mit je zwei Siegen. Im Junior-Vierer war
Undine in 7:38 min zweites Boot hinter RG Nied, im Schüler-Vierer
viertes in 6:02 min und im Zweiten Jungmann-Vierer wurde
aufgegeben.
Schön gewonnen wurden aber folgende Rennen: Junior-Achter: 1. RG
Undine Rüsselsheim (W. Schaeffter, G. Reinheimer,
K. Schneider, Ph. Heisel, F. Kammerer, K. Müller, P. Eberle, K. Hägele,
Stm. J. Müller) 6:51,3 min; 2. Mainz-Kasteler RC Germania 6:55 min.
|
Klarer
Sieg des Junior-Achters der "Undine" mit
Walter Schaeffter, Georg Reinheimer,
Karl Schneider, Philipp Heisel, Friedel Kammerer, Karl Müller, Peter
Eberle, Karl Hägele und Stm. Josef Müller
in Mainz 1927 |
Ermunterungs-Vierer: 1. RG Undine Rüsselsheim (F. Trunk, O. Jakobs,
W. Filtzinger, M. Popp, Stm. Ph. Wagner) 7:46 min; 2. Mainzer RC Fortuna
7:47,8 min; 3. RV Weisenau 7:49 min; 4. RV Fortuna Eddersheim 8:02
min; 5. Mainzer RK 03 8:05 min." |
Um den Mannschaften der "Undine" finanziell einen Start
auf der Mannheimer Meisterschaftsregatta zu ermöglichen, entschließt man
sich, am 24. Juli nachmittags im Park-Restaurant eine große
Tanzmusik abzuhalten und außerdem schreibt der Vorstand folgenden Brief
an den Gemeinderat:
Rudergesellschaft Undine 1919 Rüsselsheim Rüsselsheim, den 25. Juli 1927
Herrn Bürgermeister
Müller, Hessische Bürgermeisterei Rüsselsheim a/M. Gesuch der Rudergesellschaft Undine 1919 Rüsselsheim Unterzeichneter Verein erlaubt sich, Ihnen sehr geehrter Herr
Bürgermeister mit einer ganz besonderen Bitte näher zu treten und
versichern Sie in Voraus unseres besten Dankes für die evtl.
Gewährung derselben. Zur gefl. Kenntnisnahme teilen wir ergebenst mit, dass unser
Verein am 13. - 14. August ds. Jrs. seine Mannschaften zur
Meisterschaftsregatta in Mannheim starten lassen möchte.
Finanziell ist der Verein aber nicht in der Lage die Regatta zu
besuchen, wenn nicht von Seiten der Gemeinde sowie von Privaterhand dem Verein eine Unterstützung zuteil wird. Wir bitten Sie ergebenst, Herr Bürgermeister, bei der
Finanzkommission dafür einzutreten, dass der Rudergesellschaft
Undine die Summe von 250 Mk., in Worten zweihundertfünfzig Mk.,
zur Beteiligung der Mannschaften zur Meisterschafts-Regatta
gewährt wird. In der Hoffnung, keine Fehlbitte getan zu haben, zeichnet mit
aller Hochachtung Rudergesellschaft Undine 1919 Rüsselsheim
Max Seifert, 1. Vorsitzender |
Bei der die Regattasaison des SRV beendenden 65.
Verbands- und gleichzeitig 5. Meisterschafts-Regatta in Mannheim
beteiligt sich die "Undine" an vier Rennen. Sie startet im Anfänger- und
Junior-Vierer sowie im Jungmann- und Junior-Achter. Auf der idealen
Regattastrecke des Mannheimer Mühlauhafens können die Mannschaften der
"Undine" zwei schöne Siege herausfahren. Im Anfänger-Vierer siegen
Wilhelm (Willi) Kammerer, Hermann Müller, Albert Göbel, Fritz Herrlich und Stm. Philipp
Wagner mit mehr als 15 Sekunden Vorsprung gegen Borussia Frankfurt und RG Nied. Und auch der Junior-Achter mit
Walter Schaeffter,
Georg Reinheimer,
Karl Schneider, Philipp Heisel, Friedrich (Friedel) Kammerer, Karl Müller, Peter Eberle, Karl Hägele
und Stm. Josef Müller zeigt in seinem Rennen eine überzeugende
Leistung und siegt mit mehreren Längen Vorsprung vor Vorwärts Offenbach.
Im Junior-Vierer belegt die "Undine" einen geteilten zweiten Platz und
im Jungmann-Achter muss man sich im Fünf-Boote-Feld mit dem letzten Rang
begnügen.
Anzeige in der "Main-Spitze" am
19. Juli 1927 |
Anfänger-Vierer der "Undine",
hier auf der Internen Regatta in Flörsheim, mit Willi Kammerer,
Hermann Müller, Albert Göbel und Fritz Herrlich |
Zur Einweihung des Bootshaus-Anbaus beim RV Freiheit
Mühlheim am 28. August wird die "Undine" mit ihrem Achter zur
Austragung eines Gastachter-Rennens eingeladen. Gegner sind die
Rudervereine Fechenheim 1910, Vorwärts Offenbach und Germania Offenbach.
Bis 1.500 Meter geht das Rennen Bord an Bord, dann übernimmt die
"Undine" mit zwei Jungmannen
als Ersatz im Boot in der Besetzung mit Karl Schneider, Karl Müller,
Willi Filtzinger, Philipp Heisel, Friedrich (Friedel) Kammerer, Martin Popp, Peter Eberle, Karl Hägele
und Stm. Josef Müller die Führung und kann das Rennen mit einer
Länge Vorsprung noch sicher gewinnen.
Festzugswagen der "Undine" Ende Juli 1927 anläßlich des 25jährigen
Jubiläums der Vergnügungs-Gesellschaft Edelweiß Rüsselsheim (hinten: Philipp Roth, ..., Philipp
Eberle, Karl Kromm, Peter Eberle, Schubert sen., Ludwig Lang, Karl
Westhoven, Werner sen., Fritz Steinkamp, Filtzinger sen., Paul
Schubert, Jean Bastian, Willi Walther, Friedel Kammerer, Adam
Reinheimer, Jakobs sen., Fritz Schadt, Karl Müller, Josef Müller,
Martin Popp; Mädchen im Boot: Ellinor Werner, ..., Margret Kröcker,
Wilma Kröcker, ...; vorn: Ernst Renker, Max Seifert, Philipp
Heisel, Jean Riegel, Heinrich Wolf, Karl Hägele, Otto Müller, Otto
Jakobs, Willi Filtzinger, Ferdinand Trunk, Adam Klein, Adam Simon,
Willi Schmitt) |
Am 10. und 11. September 1927 findet wieder das Stadtachter-Rennen
Rüsselsheim-Flörsheim statt, an dem sich der Flörsheimer Ruderverein 08,
der Ruderverein Rüsselsheim und die Rudergesellschaft Undine Rüsselsheim
beteiligen. Vor diesem Rennen messen noch die Schüler der gleichen
Vereine ihre Kräfte im Vierer. Wir lassen die "Main-Spitze"
berichten:
"Die
Schüler- und Achter-Wettkämpfe der Rudervereine von Rüsselsheim
und Flörsheim lockten eine zahlreiche Zuschauermenge an den Main.
Samstag Nachmittag pünktlich 5.30 Uhr startete der Schüler-Vierer
in der Reihenfolge RG Undine Rüsselsheim, Flörsheimer Ruderverein,
Ruderverein Rüsselsheim. Nach glattem Start setzt sich Undine an
die Spitze und hält diese bis zum Endkampf. Hier überspurtet RV
Rüsselsheim seinen Gegner und siegt mit einer knappen halben
Länge, Flörsheim im Endkampf um zwei Längen zurück. Scharfer Kampf
über die ganze Strecke.
Besonderer Umstände halber
musste der Städteachter getrennt
ausgefahren werden. Flörsheim und RV Rüsselsheim stellten sich
nach dem Schülerrennen dem Start. Flörsheim startet schneller und
führt bis 500 Meter mit etwa 1/2 Länge. Rüsselsheim läuft mit
ruhigem, langem Schlag auf, führt bei 1.000 Meter mit einer Länge
und gewinnt das Rennen, verhalten fahrend, mit etwa vier Längen
Vorsprung.
Sonntag 11 Uhr lagen Undine Rüsselsheim und RV Rüsselsheim am
Start. Die Verlosung der Startplätze nahm für die Undine Herr
Simon, für RV Rüsselsheim Herr Ihrig vor. Beide Boote kamen glatt
vom Start. Ruderverein setzt sofort mit wuchtigem Mehrschlag ein,
der ihm bis 200 Meter einen Vorsprung von etwa 1/2 Länge bringt.
Undine versucht vergebens aufzulaufen und gibt das Rennen bei 500
Meter, über eine Länge zurückliegend, auf." |
Beschlossen werden die geselligen Veranstaltungen der
"Undine" am Jahresende mit einer Silvesterfeier im Saal des
"Frankfurter Hofs", wobei neben Konzert und Tanz ein Silvesterschwank in
einem Akt, "Er wird kuriert", und ein Melodram in vier lebenden Bildern,
"Seemanns Weihnacht", zur Aufführung kommen.
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