Das Jahr
beginnt im Hockey mit den hessischen Titelkämpfen. Während die Seniorenmannschaft
des RRK mit Otto Mack, Hans "Hennes" Hermann, Bodo Schäfer, Rüdiger "Pepi" Weidmann,
Walter Leichtweiß, Thomas Blivier, Horst Pöppel und Winfried "Dick" Cezanne
Hessenmeister wird, muss sich die Herrenmannschaft bei der
ausgetragenen Punktrunde nach Siegen über THC Höchst (16:3),
Offenbacher RV (20:1), TEC Darmstadt (14:3), Limburger HC (16:4), einer
3:4-Niederlage gegen den alten Widersacher SC Frankfurt 1880
und einem abschließenden Sieg über den Frankfurter SC Sachsenhausen-Forsthausstraße (8:3) mit der
Vizemeisterschaft hinter dem SC Frankfurt 1880 begnügen.
Beim großen
Hallenturnier in Wiesbaden Ende Januar verpasst der RRK im Halbfinale gegen
Uhlenhorst Mülheim knapp die
Endspielteilnahme, jedoch bei den Süddeutschen
Meisterschaften
anfangs Februar in Bad Dürkheim ist die Mannschaft wieder in
glanzvoller Form. Nach Siegen in den Gruppenspielen über das
Englische Institut Heidelberg, den HTC Nürnberg, die SSV Ulm und die TG Frankenthal steht der RRK im Finale gegen den SC Frankfurt
1880.
Lassen wir die "Main-Spitze" berichten:
Süddeutscher Titel in Bad Dürkheim
glanzvoll verteidigt
RRK – Ein Meister ohne Fehl und
Tadel
Die Hessen
triumphierten bei den süddeutschen Hallenhockey-Meisterschaften
am Wochenende in der im neuen Glanz erstrahlenden Halle von Bad
Dürkheim in einer Weise, die die Konkurrenz im Westen und Norden
aufschrecken muss. Es war ein Triumph auf der ganzen Linie, aber
mit unterschiedlicher Rollenverteilung, wenn man zum Vergleich
die Hessenmeisterschaften heranzieht. Diesmal dominierte der
Rüsselsheimer RK als süddeutscher Titelverteidiger im Endspiel
gegen den Erzrivalen aus der Mainmetropole mit 10:5 eindeutig
und spielte seine Trümpfe aus, die vor vierzehn Tagen im Ärmel
geblieben waren. Die Zuschauer in der ausverkauften Halle
erlebten einen Meister ohne Fehl und Tadel, feinsinnig in der
Spielanlage, ohne Verkrampfung und mit einer Konzentration beim
Abschluss, gegen die selbst die Frankfurter Routiniers um
Kittstein und Baumgart machtlos waren. |
Letztes Training vor der Deutschen Hallenhockey-Meisterschaft
1972 in Hannover für die Hockeyherren des RRK (Rainer Seifert, Wolfgang Beck, Klaus Held,
Peter Kraus, Karl-Heinz Nuffer, Wolfgang Schneider, Manfred
Liebig, Martin Müller, Spielertrainer Fritz Schmidt, Frieder
Fleck, Hockey-Abteilungsleiter Hans Eisen, Coach Josef "Seppel" Schnur) |
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Drei Wochen
später bei den Deutschen Hallenhockey-Meisterschaften in der
Niedersachsen-Halle von Hannover beginnt der RRK in den Gruppenspielen deprimierend mit
einer 3:4-Niederlage gegen den SC Frankfurt 1880. Es folgt ein 5:5 gegen
den DHC Hannover und ein 8:7-Sieg gegen den Favoriten Rot-Weiss Köln.
Damit ist der SC 80 Gruppenerster, der RRK mit etwas Glück Zweiter. Im
Halbfinale trifft der RRK auf den hocheingeschätzten Berliner HC und
zeigt sich hier auf dem Zenit des Turniers mit einem 8:3-Sieg über den
Carsten-Keller-Club. Das ist das Endspiel! Im zweiten Halbfinale
erreicht der SC 80 einen schwer erkämpften 5:4-Sieg über den HC
Heidelberg. Somit treffen die beiden hessischen Vertreter zum zweiten
Mal in diesem Turnier, zum vierten Mal während der Saison aufeinander.
Auf
dem nervenaufreibenden Weg zum Endspiel hat der RRK jedoch
offensichtlich zuviel Energie
verbraucht. Wir zitieren das "Rüsselsheimer Echo":
Niedersachsen-Halle in Hannover
erlebte große Tage des Hallenhockeys
Kurz vor dem Thron verließen den RRK
die Kräfte – 80 Frankfurt Meister – Totaler Triumph für Hessen
Jetzt hat das hessische Hockey seine Hegemonie auch offiziell
auf die Halle ausgedehnt, in der es für die Mannschaften südlich
des Mains bislang bei den größten Ereignissen keine freudigen
Stunden gab: bei den Deutschen Hallenhockey-Meisterschaften am
Wochenende in der großzügigen Niedersachsen-Halle von Hannover
war der Triumph der Südhessen entgegen aller Prognosen der
Fachwelt geradezu total. Der SC 80 Frankfurt und der
Rüsselsheimer RK schalteten in einem allerdings
nervenaufreibenden und strapaziösen Weg zum Finale die
vielgerühmte west- und norddeutsche Konkurrenz aus, wobei der
Kraftakt, den die Männer um Fritz Schmidt vollbringen mussten,
allerdings schon mit dem Hinwegrollen eines Felsbrockens
verglichen werden kann, der nach zwei Spielen schon Hoffnungen
unter sich begraben zu haben schien. Diese Energien fehlten den
Rüsselsheimern dann in den Minuten der Entscheidung, als der SC
80 Frankfurt in einem Treffen von spielerischer Klasse und
fairem Geist mit 11:5 den Spieß von Bad Dürkheim bei den
süddeutschen Meisterschaften umdrehte: 11:5 für die "Achtziger",
also die deutsche Meisterschaft, Platz 2 und der Vizetitel für
den Rüsselsheimer RK.
Noch nie waren hessische Mannschaften Meister in der Halle
gewesen, jetzt düpierten sie die Konkurrenz. Den Experten blieb
nur die Erkenntnis: Deutschlands Hockey-Hochburg steht am Main,
wo der Rüsselsheimer RK als amtierender Meister auf dem Feld und
der SC 80 als Europacup-Sieger auch in der Freiluftsaison alles
gewannen, was zu gewinnen war." |
Die RRK-Bank in Hannover mit
Karl-Heinz Nuffer, Wolfgang Schneider, Masseur Karl-Heinz Bog,
Manfred Liebig, Coach Josef "Seppel" Schnur und Klaus Held |
Im Endspiel um
die Deutsche Hallenhockey-Meisterschaft 1972 in Hannover
verliert der RRK gegen den SC 80 mit 11:5
und wird "Deutscher Vizemeister"
Deutsche
Hallenhockey-Meisterschaft 1972 in Hannover: Sieger und Besiegte nach dem
11:5-Endspielsieg des SC Frankfurt 1880 gegen den Rüsselsheimer RK 08 bei
der Siegerehrung
(Horst Dröse/SC80, Ulrich Vogel/SC80, Detlev Kittstein/SC80,
Spielertrainer Fritz "Schimmi" Schmidt/RRK, Torwart Peter Kraus/RRK,
Wolfgang Baumgart/SC80, Rainer Seifert/RRK, Günter Dröse/SC80,
Wolfgang Beck/RRK, Martin Müller/RRK, Wolfgang "Wibbel" Schneider/RRK,
Friedrich "Frieder" Fleck/RRK, Wolfgang Molitor/RRK, Torwart Michael
"Mike" Martin/SC80, Klaus Held/RRK)
|
Spielszene mit Torwart Hofmann/SC80, Wolfgang Beck/RRK,
Detlev Kittstein/SC80 und Frieder Fleck/RRK |
Spielszene aus dem Finale mit Detlev
Kittstein/SC80, Günter Dröse/SC80, Fritz Schmidt/RRK und Manfred
Liebig/RRK |
Damit
dreht der SC
Frankfurt 1880 den Spieß wieder einmal um, dem RRK mit Peter Kraus,
Karl-Heinz "Utsche" Nuffer, Fritz "Schimmi" Schmidt, Friedrich
"Frieder" Fleck, Manfred "Polo" Liebig,
Rainer Seifert, Martin "Maddin" Müller, Wolfgang Beck, Klaus
Held und Wolfgang Schneider bleibt
die Deutsche Vizemeisterschaft im Hallenhockey.
Die
Generalversammlung am 4. März 1972 bringt eine Wachablösung im Vorstand.
Da der 1. Vorsitzende, der 2. Vorsitzende und auch der Schatzmeister
von ihren Ämtern zurücktreten, müssen neue Mitglieder gefunden werden,
die fähig und bereit sind, diese Aufgaben zu übernehmen. Wir zitieren
die "Main-Spitze":
Um
eine akute Führungskrise zu vermeiden:
Hans Eisen lud sich
schweren Herzens eine neue Bürde auf
Jetzt auch
Vorsitzender des Rüsselsheimer Ruder-Klubs – "Unser Verein ist
finanziell gesund"
Wie rar
heute die Bereitschaft geworden ist, in einem Verein an
verantwortungsvoller Stelle ehrenamtliche Arbeit zu leisten und
wie sehr in dieser Hinsicht gerade die junge Generation das
nötige Engagement verweigert, musste auch der Rüsselsheimer
Ruder-Klub in seiner Jahreshauptversammlung erkennen. Wenn sich
mit Hans Eisen, dem Leiter der Hockeyabteilung, schließlich doch
ein Nachfolger für den aus beruflichen Gründen zurückgetretenen
Vorsitzenden Heinz Vorfalt fand, dann nur, weil sich der ohnehin
schon über Gebühr in Anspruch genommene Chef der Hockeyabteilung
schweren Herzens zu einem zusätzlichen "Opfer" entschloss, in
der Gewissheit, damit eine schwerwiegende Führungskrise
vermieden zu haben. Auf die Dauer muss der Klub, der mit seinem
Anwesen und seiner von großen Erfolgen bestimmten Tradition zu
den renommiertesten in Rüsselsheim zählt, neue Kräfte
heranziehen, um nicht eines Tages in eine schleichende Krise zu
gleiten.
Hessenmeister
1972 in der Halle, die Seniorenmannschaft des RRK mit Winfried
Cezanne, Thomas Blivier, Hans Hermann, Walter Leichtweiß,
Otto Mack, Horst Pöppel, Rüdiger Weidmann und Bodo Schäfer |
Nicht
nur Heinz Vorfalt hatte sein Amt zur Verfügung gestellt, auch
der 2. Vorsitzende Günter Schmitt dankte aus familiären Gründen
ab, und Schatzmeister Gert Neumann kandidierte nicht mehr,
nachdem er sich – gemessen an der Wichtigkeit seiner Aufgabe –
im abgelaufenen Jahr zu wenig an den Sitzungen des Vorstands
beteiligen konnte.
Zum
Ersten Vorsitzenden wählten die rund 60 erschienenen Mitglieder
– wie erwähnt – Hans Eisen, der ausgerechnet die Stimmen der
Mitglieder der Hockeyabteilung nicht erhielt, aus naheliegenden
Gründen. In diesem Lager fürchtete man, der dynamische
Abteilungsleiter könne bei der kommenden Tätigkeit allzu stark
"zweckentfremdet" werden. Neuer Zweiter Vorsitzender wurde Dr.
Rainer Kobel, der die Ruderabteilung betreut, neuer
Schatzmeister der altgediente Willi Nold, seit langem dem RRK
eng verbunden. Die wichtige Wirtschaftskasse verwaltet weiter
Josef Saar, das Amt des Schriftführers übt Paul Schmitt aus. Als
Beisitzer fungieren die Herren Gerhard und Hermann Müller sowie
Ludwig Stolz.
360
Mitglieder zählt der RRK nach dem neuesten Stand. Die beiden
Abteilungen für Rudern und Hockey führen ein ausgeprägtes
Eigenleben. Besonders das der Hockeyspieler führte, wie Hans
Eisen in seinem Bericht ausführte, zu strahlenden Erfolgen, die
in der Rüsselsheimer Sportöffentlichkeit derart bekannt sind,
dass sie an dieser Stelle nicht mehr aufgezählt zu werden
brauchen. Aber nicht nur die erste Mannschaft feierte
Meisterschaftstriumphe, der auf rund 50 Köpfe angewachsene
Nachwuchs unter der Betreuung von Fritz Schneider, Martin Müller
und Wolfgang Beck bereitet den Verantwortlichen viel Freude.
Für die
Ruderabteilung konnte Günter Schmitt nicht auf solch
spektakuläre Erfolge verweisen, aber die zielstrebige
Breitenarbeit macht in der Abteilung Fortschritte, auch wenn der
zur Kloake entartete Main inzwischen für die Ruderer zum Graus
geworden ist. Hans Eisen sieht nur dann noch eine Zukunft für
die Abteilung, wenn es ihr gelingt, die allgemeinen
tiefgreifenden Strukturänderungen im Rudersport mit den
Möglichkeiten des Vereins in Einklang zu bringen.
Ein
einzelner Verein, so Eisen, ist heute den Anforderungen nicht
mehr gewachsen, und die Tatsache, dass allein im Frankfurter
Raum 22 Zellen eine Gemeinschaft bilden, zeigt den einzig noch
möglichen Weg mit einem Maximum an Kooperation.
Die
finanzielle Struktur des RRK bezeichnete Hans Eisen gestern der
"Main-Spitze" gegenüber als gesund. Es habe sich gezeigt, dass der mutige
Schritt des Klubs vor einigen Jahren mit dem Neubau des
Klubhauses richtig gewesen sei. Der Verein trage seine Schulden
systematisch ab und besitze dafür auf der anderen Seite ein
ansehnliches Anwesen.
Für die
gesellschaftlichen Bande innerhalb des Vereins wollen sich in
Zukunft die Vergnügungswarte Hans Müller und Georg Franke
einsetzen, die den Vorstand komplettieren. |
Wie schon des öfteren in der Nachkriegs-Geschichte des RRK taucht wieder einmal die Idee des Baus von Tennisplätzen am
Bootshaus auf; erste Gespräche werden geführt.
Über Ostern
steigt am Sommerdamm die Qualifikation für die Endrunde des
Hockey-Europapokals der Landesmeister. Der RRK siegt 4:0 über den SC
Budapest und 7:1 über den HC Wien und ist damit für die Endrunde an Pfingsten
in Frankfurt qualifiziert. Da der 1.
Tabellenplatz in der Süd-Bundesliga und damit das Finale um die
Deutsche Meisterschaft nicht mehr erreicht werden kann,
konzentriert sich alles auf die Europacup-Endrunde der zwölf
besten europäischen Mannschaften. Die Gruppenspiele werden in vier
Gruppen zu drei Mannschaften ausgetragen. Nach
einem 10:0-Kantersieg über die Iren aus Lisburn reicht dem RRK ein
Unentschieden gegen den spanischen Meister Egara Terrassa Barcelona, um
als Gruppenerster in das Halbfinale einzuziehen. Und hier kommt es dann zu einer
dramatischen Begegnung, doch lassen wir die Presse berichten:
Hockey-Europacup bleibt in
Frankfurt
5:1 im Finale gegen Eindhoven – Nur
Rüsselsheim gefährdete den SC 80
Der SC Frankfurt 1880 wurde auf der
sonnenüberfluteten Anlage an der Adickesallee in Frankfurt zum
zweiten Mal Sieger des Europacups der europäischen Landesmeister.
Vor 4.500 Zuschauern erfüllten die Frankfurter die in sie gesetzte
Favoritenrolle und besiegten im Finale den holländischen Meister
HTCC Eindhoven mit 5:1. Dritter im Klassement wurde der
Rüsselsheimer RK, der den tschechischen Meister Slavia Prag mit
6:1 besiegen konnte und damit unterstrich, dass Hessen und damit
die Bundesrepublik Deutschland zur Zeit die Hochburg des
europäischen Hockeys ist.
Szene aus dem spannenden Halbfinale, dem vorweggenommenen
Endspiel, um den Europapokal der Landesmeister 1972 in
Frankfurt zwischen dem SC Frankfurt 1880 und dem RRK, das
der SC 80 im Siebenmeterschießen schließlich glücklich für
sich entscheiden kann (Helmut
Köhler, Wolfgang Nehb, Walter Leichtweiß, Herbert Wimmers,
Wolfram Jirzik, Paul Lissek) |
Das
vorweggenommene Endspiel lief bereits am Sonntagnachmittag vor fast
4.000 Zuschauern zwischen den beiden hessischen Spitzenvereinen der
Bundesliga Gruppe Süd, dem Cup-Verteidiger SC 1880 und dem
amtierenden deutschen Meister Rüsselsheimer RK. In diesem Treffen
voller Dramatik sah man alle Höhen und Tiefen, die beide Mannschaften
in einer wahren Nervenschlacht durchmachen mussten.
Zum Schluss war es dann der "Held von Rom", Mike
Martin, im 80er Tor, der die Voraussetzungen für den Einzug der
Frankfurter ins zweite Cupfinale schaffte. Wie vor einem Jahr im
Velodrom der italienischen Hauptstadt standen er und diesmal mit ihm
der Rüsselsheimer Nationalhüter Peter Kraus, nachdem die reguläre
Spielzeit ein 2:2 und die Verlängerung ein 3:3 ergeben hatte, beim
Siebenmeterschießen im Blickpunkt des Geschehens.
Aber diesem
Siebenmeterschießen ging schon ein wahrer Hitchcock voraus. Nach 17
Minuten musste Herbert Wimmers bereits die erste Rüsselsheimer
Strafecke von der Linie holen. Aber bereits fünf Minuten später hieß
es 1:0 für Rüsselsheim. Liebig hatte die zweite Strafecke auf das
80er Tor gefeuert, den zurückkommenden Ball jagte Fritz Schmidt zur Führung
ins Tor. Dann versuchten es die Frankfurter in den letzten Minuten vor
der Pause, aber zwei Strafecken brachten nichts ein und bei der
dritten – sofort nach Seitenwechsel – machte der nervöse Baumgart
einen Handfehler. In der 40. Minute schien es für Rüsselsheim
gelaufen. Schmidt brachte Seifert prächtig in Position und schon hieß
es durch ihn 2:0 für den Meister aus Rüsselsheim.
Nun blies
Kurt Wimmers zum Frankfurter Großangriff. Und bereits in der 41.
Minute wurde er von der Rüsselsheimer Deckung zu spät gebremst und
erzielte das 1:2. Nun übernahmen die Frankfurter klar das Kommando,
erhielten innerhalb von 13 Minuten sechs Strafecken, doch Torhüter
Kraus wuchs über sich hinaus und zeigte eine Parade nach der anderen.
Gegen den im Fallen von Günter Dröse eingeschobenen Nachschuss der
neunten Frankfurter Strafecke war aber auch er machtlos. Die 1880er stürmten
weiter. Aber obwohl Seifert auf Zeit vom Platz musste, blieb es beim
2:2 Endstand.
Das
bedeutete Verlängerung: sie war noch keine drei Minuten alt, da
spielte sich Baumgart durch und erzielte das 3:2 für 1880. Dieser
Treffer erhitzte die Gemüter, da der lange "Baum" vor dem
Abschluss die Kugel mit dem Fuß berührt haben sollte. Aber
Schiedsrichter Tinto (Italien) blieb bei seiner Entscheidung. Rüsselsheim
setzte alles auf eine Karte, und in der 75.
Minute jagte Liebig eine weitere Strafecke zum 3:3 ins
Frankfurter Netz. Die 1880er nahmen im Hinblick auf ein etwaiges
Siebenmeterschießen Martin als Torhüter für Hofmann ins Spiel und
tatsächlich war dies der große Schachzug. Nach dem 3:3 beim Ende der
Verlängerung traten Günter und Horst Dröse, Kittstein, Kurt Wimmers
und Baumgart für 1880, Schäfer, Liebig, Seifert, Beck und Schmidt für
Rüsselsheim zum Siebenmeterschießen an. Günter Dröse und Baumgart
trafen für den SC 80, Seifert und Beck für Rüsselsheim. Es stand
also 2:2 und der Tanz begann von vorne. Wieder Günter Dröse und dann
Kittstein brachten die 80er 4:2 in Front, aber Seifert und Beck gelang
erneut der Ausgleich. Dann fiel die Entscheidung. Während Baumgart zum
5:4 einschlenzte, meisterte Martin den Schuss von Schmidt und der
SC 1880 war erneut im Cup-Finale. |
Bei den Olympischen
Spielen im August und September in München sind drei Spieler des
RRK in der deutschen Hockey-Nationalmannschaft dabei: Peter Kraus,
Fritz Schmidt und Rainer Seifert. Nach einem hart erkämpften
2:1-Gruppensieg über den Olympiasieger von 1960 und 1968, Pakistan,
bei dem Peter Kraus im Tor, der "Held von München",
zwei Siebenmeter der Pakistani abwehrt, zieht die deutsche Mannschaft
mit 13:1 Punkten ins Halbfinale ein.
Nach diesem denkwürdigen Spiel gegen Pakistan schreibt die
"Main-Spitze" folgendes Porträt:
Peter Kraus 1972 in München |
Porträt Peter
Kraus
Seine Mannschaftskameraden trugen ihn auf den
Schultern vom Platz und er wurde gefeiert, als hätte er soeben
die Goldmedaille für Deutschland im olympischen Hockeyturnier
gewonnen. Mit zwei reaktionsschnellen Paraden hatte der
31-jährige Rüsselsheimer Nationaltorhüter Peter Kraus beim
Spielstand von 2:1 zwei Siebenmeter kurz hintereinander
"getötet" und damit den Sieg gegen den Olympiasieger und
Weltmeister Pakistan im Vorrundenspiel gerettet. Siebenmeter im
Hockey entsprechen dem Elfmeter beim Fußball und für die Abwehr
eines scharf geschlenzten Balles bleiben nur Sekundenbruchteile.
"Ich konzentriere mich dabei nur auf den
Ball" verrät der 1,78 Meter große und 85 Kilogramm schwere
Rüsselsheimer sein Erfolgsgeheimnis als gefürchteter "Siebenmeter-Töter".
Kraus, der als Hesse eine "bayerische Bierruhe" ausstrahlt,
sieht es so. "Ein Torhüter hat in dieser Situation nichts zu
verlieren. Die größere Nervenbelastung ruht auf dem Schützen.
Als Kraus den ersten Siebenmeter des Pakistani Anwar abgewehrt
hatte, und dieser zum zweiten Mal zum Duell gegen ihn antrat,
dachte Kraus für sich, "ein 2:2 gegen Pakistan reicht ja auch".
Doch dann hielt der Rüsselsheimer, der seinem Gegner in diesem
Duell "nicht in die Augen sieht, sonst geht die Konzentration
auf den Ball verloren", auch den zweiten Siebenmeter. |
Im Halbfinale gewinnt die deutsche Mannschaft mit 3:1 über Holland und
trifft im Endspiel um den Olympiasieg wieder auf Pakistan, dem ein 2:0
über Indien gelingt. Durch einen 1:0-Sieg holt sicht die deutsche
Mannschaft in einem hektischen Spiel, das schließlich bei der
Siegerehrung mit einem Skandal endet, heraufbeschworen durch
unsportliches Verhalten der Pakistani, Olympisches Gold. Hier
eine Schilderung des Geschehens im Endspiel:
Olympisches Gold für deutsche
Hockeyspieler
Ein Schuss verändert die
Hockey-Welt. Es ist rund Viertel nach eins, als das
Hockey-Olympiastadion von München das erste Mal von einer
Freudenwelle geschüttelt wird. Der überwiegend deutsche Teil der
mit knapp 16.000 Zuschauern restlos gefüllten Tribünen bejubelt
das erfolgreiche Geschoss von Michael Krause. Der
Strafeckenspezialist der von Werner Delmes geführten Mannschaft
hat in der 60. Spielminute des olympischen Endspiels zwischen
Deutschland und Pakistan erfolgreich zugeschlagen. Die vierte
deutsche Strafecke – exakt von Kapitän Carsten Keller
hereingeschoben, von Uli Vos einige Meter innerhalb des
Schusskreises elegant mit der Hand totgestoppt und von Michael
Krause mit hartem Schuss halbhoch an Torhüter Saleem Sherwani
vorbei im gegnerischen Tornetz versenkt – sorgt für die
1:0-Führung des Europameisters, der danach noch bange zehn
Minuten zu überstehen hat.
Mit wütenden Gegenangriffen reagiert
der amtierende Weltmeister und Gold-Titelverteidiger auf das
Tor. Doch den Grünhemden bleibt der Erfolg versagt. Später
schiebt die pakistanische Mannschaft die Schuld auf die beiden
Unparteiischen aus Argentinien und Australien ("Eine unmögliche
Schiedsrichterleistung. Wir sind um den Sieg bestohlen worden",
sagt Teammanager Chaudhry) und hat auch während der Siegerehrung
ihre Enttäuschung noch nicht im Griff. Dann ist Schlusspfiff.
Ein zweiter Freudenorkan zieht durchs Stadion. Deutschland ist
Olympiasieger. Das erste Mal. Und erstmals seit 1928, also nach
über vier Jahrzehnten, heißt der olympische
Hockey-Goldmedaillengewinner nicht Indien oder Pakistan. Michael
Krauses Treffer hat die asiatische Vorherrschaft im Welthockey
gebrochen. Wahrlich ein Schuss, der die Welt veränderte." |
Olympische
Spiele 1972 in München: Peter Kraus "tötet" im Gruppenspiel
gegen Pakistan auch den zweiten Siebenmeter und Deutschland
siegt 2:1. |
Die
Entscheidung ist gefallen! Die deutsche
Hockey-Nationalmannschaft ist Olympiasieger 1972 (Peter Trump,
Peter Kraus) |
Empfang der Rüsselsheimer Goldmedaillengewinner
durch den Magistrat der Stadt Rüsselsheim (hinten: Dieter Rieke,
Dr. Karl-Heinz Storsberg, Josef Schnur, Friedrich Mickler, Hans Eisen, Dieter
Nachtigall, Ursula Kraus; vorn: Peter Kraus, Ingrid Mickler-Becker,
Fritz Schmidt, Rainer Seifert) |
Einen großen Empfang
bereitet der Magistrat der Stadt Rüsselsheim den erfolgreichen
Teilnehmern an den Olympischen Spielen in München. Schon frühzeitig
hat sich eine größere Zahl Schaulustiger auf dem Marktplatz
versammelt, die den Medaillen-Trägern zujubeln wollen. Zuerst kommt
Ingrid Mickler-Becker im roten BMW mit ihrer flotten gelben
Olympia-Kleidung. Sie gewann ihre Goldmedaille in der 100-Meter-Staffel. Es folgen in Begleitung des Abteilungsleiters und RRK-Vorsitzenden Hans Eisen und des Coachs Josef Schnur die
erfolgreichen Drei aus der Rüsselsheimer Hockeymannschaft: Fritz
Schmidt, der Pechvogel, der durch eine Verletzung am Mittelhandknochen
nur an einem Spiel teilnehmen konnte, Rainer Seifert und Peter Kraus,
der sich im Tor hervorragend bewährte. Gold für Deutschland im Hockey
haben sich alle drei gewünscht, doch es kam fast ein wenig unerwartet.
Um so strahlender zeigen sich alle vier Olympia-Teilnehmer bei der
Begrüßung durch den Magistrat. Bürgermeister Dr. Karl-Heinz Storsberg
spricht den Medaillenträgern seine Glückwünsche aus und überreicht im
Namen des Magistrats Blumen und Präsente.
Im Herbst
beendet der RRK die Vorrunde der Süd-Feldhockey-Bundesliga auf dem 1.
Platz. In der neu eingeführten Hallenhockey-Bundesliga wird auch der
RRK platziert.
Das Rudern
im RRK steht eindeutig im Schatten des Hockeysports. Die
Trainingsleitung liegt in den Händen von Dr. Rainer Kobel und Ulrich
Vorfalt. Die Saison wird am 23. April 1972 eröffnet mit dem Anrudern
verbunden mit einer Bootstaufe. Ruder-Abteilungsleiter Günter
Schmitt tauft einen Renneiner auf den Namen des RRK-Ehrenmitglieds "Fritz
Brumme" sowie zwei Kunststoff-Skiffs auf die Namen "Pip"
und "Karl" zu Ehren des Ehrenmitgliedes
Friedrich "Pip" Traiser und des verdienten Mitglieds Karl Pöppel.
Für den RRK gehen auf den zunächst anstehenden Regatten
folgende Mannschaften an den Start: Ein Seniorvierer mit Helmut
Schumacher, Hans-Peter Kraft, Horst Kamke, Reinhard Kober und Stm.
Harald Wimmer, dann ein Jugendvierer im Vierer-ohne mit Manfred
Gerlach, Klaus Kraft, Heinz Nold und Guido Petri sowie ein
Jugendvierer im Gigboot mit Michael Walther, Michael Seipp, Karl-Heinz
Schwarzer, Kurt Hofferberth und Stm. Reinhold Richter. Es werden
die Regatten in Wesel, Flörsheim, Lauffen und Gießen besucht, jedoch
es gelingen nur Platzierungen aber kein Sieg. Dann folgt die Regatta Worms
auf einem Bibliser Baggersee und der Hofferberth-Vierer landet den
ersten Sieg. Es folgen die Regatten in Breisach und Hanau, wo der RRK
erstmals mit seinen beiden Jugendvierern auch im Achter an den Start
geht. Doch trotz guter Leistungen kann nur die Jugend im Gigvierer in
Breisach einen Sieg verbuchen. Dann folgen die Deutschen Jugendmeisterschaften
auf dem Baldeneysee in Essen. Der RRK meldet seinen Jugendvierer im
Vierer-ohne. Wir zitieren die "Main-Spitze":
Der RRK-Jugendvierer 1972 mit Manfred Gerlach, Klaus Kraft, Heinz Nold
und Schlagmann Guido Petri |
Junioren-DM Essen
RRK beim Junior-Vierer auf Rang 6
Zweitbester Vierer-ohne in
Süddeutschland
Mit dem Ergebnis, das der
Junior-Vierer ohne Steuermann des RRK auf den Deutschen
Juniorenmeisterschaften am 1. und 2. Juli auf dem Baldeneysee in
Essen erzielte, kann die Ruderabteilung zufrieden sein. Guido
Petri, Heinz Nold, Klaus Kraft und Manfred Gerlach erreichten
für den RRK zum ersten Mal wieder seit 14 Jahren die Teilnahme
am Endlauf um eine Deutsche Juniorenmeisterschaft.
Da der Sieger des Vorlaufes bereits
vor dem Start feststand, nämlich die Rudergemeinschaft
Frankfurt, mussten die Rüsselsheimer taktisch klug fahren, um
über den Zwischenlauf in den Endlauf zu gelangen. Mit Berlin und
Bremen hatte man außer Frankfurt noch zwei sehr starke
Länderkampf-Teilnehmer zum Gegner. Auf den ersten 750 m ruderte
man im RRK-Boot mit voller Kraft, Frankfurt und Berlin lagen
klar in Führung. Bremen und Rüsselsheim lagen etwa eine Länge
auseinander. Um die Kräfte für den Zwischenlauf zu schonen,
unterließ es der Petri-Vierer, mit den Bremern um Platz 3 und 4
zu kämpfen und ruderte "locker leicht" ins Ziel.
Im Zwischenlauf kam es darauf an,
unter die ersten vier Boote zu kommen, um am Finale teilnehmen
zu können. Sofort nach dem Start setzte sich der RaW Berlin und der PSV
Bremen an die Spitze, gefolgt vom RC Hamm, dem RRK und dem
Neusser RV. Der RV Gelsenkirchen fiel gleich zurück. Das
RRK-Team hatte gut daran getan, als es sich am Vormittag für
diesen Lauf schonte, denn bis 600 m führte der RC Hamm eine
Bootslänge vor Rüsselsheim und Neuss. Doch dann schoben sich die
Rüsselsheimer an Hamm heran. Neuss schloss mit einem
Zwischenspurt auf und setzte sich an die Spitze des
Verfolgerfeldes. Nun schob der RRK seine Bugspitze in Führung,
bei 1.000 m aber führte Hamm erneut. 250 m vor dem Ziel war das RRK-Boot plötzlich um eine Länge zurückgefallen. Und im
Rüsselsheimer Lager glaubte nun keiner mehr an eine
Qualifikation zum Endlauf. Doch die Ruderer Guido Petri, Heinz
Nold, Klaus Kraft und Manfred Gerlach zogen zu einem
hervorragenden Endspurt an, schoben sich unaufhaltsam an Neuss
vorbei und belegten mit einem Abstand von 1,2 Sek. vor Neuss und
0,8 Sek. hinter Hamm den 4. Platz, was gleichzeitig die
Teilnahme am Endlauf bedeutete. Somit war die RRK-Vertretung am
Ziel ihrer Erwartungen.
Platzierungen im Meisterschafts-Endlauf:
1. Rudergemeinschaft Frankfurt, 2. RaW Berlin, 3. PSV Bremen, 4.
RV Siemens Berlin, 5. RC Hamm, 6. Rüsselsheimer RK |
Anschließend wird nur
noch
die Herbstregatta in Frankfurt besucht. Bei 32 Regattastarts können
am Ende nur 2 Siege und 17 zweite Plätze erreicht werden.
Beim Anrudern der
RRK-Ruderabteilung tauft Abteilungsleiter Günter Schmitt drei
Boote auf die Namen "Fritz Brumme", "Pip" und "Karl" |
Der RRK-Jugendachter 1972,
hier
mit Bernd Weiser, Michael Walther, Michael Seipp, Kurt Hofferberth, Manfred Gerlach, Klaus Kraft, Heinz Nold, Guido
Petri und am Steuer Trainer Ulrich Vorfalt |
Beendet wird die Rudersaison mit dem
Abrudern, bei dem wie schon im Vorjahr Harald Ruppert Klubmeister
im Einer wird.
Im Mittelpunkt des festlichen RRK-Herbstballs im Bootshaus
steht die Ehrung der Olympiateilnehmer und Goldmedaillengewinner
Peter Kraus, Fritz Schmidt und Rainer Seifert, die
mit der RRK-Vereinsnadel in Gold für besondere Verdienste
ausgezeichnet werden. RRK-Vorsitzender Hans Eisen geht in seiner
Begrüßungsrede noch einmal auf die Leistungen der drei Spieler ein,
wobei er vor allem die sportliche Größe des in München wegen einer
gebrochenen Hand nicht einsatzfähigen Fritz Schmidt lobt. Beim Ball,
zu dem sich auch Bürgermeister Dr. Karl-Heinz Storsberg,
MdB Dr. Schmitt-Vockenhausen, MdB Otto Zink,
Kreisbeigeordneter Skala sowie viele Freunde und Mitglieder
eingefunden haben, wird auch eine große Zahl von RRK-Jubilaren geehrt.
Für 50-jährige Mitgliedschaft ist es Wilhelm Hummel, für 40 Jahre ist
es Josef Schnur und für 25 Jahre sind es Helmut Dehn,
Werner Grün, Hans Pfeifer, Karl-Heinz Weiß,
Margret Grass, Prof. Dr. Philipp Gütlich, Heinz Ihrig,
Reinhold Brumme und Hans Hermann.
Der
Stadtverband für Leibesübungen wählt Ende des Jahres den
Olympiasieger Peter Kraus zum "Sportler des Jahres
1972" in Rüsselsheim. Die Stadt Rüsselsheim ehrt Georg
Franke und Karl Saar durch Überreichung des Ehrenbriefes
für ihr ehrenamtliches Engagement im RRK.
Und noch eine große
Ehre wird den drei Olympioniken des RRK am Ende des Jahres zuteil, sie
werden von den Sportjournalisten Deutschlands zusammen mit der
Hockey-Nationalmannschaft zur "Mannschaft des Jahres 1972"
gewählt und im Kurhaus von Baden-Baden gekürt.
Der RRK
verliert 1972 durch den Tod einen der Treuesten und Aktivsten, das
Ehrenmitglied und Ehrenvorstandsmitglied Friedrich Traiser, im
Freundeskreis "Pip" genannt. Unermüdliche, jahrzehntelange
Tätigkeit im Ruderverein Rüsselsheim und im Rüsselsheimer
Ruder-Klub 08 in fast allen Vorstandsämtern, seine Ideale Treue,
Opfersinn und Kameradschaft immer voranstellend, machen ihn
unersetzlich.
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