Obwohl das Jahr 1949 endlich die Möglichkeit
bringt, wieder in Rüsselsheim zu trainieren, und die RRK-Aktiven
damit nicht mehr unbedingt auf die Gastfreundschaft eines
Nachbarvereins angewiesen sind, wird die bis dahin so
erfolgreiche Zusammenarbeit mit dem Flörsheimer
Ruderverein beibehalten. Als Nachteil hat sich bisher
herausgestellt, dass es für eine Renngemeinschaft nach
den Satzungen des Deutschen Ruderverbandes nicht möglich
ist, gegebenenfalls einen der wertvollen Wander- oder Herausforderungspreise zu
gewinnen. Es entsteht daher der Plan, die Aktiven und
Funktionäre der beiden Nachbarvereine in einem neu zu gründenden
Verein zusammenzufassen, der mit eigenen Statuten
Mitglied des Deutschen Ruderverbandes werden kann. So
kommt es im Februar 1949 zur Gründung der Rudergemeinschaft Flörsheim-Rüsselsheim
(RFR). Durch Vertrag vom 11. März 1949 wird zwischen RRK und
FRV diese enge sportliche Zusammenarbeit zunächst bis Ende 1952
vereinbart.
Nach der Satzung der Rudergemeinschaft, die auch von
den beiden Stammvereinen in den Generalversammlungen
anerkannt wird, stellen der Rüsselsheimer Ruder-Klub
und der Flörsheimer Ruderverein die aktiven Ruderer,
Trainer, Bootsmaterial und einen bestimmten Prozentsatz
ihrer Einnahmen der Rudergemeinschaft zur Verfügung, die
damit das Training, den Regattenbesuch und die
Ausrichtung der Regatten bestreitet. Die
Rudergemeinschaft wählt zu ihrem Präsidenten den
geistigen Vater dieses neuen Vereins, Georg von
Opel. Die Leitung des Trainings obliegt, wie
seit vielen Jahren bereits, Trainer Fritz Brumme, dem
Friedrich Traiser, Gerhard Ruppert, Georg Hofmann,
Philipp Wagner und Max H. Ehlert als Ausbilder zur Seite
stehen.
Am 26. März 1949 findet die ordentliche Generalversammlung des RRK im
Gasthaus "Zum Löwen" statt. Der seitherige 1.
Vorsitzende, Joseph Grass, legt aus
gesundheitlichen Gründen sein Amt nieder. Die
Versammlung wählt ihn zum Ehrenvorsitzenden
des Rüsselsheimer Ruder-Klubs 08. Als sein Nachfolger nimmt
Dr. Karl Renker das Steuer des Vereins
in die Hände.
Bis zum Frühjahr ist der in Eigenhilfe erstellte Bau der neuen
Bootshalle unterhalb des RRK-Geländes so weit
gediehen, dass sie am 24. April 1949 anlässlich des Anruderns der
Rudergemeinschaft eingeweiht werden kann. Mit finanzieller Unterstützung
der Stadt Rüsselsheim kann vorher noch eine neue
Anlegepritsche beschafft werden. Wir zitieren die "Main-Spitze":
Einweihung der neuen Bootshalle des RRK beim Anrudern der
RuGem Flörsheim-Rüsselsheim am 24. April 1949 |
Rüsselsheims Ruderer im eigenen Heim
Das neue Bootshaus wurde eingeweiht – Verpflichtung für 1949
Der Rüsselsheimer Rudersport hatte seinen
großen Tag. In einem festlichen Rahmen zog der Rüsselsheimer
Ruder-Klub eine Veranstaltung auf, die in ihrem Ausmaß und ihrem
Verlauf im Beisein von weit über 1000 Zuschauern an die großen
Ruderfeste der Vorkriegszeit erinnerte. Reicher Flaggenschmuck
grüßte vom neuen Bootsplatz, auf dem sich jetzt eine massive
Bootshalle erhebt, die auf einer Fläche von 32,5 mal 7 Meter
neben der eigentlichen Bootslagerung die Ankleide- und
Werkstatträume umfasst. Für acht Boote und 60 Ruder ist
Unterbringungsmöglichkeit geschaffen. In nahezu zweijährigem
Selbstbau durch die Mitglieder und unter Aufbringung geldlicher
Opfer ist durch eigene Kraft ein Heim entstanden, von dem aus
sich nun wieder ein reger Ruder- und Trainingsbetrieb entwickeln
wird.
Auf dem Vorgelände lagen grünbekränzt drei neue Boote, ein
ranker Alu-Rennvierer, den das Mitglied Georg von Opel seinem
Klub gestiftet hat, ein 78-cm-Gig-Riemen-Vierer, der auch als
Doppelvierer verwendbar ist, und ein Alu-Renn-Einer.
Nach der Begrüßung durch den neuen
Klub-Vorsitzenden Dr. Karl Renker, der die bisherige
Aufbauarbeit aufzeichnete, erfolgte die Schlüsselübergabe der
Bootshalle durch Karl Etter. Anschließend nahm Landrat Harth die
Taufe der Boote vor. Seine Worte klangen aus in dem Wunsch, dass
in dem vom Rhein und Main umspülten Kreisgebiet auch an anderen
Plätzen der Rudersport bald Fuß fassen möge. Der Alu-Vierer
erhielt in Erinnerung an das frühere Ehrenmitglied Carl von Opel
den Namen "Carl", der Gig-Vierer wurde zu Ehren des verdienten
Mitgründers und Ehrenvorsitzenden Joseph Grass auf dessen Namen
und das Alu-Skiff "Möve" getauft. Beigeordneter Schmitt
überbrachte die Glückwünsche der Stadtverwaltung, in die er den
besonderen Wunsch einschloss, dass es dem Klub vergönnt sein möge,
sein bisheriges großes Bootsbaus bald freizubekommen. Für den
deutschen Arbeitsausschuss Rudern sprach dessen Geschäftsführer,
für den Flörsheimer RV dessen Vorsitzender. Dann nahmen der Klubvorsitzende und der Trainingsleiter Brumme
die Verpflichtung von 23 Jugendruderern sowie 20 Frauen
(einschließlich Jugendruderinnen) vor, die mit weiteren
Jugendlichen aus Flörsheim und den 37 Aktiven (darunter 17
Senioren) als Rudergemeinschaft FIörsheim-Rüsselsheim ihre
Heimat auf den Regatten vertreten werden. Unter diesem Namen
sind alle an den Start gehenden Ruderer und Ruderinnen der
beiden weiter bestehenden Vereine RRK und FRV zusammengefasst.
Den Abschluss der Feier bildeten eine Auffahrt der Ruderer, an
welcher sich die Meister-Achtermannschaft 1948, ferner sechs
Vierer, drei Zweier und zwei Einer beteiligten. |
Das Rudertraining, das mit der offiziellen Verpflichtung
von etwa 100 Ruderern der
Rudergemeinschaft beginnt, findet für die Senioren vom
neuen Flörsheimer Bootshaus aus statt. Die Nachwuchswerbung
fällt in Rüsselsheim auf guten Boden. Die Ruderarche muss
am RRK-Bootshaus stationiert werden, um alle Anfänger
einigermaßen ausbilden zu können. Im Training sind zunächst der
Meisterachter des Vorjahres, ein Jungmann-Vierer, zwei bis drei Dutzend
jugendliche Anfänger, ebensoviel Frauen und Mädchen sowie ein
AH-Achter.
Die Deutschen
Meister im Achter des Jahres 1948, damals noch Renngemeinschaft FRV/RRK,
zu Beginn der Rudersaison 1949 mit Georg Boller (RRK), Adam Munk (FRV),
Wilfried Seipp (RRK), Karl Bauer (FRV), Georg Schneider (FRV),
Adam Stieglitz (RRK), Georg von Opel (RRK), Schlagmann Erich Kohl (FRV) und Stm. Hanswalter Messer (FRV) |
Plakat der RFR
für die Pfingstregatta 1949 in Flörsheim |
Die von der Rudergemeinschaft Flörsheim-Rüsselsheim organisierte große Flörsheimer
Pfingstregatta wird durch eine nie gekannte
Propaganda vorbereitet und durch Pläne und Finanzierung
von Georg von Opel ermöglicht. Sie bringt am 5. und 6.
Juni 1949 mehr als zehntausend Zuschauer auf
die Beine, die durch Ruder-Wettkämpfe (Normal- und Kurzstreckenrennen), Wasserski,
Kunstspringen und sogar ein Rudertoto der Staatlichen Sportwetten GmbH angelockt werden.
Wir lassen den bekannten Rundfunksprecher Ernst Nebhut in der "Frankfurter
Rundschau" eine Zusammenfassung
des Ereignisses geben:
Mit Kind und
Kegel bei Flörsheims Pfingstregatta
Man fuhr mit großen Erwartungen zur Pfingstregatta der
Rudergemeinschaft Flörsheim-Rüsselsheim. Und immer mit einem
bangen Blick nach dem Himmel, dem nicht zu trauen war. Als dann
die Busse, Züge und Sonderzüge in Flörsheim ankamen, suchten
alle Augen nach dem Neuen, nach den Sensationen, von denen man
soviel geredet hatte. Was man zunächst entdeckte, war nicht neu,
aber großartig. Es war das Bild einer Regatta, wie wir es aus
alten Illustrationen der "Gartenlaube" kennen. Man hatte den
Eindruck, als gäben nicht die Ruderer, sondern der Fluss
selbst und die beschauliche Landschaft am Untermain ein
Fest.
Alle Schiffe und Kähne auf dem Main trugen nach altem Herkommen
Wimpel, Fahnen wehten. Die grünen Ufer waren mit leuchtenden
Farben durchwirkt, modern und heutig wirkten nur die im Wind hin
und her wehenden Reklameballons. Jedenfalls verriet schon dieser
erste Eindruck der Strecke und des Regattaplatzes, dass es den
Vätern der Veranstaltung gelungen war, ein Volksfest zu
inszenieren.
Das fing schon In Flörsheim an, wo alle Häuschen mit Fähnchen
und Girrlanden dekoriert waren. Und wer den Blick dafür hatte,
konnte feststellen, dass die „Familie mit Kind und Kegel" die
Ufer bevölkerte. Während der Vater mit der Uhr in der Hand die
Schläge der Meistermannschaften nachzählte, fuhr sein jüngster
Sprössling im Karussell hinter dem Regattaplatz herum. Die
lockenden Anpreisungen des Wurstverkäufers klangen in die
Mitteilungen des Lautsprechers vom Stand der Rennen hinein. Im
Schuppen standen siegreiche Mannschaften, noch berauscht von
Ihrem Erfolg, bei Ihren Booten, und gar nicht weit davon konnte
man das Familienleben der "fahrenden" Leute in den Wohnwagen mit
Hühnern und Hunden beobachten. Der große Wurf war also gelungen,
alles war einträchtig beieinander: alte Ruderer mit den immer
noch abtrainierten Gesichtern unter den schmucken Mützen und die
hessische Bäuerin aus der Umgebung, die vorher noch nie ein
Rennboot gesehen hatte.
So beifällig man das Wasserspringen,
"Skilaufen" auf dem Main aufnahm – der große Augenblick blieb
der Bord-an-Bord-Kampf der Boote. Die Kurzstreckenrennen bilden
in jedem Fall eine Bereicherung und eine Belebung des Programms,
aber das Herz des Sportsmanns schlägt erst richtig, wenn eine
Mannschaft, nachdem sie bereits 1.500 m mörderischen Kampfes
hinter sich hat, zum aufopfernden Endspurt erwacht. Es gab manche unbeabsichtigte Einlagen. so das Sinken des
Vierers der Limburger und die verfrühte Siegesfreude des
unverwüstlichen „Gummi-Schäfer", der jubelnd die Arme über den
Kopf warf, bis man ihn aufklärte, dass nicht er, sondern Horst
Wilke als erster durchs Ziel gegangen sei. Und umgekehrt war es
rührend, als ein Jungmann-Vierer, dessen Mannschaft mit
hängenden Köpfen im Boot saß, verspätet von seinem Siegerglück
erfuhr, und wie dann ein Aufrichten und Leuchten durch das Boot
ging.
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Wettschein der "Toto-Pfingst-Ragatta"
der Staatlichen Sportwetten GmbH, Hessen, bei der
Pfingstregatta in Flörsheim 1949 |
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Gummi-Schäfer hätte den Kurzen Einer beinahe gewonnen, nachdem
der führende Opel einem Fährboot zu nahe kam. Das Zielgericht
aber hatte den deutschen Meister Wilke zuerst gesehen, der so
neben seinem Sieg auf der langen Strecke über Götz-Hannover auch
noch diesen Erfolg errang. Mit Zentimeterabstand schlugen die
Germanen Hüllinghoff-Glock im Riemenzweier-ohne die Meister Gresch-Konrad auf der kurzen Strecke, nachdem sie über die lange
Distanz bereits mit sieben Längen gewonnen hatten. Der
Reichertsche "Erste Senior-Meistervierer" unterlag gegen die viel
leichteren Hannoveraner. Der Mannheimer Endspurt kam zu spät.
Ebenso ging es den leichten Flörsheim-RüsseIsheimer Senioren im
Vierer-ohne. Ganz knapp hatte nach verbissenem Kampf Duisburg
die Nase vorn, gefolgt von Gelsenkirchen. Viel Freude bereitete
der Sieg der alten Frankfurter Germania-Herren, die damit den 5.
Sieg für ihren Verein an diesem Tag herausruderten und ihn damit
an die Spitze aller Vereine brachten. Höhepunkt war der Große
Achter. Der Meister aus Flörsheim-Rüsselsheim galt als Favorit,
sein gefährlichster Gegner, die neuen Mannen aus
Mannheim-Ludwigshafen konnten allerdings gar nicht in die
Entscheidung eingreifen. Die Flörsheimer hatten sich mit der RG
Düsseldorf-Benrath auseinander zu setzen, das junge Nachwuchsteam
verlangte dem Meister alles ab und erst auf den letzten Metern
konnte er sich mit einer halben Länge distanzieren. Dazwischen brauste Heli Lantschner mit seinen beiden Kameraden
auf springenden Wasserskiern hinter den jagenden
Motorbooten her, der Weltrekordmann von Mayenburg raste mit
seiner "Mathea V" über den Main, und die Meister Paula Tatarek,
Acki Walter und Günter Hase sprangen vom Fünfmeterbrett in das
noch etwas kühle und vom Wind verwühlte Nass. |
Die Rudergemeinschaft kann auf ihrer Heimregatta auf dem vertrautem
Gewässer in sieben Rennen siegen. Es folgen die Regatten in Esslingen (4
Siege), Eltville (3 Siege) und dann Mannheim (1 Sieg), wo sich der
Achter der RuGem an beiden Tagen der Renngem. MRG Baden / Ludwigshafener
RV klar geschlagen geben muss. Bei der folgenden Frankfurter Ruderregatta
(4 Siege) startet der Achter mit dem 39-jährigen Willi Wenz für Erich Kohl am
Schlagplatz, kann siegen, so dass diese Besetzung auch in Gießen
siegreich am Start ist. Es folgt die Regatta in Mainz (5 Siege), und
Trainer Fritz Brumme bastelt an seinem Achter nochmals herum und macht
sein Meisterstück. Er setzt Erich Kohl für Adam Stieglitz auf Nr. 6 und
mit dem großartig eingeschlagenen Willi Wenz am Schlag gewinnt der
Achter am ersten Tag mit drei Längen gegen Mannheim-Ludwigshafen den
Wanderpreis-Achter ("Silberkogge") und am zweiten Tag den
Jubiläumsachter mit zwei Längen vor Mannheim-Ludwigshafen und mit drei
Längen vor Köln 77.
Ein Nachwuchsvierer der RFR in der Jungmann-Klasse: Heinz
Herrmann, Herbert Lock, Stm. Rolf Bopp, Heinz
Hahn und Günter Schmitt gewinnen am 10.07.1949
auf der Mainzer Regatta den Jungmann-Gig-Vierer |
Der
Lgw.-Senior-Achter der RFR 1949 nach dem Sieg in Hannover
(hinten: Roland Löhr, Friedel Christ, Kurt Bertram, Helmuth
Streck, Werner Messerschmidt, Franz Weinmann, Trainer Fritz
Brumme; vorn: Michael Schollmayer, Stm. Kurt Gechter, Edgar
Thielmann, Philipp Keller, ...) |
Bereits eine Woche später in Hannover siegt die Rudergemeinschaft
Flörsheim-Rüsselsheim im "Ersten Vierer-ohne", im
Leichtgewichts-Achter und in beiden Ersten Achtern über
Hannover-Gelsenkirchen, Mannheim-Ludwigshafen und Kiel.
Der Seniorachter der Rudergemeinschaft hat sich über
Rückschläge und Erfolge bei zahlreichen großen
Regatten wieder an die Spitze der deutschen Extraklasse gerudert. Zum
Deutschen Meisterschaftsrudern am 6. und 7. August 1949 fahren die
Mannschaften der RuGem auf Einladung von Georg von Opel bereits eine
Woche vorher nach Mannheim, um sich mit den dortigen
Wasserverhältnissen vertraut zu machen und um sorgfältig ohne äußere
Beeinflussung trainieren zu können. Die RuGem hat bei der
Meisterschaftsregatta zu sechs Rennen gemeldet: den Leichtgewichts-Einer
mit Reinhold Brumme – den Doppelzweier mit Gustav Schäfer in Renngemeinschaft
mit Horst Wilke aus Hannoversch-Münden – den Leichtgewichts-Vierer-ohne mit Hanswalter Messer, Edgar Thielmann, Philipp Roth und Peter Messerschmitt
– den Vierer-ohne mit Adam Munk, Georg Boller, Georg von Opel und
Erich Kohl – den Leichtgewichts-Achter mit Helmuth Streck, Roland Löhr, Kurt
Bertram, Edgar Thielmann, Gerhard Ruppert, Friedel Christ,
Philipp Roth, Franz Lieb und Stm. Rolf Bopp – den Achter mit Wilfried
Seipp, Karl Bauer, Adam Munk, Georg Boller, Georg Schneider, Erich
Kohl, Georg von Opel, Willi Wenz und Stm. Hanswalter Messer.
|
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Der
Achter der RFR bereitet sich im Mannheimer Mühlauhafen auf
das Deutsche Meisterschaftsrudern vor (Wilfried Seipp, Karl Bauer, Adam Munk, Georg
Boller, Georg Schneider, Erich Kohl, Georg von Opel, Willi
Wenz, Stm. Hanswalter Messer) |
|
Für die RuGem führen die einzelnen Meisterschaftsrennen bei schwüler
und drückender Hitze, die über dem windgeschützten Mühlauhafen brütet,
zu den unterschiedlichsten Ergebnissen. Im leichten
steuermannslosen Vierer kommt es nach 600 Metern zur Kollision.
Nach nochmaligem Start muss der Schiedsrichter bei 1000 Metern erneut
abbrechen. Beide Male war der RuGem-Vierer vorne mit dabei. Beim
dritten Anlauf liegt die Mannschaft nach schlechtem Start aussichtslos
im Rennen und gibt auf. Zum Rennen der leichten Einer haben
vier Boote gemeldet, darunter der junge Reinhold Brumme. Er setzt sich
sofort an die Spitze des Feldes, wird jedoch bei 1.000 Metern von dem
Godesberger Neuburger und dem Essener Bullmann überspurtet, kann
jedoch den Bronzeplatz behaupten.
Zum Rennen der Doppelzweier haben sieben Boote gemeldet, so
dass
Vorrennen gefahren werden müssen. Im ersten Vorlauf gewinnt Bochum vor
Schäfer/Wilke, den zweiten Worms. Im Zwischenlauf muss Leverkusen
ausscheiden. Ausgesprochene Favoriten im Finale sind Olympiasieger
Gustav Schäfer mit dem ruderischen Naturtalent Horst Wilke. Gleich nach dem Start führen
die Beiden mit einer Bootslänge. Der Begleitzug tobt, alles schreit
"Gummi – Gummi". Alle bewundern den 42-jährigen Schäfer, der den
Zwischenspurt der Wormser bei 1.000 Metern abzuwehren versucht, doch
dann bricht er zusammen. "Ischiasschmerzen" haben zur Aufgabe
gezwungen.
Im Leichtgewichts-Achter liegen vier Boote am Start. Gegen die
vollendet rudernde Mannschaft von ETUF Essen haben die Gegner kein
Chance. Bei 1.000 Metern haben diese bereits Wasser zwischen sich und
die Konkurrenz gebracht, die RuGem hält sich hervorragend und erkämpft
sich schließlich eine Bootslänge hinter dem Sieger den zweiten Platz
zwei weitere Längen vor Allemannia Hamburg und DSA Potsdam.
Besser läuft es im Vierer-ohne, nachdem der Deutsche Meister im Vierer-mit vom DRC Hannover, um sich für den Achter zu schonen,
abgemeldet hat. Somit bleiben für das Finale nur zwei Mannschaften im
Rennen. Der Berliner RC, völlig unbekannt, soll die Überraschung sein
– und ist die Überraschung. Dem Kohl-Vierer gelingt es vom Start weg
nicht davonzugehen wie sonst. Die Berliner kleben am RuGem-Boot und
bleiben bis zum 1.800-Meter-Punkt nur eine Viertel Länge zurück. Im
Endspurt versteuern die Berliner, die RuGem siegt mit zwei Längen und
ist Deutscher Meister.
Gratulation
für die Deutschen Meister im Vierer ohne Stm. des Jahres 1949
von der Rudergemeinschaft Flörsheim-Rüsselsheim (Frau
Schweitzer, der Landrat des Main-Taunus-Kreises Dr. Joseph Wagenbach,
Flörsheims Bürgermeister Jakob Merkel, Adam Munk, Georg von
Opel, Georg Boller, Erich Kohl) |
Abgekämpft,
aber glücklich! Gratulation für die Deutschen Meister 1949 im
Achter aus Flörsheim und Rüsselsheim (Wilfried Seipp, Karl
Bauer, Adam Munk, Georg Boller, Georg Schneider, Erich Kohl,
Georg von Opel, Willi Wenz, Stm. Hanswalter Messer) |
Was wird das Rennen der Achter bringen? Als der Augenblick
gekommen ist, wo sich entscheiden soll, wer der beste deutsche Achter
ist, herrscht bei den Zuschauern das Regattafieber, die letzten
Geheim- und todsicheren Tipps werden besprochen. Jeder hat sich
vorgenommen, seine Lieblinge anzufeuern. Wir zitieren die "Presse":
Im klassischen Achterlauf, der den
traditionellem Abschluss der Meisterschaftsregatta bildete, hatte
die RuGem Flörsheim-RüsseIsheim erstmals gegen mehrere
erstklassige Boote ihren Titel zu verteidigen. Mit einem selten
gesehenen, vorbildlichen Start jagte das Sechserfeld davon. Dem
Meisterboot gelang es nicht wie üblich, anfänglich über eine
Länge gutzumachen, sondern wechselte mit Hannover / Gelsenkirchen
ständig die Führung. MRG Baden fand als erste Mannschaft den
ruhigen Streckenschlag, während der Opel-Achter unbedingt die
Nase vorne haben wollte. Im 34er Schlag gewann die
Rudergemeinschaft vom Main auch ständig an Wasser, um bei 1.500 m
über eine Länge zu führen. Die Mannheim / Ludwigshafener, denen
man große Chancen eingeräumt hatte, lagen hier schon im
geschlagenen Feld, als der Kieler Achter unter den anfeuernden
Rufen der Belegschaft des Begleitzuges großartig aufkam. Was
niemand geglaubt hatte, wurde Wirklichkeit: der Erste Kieler RC zog
mit Flörsheim fast auf gleiche Höhe. Da ist auch schon die
Ziellinie. Der kurz aufeinander folgende Schlag der Zielglocke
zeigte hörbar den kurzen Abstand von 0,4 Sekunden an, den die
Kieler trotz aller Energie nicht mehr egalisieren konnten. Die
Renngemeinschaft MRG Baden / LRV kam nach der Kombination RV
Gelsenkirchen / DRC Hannover als viertes Boot ein. |
Der Deutsche
Meistertitel, den der Achter sich in der
Besetzung Wilfried Seipp, Karl Bauer, Adam
Munk,
Georg Boller, Georg Schneider, Erich
Kohl, Georg von Opel,
Schlagmann Willi Wenz und Stm. Hanswalter Messer am 7.
August 1949 in Mannheim erneut holt, ist die Krönung seiner
Leistung und der des Trainers Fritz Brumme. Eine weitere Deutsche
Meisterschaft erringen Adam Munk, Georg
Boller, Georg von Opel und Schlagmann Erich Kohl im Vierer-ohne.
Der leichte Achter mit Helmuth Streck, Roland Löhr, Kurt Bertram, Edgar
Thielmann,
Gerhard Ruppert, Friedel Christ, Philipp
Roth, Franz Lieb
und Stm. Rolf Bopp wird Deutscher
Vizemeister und Reinhold Brumme
belegt im Leichtgewichts-Einer einen Bronzeplatz. Damit gewinnt die Rudergemeinschaft die
Gesamtwertung der Meisterschaftsregatta, den Preis der Stadt Mannheim.
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Nach
festlichem Empfang der Meisterruderer auf dem Rüsselsheimer
Marktplatz bewegt sich der Festzug durch die Frankfurter
Straße nach Flörsheim |
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Zwei Tage nach den Meisterschaftsrennen werden die Meisterruderer auf
dem Rüsselsheimer Marktplatz mit einem Festakt empfangen.
Bürgermeister Ludwig Dörfler begrüßt die Meister in der Opelstadt, die
sich anschicke, zu einer Sportstadt zu werden. RRK-Vorsitzender Dr.
Karl Renker feiert die Großtat der Meister in den adretten blauen
Klubjacketts von der sportlichen Warte aus. Dann formiert sich ein
Festzug mit Musik, Ruderern mit Riemen und festlichen "Jungfräuleins"
durch die Frankfurter Straße Richtung Flörsheim. Dort wird der Festzug
zu einem wahren Triumphzug mit Blumen, Girlanden, Fahnen und
begeistertem Rufen und Klatschen, bis die Meister im neuen Flörsheimer
Bootshaus verschwinden.
Hockey-Jugendmannschaft des RRK im Jahr 1949 (hinten: Rüdiger
Weidmann, Alfred Schlicht, Erich Hund, Josef Körber, Philipp
Gütlich; vorn: Helmut Dorn, Walter Steube, Reinhard Stang, Torwart Werner
Leonhardt, Robert Jung, Dieter Cezanne) |
Weitere Rudersiege erkämpfen die Ruderer der RuGem auf den Regatten in
Heidelberg (1 Sieg), in Offenbach (1), in Biebrich (1), in Frankfurt
(2 Siege), in Wilhelmshaven (1) und Hannoversch-Münden (1). Am Ende
der Regattasaison hat die RuGem 41 Regattasiege errungen. In
der Punktwertungstabelle der erfolgreichsten Rudervereine des Jahres
1949 liegt die RuGem Flörsheim-Rüsselsheim hinter ETUF Essen und der
RuGem Germania-Verein 65 Frankfurt auf dem dritten Platz.
Die Siegesfeier
am 1. Oktober 1949 vereint die RRK-Familie mit ihren
erfolgreichen Ruderern zu einem festlichen Abend im neuen Adler-Saal.
Bürgermeister Ludwig Dörfler gibt im Namen der Stadt die Spende
eines Rennachters in Anerkennung der einmaligen
Erfolge bekannt.
Die Hockeyabteilung hat 1949 einen
schweren Stand, da es finanziell nicht mehr möglich ist,
weiterhin einen Berufstrainer zu halten und größere
Wettspielreisen zu unternehmen. So muss die
Herrenmannschaft in der Spielsaison 1948/49 von der Oberliga in die Landesliga
absteigen, während die Damen sich zwar in der Oberliga
halten können, jedoch im Neuaufbau begriffen sind.
An Ostern nimmt die Herrenmannschaft erfolgreich am Kreuznacher
Osterturnier teil. Der RRK spielt mit acht Mannschaften – 1. und 2.
Herren, Damen, AHs, Junioren, Jugend, Schüler und Mädchen, wobei die
Jugendmannschaften alle mit an der Spitze der Tabellen um die
Hessenmeisterschaft mitspielen.
In der Spielsaison 1949/50 spielen die Herren in der Landesliga eine
gute Rolle und stehen am Jahresende nach einem hart erkämpften
3:2-Sieg über den Wiesbadener THC an der Tabellenspitze. Man hofft auf
einen Wiederaufstieg in die Oberliga. Die Damenmannschaft, die die
Spielsaison 1949/50 in der Oberliga bestreitet, spielt sehr
unterschiedlich. Ihr Spiel ist sehr schön, doch leider fehlt der
Mannschaft eine schnelle und sichere Mittelstürmerin, die die herausgespielten Torgelegenheiten auch vollstreckt. Am Jahresende nach
den acht Spielen der Hinrunde steht man hinter SG Höchst, THC Hanau und dem
SC Frankfurt 1880 auf dem vierten Platz der Tabelle. Insgesamt werden von acht Mannschaften 113
Punkt- und Freundschaftsspiele durchgeführt,
wovon 54 gewonnen werden und 28 unentschieden enden.
Ab 1. Oktober 1949 trifft sich die Hockeyabteilung zu ihren
Spielersitzungen und auch sonst (z.B. am Sonntagabend zu einem
zwanglosen Zusammentreffen) im neuen Klublokal "Zum Schützenhof"
(Inh. Fritz Knauff) in Rüsselsheim an der Schillereiche, Goethestr. 2.
Am 11. November 1949 findet erstmals wieder nach dem Krieg im
Saal des Hotels "Adler" eine Hasenkneipe
statt, bei der sich Chorgesänge, Tischreden und Jägerwitze abwechseln.
In hervorragender Form präsentieren sich Ludwig Hill, Marcel Schopfer
und Gustav Schäfer, der im "Kannesteigen" jeden Rekord bricht.
Glücklicher Gewinner des Hasens mit "18 hoch" ist Rk. Schröder, der
seinen Hasen am nächsten Morgen an seiner "Dachkennel" in der Waldstraße
hängend findet. Natürlich wird auch das von Friedrich Traiser
verfasste
Hasenkneipen-Lied
von rauen Männerkehlen intoniert:
Ruft uns die Jägergilde vom
alten RRK, dann kommt der rechte Weidgesell gar pünktlich Jahr für
Jahr.
Zu Dippehas mit Gerstensaft und frohem Männer-Festgesang, bei Würfelspiel und
Meisterschuss wird uns die Zeit
nicht lang.
Horrido, Horrido, haltet hoch die Jägerei.
Jedes Jahr, jedes Jahr ist die Hasenjagd mal frei.
Wenn der sich´re Schuss im Felde knallt und das Jagdhorn lustig widerhallt.
Horrido, ja Horrido, haltet hoch die Jägerei.
Im Sommer sind´s die Ruderknecht´ vom alten RRK, die auf Regatten jagen im Wettkampf Jahr für Jahr.
Um Siegerkranz und Ehren, voll Ideal und Jugendkraft, tun sie nicht
ruh´n noch rasten, bis erjagt die Meisterschaft.
Horrido, Horrido, haltet hoch die Jägerei.
Jedes Jahr, jedes Jahr ist die Strecke wieder frei.
Wenn der Starter mit der Flagge winkt, für den Ruderer die Jagd beginnt.
Horrido, ja Horrido, haltet hoch die Jägerei.
Beim Hockeyspiel, dem schnellen, im alten RRK, da flitzen weiße Bälle im Winter Jahr für Jahr.
Die flinken Jäger jagen in Farben rot und blau, in tragischer Verwechslung wird der Schiedsrichter zur
Sau.
Horrido, Horrido, haltet hoch die Jägerei.
Jedes Jahr, jedes Jahr, ist der grüne Rasen frei.
Wenn die Mannschaft jagt und nichts verschenkt, bis der Ball in Gegners Kasten hängt.
Horrido, ja Horrido, haltet hoch die Jägerei.
Und nun ihr stolzen Recken vom alten RRK, ergreifet Eure Humpen, wie´s Brauch ist Jahr für Jahr.
Erhebt von Eurem Sitze den umfangreichen Männerleib, der RRK soll leben und seine Hasenkneip´!
Horrido, Horrido, haltet hoch die Jägerei. Über´s Jahr, über´s Jahr ist die Jagd erst wieder frei.
Darum heute ran und nicht geziert, genützt die Zeit, die Kehl´ geschmiert.
Horrido, ja Horrido, haltet hoch die Jägerei.
Am 10. Dezember 1949 wird in Wetzlar anlässlich
des 1. Deutschen Rudertages nach dem Krieg der Deutsche
Ruderverband wieder gegründet und Georg
von Opel zum 2. Vorsitzenden gewählt.
Wir zitieren einen
Bericht im Mitteilungsblatt der Rudergemeinschaft
Flörsheim-Rüsselsheim, November 1949:
Zum ersten Male wieder
"Hasenkneipe"
Was ist die "Hasenkneipe"??
Die Älteren wissen es und ein wohlgefälliges Schmunzeln verklärt
ihre Gesichter, wenn die Rede darauf kommt.
Den jungen Kameraden sei gesagt,
dass es die Kneipe des Klubs war und wieder werden soll. Jedes
Jahr, wenn die Blätter fielen, wenn die Pritsche aus dem Wasser
genommen und die Ruderhose von der Mutter in die hinterste Ecke
des Wäscheschrankes verstaut war, sann der rechte Rudersknecht auf
Taten und Untaten. Die Ruhmbekränzten, die weniger Ruhmbekränzten
und diejenigen, welche mehr nach Ruhm strebten, kamen zur
Hasenkneipe. Das war eine gar herrliche Tafelrunde!
Hungrig wie Wölfe und durstig wie Fuhrleute und lustig, wuchtig
beendeten die Mannen das Fest. Noch heute erzählt man sich voll
Wonne am Stammtisch die sehr feuchten Begebenheiten dieser
schweren Nächte. Wilde Jägerlieder, noch wilderes Jägerlatein und
die allerwildesten Jägerwitze waren beim Hasenessen üblich und
beliebt. Für Frauenohren waren die Reden und Gesänge dieser Abende
gewiss nicht geeignet. Es war halt immer eine zünftige Männerkneipe
mit allem Drum und Dran.
Chorgesänge, Tischreden, Preissingen wechselten mit Preisschießen,
Wettessen und Wetttrinken. Der unvermeidliche Hase wurde ausgelost
oder ausgeschossen. Todsicher wurde er seinem neuen Besitzer in
vorgerückter Stunde geklaut und ihm später nicht selten wieder
durch die Post zugestellt oder an seiner Dachrinne aufgehängt.
(Übrigens, Hugo, ist es jemals geklärt worden, wer Dir beim
letzten Male Deinen gewonnenen Hasen an die Dachrinne gehängt
hat?)
Dieses in alten Zeiten als
schönstes Männerfest berüchtigte Hasenessen soll nun wieder
erstmals nach dem Kriege steigen. Am Freitag, den 11.11.49, findet
die erste Hasenkneipe im Saale des Hotels Adler statt. Aus
bestimmten Gründen bitten wir, den Eingang über den Hof zu
benutzen!
Schon heute beginnen die Vorbereitungen zum Rollen der tausend
Kartoffelklöße. Ein prima Bier ist ja auch wieder zu haben und die
Hasen werden schon rechtzeitig genug Selbstmord begehen. Alle
Teilnehmer wollen möglichst mit jagdlichen Abzeichen, als Jäger
mit und ohne Monokel, als Förster mit und ohne Bart, als windige
Treiber mit und ohne Ratsche, mit antiken Waffen und
Rasierpinseln, mit Humpen und Bierkrügen angerollt kommen. Und es
wird dringend geraten, der besseren Ehehälfte ein kräftiges
Schlafpülverchen in die Abendsuppe zu mischen. Jedenfalls: kommt,
denn es ist alles bereit!
Mit Weidmanns-Heil
R. und T. |
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