Die Jugendruderer entwickeln, wie
schon im Vorjahr, unter ihrem Trainer Ulrich
Hintze besondere Initiativen, sowohl in
sportlicher Hinsicht beim winterlichen Training in der
Halle, rund um die Festung, im Ruderbecken und auf dem Wasser, als auch in kameradschaftlicher
und geselliger Hinsicht bei den allseits beliebten Tanztees
im Bootshaus. Diese vierwöchentlich stattfindenden Tanztees der Ruderer
sind der Geheimtipp der Jugend von Rüsselsheim und Umgebung – Karten
nur im Vorverkauf bei den Ruderern; Höhepunkt ist zweifellos der Köstüm-Tanztee im Februar mit den "Flamingos" unter dem Motto
"ruder-rhythm rock`n roll".
Plakat für den
Kostüm-Tanztee der Ruderjugend am 17. Februar 1957 |
Plakat für den Gala-Maskenball des RRK: Motto "Panama" |
Plakat für den
traditionellen Lumpenball am Fastnachtsdienstag |
Nach den großen Faschingsveranstaltungen im Bootshaus,
dem Gala-Maskenball unter dem Motto "Panama" und dem traditionellen
Lumpenball am Fastnachtsdienstag, trifft sich der RRK am 16. März 1957 zur Generalversammlung. Bei den Wahlen des
Vorstands wird Josef Saar erneut 1. Vorsitzender, Hans Eisen wird 2.
Vorsitzender, Schatzmeister wieder Richard Trapp, Kassierer Josef Schnur, Schriftführer Günter Schmitt,
1. Ruderwart Gerhard Ruppert, Jugend-Ruderwart Ulrich Hintze,
Frauen-Ruderwart Friedrich Traiser, Haus- und Bootswart Friedrich
Traiser, Pressewart Rolf Sittmann usw. Die Mitgliedsbeiträge werden um etwa
15 %, bei Jugendlichen um 25 % erhöht. Im nun laufenden Geschäftsjahr,
in dem die Vorbereitungen zum 50-jährigen Vereinsjubiläum getroffen
werden müssen, möchte der Vorstand die sportlichen Erfolge der letzten
Saison steigern sowie durch Veranstaltungen das gesellige Leben und
die Verbundenheit der Klubmitglieder fördern.
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Ansprache des
RRK-Vorsitzenden Josef Saar zum Spalier der aktiven RRK-Ruderer beim Anrudern des RRK 1957 –
ein neuer C-Gig-Vierer der Opelit-Werft wird von Dr.
Georg von Opel auf den Namen seines Vaters, "Carl von Opel",
getauft. |
RRK-Vorsitzender
Josef Saar und Dr. Georg von Opel beim Anrudern 1957 |
Die
RRK-Ruderdamen machen 1957 einen Bootsausflug
(Trainer Paul Messerschmidt, Ursula Weinheimer, Ingrid Bauer,
Elke Bauer, Irene Schömbs, Ingelinde Kemper, Brigitte
Eichwald ‒ von hinten, Ingrid Weidmann, Sigrid Schumacher,
Gudrun Traiser, Ingeborg Schedl, Waltraud Schedl) |
Am 7. April 1957 findet die
Trainingsverpflichtung von 3 Senioren – Horst Pöppel, Klaus
Folger und Karl Pfeifer, 5 Jungmannen – Erwin Kessler, Dieter
Pfeifer, Herbert Eberts, Waldemar Dach und Johannes Thiele, sowie 21
Jugendlichen – Adolf Ketter, Rudi Reitz, Heinz Schäfer, Walter Eberle,
Gerhard Ketter, Rudolf Müller, Karl Heinz Lotz, Jürgen Keth, Klaus
Wolf, Peter Hochgesand, Wolfgang Freimuth, Heinrich Voges, Karl-Heinz
Wagner, Klaus Vogel, Jan Joisten, Manfred Wolf, Hans-Eberhard Miethge,
Harald Wolf, Klaus Peter Wollstadt, Ragnar Otto und Klaus Schreiber –
im Rahmen eines Herrenabends statt, wobei jeder sich zum strengen
Training verpflichtende Ruderer von einem "Paten" betreut wird.
Am Tag des Rudersports, dem 5. Mai 1957, wird angerudert und
Dr. Georg von Opel tauft einen neuen C-Gig-Vierer
auf den Namen seines Vaters, "Carl von Opel",
eines der ersten Mitglieder und ein großer Gönner des Rudervereins
Rüsselsheim.
Während sich die Senioren und Jungmannen nach
einem verbummelten Wintertraining auf den Regatten nicht durchsetzen
können und zum Teil wieder frühzeitig aus dem Training entlassen werden,
besuchen die Jugendmannschaften die Regatten in Frankfurt (4 Siege),
Offenbach (3), Hanau, nochmals Frankfurt, Düsseldorf (1), Heidelberg
(1), Essen (2), Mainz (1), Mühlheim (2), nochmals Frankfurt (3) und
Schierstein (4), starten in 52 Rennen und
erringen 21 Siege. Erfolgreichster Ruderer des Jahres
ist der Steuermann Karl-Heinz Wagner mit 15 Siegen vor Adolf Ketter mit
10 Siegen.Höhepunkt des Jahres ist die Teilnahme von drei RRK-Mannschaften an den Deutschen
Jugendmeisterschaften auf dem Baldeneysee in
Essen. Der "schwere Vierer"
mit Gerhard Ketter, Rudolf Müller, Karl Heinz Lotz, Jürgen
Keth und Stm. Ragnar Otto erreicht bei 12 gemeldeten Booten in seinem
Vorlauf nur den 5. Platz und kann sich damit nicht für den Endlauf qualifizieren.
Dagegen
gelingt dem "leichten Vierer"
mit Adolf Ketter, Rudi Reitz, Heinz
Schäfer,
Walter Eberle und Stm. Karl-Heinz Wagner der große
Wurf, der Gewinn der Deutschen
Meisterschaft im Leichtgewichts-Jugendvierer in 5:32,4 min vor
dem WSV Düsseldorf in 5:35,8 min, der Koblenzer RG 1921 in 5:37,5 min,
dem Emder RV in 5:42,8 min und dem Bremer RV in 5:53,8 min. Eine weitere,
hervorragende Leistung zeigt der "leichte
Jugendachter" des RRK mit Klaus Wolf, Peter
Hochgesand, Hans-Eberhard Miethge, Klaus Schreiber, Adolf Ketter,
Rudi Reitz, Heinz Schäfer, Walter Eberle und Stm. Karl-Heinz
Wagner in seinem Rennen, gewinnt er doch hinter dem
Achter des Emder RV (4:50,5 min) die Deutsche Vizemeisterschaft
(4:59,6 min)
vor den Achtern des RK am Baldeneysee Essen (5:01,8 min)
und des RV Gelsenkirchen (5:04,0 min).
Die Hockeyabteilung, die mit sechs
Mannschaften Spiele austrägt, kann an die hervorragenden
Leistungen des Vorjahres nicht anknüpfen. Die
Herrenmannschaft kann nach ansprechenden Leistungen in
Freundschafts-Turnieren bei der Hessischen Hallenhockey-Meisterschaft
den Titel nicht verteidigen und landet auf dem 3. Platz.
Ohne Platzierung bleibt die Damenmannschaft in der
Endrunde zur Hessenmeisterschaft in der Halle.
RRK-Jugendruderer am "Lamettasteg" 1957 |
Offenbach,
16. Juni 1957:
Klaus Vogel, Wolfgang Freimuth, Jan Joisten und Klaus Peter
Wollstadt am Siegersteg |
Mühlheim am 25.
August 1957: Gratulation für Steuermann Karl-Heinz Wagner |
Mühlheim am
25.August 1957:
Gratulation für Heinz Schäfer, Rudi Reitz und Adolf Ketter |
An Ostern, von Karfreitag bis Ostermontag, wird am Sommerdamm das 4.
Internationale Hockeyturnier des RRK ausgetragen.
16 teilnehmende Vereine mit 24 Mannschaften und mehr als 260 Hockeyspielern aus
fünf
Nationen (England, Frankreich, Schweiz, DDR, BRD) machen
die vier Turniertage zu einer Hockeydemonstration ersten
Ranges. Aus der Schar derer, die dieses Turnier
organisieren, sind zwei besonders zu erwähnen, Karl Saar
und Werner Klepper. Die 1. Herren des RRK spielen gegen Union Geo Paris
4:1, gegen Motor Köthen 1:2, gegen Indian Gymkhana London 2:1 und
gegen Gold-Weiß Wuppertal 0:1. Die Damen des RRK spielen gegen Young
Boys Bern unentschieden 1:1 und besiegen Blau-Weiß Köln mit 3:2. Die
spielstarke Ib des RRK spielt nur gegen erste Mannschaften, und zwar
gegen Bad Homburg 4:0, gegen HC Mainz 0:0 und gegen Idar-Oberstein
2:1. Hier einige Zeilen aus "HOCKEY, der Wochenzeitung des deutschen
Hockeysports" vom 25. April 1957, zum RRK-Osterturnier:
Impressionen aus Rüsselsheim
Die Bemühungen der
Hockey-Idealisten in Rüsselsheim (RRK) und in der Weltkurstadt
(Wiesbadener THC) wurden vom Himmel belohnt, der eitel
Sonnenschein über die Spielfelder am Rüsselsheimer Mainstrand
und das im Frühlingsgrün prangende liebliche Nerotal ausgoss.
Für die Spieler war es nicht zu heiß, für die Zuschauer nicht zu
kalt. Das schuf Spielfreude, die zu hinreißenden Kämpfen führte.
Die Sachkenner schnalzten mit der Zunge und die Neugierigen
empfanden den Hockeyreiz. In den Klubhäusern und auf den
festlichen Bällen wuchs wieder einmal die Kameradschaft, die
über Dialekt oder Sprachenschwierigkeiten hinwegkam. So feiern
nur Hockeyfreunde Ostern.
Inder-Sensation in
Rüsselsheim
Auch wer in der
Opelstadt noch wenig von Hockey wusste, wollte sie sehen, diese
braunhäutigen Gesellen mit Turban oder Schleifchen, deren Alter
sich bei der langen Haar- und Barttracht nicht abschätzen ließ.
Wer bangte nicht für die barfüßigen Spieler, wenn ein
Kanonenschuss auf sie zukam. Aber sie stoppten mit dem Stock
unfehlbar. Und erst ihre Dribbel- und Täuschungskünste. In
rasendem Tempo wirbelten ihre spindeldürren Beine. Es war wie
ein Tanz der Fakire auf heißem Eisen. Aber eines beherrschten
sie weniger als ihre olympischen Kameraden, die zuletzt Europa
bereisten: das Spiel mit dem freien Raum, die Vorlage in die
Gasse. In dieses Schiebespiel im Schusskreis fuhren die
deutschen Verteidiger und die Tormänner beizeiten dazwischen.
Ihre Hochform erreichten die Exoten in ihrem dritten Spiel
(gegen Rüsselsheimer RK). Bis dahin hatte man auch gelernt, von
den Flügeln harte Flanken in den Kreis zu legen. Aber an ihrem
indischen Landsmann Debu Paul und seinem Rüsselsheimer
Verteidigerkameraden Schnur (den Zerberus dahinter nicht zu
vergessen), fanden die Asiaten ihren Meister. Da auch der
Rüsselsheimer RK in Bestform spielte, wurde diese Begegnung zu
einem der Höhepunkte des Turniers. |
Sieg
bei der Deutschen
Meisterschaft 1957 auf dem Baldeneysee in Essen im Leichtgewichts.-Jugendvierer mit Steuermann für
den RRK (Schlagmann Walter "Waldi" Eberle, Heinz Schäfer, Steuermann Karl-Heinz Wagner, Rudi
Reitz, Adolf "Atsch" Ketter, links dahinter Trainer Ulrich Hintze und
Ruderwart Gerhard Ruppert) |
Die Herrenmannschaft
des RRK beim Oster-Hockeyturnier 1957 mit der gegnerischen
Mannschaft von Indian Gymkhana (RRK, hinten: Karl Saar, Günther
Görke, Fritz Staubach, Hans Hermann, Philipp Gütlich, Hans
Richter; vorn: Werner Klepper, Torwart Karl-Heinz Georg, Werner
Leonhardt, Josef Schnur, Debu Paul) |
In der Feldsaison 1956/57 haben sich die Herren durch einen zweiten
Platz in ihrer Gruppe die Berechtigung erworben, in der Saison 1957/58
in der hessischen Oberliga zu spielen. Doch der RRK kann nicht mehr
die spielstarke Mannschaft des letzten Jahres in die Spiele schicken – Debu Paul und Karl Saar stehen nicht mehr zur Verfügung,
so dass die Mannschaft zum Ende des Jahres am unteren Ende der Tabelle
steht. Dagegen kann sich die Damenmannschaft in der 2. Liga, obwohl
ebenfalls einige der erfahrenen Spielerinnen nicht mehr dabei sind, zur Mitte
der Saison auf dem 2. Tabellenplatz behaupten.
Deutscher
Vizemeister 1957 im Leichtgewichts-Jugendachter: Rudi Reitz,
Adolf Ketter, Trainer Ulrich Hintze, Stm. Karl-Heinz
Wagner, Klaus Schreiber, Peter Hochgesand, Walter Eberle,
Klaus Wolf, Hans-Eberhard Miethge; es fehlt Heinz Schäfer |
Bei der Hockeyjugend wird mit nur 19 ausgetragenen
Spielen ein Tiefstand erreicht. Doch gegen Ende des
Jahres ist bereits ein Aufschwung zu beobachten, der dem
neuen Jugendleiter, Fritz Schneider,
zugeschrieben werden kann.
Die Rudersaison wird am 29. September 1957 mit dem Abrudern,
der Entlassung der "Spartaner auf Ehrenwort" aus dem strengen Training
und der dazu gehörenden internen Regatta beendet.
Zum Ende September des Jahres kündigen die langjährigen und hochverdienten Bootshaus-Wirtsleute, Hermann und Mathilde
Müller, ihren Vertrag, um mit ihren beiden Söhnen in ihr neues Eigenheim
einzuziehen. Als Nachfolger übernehmen
die RRK-Mitglieder Helmut
Popp und Frau Marianne geb.
Messerschmitt die Bewirtschaftung des "Bootshauses".
Am 12. Oktober trifft sich die RRK-Familie im Adlersaal zum
Herbstball. Zunächst werden die erfolgreichen Ruderer mit
Trainer geehrt, erhalten ein Buchgeschenk, "Wir rudern durch die Zeit"
oder "Kameraden im Boot", der Deutsche Jugendmeister im Vierer erhält
zusätzlich ein "Miniaturruder" überreicht.
Diese große sportliche Leistung findet außerdem Anerkennung
durch den Deutschen Ruderverband und die Verleihung der Silbernen
Plakette der Stadt Rüsselsheim an die Deutschen Meister
und ihren Trainer Ulrich Hintze. Nach dem offiziellen Teil leitet 2.
Vorsitzender Hans Eisen in seiner unübertrefflichen Manier zum
eigentlichen Ball über. Die Kapelle Schultheiß und das
Scheller-Ballett unterhalten die Ballbesucher bis in den frühen Morgen.
Anfangs November lädt "Hauptmann Scheuermann" (Friedrich Traiser) Hauptleute und Landsknechte zur Burgkneipe
ins Behelfs-Bootshaus am Main ein. Außer in Atzung und
Trank stattet der "Landgraf Georg von Hessen" (Dr. Georg
von Opel) seinem Fähnlein für guten Kampf auch Dank in
Worten ab:
"Mein getreuer Hauptmann Scheuermann, meine
hochwohllöblichen tapferen Officiers, Euere Magnificens,
brave Knechte, hoffnungsvolle Troßbuben!
Hocherfreut haben Wir trotz starker pressiertheit durch
die schrecklich rasenden zeitläufte der bitte Unseres
braven Hauptmann Scheuermann willfahren können und sind
hergeeilt in Unser festes Schloß zu Rüsselsheimb, um in
Eurer mitte den diesjährigen sieg ueber den gräßlichen
feind der menschen, die Trägheit, zu würdigen. Von
Unserem stammsitz Gothenhaus haben Wir die oft harten
treffen Unserer braven Guarnison Rüsselsheimb verfolget
und frohen herzens gesehen, daß der alte Kampfesmut noch
lebet. Unser vorzüglicher Leutenant Utz von Brennabor
hat es verstanden, eine junge kämpferschar heranzubilden,
welche im heilsjahre 1957 nicht nur in vielen kleinen
scharmützeln sondern auch großen treffen, ja sogar bei
der größten battey Teutschlands im treffen Essen, den
feind geschlagen hat.
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Leutenant
Utz von Brennabor ‒ Ulrich Hintze |
Leutenant
Hans im Glück ‒ Hans Eisen |
Mundschenk
Gambrinus Zappion ‒ Hermann Müller |
Sindemal Wir selbsten noch vor kurzer zeit die größten
kämpfe zu bestehen und selbige Gottlob und meist
gewonnen haben, und alldieweil Wir wissen, welche mühsale
für alle notwendig waren und noch sein werden, sind Wir
gekommen, um Euch Meine lieben landeskinder Unsere
hochachtung selbsten zu bezeugen und zu weiterem hartem
kampfe gegen die trägheit aufzurufen, zumalen selbiger
in den reihen Unserer älteren Fähnlein und auch bei den
veteranen in diesem jahre nicht so erfolgreich war.
Achtunggebend auf den guten namen Unseres alten Hauses
Hessen vertrauen Wir voll und ganz auf Euer können sowie
stahlharten Eyffer zum siege. Wir werden auch fürderhin
gnediglich und wohlwollend Eure kämpfe verfolgen und
hoffen, dass sie mit Gottes Hilfe beitragen zum wohle
Unserer getreuen guarnison Rüsselsheimb."
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Die
Tanztees der Jugend im Bootshaus
sind auch in diesem Winter-Halbjahr wieder der "Renner" in Rüsselsheim.
Und natürlich treffen sich Jung und Alt des RRK auch an Silvester im
Bootshaus, um in festlichem Kreis das neue Jahr zu erwarten. Der RRK verliert im Jahr 1957 durch
den Tod sein ältestes Mitglied, Johann Georg Cezanne, das 38
Jahre zunächst der RG Undine und dann dem RRK angehörte, weiterhin durch einen
Verkehrsunfall das noch junge Klubmitglied Heinz Neumann und das
langjährige Vorstandsmitglied Josef Müller. |