Im Januar wird es schon wieder
lebendig bei den Ruderern. Fritz Brumme holt sich seine Männer
zusammen und rüstet für die kommende Saison. Die Devise
lautet: "Deutsche Meisterschaft im Achter". Georg von Opel
plant außerdem Starts im Einer, von seinem Doppelzweier-Partner des
Vorjahres, Willi "Bubi" Kaidel, hat er sich getrennt, da dieser in der
Skullerzelle Berlin unter dem Engländer Cordery trainiert, während Georg
von Opel, wie vor 1938, von Eric Phelps betreut wird.
Einen Maskenball der Superlative veranstaltet der Elferrat der
Renngemeinschaft RVR/RGUR am 29. Januar 1939 in allen Räumen des
"Rüsselsheimer Hofs", wobei die Ruderer der Rüsselsheimer
Sportgemeinde zeigen wollen, dass sie auf dem Parkett genau so "vorn
dran" sind wie auf der "Strecke". Und auch der Kappenabend am 11. Februar im RVR-Bootshaus ist ein voller Erfolg.
Anzeige in der
"Main-Spitze" am 25. Januar 1939 |
Anzeige in der
"Main-Spitze" am 1. April 1939 |
Anfangs April treffen sich die Rüsselsheimer Ruderer am RVR-Bootshaus
zum Anrudern, um
gemeinsam das Ruderjahr zu eröffnen. Nach Anhörung der Rede des
Reichssportführers und anschließender Flaggenhissung vereinigen sich
zahlreiche Boote bei einer imposanten Auffahrt von Flörsheim vorbei am RVR-Bootshaus zum Undine-Bootshaus. Am Abend findet dann in feierlichem
Rahmen im RVR-Bootshaus die Verpflichtung von dreizehn Ruderern der
Renngemeinschaft, neun Senioren und vier Jungmannen, durch Trainer Fritz Brumme statt.
Verpflichtet durch Unterschrift und Handschlag werden Hans Mietzschke, Wilhelm Wolf, Ernst Müller, Karl
Schömbs, Adam Breidert, Oskar Fischer, Franz Lieb, Georg Boller, Heinz
Hummel, Walter Knauff, Erich Warbach, Edgar Klein und Georg Bastian.
Auch Georg von Opel wird ungeachtet der Tatsache, dass er am 28. April
1939 die bekannte Turnierreiterin Irmgard von Opel heiratet, ins
Rudertraining gehen.
Die Hockeyjugend mit Wagner oder Barth im Tor, in der Verteidigung mit
Kraft und Schnur, im Lauf mit Rodenheber, Antweiler und Vatter sowie im
Sturm mit Doré, Hartmann, Guckes, Wolf und Bopp nimmt am Wiesbadener Osterturnier mit
Erfolg, d.h. man sammelt Erfahrungen, teil. Bei diesem bestens
besetzten Jugend-Hockeyturnier trifft die RVR-Jugend am Karfreitag auf
die TuS Pasing und am Ostersamstag auf den HC Halle, bleibt aber gegen
diese beiden Spitzenmannschaften ohne Erfolg.
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Am
28. April 1939 ist Hochzeit im Hause Opel: Irmgard und Georg
von Opel sind das Brautpaar und der RVR ist mit einer
Delegation dabei und gratuliert, Joseph Grass, Friedebert
Armbruster, Richard Trapp |
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Schöne Erfolge auf den ersten Regatten berechtigen zu
großen Hoffnungen, zumal der Rennbetrieb wieder
gemeinsam mit der RG Undine durchgeführt wird. Nachdem der Rüsselsheimer
Achter auf der ersten Regatta in Heidelberg sich hinter
Ludwigshafen geschlagen geben muss, kann er auf der zweiten
Regatta des Jahres am 10. und 11. Juni 1939, der Badischen
Grenzland-Regatta in Karlsruhe, mit Heinz Hummel, Franz Lieb, Karl Schömbs, Georg
Boller, Adam Breidert, Ernst Müller, Eric Phelps, Oskar Fischer und Stm.
Philipp Wagner schon seine Kampfstärke zeigen. Wir lassen Paul Elschner
im "Wassersport"
berichten:
Hervorragende
Leistung der Rüsselsheimer Renngemeinschaft im Achter Wohl
das interessanteste und schärfste Achterrennen lieferten sich
die Senioren vom Ludwigshafener RV mit der Renngemeinschaft
Rüsselsheim, denen der Dritte im Bunde, die Junioren des
Mannheimer RV Amicitia, im Zweiten Senior-Achter nichts anhaben
konnte. Die sieggewohnten und bis unmittelbar vor der Ziellinie
führenden Ludwigshafener wurden im letzten Zug mit einem Meter
Vorsprung von der im Schlusskampf mächtig auflaufenden
Rüsselsheimer Renngemeinschaft bezwungen. Im Rüsselsheimer
Renngemeinschafts-Achter wurde nach dem unbefriedigenden
Abschneiden in Heidelberg Georg von Opel an den zweiten Schlag
der Mannschaft gesetzt, der gemeinsam mit dem bewährten
Amateur-Trainer der Mannschaft dieser zum fehlenden Rhythmus und
zum härteren Durchriss verhalf. Durch seine Handverletzung
musste
der Siebenmann in den letzten Tagen vor dem Karlsruher Start
vorübergehend ausscheiden und für ihn setzte die
Trainingsleitung Eric Phelps ins Boot. Eric Phelps ist zwar
schon längere Jahre Mitglied des Rudervereins Rüsselsheim,
nichtsdestoweniger löste sein Start in der Mannschaft einiges
Befremden aus, weil er der Titelhalter in der englischen
Berufsmeisterschaft im Einer ist. Eine Klärung in dieser
Angelegenheit, die im deutschen Rudersport bis jetzt einmalig
ist, wird in Kürze, d.h. vor dem Start des Rüsselsheimer
Achters in Mannheim, erwünscht sein. Der Rüsselsheimer Achter
hat sich, ob mit oder ohne Eric Phelps, in den letzten Wochen
erheblich verbessert und den angestrebten Anschluss an die erste
Klasse gefunden. Den Beweis hierfür lieferte die Mannschaft in
dem großen Rennen gegen die Acht der "Amicitia". Fast auf dem
größten Teil der Strecke lagen die Rüsselsheimer in Front und
erst auf den letzten 200 Metern gelang es Mannheim, sich
vorzuschieben. Mehr als eine halbe Länge konnte der Sieger gegen
die starken Rüsselsheimer allerdings nicht herausholen. |
Es folgt die Regatta in Mannheim, wo im
Zweiten Achter wieder einmal Ludwigshafen vor Rüsselsheim und dem
Mainzer RV siegen kann, am zweiten Tag siegt im ersten Achter die
Renngem. Wannsee/Friesen Berlin, die Renngem. Rüsselsheim wird wieder nur zweites Boot.
Die Höhepunkte der Frankfurter Regatta eine Woche später sind die
beiden großen Achterrennen, denn es geht hier zwischen dem Ersten und
dem Zweiten jeweils um Zehntelsekunden. Die erbitterten Begegnungen mit
der Renngem. Rüsselsheim als Sieger im Rennen um den neugestifteten
Wanderpreis der "Stadt des deutschen Handwerks Frankfurt" und mit
Germania Frankfurt, die das Schlussrennen um den "Großen Germania-Preis"
gewinnt, zeigen, dass diese beiden mainischen Achter gleichwertig
sind. Der Rüsselsheimer Achter startet hier in der Besetzung mit Heinz Hummel (RVR), Franz Lieb (RVR), Karl Schömbs (RVR), Georg Boller
(RVR), Adam Breidert (RGUR),
Oskar Fischer (RVR), Georg von Opel (RVR), Hans Mietzschke (RVR) und Stm. Philipp Wagner (RGUR),
also mit Georg von Opel, so dass dieser vorerst auf Einerstarts
verzichtet.
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In den beiden
"Ersten Achtern" der Frankfurter Regatta 1939 liefern sich die
Achter der Renngem. Ruderverein Rüsselsheim / Rudergesellschaft
Undine Rüsselsheim und der Frankfurter Rudergesellschaft
Germania auf der Gerbermühlstrecke einen Kampf auf Biegen und
Brechen. |
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Das nächste Aufeinandertreffen der beiden
Seniorachter vom Main erfolgt am 9. Juli auf der Hanauer Regatta
im Großen Achter, das nach heftigem Streckenkampf, bei dem Rüsselsheim
bei 1.000 Metern schon mit einer dreiviertel Länge führt, mit einem
knappen Luftkasten-Sieg (6/10 sec) der auf den letzten 50 Metern
wirkungsvoll spurtenden Rüsselsheimer endet. Dann folgt eine Woche
später die Regatta in Bad Ems. Die Rüsselsheimer Renngemeinschaft
siegt in neuer Besetzung mit Adam Breidert, Oskar Fischer, Georg von
Opel, Hans Mietzschke und am Steuer Philipp Wagner im Zweiten Vierer und an beiden Tagen, mit
dem wieder gesunden Ernst Müller für Franz
Lieb im Boot, im Ersten Achter klar über den Achter des Mainzer RV.
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Der Renngem.-Achter RVR/RGUR in der Besetzung der Regatten von Bad
Ems und Mainz mit Stm. Philipp Wagner
(RGUR), Hans Mietzschke (RVR), Georg von Opel (RVR),
Oskar
Fischer (RVR), Adam Breidert (RGUR), Georg Boller (RVR), Karl Schömbs
(RVR), Ernst
Müller (RGUR) und Heinz Hummel (RVR) |
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In Anerkennung seiner Verdienste erhält Trainer Fritz Brumme
durch das Fachamt des NS-Reichsbundes für Leibesübungen das
Lehrsportabzeichen des NSRL, das nur in ganz seltenen Fällen an
Amateurtrainer verliehen wird.
Auf der Mainzer Regatta am 22. und 23 Juli 1939 startet Fritz Brumme
mit seinem Achter samstags im Zweiten Achter und siegt überlegen gegen
den Mainzer RV und den Limburger RC. Am Sonntag ist das
Renngemeinschafts-Boot aus Rüsselsheim dann im Ersten Achter, dem
Jubiläums-Achter, dabei. Nach den Vorrennen sind fünf Achtermannschaften
am Start: Amicitia Mannheim, die Renngem. "Baldeneysee Essen", die Frankfurter
RG Germania, die Ungarn aus Budapest und die Renngem. RVR/RGUR. Wir zitieren die
"Mainzer Presse" zu diesem Rennen:
Ungarischer
Achtersieg im Floßhafen
Der Regattatag
näherte sich dem Ende. Die Spannung war bis aufs Höchste
gestiegen, denn nach den Vorrennen war man nun allgemein auf das
endgültige Abschneiden der Ungarn gespannt. Der Mainzer RV hatte
nach dem Abschneiden des Vortages im Jubiläums-Achter
zurückgezogen. Nach gleichmäßigem Start aller fünf Boote ging
Rüsselsheim leicht in Führung, geriet aber nach 600 Metern mit
Germania Frankfurt in Kollision, so dass das Rennen abgebrochen
und neu gestartet werden musste. Diesmal klappte es
ausgezeichnet. Wieder kamen die Boote gleichmäßig ab, wieder
erkämpfte sich Rüsselsheim eine Führung von einer Viertellänge
nach 500 Metern. Die Führung wechselte aber dauernd, es
entspannten sich heftige Kämpfe. Fast hatte es den Anschein, als
ob die Rüsselsheimer in diesem schweren Rennen den Sieg
davontragen würden. Dann aber holte Essen auf, lief vorbei.
Schon war das Ziel bedrohlich nahe, als die Amiciten mit den
Ungarn gleichzeitig zum Endspurt ansetzten. Fünf Mannschaften,
von denen kaum eine der anderen nachstand, lieferten sich ein
mörderisches Rennen. Der Jubel der Mannheimer, als die Amiciten
leicht in Führung gingen, verstummte sofort wieder, denn nun
waren die Ungarn an der Reihe. Und sie schafften es. Nur
Bruchteile einer Sekunde früher schossen sie (6:01,4 min) vor
Mannheim (6:01,5) über die Ziellinie, mit ihrem phantastischen
Endspurt einen Eindruck erweckend, den man nach der Niederlage
am Samstag nicht mehr erwartet hatte. Dritter wird Baldeneysee
(6:03,2) vor Rüsselsheim (6:05,0) und Frankfurt (6:16,2). |
Eine Woche später, vierzehn Tage vor dem Deutschen
Meisterschaftsrudern in Hannover, startet der Rüsselsheimer Achter noch
auf der großen internationalen Wedau-Regatta in Duisburg. Im
"Großdeutschland-Achter" trifft Rüsselsheim auf Amicitia Mannheim und
verliert mit einer Bootslänge. Allerdings muss der Rüsselsheimer Achter
ein fremdes Boot benutzen, in welchem sich die Mannschaft absolut nicht
wohl fühlt.
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Der Renngemeinschafts-Achter Ruderverein
Rüsselsheim/Rudergesellschaft Undine Rüsselsheim bereitet sich
in der letzten Woche vor dem Deutschen Meisterschaftsrudern 1939
auf dem Maschsee auf die Meisterschaft vor, hier der Achter vor
der Bootshalle des Hannoverschen Ruder-Clubs, vorn Schlagmann
Hans Mietzschke |
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Die
Achtermannschaft ist in bester Verfassung und gilt in
sportlichen Kreisen als bestes Team im Gau Süd-West.
Sechs Achtersiege konnten gegen stärkste Konkurrenz
errudert werden. Bereits am Sonntag vor dem Großereignis auf dem
Maschsee kommt der Achter der Renngem. RVR/RGUR im Bootshaus des
Hannoverschen RC an, so dass die "Niedersächsische Tageszeitung"
darüber berichtet:
Meisterschaftsruderer sind fleißig
Diese in
Süddeutschland bekannte Mannschaft bildet nicht nur eine
Renngemeinschaft sondern auch eine vorbildliche Volksgemeinschaft.
Ein Konsul, ein Fleischermeister, verschiedene Handwerker und
Kaufleute haben sich hier zu einer Erfolg versprechenden
Mannschaft zusammengefunden, die erst letzthin auf der Regatta in
Bad Ems den kampfstarken Mainzer RV in zwei Senior-Achterrennen
überzeugend schlagen konnte. Diese Siege haben der Mannschaft Mut
gemacht. In einem neuen Achter und im eigenen Motorboot, das der
Trainer sich eigens zum Zweck der Ausbildung seiner Ruderer mit
nach Hannover gebracht hat, werden die Rüsselsheimer in den acht
Tagen bis zur Meisterschaft ihre Form verbessern können.
Auf dem spiegelglatten Wasser des Maschsees wird mittlerweile
eisern trainiert. Die Rüsselsheimer und die Breslauer beherrschen
die Szene. Die Breslauer wurden ebenso wie die Rüsselsheimer hart
herangenommen. Vor allem der Amateurtrainer Fritz Brumme, der die
Rüsselsheimer Renngemeinschaft betreut, geht mit seinen Männern
scharf ins Zeug. Er benutzt diese Tage auf dem Maschsee zum
letzten Aufgalopp und hat die Tage vorher seine Ruderer sehr
geschont. Kräftige, "gewichtige" Gestalten sind es, die in diesem
Achter sitzen − einem neuen Boot übrigens, das an seinem Bug noch
keinen Namen trägt. Es wird erst kurz vor dem Start getauft
werden, und man kann sich denken, dass dieser Taufakt mit
besonderer Feierlichkeit und Liebe vor sich geht, erwarten die
Rüsselsheimer doch von diesem schnittigen Boot, dass es sie zum
Sieg fährt!
Auf Nr. 7 dieses Bootes sitzt übrigens der bekannte Skuller
Georg von Opel (seine Frau ist die bekannte Turnierreiterin).
Dieser Achter, der mit seinen 649 Kilo das zweithöchste Gewicht
der gemeldeten Mannschaften aufweist, macht im Training einen ganz
vorzüglichen Eindruck. Man wird sehr auf ihn zu achten haben;
jedenfalls dürfte er mit in die Entscheidung kommen, wenn sein
Vorlauf auch äußerst schwer sein wird. |
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Der Renngem.-Achter RVR/RGUR beim Deutschen Meisterschaftsrudern
1939 in Hannover: Hans Mietzschke (RVR), Georg von Opel (RVR),
Oskar Fischer (RVR), Adam Breidert (RGUR), Georg Boller (RVR),
Karl Schömbs (RVR), Ernst Müller (RGUR), Heinz Hummel (RVR) |
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Bei der
Meisterschaftsregatta, dem
28. Deutschen Meisterschaftsrudern, in Hannover
am 12. und 13. August 1939 haben zum Achter sechs Boote gemeldet, so
dass zwei Vorrennen gefahren werden müssen, jeweils die beiden ersten Boote
sind im Finale. Alle gemeldeten Mannschaften, vier davon sind
Renngemeinschaften, haben sich auf den Regatten des Sommers Kämpfe mit
zum Teil widersprechenden Ergebnissen geliefert, so dass von einer
favorisierten Mannschaft nicht gesprochen werden kann. Eine Ausnahme
bildet vielleicht die kurzfristig zusammengesetzte Renngem. RK am
Wannsee / RV Friesen Berlin mit den beiden Zweier-Meisterpaaren des
Jahres 1938 im Boot. Können die anderen Mannschaften gegen diese
Mannschaft bestehen? Das ist die Frage.
Im ersten Vorlauf treffen der Mannheimer RV Amicitia,
die Renngem. "Baldeneysee Essen" und die Renngem. RV Rüsselsheim / RG
Undine Rüsselsheim aufeinander. Nachdem bis zur 1.000-Meter-Marke
"Baldeneysee Essen" knapp führt, übernimmt die Amicitia mit einem prächtigen
Spurt und nach anschließendem harten Streckenkampf die Führung und
lässt sich diese nicht mehr nehmen. "Baldeneysee Essen" geht mit 4,2
Sekunden Rückstand als Zweiter durchs Ziel, weitere 3,2 Sekunden
dahinter die Renngem. Rüsselsheim. Ein enttäuschendes Ergebnis für die
Mannschaft der Renngem. RVR/RGUR mit Heinz Hummel, Ernst Müller (RGUR), Karl Schömbs,
Georg Boller, Adam Breidert (RGUR), Oskar Fischer, Georg von
Opel, Hans Mietzschke und Stm. Richard Schöpf (Ludwigshafener RV), das erst einmal
verdaut werden muss. Das Ziel war ein ganz anderes, man wollte
unbedingt ins Finale der besten Vier!
Deutscher Meister des Jahres
1939
in einem umkämpften Achterrennen wird die Renngem. "Baldeneysee
Essen", besetzt mit sieben Ruderern von ETUF Essen und einem der
Mülheimer RG, knapp (0,4 sec) vor der Renngem. RK am Wannsee Berlin / RV
Friesen Berlin mit den beiden Zweiermeister-Paaren, diese gleichzeitig
Meister im "Vierer-mit", im Boot und dem Mannheimer RV Amicitia,
nur 0,9 sec hinter dem Siegerboot.
Der Vereinsführer, Georg von Opel, hat außer seiner aktiven
Rennrudertätigkeit auch finanzielle Beihilfe zum Besuch der großen
Regatten geleistet. Kurz vor der Deutschen Meisterschaftsregatta macht
er dem RVR noch einen neuen Achter zum Geschenk.
Mit Beginn der Spielsaison 1939/40 wird im RVR auch wieder Hockey
gespielt. Die 1. Herrenmannschaft spielt ihre Verbandsspiele in der
Kreisklasse gegen Allianz Frankfurt, GfL Darmstadt, Forsthausstraße
Frankfurt, IG Frankfurt, DHC Wiesbaden und TG Worms. Altbewährte
Spieler wie Karl Vatter, Carl Doré, Richard Trapp, Rodenheber, Karl Saar,
Karl Stromberger, Helmut Guckes,
Curt Schrod, Robert Hartmann, Müller und Heinz Bopp vertreten wieder die Farben des RVR. Daneben spielt eine
Jugendmannschaft um die Bannmeisterschaft.
Am 1. September 1939
beginnt das nationalsozialistische Deutschland mit dem Angriff auf
Polen seine Ziele zu verwirklichen, es beginnt einen "Raub- und
Vernichtungskrieg", der schließlich zum Zweiten Weltkrieg
führt. Nur einige Tage später, am 7. September, schreibt der für den
Rudersport im "Reich" zuständige Reichsfachamtsleiter Heinrich Pauli
im "Wassersport" zu "seinen" Ruderern und Rudervereinen:
Wir glauben an
Deutschlands Sieg! Unsere Gemeinschaften sind einsatzbereit.
Von
Reichsfachamtsleiter H. Pauli.
Riemen und Skulls sind auf
die Seite gestellt. Der Führer hat das deutsche Volk aufgerufen
zum heiligen Kampf, zur Verteidigung des deutschen Bodens und
zum Schutze des deutschen Volkes. In der deutschen Rudererschaft
gibt es jetzt nur ein Denken, Fühlen und Wollen: äußerste
Erfüllung aller Pflichten. Nun sollen sich alle die Tugenden
bewähren, die wir im Sport für den friedlichen Wettkampf
verlangt haben: Entschlossenheit und Mut, Einsatzbereitschaft,
Opferwillen und Ausdauer. Bewährung in ernster Zeit ist die
Forderung der Stunde, ganz gleich, ob diese Bewährung an der
kämpfenden Front oder im Dienste in der Heimat nötig wird.
Jetzt hat sich auch zu
zeigen, ob die Vereinsführer im Rudersport auserwählt sind, ihre
Gemeinschaften so zu leiten, dass sie auch in Kampfeszeiten dem
deutschen Volk nützlich sind und damit ihre Lebensberechtigung
unter Beweis stellen. Im Sportbetrieb wird es in der nächsten
Zeit sehr still sein; die waffenfähigen Männer sind einberufen
und sehnen sich danach, für des deutschen Volkes Größe und Ehre
im Kampfe eingesetzt zu werden, die dazu nicht Berufenen habe
ihre Zeit auszufüllen mit vaterländischem Dienste, sei es in
ihrem Berufe, sei es in besonders ihnen gestellten Aufgaben. Da
bleibt wenig Zeit, Sport zu treiben.
Anzeige in der "Main-Spitze" am 30. Dezember 1939
anlässlich des
bevorstehenden Jahreswechsels |
Gleichwohl verbleiben für die
Vereinsführung wichtige Aufgaben. Fast alle Rudervereine
besitzen Bootshäuser. Es wird zu erwägen sein, ob und wie sie
dem Dienste des Vaterlandes gewidmet werden können. Sie können
bei ihrer meist schönen landschaftlichen Lage als
Erholungsstätten für Verwundete, als Arbeitsstätten für
gemeinsame Kriegsarbeit oder auch als Vorratsräume und anderes
in Dienst gestellt werden. Mit den zuständigen
Verwaltungsstellen oder Kommandobehörden ist Fühlung zu nehmen,
ob eine solche Verwendung in Frage kommt. Ist dies der Fall, so
ist das wertvolle Bootsgerät und der für die Kriegsverwendung
ungeeignete Mobiliarbesitz in sorgfältige und sichere Verwahrung
zu nehmen.
Wo die Bootshäuser
freibleiben, ist zu versuchen, den Gemeinschaftsbetrieb, wenn
auch nur in kleinem Umfange, weiterzuführen. Die
Aufrechterhaltung zuversichtlicher und mutvoller Stimmung
geschieht am besten in der kleinen Gemeinschaft, in schlichter,
regelmäßiger Geselligkeit. Hier liegt eine ernste Pflicht auch
für den Werbewart des Vereins vor. In der Gemeinschaft darf
Niedergeschlagenheit oder gar Meckerei nicht geduldet werden,
die Zaghaften sind aufzurütteln; Väter, Mütter und Geschwister,
die Grund zur Trauer haben, sind aufzurichten und ihnen der
Beweis zu erbringen, dass treue Kameradschaft ihnen zur Seite
steht. Aus jeder Gemeinschaft ist eine Zelle stolzer
Kriegshaltung zu schaffen, aus der Zuversicht und
Opferfreudigkeit in das Volk fließt – eine wahrhaft wertvolle
und wichtige Zielsetzung, wenn man sich erinnert, wie im letzten
Kriege die Stimmung des Volkes mangels methodischer Einwirkung
charakterfester Männer und Frauen sich zermürbt hat. Keine
Überschwänglichkeit an glücklichen Tagen, sondern ruhige stolze
Haltung, keine Fassungslosigkeit und Schwäche in Tagen der Not
ist die Parole, die immer wieder von der Führung den Angehörigen
ihrer Gemeinschaft eingehämmert werden muss. Trotz der
Verdunkelung der Bootshäuser können Abende wirklicher
Kameradschaft stattfinden, deren Programm ernst und würdig, ohne
dass die Heiterkeit dabei zu kurz kommt, gestaltet werden kann.
Der Sportbetrieb wird für die
Erwachsenen nur gering sein können; aber gerade deshalb muss
stärkster Zusammenhalt gefordert und der Versuch gemacht werden,
ihn bei dem schönen Herbstwetter noch im Freien, im Winter als
Ergänzungssport aufrechtzuerhalten. Nicht locker lassen, bis
auch die älteren Kameraden mitmachen und darin für sich selbst,
wie für ihren Verein ein Mittel zur Stärkung und zur Überwindung
schwächlicher seelischer Anwandlungen erkennen.
Und die Jugend! Hier heißt es
für den Vereinsjugendwart fest zuzupacken. Die Jugend ist zur
Zeit schulfrei, wenn im weiteren Verlaufe des Krieges ein mehr
oder weniger beschränkter Schulbetrieb auch wieder einsetzt.
Zeit ist dennoch vorhanden, um den Jugendlichen an den Sport,
und besonders an den schönen Rudersport, heranzubringen, und ihn
zusammen mit der Hitlerjugend in dem Mannschaftsgeist zu
erziehen, den die Kriegszeit gebieterisch fordert. Mir scheint
es, dass in der heutigen Zeit eine Verlagerung des
hauptsächlichen Sportbetriebs auf die Jugendabteilung sich ganz
von selbst ergibt, und dass die Vereinsführung hierauf besonders
ihr Augenmerk zu richten hat.
Eine nicht minder wichtige
Arbeit fällt den Frauenabteilungen zu. Allen erwachsenen Mädchen
wird, wie den Frauen, wichtige Kriegsarbeit zugewiesen werden.
Sich zu ihrer Bewältigung gesund und stark zu erhalten, dazu
kann die gemeinsame Sportübung nur dienlich sein. Unsere
weiblichen Sportkameradinnen haben ihren Sport immer sehr ernst
genommen und waren in ihrer Hingabe oft vorbildlich für die
Männer. Sie werden auch in der Kriegszeit nicht nachlassen. Sie
werden Mittel und Wege finden, auch im Kriege dem Vaterlande
durch den Sport zu. dienen.
Deutschland wird die ernste
Prüfung, die ihm auferlegt ist, bestehen; Deutschland wird
siegen in dem ihm aufgezwungenen harten Kampf. Wir Ruderer und
Ruderinnen wissen, dass es wieder um Alles geht, um das Leben
des Volkes, um die Zukunft unserer Jugend. Es bleibt nur die
Wahl zwischen einem versklavten Vaterlande oder einem Deutschen
Reiche, das siegreich und in dem stolzen Bewusstsein in die
Zukunft schreitet, durch Einsatz aller Kraft sich den Platz an
der Sonne erkämpft zu haben. Der deutsche Rudersport ist
kampfbereit und siegessicher. Heil dem Führer! Heil dem
Vaterlande! |
Im März verliert der RVR seinen langjährigen treuen Ruderkameraden
Philipp Sittmann durch den Tod.
Die Mitgliederzahl des RVR liegt am Ende des Jahres bei 166.
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