Durch die ständig wachsende
Wirtschaftskrise verlassen mehr und mehr aktive Sportler
Rüsselsheim, so dass die Besetzung der Mannschaften
Probleme bereitet. Die 1. Hockeymannschaft unternimmt
eine Wettspielreise nach Idar-Oberstein.
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Rüsselsheim und
die Werksanlagen der Adam Opel AG im Jahr 1930, im Hintergrund
der Main mit der im Jahr 1928 gebauten Brücke nach Flörsheim
sowie davor das Rüsselsheimer Schwimmbad am Main und das
Bootshaus des Rüsselsheimer Rudervereins. |
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In der Generalversammlung am 15. März 1930 wird auf Vorschlag des
Vorstandes eine Kanuabteilung und auch eine Hockeyabteilung
im Ruderverein Rüsselsheim gegründet. Lassen wir die "Main-Spitze"
berichten:
"Die Zeichen der
Zeit erkennend, hat sich der Ruderverein Rüsselsheim
entschlossen, eine Kanu-Abteilung ins Leben zu rufen. In der
Versammlung vom 15. März wurde auf Vorschlag des Vorstandes hin
einstimmig dem RVR die Kanuabteilung angegliedert, und es haben
sich sofort zirka 15 Herren bereit erklärt, der Kanu-Abteilung
beizutreten. Die Initiative des Vorstandes des RVR ist nur zu
begrüßen, verhütet sie doch in erster Linie eine Zersplitterung
der Wassersportler und in zweiter Linie haben nun auch die
Kanufahrer und Paddler eine feste Organisation, die ihnen alle
Möglichkeiten und Annehmlichkeiten zur Ausübung ihres gesunden
Sportes bietet. Interessenten erhalten bereitwilligst Auskunft
bei den Vorstandsmitgliedern des RVR, insbesondere bei den
Herren Gustav Klingelhöfer und Paul Diehl.
Auch die
Hockey-Abteilung wurde in der gleichen Versammlung endgültig dem
Ruderverein angeschlossen. Der RVR bietet damit Herren und
insbesondere auch Damen Gelegenheit zur Ausübung eines gesunden,
fairen Rasensportes.
In Kürze beginnt nun auch wieder das
Training der aktiven Ruderer, die schon seit Wochen im
Ruderbecken die Vorübungen aufgenommen haben. Gerade das Rudern
ist eine der gesundesten und schönsten Sportarten. Auch für
Herren, die sich dem Rennsport nicht widmen wollen, bietet das
Rudern Gelegenheit zur Betätigung in frischer, staubfreier Luft
durch das Wanderrudern. Der Ruderverein Rüsselsheim besitzt eine
stattliche Bootsflotte auch für Wanderruderer. Ganz besonders
möchten wir noch auf die seit Jahren bestehende
Schüler-Abteilung hinweisen. Die Jungens stehen hier unter ganz
besonderer Aufsicht, so dass Gewähr gegeben ist, dass die Schüler
in gesundheitlicher und geistiger Beziehung keinen Schaden
erleiden. Der Monatsbeitrag für Schüler und Jugendliche beträgt
30 Pfg. Allen Eltern wäre dringend zu empfehlen, ihre Söhne dem
RVR zuzuführen, woselbst sie Gelegenheit haben, ihren Körper zu
stählen und gleichgesinnte Kameraden zu finden. Anmeldungen
direkt beim Vorstand oder in den Übungsstunden (Dienstags abends
im Bootshaus)." |
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RVR-Hockeymannschaft
1930 in Idar-Oberstein (hinten: Karl Heuß, Karl Hill, Wilhelm
Reinheimer, Peter Horle, Karl Büdel, Wilhelm Petzold; davor:
Friedrich Traiser, Karl Saar, Karl Renker; vorn: Carl
Nebelung, Willi Filtzinger, Ludwig Hill) |
Anzeige in der "Main-Spitze"
am Dienstag, den 3. Mai 1930 |
Das Anrudern findet am 4. Mai 1930 gemeinschaftlich mit den
Nachbarvereinen und der im RVR neu gegründeten
Kanuabteilung statt. An der
Bootsauffahrt nehmen etwa 50 Boote teil.
Die Regattasaison beginnt für die Jugend des RVR unter Trainer Fritz
Brumme in Heidelberg. Während Wilhelm Reinheimer, Karl Renker, Karl
Schömbs, Karl Saar und Stm. Fritz Brumme hier im Jugendvierer den
ersten Erfolg verbuchen, kann sich der Jugendachter gegen starke
Konkurrenz aus Mannheim, Ludwigshafen und Heidelberg nicht behaupten.
Es folgt die Mittelrheinische Regatta in Bad Ems am 17. August, wo der RVR mit Jugend und Senioren an den Start geht. Wir zitieren die
"Main-Spitze":
Der RVR siegt im
Herbst-Seniorachter auf der Regatta in Bad Ems 1930 (Stm.
Friedrich Traiser, Fritz Brumme, Karl Pöppel, Paul Diehl, Peter
Horle, Marcel Schopfer, Wilhelm Heil, Albert Meeser, Wilhelm
Petzold) |
"Die am Sonntag
bei herrlichem Sommerwetter in Bad Ems auf der Lahn abgehaltene
Herbstregatta des Mittelrheinischen Regatta-Verbandes (DRV) war
für den Ruderverein Rüsselsheim von glänzendem Erfolg. Nach
wochenlanger täglicher intensiver Schulung hatte der Verein für
genannte Regatta fünf Rennen belegt. Dreimal wurden die
Rüsselsheimer Mannschaften erster Sieger. Diese Siege sind umso
höher zu bewerten, als die Rennen infolge Hochwassers der Lahn
bei gewaltiger Strömung und zum Teil bei starkem Gegenwind
gefahren werden mussten. Die von den Rüsselsheimern gefahrenen
Zeiten beweisen, dass die Mannschaften auch Widerwärtigkeiten mit
Mut und Ausdauer zu meistern verstanden. Rüsselsheim und
Saarbrücken waren auf der Emser Regatta die
erfolgreichsten Vereine. Erster Sieger wurde im Ersten Herbstvierer der Ruderverein Rüsselsheim in 6:42,6 Min.
mit der Mannschaft Karl Pöppel, Marcel Schopfer, Wilhelm Heil,
Albert Meeser und Stm. Bernhard Nachmann.
Eine sportlich hervorragende Leistung war der Sieg im
Herbstachter (Herausforderungspreis) mit 6:19 Min. Fahrzeit und
der Mannschaft Wilhelm Petzold, Albert Meeser, Wilhelm Heil,
Marcel Schopfer, Peter Horle, Paul Diehl, Karl Pöppel, Fritz
Brumme und Stm. Friedrich Traiser. Da der Ruderverein
Rüsselsheim auch im Vorjahre den Herbstachter gewann, geht der
Herausforderungspreis dauernd in seinen Besitz über.
Im Jungmann-Gig-Vierer ging die Rüsselsheimer Mannschaft nach
dem Wassersportverein Bendorf mit 7:24 Min. als zweites Boot
durchs Ziel, ebenso im Zweiten Jungmann-Gig-Vierer nach
Kreuznach mit 7:26 Min. und im Zweiten Herbstvierer nach RG
Bingen mit 7:06 Min. gegen 7:05 Min. des Siegers, also mit knapp
einer Viertelbootlänge Differenz.
Die Schüler- und Jugend-Regatta in Bad Ems hatte der RVR mit
zwei Rennen auf 1.000 Meter belegt. Im Dritten Jugend-Vierer
wurde Rüsselsheim mit 3:16 Min. Sieger gegen Rhenania Koblenz.
Im Zweiten Jugend-Vierer gingen die Rüsselsheimer nach dem
Sieger WSV Bendorf (3:09 Min.) mit 3:10 Min. als zweites Boot
durchs Ziel.
Zahlreiche Mitglieder des RVR hatten sich in Bad Ems
eingefunden, um Zeuge der schönen sportlichen Leistungen seiner
gutgeschulten Mannschaften zu sein. Das Rudersporttraining wird
fortgesetzt, weil sämtliche Rüsselsheimer Mannschaften am 31.
August gelegentlich der Lahnregatta in Gießen abermals starten
werden, dazu "Glück auf"!" |
Und auch auf der
Gießener Herbstregatta, wo der RVR in vier Rennen startet, ist man
erfolgreich. Während sich der Jungmann-Vierer mit Philipp Jung, Willi
Filtzinger, Otto Sittmann, Jakob Wagner und Stm. Friedrich Traiser mit
dem zweiten Platz begnügen muss, wird der Herbstachter in der Besetzung
wie in Bad Ems mit vier Längen Vorsprung eine sichere Beute der wieder
in guter Form rudernden Rüsselsheimer. Und auch im Herbstvierer, der
in zwei Abteilungen gefahren wird, können beide Abteilungen von den
Achterruderern des RVR gewonnen werden.
Der RVR-Jugendachter in Heidelberg 1930 mit Wilhelm Reinheimer,
Karl Saar, Karl Renker, Karl Schömbs, Georg Leuthner, ... Berthold, Hermann Jahn,
Josef Saar und Stm. Fritz Brumme |
Stelldichein vor der Hockey-Wintersaison 1930/31 auf dem
Hockeyplatz am Sommerdamm, der ehemaligen Fohlenweide
(Wilhelmine Loos, Karl Hill, Lini Fritz, Ludwig Hill, Lotte
Jurich und Berta Hartherz) |
Nach dieser Regatta
werden die Senioren aus dem Training entlassen. Dagegen startet die
Jugend noch in Frankfurt sowie im September in Mainz und kann in
Frankfurt einen Anfänger-Vierer und in Mainz einen
Leichtgewichts-Vierer gewinnen. Bereits eine Woche vor der Regatta in
Mainz, am 14. September 1930, veranstaltet der RVR seine
Vereinsregatta verbunden mit Kanu-Rennen und Wasserspielen.
Mit diesen
Erfolgen auf den besuchten Regatten, 9 Siegen, nimmt der RVR in der
Punktwertung des Deutschen Ruderverbandes einen 66. Platz,
in der Wertung des Mittelrheinischen Regatta-Verbandes
sogar einen 3. Platz ein.
Die Bewirtschaftung des Bootshauses geht
von Adam Gandenberger auf das langjährige RVR-Mitglied Albert
Dittmann mit Frau über.
Ende des Jahres gehören dem Ruderverein Rüsselsheim 207 Mitglieder an.
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Bootshaus
des Rudervereins Rüsselsheim im Jahr 1930 mit Bootshalle und
Bootssteg von der Flörsheimer Mainseite gesehen |
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