Zu Beginn des Jahres veranstaltet die "Undine" am 30.
Januar 1926 wieder ihren "Großen Maskenball" in allen Räumen des
Hotels Adler.
Da am 5. und 6. Juni 1926 von der "Undine" auf dem Main in Rüsselsheim
die erste SRV-Verbandsregatta des Jahres abgehalten wird,
schreibt der Vorstand der "Undine" am 20. April zwei Briefe an den
Gemeinderat von Rüsselsheim:
Rüsselsheim, den 20. April 1926
Rudergesellschaft Undine 1919 Rüsselsheim
An den wohll.
Gemeinderat, Rüsselsheim a/M. Unterzeichneter Verein erlaubt sich mit nachstehender Bitte an den
wohll. Gemeinderat um geneigteste Befürwortung heranzutreten. Zu Ihrer gefl. Kenntnisnahme teilen wir Ihnen mit, dass unser
Verein am 5. & 6. Juni 1926 eine Verbandsregatta am Platze
abzuhalten gedenkt. Zur besseren Ausgestaltung dieser
Veranstaltung richten wir die höfliche Bitte an Sie, uns an
genannten Tagen den Landungsplatz zu überlassen. Betreffs einer
von uns geplanten Absperrung des Maindamms von der Mainpforte bis
zur Allee werden wir uns mit dem Wasserbauamt Mainz ins Benehmen
setzen, erbitten jedoch auch hierin, eine Genehmigung Ihrerseits
im Voraus erteilen zu wollen. In der Hoffnung in obiger Angelegenheit Ihre volle Unterstützung
in Anspruch nehmen zu können mit dem Hinweis auf den Zweck der
Veranstaltung, Erziehung und Ertüchtigung unserer Jugend, erwarten
wir Ihre Baldige Antwort und zeichnen
Hochachtungsvoll ! Rudergesellschaft Undine 1919 Rüsselsheim
Max Seifert, 1. Vorsitzender |
Rüsselsheim, den 20. April 1926
Rudergesellschaft Undine 1919 Rüsselsheim
An den wohll.
Gemeinderat, Rüsselsheim a/M. Unterzeichneter Verein erlaubt sich mit nachstehender Bitte an den
wohll. Gemeinderat um geneigteste Befürwortung heranzutreten und
versichern Ihnen im Voraus unseren besten Dank für die evtl.
Gewährung derselben. Zur gefl. Kenntnisnahme teilen wir Ihnen ergebenst mit, dass unser
Verein am 5. & 6. Juni ds. Jrs. eine Verbandsregatta des Südd.
Ruderverbandes hier abhält. Bei dieser Veranstaltung kommen 17
Rennen zur Ausfahrt, für welche noch etliche Preise fehlen. Wir erlauben uns mit der Bitte an wohll. Gemeinderat
heranzutreten, uns für diese Veranstaltung einen Wanderpreis für
das Rennen "Begrüßungs-Vierer" stiften zu wollen. Wir geben uns
der Hoffnung hin, dass Sie verehrtester Gemeinderat unsere Bitte
erfüllen werden. Durch die Stiftung eines Preises leisten Sie
wohll. Gemeinderat ein gutes Werk an unserer Jugend, welche wir
heranziehen zum Sport zur körperlichen und geistigen Ausbildung
und Erziehung zur Disziplin, um sie später als gereifte Männer
unserer Gesellschaft zuzuführen. Mehr denn je sind heute die Sport-Vereine, nachdem die früheren
Erziehungs- & Bildungsmethoden beim Militär weggefallen sind, dazu
berufen, unsere Jugend heranzubilden. In der Hoffnung keine Fehlbitte getan zu haben, zeichnet Hochachtungsvoll ! Rudergesellschaft Undine 1919 Rüsselsheim
Max Seifert, 1. Vorsitzender |
Beide Gesuche der "Undine" werden vom Gemeinderat befürwortet, der
Landungsplatz wird der "Undine" an den Regattatagen zur Verfügung
gestellt und ein Wanderpreis wird gestiftet.
Anzeige in der "Main-Spitze" am
28. Januar 1926 |
Anzeige in der "Main-Spitze" am
1. Mai 1926 |
Anzeige in der "Main-Spitze" am
8. Mai 1926 |
Am 2. Mai 1926 veranstalten die fünf
Nachbarvereine Ruderverein Rüsselsheim, Rudergesellschaft Undine
Rüsselsheim, Flörsheimer Ruderverein 1908, Flörsheimer Rudergesellschaft
1921 und Ruder-Club 1920 Raunheim ihr Anrudern erneut gemeinsam.
Die Bootsauffahrt beginnt am Bootshaus der "Undine" führt bis zur
Raunheimer Schleuse, von da zurück zur "Undine" und endet am Bootshaus
des RVR.
Schon eine Woche später, am 9. Mai 1926, vollzieht die "Undine" an ihrem
Bootshaus die Bootstaufe eines neu angeschafften Rennachters.
Unter den Teilnehmern befinden sich die "Spitzen der hessischen
Regierung, des Kreisamts Groß-Gerau und der Gemeinde Rüsselsheim" (Zitat
"Main-Spitze"). Am Abend wird dieser freudige Tag mit einer
Tanzveranstaltung im Hotel Adler beschlossen.
Anzeige in der "Main-Spitze" am
3. Juni 1926 |
Titelseite des
Regattaprogramms |
Seite aus dem
Regattaprogramm |
Am 5. und 6. Juni 1926 hält der Süddeutsche Ruderverband
(SRV) seine erste Regatta des Jahres ab, die 56. Verbandsregatta in Rüsselsheim, wobei
insgesamt vierzehn Rennen zur Austragung kommen. Siebzehn Vereine
haben ihre Meldungen abgegeben, die mit 58 Booten und 320 Ruderern an
den Start gehen. Gestartet wird an der Fähre in Flörsheim, das Ziel
ist am Landungsplatz in Rüsselsheim, so dass eine Strecke von 2.000
Metern zu durchrudern ist. Die "Undine" meldet ihre Ruderer zu vier
Rennen, dem Jungmann-Gig-Vierer, dem Schüler-Gig-Vierer, dem
Jungmann-Achter und dem Ermunterungs-Gig-Vierer. Lassen wir die
"Main-Spitze" berichten:
Rüsselsheimer Regatta des
Süddeutschen Ruderverbandes
RG Undine Rüsselsheim gewinnt
den Opel-Preis im Jungmann-Achter Das sich zu einer Sportstadt auswachsende
Rüsselsheim stand am Samstag und Sonntag im Zeichen des
volkstümlichen Rudersports. Die hiesige RG Undine hatte die erste
diesjährige Regatta des SRV wohl vorbereitet. Von einigen
Kollisionen, die mehr der einen Bogen aufweisenden Strecke (2.000
Meter) zuzuschreiben sind – was dennoch keine Entschuldigung für
die Steuerleute bedeuten soll – abgesehen, wickelte sich die
Veranstaltung, deren großartigen Besuch selbst verschiedenen
Regenschauer am Sonntag nicht beeinträchtigen konnten, unter der
Leitung des technischen Ausschusses glatt ab. Die Firma Opel
stellte in liebenswürdiger Weise das Begleitboot sowie das
Telephon zur Verfügung. Von dem Ehrenausschuss waren u. a.
Kreisdirektor Dr. Merk und Vorstandsmitglieder des RV Rüsselsheim
anwesend. Für das erste Treffen standen die Leistungen sportlich
auf einer beachtenswerten Stufe, vorweg in der Jungmann-, Junior-
und Schülerklasse, deren vorzügliche Kräfte auf einen guten
Nachwuchs schließen lassen. Ohne Ausnahme wurden die Rennen erst
im Ziel entschieden. Die schönsten Rennen des Tages waren die
beiden Abteilungen des Jungmann-Vierers mit den Siegern
Frankfurter Borussia und Offenbacher Vorwärts. Einen hübschen Sieg
vermochte Rüsselsheimer Undine im Jungmann-Achter gegen Mainzer
Fortuna davonzutragen. |
Regatta-Ergebnisse mit Undine-Beteiligung
Vorrennen
Jungmann-Vierer (Gig-Boot) 2. Abteilung 1. Lauf: 1.
RK Germania Kastel 2. ARSV Vorwärts Offenbach 3. RV Weisenau
- 2. Lauf: 1. RC Hassia Gießen 2. RG Undine Rüsselsheim
(Walter Schaeffter, Karl Müller, Peter Eberle, Karl Westhoven,
Stm. Josef Müller)
Ermunterungs-Vierer (Gig-Boot): 1. Lauf: 1. RG Undine
Rüsselsheim (Karl Hägele, Philipp Heisel, Friedel Kammerer,
Jean Riegel, Stm. Josef Müller) 2. RC Fortuna Mainz 3. WSV
Hellas Gießen - 2. Lauf: 1. RV Weisenau 2. Frankfurter RG
Borussia
Schüler-Vierer (1.200 Meter, Gig-Boot): 1. Lauf: 1.
RG Fechenheim 3:47 min 2. ARSV Vorwärts Offenbach 3:55 min
3. RC Fortuna Mainz 4:02 min - 2. Lauf: 1. RG Undine
Rüsselsheim 3:45 min 2. RV Freiheit Mühlheim 3:46 min 3. RC
Hassia Gießen 3:48 min |
Hauptrennen
Schüler-Vierer (1.200 Meter, Gig-Boot): 1. RV
Freiheit Mühlheim 3:24, 0 min 2. RG Undine Rüsselsheim
(Willi Filtzinger, Otto Jakobs, Ferdinand Trunk, Martin
Popp, Stm. Josef Müller) 3:37,2 min 3. RG Fechenheim 3:39,0
min
Jungmann-Achter (Ehrenpreis der Gebr. Opel): 1. RG
Undine Rüsselsheim (Walter Schaeffter, Philipp Heisel,
Karl Hägele, Karl Müller, Friedel Kammerer, Karl Westhoven, Peter
Eberle, Jean Riegel, Stm. Josef Müller) 6:03,6 min 2. RC
Fortuna Mainz 6:05,0 min 3. RG 1921 Nied 6:11,0 min
Ermunterungs-Vierer: Durch Sieg im Jungmann-Achter
ist die RG Undine nicht mehr startberechtigt. |
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Vierzehn Tage nach der eigenen Regatta in Rüsselsheim
startet die "Undine" mit zwei Vierermannschaften, dem Schüler und dem
Jungmann-Vierer auf der 57. Regatta des SRV in Frankfurt. Der
Jungmann-Vierer mit
Karl Hägele, Philipp Heisel, Friedel Kammerer, Jean Riegel und Stm.
Josef Müller siegt über die Frankfurter Borussia und der Schüler-Vierer
rehabilitiert sich für seine Niederlage auf der heimischen Regatta,
indem er mit prächtigem Endspurt Mühlheim im Ziel schlagen kann.
Der
Schüler-Vierer der "Undine" 1926 (Martin Popp,
Ferdinand Trunk, Stm. Josef Müller, Otto Jakobs, Willi Filtzinger) |
Der
Jungmann-Vierer der "Undine" 1926 (Karl Hägele,
Philipp Heisel, Stm. Josef Müller, Friedel Kammerer, Jean Riegel):
Drei Vierer- und vier Achtersiege 1926 |
Die nächste Regatta für die Undine-Ruderer ist die 59. Verbandsregatta
des SRV in Offenbach. Gemeldet werden Jungmann-Vierer und -Achter
sowie Schüler-Vierer. Wir zitieren die "Main-Spitze":
Ein Sieg für die RG Undine auf der
Regatta in Offenbach
Die am Samstag
und Sonntag von dem Offenbacher Vorwärts abgehaltene 59. Regatta
des SRV hatte unter sehr schlechten Wasserverhältnissen zu leiden.
Das starke Hochwasser mit seiner reißenden Strömung machte den
Mannschaften, ganz besonders auf den Außenstarts, schwer zu
schaffen, und es gelang auf der ganzen Regatta nur dem
Jungmann-Vierer mit der Besetzung
Karl Hägele, Philipp Heisel, Friedel Kammerer, Jean Riegel,
Stm. Josef Müller auf Start 4 zu gewinnen, was der Mannschaft ein
ganz besonderes Lob einbrachte.
Im Jungmann-Achter gelang es der Mannschaft nicht, sich
durchzusetzen und musste den Sieg den Mainzern überlassen. Trotzdem
ist dieses Rennen noch nicht entschieden, das Rennen wird aller
Wahrscheinlichkeit nach in Mainz eine Wiederholung finden und dort
auf einer einwandfreien Strecke dürfte es sich erst beweisen, wer
der stärkere ist. Im Schüler-Rennen musste sich die hiesige
Mannschaft ihrem alten Rivalen, den Mühlheimern, beugen.
Trotzdem sich nicht alle drei Rennen zu Siegen gestalten ließen,
kann die Undine stolz auf die Erfolge sein. Möge weiter dieser
Geist in den Mannschaften bleiben, dann werden weitere Erfolge
nicht ausbleiben. |
Dann findet am 8. August 1926 die Regattasaison mit der 60.
Verbandsregatta des SRV und gleichzeitig der 3. Süddeutschen
Meisterschaftsregatta in Mainz ihren Abschluss. Die "Undine"
meldet ihre Mannschaften in fünf Rennen, und zwar im Junior-, Jungmann-
und Schüler-Vierer sowie im Jungmann- und Zweiten Senior-Achter. Wenn es
auch nicht allen Mannschaften zum Sieg reicht, so sind sie doch alle mit
an der Spitze. Den einzigen Sieg für die "Undine" holt der
Jungmann-Achter, der mit raumgreifenden Schlägen einen Vorsprung von
drei Bootslängen vor Hassia Gießen, Mainz 03 und Alemannia Frankfurt
herausrudert.
Die
Mitglieder der RG Undine Rüsselsheim 1926 im Stadtpark
(hinten: Georg Riegel, Ernst Renker, Otto Jakobs, Ludwig Lang,
Westhoven sen., Friedel Kammerer, Karl Westhoven, Peter
Eberle; davor: Heinrich Heilmann, Philipp Wagner, Georg
Reinheimer, Fritz Steinkamp, Johann Bastian, Heinrich Ims,
Hermann Müller, Martin Popp, Riegel sen.; davor: Jakobs sen.,
Paul Schubert, Philipp Heisel, Christoph Renker, Jakob Oswald,
Karl Gerbig, Willi Filtzinger, Jean Riegel, Willi Kammerer,
Hägele sen.; davor: Filtzinger sen., Georg Eberle, Adam
Reinheimer, Fritz Schadt, Willi Schmitt, Georg Bastian, Max
Seifert, Theodor Kaiser, Karl Müller, Walter Schaeffter, Adam
Simon; vorn: Karl Hägele, Josef Müller, Ferdinand Trunk) |
Am 12. September starten die Jungmannen der "Undine" auf
der Internen Regatta in Eddersheim im Gast-Vierer und Gast-Achter
über eine Stecke von 1.800 Metern. Der Vierer schlägt Fortuna Mainz mit
zwei Längen und der Achter den gleichen Verein mit einer Länge.
Eine Woche später, am 19. September, steigt in Rüsselsheim der Höhepunkt
der Regattasaison, das frei vereinbarte "Städteachter-Rennen"
zwischen dem Flörsheimer Ruderverein, dem Ruderverein Rüsselsheim und
der Rudergesellschaft Undine Rüsselsheim. Lassen wir nochmals die
"Main-Spitze" berichten:
Rudergesellschaft Undine gewinnt
den Stadtachter Am Sonntag
Nachmittag hatte sich eine stattliche Anzahl Zuschauer am Main
eingefunden, um Zeuge des spannenden Achter-Rennens zu sein.
Pünktlich um 1/2 6 Uhr begaben sich die Boote des Flörsheimer
Rudervereins, des Rudervereins Rüsselsheim und der
Rudergesellschaft Undine an den Start. Bangenden Herzens standen
die Mitglieder der Undine am Ufer verteilt. Wird es ihrer
Mannschaft gelingen, den Sieg an sich zu reißen oder nicht, so
dachte ein jeder und wartete mit Spannung auf das Startkommando.
Endlich wird der Bann gelöst, die Boote gehen vom Start, voran RVR
und FRV, Undine, die etwas aufgeregt vom Start weggeht, mit 1/2
Länge hintennach. So geht es unter abwechselnder Führung der
beiden ersten Boote bis zur 1.000-Meter-Linie. Bis hierher holte
Undine ihren Nachteil auf und übernimmt die Führung, die sie trotz
aller Vorstöße des RVR nicht mehr hergab. Mit einem grandiosen
Endspurt, dicht gefolgt von RVR, geht Undine (Walter Schaeffter, Karl Müller, Karl Hägele, Philipp Heisel, Friedel Kammerer,
Jakob Oswald, Peter Eberle, Jean Riegel, Stm. Josef Müller) mit
1/2 Länge, viel bejubelt von den vielen Zuschauern, als sicherer
Sieger durchs Ziel. Mit diesem, dem schönsten diesjährigen Sieg,
konnten die Mannschaften acht schöne Siege in diesem Jahre an die
Vereinsflagge heften. Der Steuermann Müller vollendet mit diesem
Erfolg sein erstes Viertelhundert Siege. Zum Schluss der
diesjährigen Rennsaison den wackeren Mannschaften ein dreifach
kräftiges Hipp-hipp-hurra für die vollbrachten herrlichen
Leistungen. |
Anzeige in der "Main-Spitze" am
16. September 1926 |
Anzeige in der "Main-Spitze" am
28. Oktober 1926 |
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Anzeige in der "Main-Spitze" am
30. Dezember 1926 |
Am 30. Oktober 1926 veranstaltet die "Undine" in den
Räumen des Hotels Adler ihr 7. Stiftungsfest mit Siegerehrung und
Vereinsball. Und wie alljährlich lädt die "Undine" zu Silvester
Mitglieder, Freunde und Gönner in die Räume des "Frankfurter Hofes" zu
einer Feier mit Tanz ein. Das Programm des Abends besteht aus
humoristischen Aufführungen, aus Vorträgen, aus Tanz nach der Musik
einer Jazz-Kapelle und aus Überraschungen.
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