Kommentar zum Hochwasser am Main: Gut
geschützt
Von Dorothea Ittmann (aus "Main-Spitze" vom
09.01.2024)
Der Main hat seine wilden Tage hinter sich. Die
Kommunen müssen dennoch mit Hochwasser rechnen.
Der Main ist ein gezähmter Fluss. Mit 34
Staustufen und 40 Schleusen entlang des Laufs kann der Wasserstand gut
reguliert werden. Natur ist hier nicht mehr viel übrig geblieben. Längst
ist der Main zur Wasserstraße für die Großschifffahrt ausgebaut
geworden. Der Main wurde teilweise eingetieft, die Auen wurden
abgeschnitten und Deiche errichtet. Die Überschwemmungsgebiete sind
erheblich kleiner geworden. Wer die Debatte im Stadtparlament über die
Nutzung des Mainvorlands für Großveranstaltungen verfolgt hat, weiß,
dass es sich bei den Rüsselsheimer Mainwiesen nicht um ein unberührtes
Naturbiotop handelt, sondern sie 2009 als natur- und
wasserschutzrechtliche Ausgleichsfläche für den Bau einer Pipeline und
für den Uferweg aufgeschüttet worden waren. Der menschliche Eingriff
macht den Fluss zwar etwas berechenbarer, schützt aber nicht vor
Hochwasser, wie die Rüsselsheimer dieser Tage am Mainufer beobachten
können. Vielen dürften die größeren Hochwasser 2003 und 2011 in
Erinnerung geblieben sein. Doch eine große Gefahr besteht
für Rüsselsheim nicht. Einerseits liegt die Stadt leicht erhöht,
andererseits verhindern Deiche Überflutungen. Winterdeiche sollen
Kommunen laut dem Regierungspräsidium sogar vor Jahrhunderthochwassern
schützen.
Hochwasser: Der Main in Rüsselsheim – ein
gezähmter Fluss
Zeitweise wurde am Pegel Raunheim die
Meldestufe 1 überschritten. Die Kommunen am Main hatten allerdings
während des vielerorts hohen Hochwassers wenig zu befürchten.
Von Dorothea Ittmann (aus "Main-Spitze" vom
09.01.2024)
Vielerorts sind die Flüsse über die Ufer getreten.
In Südhessen sind vor allem das Einzugsgebiet der Kinzig, die Nidder,
der Schwarzbach und die Mümling vom Hochwasser betroffen. Mittlerweile
gibt das Hessische Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) Entwarnung.
Sonne und Frost lösen den Dauerregen der vergangenen Wochen ab. Das
Rhein-Hochwasser hat seinen Höchststand Freitagnacht (5. Januar)
erreicht. Seit Samstag sinken die Pegel langsam, aber stetig.
Gleiches gilt für den Main. Am vergangenen Freitag
wurde am Pegel Raunheim die Meldestufe 1 mit mehr als 3,40 Meter Wasser
überschritten; auch dort sinkt der Pegel seit Samstag. Meldestufe
1 bedeutet randvolle Gewässer und kleinere Ufer werden überschwemmt. Die
Mainwiesen am Rüsselsheimer Ufer sind das beste Beispiel dafür: Kleine
Seen haben sich gebildet, Wasservögel fühlen sich dort wohl. Der Fuß-
und Radweg unter der Opelbrücke ist wenige Zentimeter mit Wasser
bedeckt. Das Mainwasser fließt mit hoher Geschwindigkeit nur einen
halben Meter unter dem Landungssteg hindurch. Die Ufertreppen sind
überspült.
Der Main ist ein vergleichsweise ruhiges Gewässer.
Wenn der Rhein viel Wasser führt und kleinere Bäche über die Ufer
treten, spüren die Kommunen am Main oft wenig oder erst Tage später die
Auswirkungen großflächiger Niederschläge. Das liegt daran, dass der Main
bis zur Mündung in Ginsheim-Gustavsburg ein Einzugsgebiet von circa
27.000 Quadratkilometer hat und weniger Wassermengen bewältigen muss als
der Rhein, der ein Einzugsgebiet von circa 71.000 Quadratkilometern bis
zum Pegel Main aufweist. "Jedes Gewässer hat ein durch eine Vielzahl von
Parametern geprägtes individuelles Abflussverhalten", informiert
Christoph Süß von der Pressestelle des Regierungspräsidiums Darmstadt,
das für den Hochwasserschutz in der Region zuständig ist.
Ausbau zur Wasserstraße
Kleine Mittelgebirgsbäche wie die Mümling oder die
Gersprenz wiesen ein anderes Hochwasser-Abflussverhalten auf. Die
Wahrscheinlichkeit, dass die wesentlich kleineren Einzugsgebiete
großflächiger überregnet werden, sei größer. "Zudem haben hier die
Einzugsgebiete und die Gewässer größere Gefälle, was – gerade bei
starkem Regen – größere Zuflüsse und höhere Fließgeschwindigkeiten
bedingen. Im Verhältnis zur Gewässerleistung sind diese Zuflüsse
wesentlich größer als bei großen Gewässern", so Süß. Im Gegensatz zum
Rhein und zum Main, wo sich Hochwasserwellen schon Tage vorher
ankündigen, habe man dort oft eine Vorlaufzeit von nur wenigen Stunden.
Ein extremes Beispiel war das Ahr-Hochwasser 2021. Die besondere
Topografie und das eng bebaute Gewässertal sei der Grund für die Wucht
des Hochwassers gewesen.
Natürlich sei das Abflussgeschehen des Mains durch
den Ausbau zur Wasserstraße erheblich verändert worden. Der Main wurde
teilweise eingetieft, die Auen vielfach abgeschnitten und Deiche
errichtet. Dabei seien die Überschwemmungsgebiete "erheblich kleiner
geworden", so Süß.
34 Staustufen regulieren Wasserstand
Der Wasserstand auf dem Main wird laut des
zuständigen Wasserstraßen- und Schifffahrtsamtes durch 34 Staustufen und
40 Schleusen reguliert. Mit diesen Schleusen könne der Hochwasserabfluss
allerdings nicht "gebremst" werden, betont Süß. Im Gegenteil: Die
Wehrklappen würden ab einem gewissen Wasserstand – etwa bei einem
Hochwasser, wie es statistisch einmal in zwei Jahren vorkommt, und wenn
die Schifffahrt eingestellt ist – geöffnet, sodass die Stauwirkung
aufgehoben wird und der Main frei durchfließen kann. Schutz vor
Hochwasser gewährleisteten die Winterdeiche an Rhein und Main bis zu
einem 200-jährlichen Hochwasserereignis. Dennoch könnten die Deiche bei
sehr lang anstehendem Hochwasser versagen.
"Trotz einer günstigen Topografie ist der Main vor
Hochwasser nicht gefeit: Am 13. Januar 2011 gab es die letzte größere
Hochwasserwelle. Bei einem Pegelstand von 4,85 Meter wurden die
Deichtore eingesetzt, da noch am selben Tag ein Anstieg des Pegels auf
5,20 Meter erwartet wurde. Davor gab es 2003 ein ähnlich
starkes Hochwasser. Experten sprechen dabei von 20-jährlichen
Hochwasserereignissen mit hoher Wiederkehrwahrscheinlichkeit. Ein
Jahrhunderthochwasser hat sich laut Süß zuletzt 1844 ereignet.
Aktionsplan der Stadt schützt bei
Hochwasser
Sollte es doch zu einem Hochwasser der Meldestufe
2 oder 3 kommen, hat die Stadt vorgesorgt. Es gibt einen Aktionsplan,
der festlegt, wann welche Maßnahmen einzuleiten sind. Bei einem Pegel
von 2,40 Meter wird zum Beispiel der Regionalparkweg zwischen dem
Landungsplatz und der alten Opel-Schmiede gesperrt. Zwischen 2,70 und
2,90 Meter werden nach und nach auch die Regionalparkverbindungen
zwischen Rüsselsheim und Raunheim gesperrt. Erreicht der Pegel drei
Meter, wird die Obdachlosenunterkunft der Diakonie neben der Kläranlage
gesichert und der Bereich unter der Brücke an der Umgehungsstraße
zwischen Rüsselsheim und Raunheim kontrolliert. Kritischer wird es ab
einem Pegel von 3,70 Meter, wenn das Wasser über den Landungsplatz
schwappt, der dann gesperrt wird. Zudem liegen die Dammtore bereit, um
bei einem weiter steigenden Pegel den Landungsplatz von der Innenstadt
abzuschotten.
So weit ist es diesen Winter nicht gekommen. Für
Dienstag, 9. Januar, rechnet das Regierungspräsidium mit einem Pegel von
2,55 bis 2,75 Metern bei Raunheim, Prognose: weiterhin fallend.
Diese Vorteile gibt es für die Mainland
Games in Flörsheim
Kräftemessen im Schottenrock: Die
Rüsselsheimer Stadtverordneten bedauern den Umzug der Mainland Games auf
die andere Mainseite. Das Areal unter der Opelbrücke hat aber Vorzüge.
Von Dorothea Ittmann (aus "Main-Spitze" vom
30.11.2023)
Rüsselsheim. Fassrollen, Baumstammwerfen und
Steinstoßen: Am ersten Septemberwochenende haben sich die Mannschaften
und Einzelwettkämpfer traditionell am Rüsselsheimer Mainufer getroffen,
um bei den Mainland Games ihre Kräfte zu messen. Dieses Jahr ist es
anders. Das Veranstalter-Team, Birgit Remmer und Frank Hüter, laden die
Freunde der schottischen Spiele für das Wochenende vom 31. August bis 1.
September 2024 ans Flörsheimer Mainufer ein.
In Rüsselsheim konnte die Veranstaltung nicht mehr
bleiben, denn für die Mainwiesen als Landschaftsschutzgebiet der
Schutzzone I sind nur Belastungen in geringem Maße zulässig, wie die
Obere Naturschutzbehörde im Fall des Techno-Festivals "Love Family Park"
und des Klassikertreffens vor drei Jahren entschied. Für die Mainland
Games sei zwar von der Unteren Naturschutzbehörde in Rüsselsheim eine
Genehmigung in Aussicht gestellt worden, die hätte aber auch wieder
zurückgenommen werden können.
Vor schöner Kulisse wurden in 14 Jahren zwölf
schottische Spiele auf den Mainwiesen in Rüsselsheim ausgetragen. Die
Tradition findet ein jähes Ende.
Veranstaltern fehlt Planungssicherheit
Um dieser Planungsunsicherheit zu entgehen, hatten
Remmer und Hüter im April 2022 eine Wiederbelebung der Spiele nach den
corona-bedingten Ausfällen angekündigt – mit neuem Konzept und neuem
Standort im Rüsselsheimer Waldschwimmbad. Doch acht Wochen vor
den Mainland Games zogen sie die Reißleine und sagten die Veranstaltung
ab. Gleichzeitig verkündeten sie das Aus der schottischen Spiele
in Rüsselsheim. Neben der schwierigen Finanzierung habe fehlendes
Interesse und mangelnde Unterstützung bei langjährigen Partnern und
Teilnehmern die Organisatoren in ihrer Entscheidung bestärkt. Auch die
finanzielle Hilfe der Stadt, die wegen der zu diesem Zeitpunkt
vorläufigen Haushaltsführung als freiwillige Leistung nicht gezahlt
werden konnte, trugen zur Absage der Veranstaltung bei.
Die Rüsselsheimer Stadtverordneten bedauern sehr,
dass die Mainland Games künftig an einem anderen Ort stattfinden. "Wir
brauchen für eine aktive Stadtgesellschaft solche Aktivitäten", sagt
Christian Vogt (Grüne). Gleichzeitig könne hierdurch das Miteinander der
Kommunen auf beiden Seiten des Mains gestärkt werden. "Die Partnerschaft
sollte gepflegt werden."
Kurze Wege zwischen Rüsselsheim und
Flörsheim
Man bedaure den Verlust "zutiefst", da es sich
nicht um die einzige Veranstaltung handele, die durch "die behördlichen
Einschränkungen" unmöglich gemacht werde, meldet sich die SPD
Rüsselsheim zu Wort. Wenigstens seien die Wege von Rüsselsheim nach
Flörsheim kurz, versucht Murat Karakaya (SPD) der Verlegung etwas
Positives abzugewinnen.
Wenn es um die Nutzung des Mainufers geht,
schwingt immer der leise Vorwurf an den Magistrat mit, nicht früher
aktiv geworden zu sein, um Veranstaltungen wie das Klassikertreffen und
die Mainland Games in Rüsselsheim zu halten. "Die Entwicklung zeigt ein
Desinteresse der Verwaltung an erfolgreichen Veranstaltungen in der
Stadt", sagt Joachim Walczuch (WsR).
Landschaftsschutzgebiet in Flörsheim
anders zugeschnitten
Gleichzeitig fragen sich die Stadtverordneten,
warum Veranstaltungen am Flörsheimer Mainufer erlaubt und auf der
Rüsselsheimer Seite verboten sind. Es wird nicht, wie vermutet, mit
zweierlei Maß gemessen. Wenn man genauer hinschaut, in diesem Fall in
das Geoportal Hessen, wird deutlich, dass die Rüsselsheimer Mainwiesen
im Landschaftsschutzgebiet hessische Mainauen liegen, das Areal unter
der Opelbrücke, auf dem jährlich auch das Flörsheimer Open-Air
stattfindet, dagegen nicht.
Das Flörsheimer Mainufer sei sowohl was die Größe
als auch die Lage anbelangt, ideal, findet Birgit Remmer. Auch die
benötigte Logistik stehe dort zur Verfügung. "Seit bekannt gemacht
wurde, dass wir die Mainland-Games in Flörsheim aufziehen, hat es auch
schon ganz viel positive Resonanz aus Flörsheim wie auch aus dem
Main-Taunus-Kreis gegeben." Die Leute hätten gesagt, dass sie dann auch
mal kommen wollen: Für viele sei der Main "wie eine Grenze", meint
Remmer und hofft, dass es jetzt nicht auch umgekehrt so sein wird.
Mainwiesen werden als
Veranstaltungsfläche ausgeschlossen
Vom Flörsheimer Bürgermeister Bernd Blisch (CDU)
wird eine weitere Veranstaltung zwar begrüßt, der Rathauschef möchte
allerdings nicht ausschließen, dass die Wettbewerbe im Jahr darauf
wieder in Rüsselsheim stattfinden. Man springe da gewissermaßen in eine
Bresche, hatte er jüngst bei einem Gespräch mit dieser Zeitung gesagt.
Trudi Hartung, Fachbereichsleiterin
Zentrales bei der Stadt Rüsselsheim, nahm den Stadtverordneten jedoch
diese Hoffnung: "Solche Veranstaltungen können nicht mehr auf dem
Mainvorland stattfinden", wählte sie jüngst in der
Stadtverordnetenversammlung deutliche Worte. Dafür sei das
Klassikertreffen für 2024 in Rüsselsheim sicher – nicht am Main, aber an
einem anderen Ort. Derzeit liefen Absprachen mit dem Amt für
Denkmalschutz über alternative Flächen, bestätigte Bürgermeister Dennis
Grieser (Grüne) in der Sitzung.
Mainland Games ziehen von Rüsselsheim
nach Flörsheim
Die in Rüsselsheim gegründeten
Highlander-Wettbewerbe werden im nächsten Jahr auf den Mainwiesen in
Flörsheim ausgetragen. Veranstalterin Birgit Remmer erklärt, warum.
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Von Michael Kapp (aus "Main-Spitze" vom
21.11.2023)
Flörsheim. In Rüsselsheim und Umgebung macht die
Neuigkeit bereits die Runde: Die von Teilnehmern wie Besuchern
herbeigesehnten Mainland-Games erfahren nach längerer Pause im nächsten
Jahr eine Neuauflage in Flörsheim. Weil wegen der Vorbereitungen nicht
länger abgewartet werden könne, ob es in Rüsselsheim unter einem anderen
Oberbürgermeister im nächsten Jahr vielleicht doch wieder möglich sein
werde, habe man das Angebot, auf die Flörsheimer Mainwiesen umzuziehen,
gerne angenommen, sagt Birgit Remmer vom Veranstalter-Team. Das
urtümliche Kräftemessen von Männern und Frauen soll demnach vom 31.
August bis 1. September 2024 auf den Wiesen zwischen der Flörsheimer
Brücke und der Keramag stattfinden.
Von Bürgermeister Bernd Blisch wird das zwar
begrüßt, der Rathauschef möchte allerdings nicht ausschließen, dass die
Wettbewerbe im Jahr darauf wieder in Rüsselsheim stattfinden. Man
springe da gewissermaßen in eine Bresche. Von den Gegebenheiten her
biete sich das Areal an, er sehe dennoch, dass "ein großes Rad" zu
drehen sei, zumal am gleichen Wochenende traditionell das
Drachenbootrennen stattfinde. "Aber vielleicht lässt sich da auch was
zusammen machen", sagt der Bürgermeister.
Unsicherheit wegen Naturschutzbehörde
Die Veranstalter Birgit Remmer und ihr Ehemann
Frank Hüter haben sich gefreut, als ihnen der rührige Flörsheimer
Kulturmanager Carsten Lehmann das Angebot unterbreitete, mit dem von dem
ihnen im Jahr 2011 ins Leben gerufenen und bei den schottischen
Highland-Games abgeguckten Wettkampf nach Flörsheim umzuziehen.
Nachdem die Mainland-Games wegen Corona abgesagt
werden mussten, sagt Remmer, sei es allein aufgrund der Diskussion um
das Rüsselsheimer Mainvorland als Ort für größere Veranstaltungen klar
geworden, dass das auch für sie problematisch werde. Zwar sei von der
Unteren Naturschutzbehörde, deren Sitz in Rüsselsheim ist, eine
Genehmigung in Aussicht gestellt worden, es sei aber deutlich gemacht
worden, dass die zwei Tage vor der Veranstaltung von der Oberen
Naturschutzbehörde wieder zurückgenommen werden könne – wie in diesem
Jahr beim Rüsselsheimer Oldtimertreffen.
Kritik an Rüsselsheimer
Alternativ-Standort
Mit dem Waldschwimmbad habe sich zwar ein
Alternativstandort angeboten, der ihnen auch gut gefallen hätte. Da
ihnen nach Bekanntwerden jedoch "sehr schnell eine Welle von
Missfallensbekundungen" entgegengeschlagen sei, habe man sich, durch die
Reaktionen regelrecht demoralisiert, "zumindest was Rüsselsheim
anbelangt", verabschiedet.
Das Flörsheimer Mainufer sei sowohl was
die Größe als auch die Lage anbelangt, ideal, findet Birgit Remmer. Auch
die benötigte Logistik stehe dort zur Verfügung. "Seit bekannt gemacht
wurde, dass wir die Mainland Games in Flörsheim aufziehen, hat es auch
schon ganz viel positive Resonanz aus Flörsheim wie auch aus dem
Main-Taunus-Kreis gegeben." Die Leute hätten gesagt, dass sie dann auch
mal kommen wollen: Für viele sei der Main "wie eine Grenze", meint
Remmer und hofft, dass es jetzt nicht auch umgekehrt so sein wird. Zu
Wort gemeldet hat sich inzwischen die SPD Rüsselsheim. Man bedaure den
Verlust "zutiefst", da es sich nicht um die einzige Veranstaltung
handele, die durch "die behördlichen Einschränkungen", die die
Mainwiesen in Rüsselsheim "als schützenswerte Auenlandschaften"
einstuften, unmöglich machten, wird mitgeteilt.
Zinsentwicklung bremst Projekt
"Marktschiff Rüsselsheim"
Der für das Projekt gegründete Verein
will das Mainvorland mit einem historischen Nachbau auf besondere Art
und Weise bereichern. An Ideen fehlt es dabei nicht, an Geld schon.
Von Daniela Ammar (aus "Main-Spitze" vom
23.10.2023)
RÜSSELSHEIM. "Unser Marktschiff Rüsselsheim", so
lautet der Name eines vor zweieinhalb Jahren gegründeten Vereins, der
sich vorgenommen hat, das Mainvorland auf besondere Art und Weise zu
bereichern. Denn geht es nach den Aktiven, könnte am Ufer des Flusses
ein historisches Marktschiff installiert werden. Wobei dieses nicht nur
hübsch anzuschauen sein soll, sondern auch für kulturelle
Veranstaltungen genutzt werden könnte.
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"Auf dem Weg dahin ist viel möglich", erklärt Jens
Grode, Vorsitzender des Vereins. Neben einer Aufwertung des
Mainvorlandes, nicht nur für Rüsselsheimer, sondern auch für Touristen,
sieht Grode im Projekt auch die Errichtung eines Ortes, an dem die
Geschichte der Stadt lebendig werden und ein Teil historische
Aufklärungsarbeit geleistet werden könnte. Als Blaupause für das
hölzerne Marktschiff sehen die Vereinsmitglieder die "Schiffsmühle
Ginsheim", die eine authentische Rekonstruktion der letzten produktiven
Rheinschiffsmühle darstellt und im Jahr 2011 an ihrem Liegeplatz in
Ginsheim festgemacht wurde.
Seit der Gründung des Vereins am 1. Mai 2021, ist
allerdings beim Rüsselsheimer Gegenstück nicht viel passiert. Oder doch?
"Die ganze Zeit war es schwierig, denn aufgrund der Zinsentwicklung
hielten Stiftungen ihre Gelder zurück und schütteten wenig oder gar
nichts aus", erläutert Grode und berichtet in diesem Zusammenhang von
Kontakten zur Fraport-Stiftung, die behilflich sein soll, das Projekt zu
finanzieren, wobei ein Gespräch hier noch aussteht. Bewegen wird sich
die Umsetzung des Projekts in einem geschätzten finanziellen Rahmen von
mehreren Hunderttausend Euro, wobei Grode klarstellt: "Das Projekt
sollte nach Möglichkeit ohne Steuergelder auskommen." Vorgefühlt, was
die Kosten betrifft, hat der Vorsitzende bereits beim Erbauer des
Ginsheimer Pendants. Und auch sonst kann der Verein auf viel "Know-how"
verweisen, denn zu interessierten Bürgern gesellen sich Fachleute, etwa
aus den Sparten Geschichte oder Veranstaltungswesen.
Dass man sich viel abschauen kann, zum Beispiel
von belebten Flussufern wie am Rheinstrand Heidenfahrt, betont Grode,
der das spezielle Projekt der Landungsplatz-Belebung auch in seinem
OB-Wahlkampf thematisierte, ebenfalls. Dass die Niederlage dort dem
Projekt geschadet habe, verneint er. "Wie jeder Verein sind wir
politisch neutral", sagt der Stadtverordnetenvorsteher und verweist
dabei nicht nur auf seinen Stellvertreter, den CDU-Stadtverordneten
Marcel Sedlmayer.
Auch wenn es noch keine konkreten Pläne
gibt, wie das historische Marktschiff Rüsselsheim aussehen könnte,
mangelt es den Vereinsmitgliedern nicht an Ideen. "Nicht zu groß, nicht
zu klein, das würden wir den Fachleuten überlassen", sagt Jens Grode und
verweist dabei auch auf einzuholende Genehmigungen. Wie so ein
historisches Marktschiff aussehen könnte, das vielleicht irgendwann in
Rüsselsheim vor Anker liegt, können Besucher allerdings im Stadt- und
Industriemuseum sehen. Dort ist zumindest das Modell eines Marktschiffes
ausgestellt.
Mainwiesen: Hoffen auf einen "Deal" mit
den Umweltbehörden
Die Rüsselsheimer Stadtverordneten wollen
nichts unversucht lassen, um die Mainwiesen wieder für größere
Veranstaltungen nutzen zu können. Sie wagen einen erneuten Anlauf.
Von Dorothea Ittmann (aus "Main-Spitze" vom
28.07.2023)
Die kurzfristige Absage des Rüsselsheimer
Klassikertreffens im Juni hängt den Stadtverordneten noch nach. Dass das
Ganze ein Nachspiel haben wird, hatten die enttäuschten Fraktionen in
der anschließenden Debatte zu verstehen gegeben, auch wenn Bürgermeister
Dennis Grieser (Grüne) wiederholt beteuerte, der Magistrat habe alles in
seiner Macht Stehende getan. Nur noch eine Verpflichtungsklage, zu der
die Stadt Rüsselsheim allerdings nicht befugt sei, könne eine
Entscheidung über die zukünftige Nutzung der Mainwiesen herbeiführen, so
Grieser.
Stadtverordneter Karl-Heinz Schneckenberger
(Linke/Liste Soli) versucht es auf anderem Wege. Die Liste fordert mit
ihrem aktuellen Antrag den Magistrat auf, beim Land Hessen darauf
hinzuwirken, das Gebiet vom Landungsplatz bis zu den Tennisplätzen aus
der Landschaftsschutzgebietsverordnung "Hessische
Mainauen" herauszunehmen, damit der rund 400 Meter lange Uferstreifen
wieder für größere Veranstaltungen genutzt werden kann. "Die Bürger
sollten die Mainwiesen nutzen können. Ich finde, das ist ein guter
Kompromiss", begründete Schneckenberger den Antrag und rannte damit bei
CDU, WsR und Teilen der SPD offene Türen ein.
Kein unberührtes Naturbiotop, sondern
menschgemacht
Stephan Bernhardt (CDU) verwies darauf, dass das
Mainvorland kein unberührtes Naturbiotop sei, sondern teilweise
aufgeschüttet und vom Menschen überformt wurde. Die Mainwiesen waren
2009 als natur- und wasserschutzrechtliche Ausgleichsfläche für den Bau
einer Pipeline und für den Uferweg angelegt worden, wie Harald Lehmann,
der damalige Leiter der Unteren Naturschutzbehörde der Stadt
Rüsselsheim, 2018 zum Start der Kampagne "Wildes Hessen" erläuterte.
"Wir finden den Antrag gut. Wir müssen alles versuchen, um die Wiesen
nutzen zu können", sagte Bernhardt die Unterstützung der CDU-Fraktion
zu.
Joachim Walczuch (WsR) befürwortete ebenfalls den
Vorstoß von Karl-Heinz Schneckenberger, fügte aber hinzu, er sehe wenig
Aussicht auf Erfolg, da in dieser Angelegenheit kaum etwas unversucht
gelassen worden war. Im Januar 2020 hatte der Magistrat auf Antrag der
SPD-Fraktion das Regierungspräsidium (RP) Darmstadt um eine Einschätzung
gebeten, ob die Umwandlung der Schutzzonen im stadtnahen Bereich des
Landschaftsschutzgebiets im Zuge der Novellierung der Schutzverordnung
denkbar wäre. Das RP lehnte in seinem Antwortschreiben eine Umwidmung
der Schutzzone I in eine weniger strenge Schutzzone II im
Überschwemmungsgebiet des Mains ab.
Im Gegenzug alternative Flächen
renaturieren
Bei der Einschätzung des RP schwang die Sorge mit,
die Umwidmung schaffe einen Präzedenzfall, der zukünftig als Beispiel
für ähnlich gelegene Flächen herangezogen werden könnte. Sinnvoll sei
deshalb, nicht nur zu fordern, sondern einen "Deal" mit der Oberen
Naturschutzbehörde auszuhandeln, schlussfolgerte Walczuch. "Man könnte
zum Beispiel im Gegenzug Alternativflächen renaturieren", schlug er vor.
Diesen Faden nahm Christian Vogt (Grüne) auf, der
in dieser Sache eine Zusammenarbeit mit der Stadt Raunheim anriet. "Wir
brauchen eine gute Begründung, warum das Klassikertreffen auf den
Mainwiesen stattfinden soll und nicht auf bereits versiegelten Flächen."
Im Frühjahr 2024 möchte die Nachbarkommune das Mainvorland zwischen
Hafenstraße und Opelbrücke umgestalten. Die Finanzierung des Vorhabens
soll im Rahmen der von der EU erlassenen Wasserrahmenrichtlinien, die
eine Renaturierung von Flussläufen vorsehen, umgesetzt und zu 80 Prozent
aus den dafür zur Verfügung stehenden Mitteln finanziert werden.
Fördermittel müsste auch die Stadt Rüsselsheim akquirieren, um ein
ähnliches Projekt auf ihrem Abschnitt des Mainvorlands verwirklichen zu
können.
Der Beschluss wurde schließlich mit 23 Ja-, 13
Nein-Stimmen und zwei Enthaltungen gefasst. Die Grünen und Teile der SPD
stimmten gegen den Antrag von Karl-Heinz Schneckenberger.
Ausnahmen Flörsheim und Frankfurt
Als positives Beispiel führten die
Stadtverordneten das Flörsheimer und Frankfurter Mainufer an, die beide
für Feste und Veranstaltungen genutzt werden. Auf der Flörsheimer
Mainseite hatten die Oldtimerfreunde Kelsterbach/Flörsheim Anfang Mai
ihre historischen Fahrzeuge ein ganzes Wochenende lang präsentiert. Der
Bereich des Flörsheimer Mainufers, wo die Oldtimer präsentiert wurden,
liegt jedoch nicht im Landschaftsschutzgebiet. Der Festplatz östlich des
Bootshauses ist explizit von der Ausweisung ausgenommen. Gleiches gilt
für den langgestreckten Frankfurter Uferabschnitt von der
Main-Neckar-Brücke zur Flößerbrücke. Ob die genannten Beispiele auf den
Rüsselsheimer Fall angewendet werden können, ist nicht sicher.
"Rüsselsheimer
Roulette" beim Klassikertreffen?
Umweltschützer sind froh über die
Entscheidung des Verwaltungsgerichtes. "Ein Auto gehört auf die Straße
und nicht ins Grüne!"
Von Jens Etzelsberger (aus "Main-Spitze" vom 23.
Juni 2023)
Genugtuung oder gar Häme? Nichts dergleichen. "Wir
sind einfach nur froh", sagt Herbert Debus, Kreisvorstandssprecher des
BUND, zu der Entscheidung des Darmstädter Verwaltungsgerichtes, das den
Eilantrag der Stadt Rüsselsheim gegen eine Weisung der Oberen
Naturschutzbehörde abgewiesen hat. Damit wurde entschieden, dass die
Mainwiesen nicht für das Klassikertreffen genutzt werden dürfen, was die
Stadtverwaltung zum Anlass nahm, die gesamte Veranstaltung, die auch an
den Opel-Villen und im Verna-Park stattgefunden hätte, abzusagen. Auch
das RP betonte am Donnerstag, dass die Weisung lediglich das Verbot der
Nutzung der geschützten Mainwiesen zum Inhalt hatte, mitnichten aber ein
Verbot des Klassikertreffens als solches darstelle.
BUND will nicht der Spielverderber sein
Mit der Abweisung der Rüsselsheimer Klage hat sich
auch eine Klage des BUND erledigt, die ebenfalls zum Ziel hatte, die
Nutzung der geschützten Mainwiesen zu untersagen. Wenngleich über die
BUND-Klage gar nicht entschieden wurde, müssen die Umweltschützer in den
sozialen Netzwerken eine Menge Prügel einstecken. "Es gibt abfällige
Äußerungen, aber diesen Schuh ziehen wir uns nicht an", sagt Debus zu
dem Vorwurf, der BUND habe das Klassikertreffen unmöglich gemacht. "Wir
haben auf die Rechtslage hingewiesen und die Behörden haben ihre Arbeit
gemacht", so Debus. Die Stadtverwaltung habe mit ihrer Weigerung, die
rechtlichen Tatsachen anzuerkennen, dagegen "Rüsselsheimer Roulette"
gespielt – "und diesmal war die Kugel drin", so Debus. Der richtige
Adressat für Ärger und Frustration unter den Oldtimerfans sei einzig der
Magistrat der Stadt Rüsselsheim.
BUND will Treffen auf versiegelten
Flächen
Zu der Frage, ob der BUND in Zukunft
möglicherweise auch gegen eine Nutzung des Stadtparks für das
Klassikertreffen vorgehen werde, gegen die es laut Debus
denkmalschutzrechtliche Bedenken gebe, äußerte sich der
Kreisvorstandssprecher nicht. Er wies aber jeden Verdacht des
Öko-Fanatismus zurück. Man habe auch als BUND nichts gegen
Oldtimertreffen. Allerdings stelle sich die Frage, warum man Autos im
Grünen darstellen müsse. "Ein Auto gehört auf die Straße", betont Debus.
Auch für Oldtimerschauen auf versiegelten Flächen ließe sich eine
ansprechende Atmosphäre schaffen.
Für eine Ideensammlung zur weiteren Entwicklung
das Mainvorlandes reiche der BUND der Stadt die Hand, betonte Debus.
Denkbar wäre etwa eine Befeuchtung der Wiese und das Anlegen von
erhöhten Bretterwegen, um eine Durchwurzelung des Geländes zu fördern,
die sonst durch stetiges Niedertrampeln nicht erfolgen könne.
Klassikertreffen abgesagt: Ist das der
Anfang vom Ende?
Mitbegründer Zettel sieht das
Rüsselsheimer Oldtimertreffen ohne Nutzung der Mainwiesen in Zukunft in
Gefahr. Warum es keinen Plan B gab und ob der Ostpark eine Alternative
ist.
Von Jens Etzelsberger (aus "Main-Spitze" vom 22.
Juni 2023)
"Abgesagt" – ein einziges Wort, das über die
Werbung für das am kommenden Sonntag, 25. Juni, geplante
Klassikertreffen geklebt wird, trifft Heinz Zettel ins Mark. "Für mich
persönlich ist es eine Katastrophe, dass das 20. Treffen so erbärmlich
gescheitert ist", sagt der Mitbegründer des Treffens, das sich von einem
Stelldichein mit ein paar Dutzend historischer Fahrzeuge zum größten
eintägigen Oldtimertreffen der Republik entwickelt hat. Am Sonntag
hätte, nach drei Jahren Zwangspause, die 20. Auflage angestanden. Doch
am Dienstagabend kam das Aus. Per Pressemitteilung verkündete die
Rüsselsheimer Verwaltung: "Die Stadt ist aufgrund einer Weisung des
Regierungspräsidiums gezwungen, das Klassikertreffen in diesem Jahr
abzusagen."
Das entspricht zwar nicht ganz den Tatsachen, denn
das RP hat nur die Nutzung der unter Landschaftsschutz stehenden
Mainwiesen untersagt und nicht das Klassikertreffen an sich, doch ändert
es nichts an der Entscheidung der Stadt, das Treffen in Gänze abzusagen.
Die Veranstaltung auf den restlichen Flächen, nämlich Stadtpark und
Opelvillen, auszurichten, war für die Verwaltung, die Kultur 123 mit der
Durchführung des Klassikertreffens beauftragt hat, keine Option. Die
Einbeziehung der Mainwiesen sei für das Jahr 2023 "zwingend und
alternativlos", so die Stadtverwaltung, da nach Corona nur auf das
bestehende Sicherheitskonzept für die Veranstaltung zurückgegriffen
werden konnte.
Kommentar zum Klassikertreffen:
Debakel
Von Jens Etzelsberger
Warum die Stadt sehenden Auges in die
Image-Katastrophe gelaufen ist.
Es ist ein Debakel ersten Ranges. Da ist es
Oldtimer-Enthusiasten gelungen, in der Stadt eine Veranstaltung zu
etablieren, die mittlerweile nicht nur tausende Besucher begeistert,
sondern deren Marketingwert für Rüsselsheim in Geld gar nicht zu
beziffern ist – und dann fährt sie die Stadt einfach an die Wand.
Über die ökologische Wertigkeit der paar tausend Quadratmeter
Mainwiese und die Sinnhaftigkeit des Verbots soll hier nicht
diskutiert werden.
Die Rechtslage ist klar und muss akzeptiert
werden. Nicht nachvollziehbar ist dagegen die Starrsinnigkeit und
Ignoranz, mit der sich die Verwaltung in dieses Desaster manövriert
hat. Schon nach der kritischen Einschätzung des RP zum
Techno-Festival auf den Mainwiesen aus dem Jahr 2020 war klar, dass
Handlungsbedarf besteht. Für ein Veranstaltungs- und
Sicherheitskonzept ohne die Mainwiesen wäre also ausreichend Zeit
gewesen. Wenn das Klassikertreffen in den vergangenen Jahren so
enorm wachsen konnte, kann es auch wieder schrumpfen. Eine solche
reduzierte Schau an den Opel-Villen und im Stadtpark hätte sich zwar
nicht mehr mit einem Rekordtitel von zweifelhafter Strahlkraft
(größtes eintägiges Oldtimertreffen Deutschlands) schmücken können,
wäre aber viel besser gewesen, als eine komplette Absage in letzter
Sekunde. |
Ist das Klassikertreffen ohne Mainwiesen
denkbar?
Die Veranstaltung habe also aus Sicherheitsgründen
nur wie vor 2020 oder eben gar nicht stattfinden können. Um die
Durchführung der Veranstaltung ab 2024 und für die Folgejahre zu
gewährleisten, werde nun rein vorsorglich ein alternatives
Sicherheitskonzept erarbeitet, das die Einbeziehung der Mainwiesen nicht
mehr vorsehen wird, für den Fall, dass diese dauerhaft nicht zur
Verfügung stehen sollten.
Ohne die Mainwiesen sieht Heinz Zettel aber das
gesamte Klassikertreffen in seinem Bestand gefährdet. Angesichts der
Ausmaße, die das Treffen mit rund 3.000 Fahrzeugen über den Tag verteilt
und rund 30.000 Besuchern angenommen habe, sei eine Beschränkung auf
Stadtpark und Opel-Villen nicht tragfähig, so Zettel. "Das passiert zwei
Mal und dann lässt alles nach", prophezeit er. Das Ausweichen auf große,
asphaltierte Flächen, wie es der BUND vorschlägt, ist für ihn ebenfalls
kein gangbarer Weg.
Sicherheitsteam ist am Sonntag vor Ort
"Dann ist es so, wie jedes andere Treffen", sagt
Zettel mit Blick auf das besondere Ambiente des Umfeldes, das den Reiz
der Rüsselsheimer Veranstaltung ausmache. Als einzige Alternative mit
vergleichbarem Umfeld und ähnlichen Platzkapazitäten in der Stadt sieht
Zettel den Ostpark. Dort fehle allerdings die nötige Infrastruktur wie
Wasser- und Stromversorgung, die für das Klassikertreffen teuer verlegt
werden müsste. "Ich wünsche mir, dass das nicht das Ende war", hofft
Zettel, mit Blick auf die kommenden Jahre.
Wenngleich das Klassikertreffen offiziell abgesagt
ist und Kultur 123 die Fans über Internet und soziale Medien, direkte
Kontakte zu den Oldtimerclubs und Plakate informiert, rechnen die
Veranstalter am Sonntag dennoch mit Oldtimerfans, die in Unkenntnis der
Absage nach Rüsselsheim kommen. Das Team von Kultur 123, der
Sicherheitsbeauftragte und das beauftragte Security-Team seien deshalb
vor Ort, um Oldtimerfahrer und Besucher über die Absage persönlich zu
informieren und darauf zu achten, dass weder die Mainwiesen noch der
Verna-Park befahren werden. "Ich kann mir vorstellen, dass das am
Sonntag ein kleines Verkehrschaos gibt", sagt Zettel.
Treffen ohne Mainwiesen sei aus
Sicherheitsgründen unmöglich
Eine Durchführung des Treffens ohne die Mainwiesen
als Stellfläche ist aus Sicht des Fachberaters Besuchersicherheit nicht
möglich. In seiner Einschätzung von Anfang Juni im Auftrag von Kultur
123 heißt es, jegliche Änderungen, welche die Routenführung oder die
Stellplätze betreffen, hätten umfangreiche Maßnahmen wie Redesign und
Neuproduktion von Schildern, Verkehrsplanung und eine grundlegende
Neubewertung des Sicherheitskonzeptes zur Folge und wären in der zur
Verfügung stehenden Zeit nicht umsetzbar gewesen. Es sei angesichts der
Kapazitätseinbußen durch den Wegfall der Mainwiesen nicht möglich, eine
vierstellige Anzahl von Fahrzeugen inklusive der teilweise am Vortag
angereisten Besatzungen wieder nach Hause zu schicken oder auf eine
öffentliche Parkfläche zu verweisen. Die Oldtimerfreunde kämen aufgrund
des gemeinschaftlichen Erlebnisses.
Wenn der Veranstalter dieses wegnehme, ohne es zu
kompensieren, werde er den Unmut tausender Besucher und Mitwirkender auf
sich ziehen. Dies führe zu nahezu unbeherrschbaren Situationen und
Verkehrschaos, heißt es in der Einschätzung. Plan B-Szenarien ohne die
Nutzung der Mainwiesen seien nicht diskutabel, weil sie den Kernbereich
des Sicherheitskonzeptes, nämlich die Verkehrssicherungspflicht des
Veranstalters, tangierten.
Die Gesamtkosten für das Klassikertreffen
beziffert Kultur 123 auf rund 66.000 Euro. Derzeit sei noch nicht klar,
welche Kosten durch die Absage entstünden.
Klassikertreffen: BUND und RP gegen die
Stadt Rüsselsheim
Umweltschützer klagen vor dem
Verwaltungsgericht und das Regierungspräsidium weist die Stadt an, auf
die Nutzung der Mainwiesen zu verzichten. Die Stadtverwaltung wehrt
sich.
Von Jens Etzelsberger (aus "Main-Spitze" vom 20.
Juni 2023)
Der BUND macht ernst, das Regierungspräsidium
macht ernst – und die Stadt Rüsselsheim hält mit aller Macht dagegen. Es
geht um die Nutzung der als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesenen
Mainwiesen für das am kommenden Sonntag, 25. Juni, geplante
Klassikertreffen. Mit einem Eilantrag beim Verwaltungsgericht Darmstadt,
datiert vom 14. Juni, will der BUND-Landesverband die Nutzung des Areals
für das Klassikertreffen verhindern. Auf Antrag des BUND soll vom
Gericht festgestellt werden, dass der Widerspruch der Naturschützer vom
9. Juni gegen die Genehmigung der Nutzung der Mainauen aufschiebende
Wirkung hat. Damit wäre die Genehmigung unwirksam, bis über den
Widerspruch entschieden ist. Hilfsweise wird beantragt, der Stadt
Rüsselsheim im Wege der einstweiligen Anordnung die Nutzung der
Mainwiesen für das Klassikertreffen zu untersagen oder zumindest
vorläufig zu untersagen.
BUND-Rechtsanwältin sieht die
Naturschützer klar im Recht
Der BUND ist überzeugt, eine Entscheidung in
seinem Sinne herbeiführen zu können. "Die Rechtslage ist eindeutig",
heißt es in einer Pressemitteilung vom Montag. Auch Rechtsanwältin
Ursula Philipp-Gerlach, die die Interessen der Naturschützer vertritt,
ist guter Dinge, eine Entscheidung im Sinne der Antragsteller
herbeiführen zu können. "Wir bekommen inhaltlich in jedem Fall Recht",
ist sie überzeugt. Dies würden auch Stellungnahmen der Oberen
Naturschutzbehörde und des Umweltministeriums belegen. Was die Juristin
wundert, ist allerdings, dass eine förmliche Genehmigung für die Nutzung
der Mainwiesen bisher von der Stadt nicht vorgelegt worden sei. Ein
Magistratsbeschluss vom Januar diesen Jahres stelle keine Genehmigung im
juristischen Sinne dar, gegen die Rechtsmittel eingelegt werden könnten,
so Philipp-Gerlach. Nötig sei ein beklagbarer Bescheid der bei der Stadt
angesiedelten Unteren Naturschutzbehörde. Deshalb habe man auch
Akteneinsicht beantragt.
Kommentar zum Klassikertreffen: Vabanquespiel
Von Jens Etzelsberger
Warum die Stadt wieder die Konfrontation
sucht, bleibt ihr Geheimnis.
Es steht zu befürchten, dass sich die Stadt in
Sachen Klassikertreffen eine blutige Nase holt. Wenn schon die
monatelangen Bemühungen des BUND, die Stadt bei der Nutzung der
Mainwiesen zu einem Einlenken zu bewegen, nicht erfolgreich waren,
hätte spätestens die fachliche Weisung aus dem Regierungspräsidium
alle Alarmglocken schrillen lassen müssen. Dass sich gerade eine
Verwaltung unter Führung des Juristen Udo Bausch auf solch ein
rechtliches Vabanquespiel einlässt, eine Weisung der
aufsichtführenden Behörde zu beklagen, macht staunen. Vor allem
deshalb, weil es nicht um alles, sondern um Details geht. Wäre es um
das Klassikertreffen in Gänze gegangen, wäre auch ein aussichtsloser
Kampf wert gewesen, um der Bedeutung der Sache willen geführt zu
werden. Hier allerdings geht es um einen von mehreren
Veranstaltungsorten und einen rechtlich anscheinend sehr klaren
Rahmen. Statt sich um Alternativen zu bemühen, statt eine Lösung mit
dem BUND anzustreben, geht es mit dem Kopf durch die Wand. Ein
Verhalten, nicht ohne Beispiel. Man erinnere sich an den Streit
eines Geschäftsmannes mit der Stadt um eine unglücklich platzierte
E-Ladesäule. Auch hier musste der Streit erst gerichtsanhängig
werden, bevor die Verwaltung einlenkte. Auch heute gilt, was damals
galt: Kluges Handeln sieht anders aus. Eine Stadtverwaltung, die den
Konsens mit Bürgern und Interessenvertretern sucht und Konflikte
nicht um des Rechthabens anstrengt, gibt sich nämlich keine Blöße,
sondern zeigt Einsicht und Größe. |
RP erlässt fachliche Weisung gegen Pläne
der Stadt Rüsselsheim
Die Naturschützer sehen den Magistrat der Stadt
Rüsselsheim als verantwortlich für diese neue Eskalationsstufe. Dieser
vertrete die Rechtsauffassung, dass ein entsprechender
Magistratsbeschluss für die Nutzung der Mainauen eine Genehmigung durch
die zuständige Obere Naturschutzbehörde ersetzen könne. Bei der Stadt
Rüsselsheim scheint man ebenfalls von der Rechtmäßigkeit des eigenen
Handelns überzeugt. Auf der von der Stadtverwaltung verantworteten
Webseite "main-ruesselsheim.de" wird das Klassikertreffen mit dem
Hinweis angekündigt, Veranstaltungsflächen seien Opelvillen, Verna-Park
und die Mainwiesen. Die Position des BUND dazu ist angesichts der
fehlenden Zustimmung der Oberen Naturschutzbehörde eindeutig: "Das
Klassikertreffen wäre damit auf Betreiben das Magistrates eine
ungenehmigte Veranstaltung im Landschaftsschutzgebiet", heißt es in
einer Pressemitteilung des Kreisverbandes. Die Naturschützer betonen
darin auch, sich nie gegen das Klassikertreffen an sich ausgesprochen zu
haben. Die Stadt verfüge aber über eine Vielzahl an asphaltierten
Flächen, die dafür genutzt werden sollten.
Schützenhilfe erhält der BUND durch die beim
Regierungspräsidium Darmstadt angesiedelte Obere Naturschutzbehörde. Die
erließ in der vergangenen Woche eine "fachliche Weisung" an die
Rüsselsheimer Stadtverwaltung mit dem Inhalt, dass die Mainwiesen nicht
für das Klassikertreffen genutzt werden dürften, wie ein Sprecher des RP
gegenüber dieser Zeitung bestätigte. "Das ist eine ganz normale Sache.
Die Fachaufsicht muss Sorge tragen, dass die rechtlichen Vorgaben
eingehalten werden." Gegen diese Weisung hat die Stadt Rüsselsheim Klage
beim Verwaltungsgericht Darmstadt eingereicht. Angesichts der
Dringlichkeit vor dem Hintergrund des am Sonntag geplanten
Klassikertreffens wird mit einer Entscheidung zu beiden Eilanträgen in
den kommenden Tagen gerechnet.
Kommentar zur Reaktion des BUND:
Klärungsbedarf
Von Dorothea Ittmann (aus "Main-Spitze" vom 30.
März 2023)
Welche Veranstaltungen dürfen zukünftig auf dem
Mainvorland stattfinden, welche nicht? Die Frage sollte ein für allemal
geklärt werden.
Das Mainvorland als Veranstaltungsort ist seit
vielen Jahren umstritten. Auf der einen Seite die Naturschutzvereine und
Freunde des ungetrübten Naturerlebnisses, auf der anderen Seite die
Stadt Rüsselsheim und die Oldtimerfans. Schließlich sei das
Klassikertreffen nicht irgendeine Veranstaltung, sondern Aushängeschild
für die Opelstadt. Autofans befinden sich freilich auch unter den
Naturfreunden, die fordern aber ein neues Veranstaltungskonzept, eines,
das die Mainauen ausklammert.
Doch wo die 3.500 Klassiker parken? Die
Frankfurter Straße biete nicht genug Platz, außerdem macht die gesperrte
Unterführung in der Friedensstraße den Planern einen Strich durch die
Rechnung. Das Opel-Werksgelände diene bereits als Parkfläche für
Besucher. Und dann wäre da noch das besondere Ambiente am Mainufer und
unter schattenspendenden Bäumen im Verna-Park. Eine schönere Kulisse ist
in Rüsselsheim kaum zu finden.
Der Konflikt lässt sich also nur schwer
auflösen. Gelingt es dem BUND, eine einstweilige Verfügung zu erwirken,
bedeutet dies das Ende für die 20. Auflage des Klassikertreffens. Alle
Beteiligten sollten sich im Interesse einer geschätzten Tradition an
einen Tisch setzen, um ein für allemal zu klären, unter welchen
Voraussetzungen, das Mainvorland für größere Veranstaltung genutzt
werden darf. Warum dies immer noch nicht passiert ist, wirft Fragen auf.
BUND will rechtliche Schritte gegen
Klassikertreffen einleiten
Die Mainauen in Rüsselsheim sind
Landschaftsschutzgebiet. Trotzdem soll dort im Juni wieder das
Klassikertreffen stattfinden. Die Naturschützer machen mobil.
Von Dorothea Ittmann (aus "Main-Spitze" vom 30.
März 2023)
Das Klassikertreffen soll im Juni 2023 wieder wie
gewohnt stattfinden. Der Rüsselsheimer Magistrat hatte im Februar grünes
Licht gegeben und die Flächen im Verna-Park, auf dem Mainvorland sowie
rund um die Opelvillen bereitgestellt. Was für die Oldtimerfreunde
ausgesprochen gute Nachrichten sind, ruft die Naturschützer auf den
Plan, namentlich den Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND)
Kreisverband Groß-Gerau.
Der hatte in einem Schreiben an die Stadt
Rüsselsheim vom 7. März bezweifelt, dass die Obere Naturschutzbehörde (ONB),
die beim Regierungspräsidium (RP) Darmstadt angesiedelt ist, der Stadt
eine sogenannte Befreiung für die Veranstaltung auf dem Mainvorland
erteilt hat. Da es sich bei der Fläche um ein Landschaftsschutzgebiet
handelt, müsse die Verordnung eingehalten werden, besteht der BUND.
Dabei bezieht sich der Kreisverband auf Ausführungen des RP, das im Jahr
2020 die Genehmigungsvoraussetzungen für das Techno-Festival
Love-Family-Park am Mainufer nicht erfüllt sah. Gleiches gelte für das
Klassikertreffen, so die Rechtsauffassung der Naturschützer.
Rund 45.000 Autofans erwartet
Rund 45.000 Autofans und Besucher aus nah und fern
hatte das Klassikertreffen in der Vergangenheit nach Rüsselsheim
gelockt, etwa 3.500 Fahrzeuge wurden gezeigt. Nicht nur bei Trockenheit,
sondern auch bei plötzlich einsetzendem Starkregen werde die Grasnarbe
an dem Klassiker-Wochenende von Zehntausenden Füßen schwer geschädigt,
"ganz abgesehen von eventuellen Ölaustritten unter den dort abgestellten
Fahrzeugen", moniert der BUND.
Der Magistrat sehe keine Notwendigkeit für eine
Befreiung seitens des RP, entgegnet die Stadt auf Nachfrage dieser
Zeitung. Ein Sonderfall, der in die Zuständigkeit der Oberen
Naturschutzbehörde fällt, liege beim Klassikertreffen nicht vor.
Vielmehr handele es sich um eine genehmigungspflichtige Veranstaltung
gemäß der Landschaftsschutzgebietsverordnung, deren Genehmigungspflicht
dort auch explizit geregelt sei und die daher in die Zuständigkeit des
Magistrats falle.
Ob die Alternativen zum Mainvorland detailliert
geprüft wurden, wollen die Naturschützer weiter wissen. "Uns erscheinen
die Flächen ohne Nutzung des Mainvorlands ausreichend, um das Treffen
ohne größere Einschränkungen sicherstellen zu können", formulieren
BUND-Ortsbeauftragter Gerhart Thallmayer und Vorstandssprecher Herbert Debus
in ihrem Schreiben an die Stadt. Sicherlich könnte auch die Firma Opel
als Kooperationspartner und Mitveranstalter weitere Flächen zur
Verfügung stellen, wenn auch nicht in unmittelbarer Nähe des
Hauptveranstaltunggeländes.
Dem erteilt die Stadt eine Absage. Alternative
Flächen seien nicht gefunden worden. Das Mainvorland biete als
Veranstaltungsort viele Vorteile: Die Flächen als Ganzes seien zentral
gelegen, nicht gewerblich, böten ein schönes Ambiente sowie
Möglichkeiten für künstlerische Darbietungen und gastronomische
Angebote. Gerade dieses Konzept mache das Rüsselsheimer Klassikertreffen
zu einem der größten eintägigen Oldtimertreffen in Deutschland, hält die
Stadt an der Örtlichkeit fest.
Sperrung der Frankfurter Straße keine
Alternative
Die Opel-Werksflächen als Veranstaltungsort kämen
nicht infrage. Opel als Unterstützer stelle bereits Parkflächen am
Adam-Opel-Haus, Rugbyring und am M55 und M60 für Besucher zur Verfügung,
von wo die Besucher mit Shuttle-Bussen in die Innenstadt gebracht
werden. Die Sperrung der Frankfurter Straße für die Aussteller schließe
die Stadt nicht grundsätzlich aus, für das Jahr 2023 sei dies jedoch
nicht planbar. "Die derzeitige Sperrung der Stadtunterführung würde hier
die Zufahrt und Abfahrt der Fahrzeuge zusätzlich behindern und weitere
erhebliche Staus verursachen", lautet die Einschätzung der
Stadtverwaltung. Zudem sei die Fläche Frankfurter Straße wesentlich
kleiner als das Mainvorland und deshalb kein Ersatz.
Der BUND gibt sich mit diesen Antworten nicht
zufrieden. Er wolle alles unternehmen, "um die Mainwiese langfristig in
einem guten Zustand zu erhalten", sagt Herbert Debus im Gespräch mit
dieser Zeitung. "Wir fordern die Obere Naturschutzbehörde auf, hier für
Klarheit in den zutreffenden Bestimmungen zu sorgen." Der BUND ziehe nun
rechtliche Schritte in Erwägung. Gleichzeitig fordert er den Magistrat
als Untere Naturschutzbehörde auf, den "schutzwürdigen Zustand" wieder
herzustellen.
"Wir haben keinerlei Einwände gegen ein
Klassikertreffen", ist es Debus wichtig zu betonen, "aber nicht unter
Nutzung des Mainvorlands."
Der RRK-Bootssteg am 16. März 2023
bei Hochwasser (Pegel Raunheim 226)
Raunheim: Mehr Raum für Fußgänger und
Radler am Yachthafen?
Die Engstelle zwischen Ziegelhüttenweg
und Hafenstraße soll beseitigt werden. Unter anderem die Kostenfrage ist
allerdings noch nicht geklärt.
Von Michael Kapp (aus "Main-Spitze" vom
10.03.2023)
RAUNHEIM. Im vergangenen Jahr bei der Übergabe des
im Mainvorland neu angelegten Fuß- und Radweges angekündigt, soll
demnächst die Engstelle zwischen Ziegelhüttenweg und Hafenstraße in
Angriff genommen werden. Oberhalb des Yachthafens haben sich Fußgänger
und Radfahrer einen 2,20 Meter breiten, auf der einen Seite von einer
Spundwand und der anderen von einem Geländer eingegrenzten Weg zu
teilen.
Da es keine Möglichkeit zum Ausweichen gibt,
kommen sich Radfahrer und Fußgänger auf der 270 Meter langen Engstelle
oft gefährlich nah. Beinaheunfälle, vor allem an Wochenenden, an denen
der Mainuferweg seit der weitgehend durchgehenden Befahrung stark
frequentiert ist, sind an der Tagesordnung. "Der Weg könnte inzwischen
wunderbar befahren werden, wenn es nicht diesen Flaschenhals geben
würde", sagt der bei der Stadt Raunheim verantwortliche Mitarbeiter
Infrastruktur, Jochen Brune.
Da die Fläche zwischen Zaun und Hafen (früher war
das eine Schleuse) vom Yachtclub Untermain (YCU) gepachtet ist, war
zunächst Einvernehmen herzustellen. Der Club benötigt die Fläche, um
zweimal jährlich mit einem Autokran an das Hafenbecken heranzufahren, um
Boote zu Wasser zu lassen beziehungsweise am Saisonende herauszunehmen.
Bei einer Begehung habe man sich darauf verständigen können, dass es,
ohne den geschilderten Vorgang zu verhindern, möglich ist, das Geländer
in Richtung Kaimauer zu verschieben. Im Gegenzug habe man sich mit dem
Verein darauf verständigt, die Einfahrt ins Mainvorland abzupollern.
Damit soll die zu beobachtende Vermüllung rund um Yachthafen wie auch
auf dessen über die Hafenstraße anzudienendem Wintergelände unterbunden
werden können. Letztlich liegt die Verbreiterung des Fuß- und Radweges
im Ermessen des Wasser- und Schifffahrtsamtes (WSA), in dessen Eigentum
sich die ehemalige Schleusenanlage befindet. "Die haben uns gebeten,
einen formlosen Antrag zu stellen, der die Situation beschreibt", sagt
Brune. Entgegenkommen sei zwar schon signalisiert worden, es gebe jedoch
noch einige vom WSA zu überprüfende Sachverhalte - etwa die in der
Kaimauer eingeschweißten Ausstiegshilfen, deren Funktionalität noch zu
kontrollieren wäre. Diese würden es letztlich verhindern, dass der Zaun
oberhalb der Kaimauer geführt werden könne. Denn sollte mal jemand ins
Wasser fallen, sagt Brune, wäre beim Herausklettern auch noch der Zaun
zu überwinden.
Ebenfalls noch unbeantwortet sein soll
die Frage, wer die Kosten für das geplante Vorhaben trägt. Da die
Neugestaltung des Weges "im Wesentlichen vom Kreis" getragen wurden, von
der Stadt Raunheim waren lediglich die Planungskosten für den 2,6
Kilometer langen Weg zwischen den genannten Brückenbauwerken zu
übernehmen, hofft Brune dort auf Unterstützung. Die Kosten werden auf
rund 80.000 Euro beziffert. "Dann wäre Fußgängern und Radfahrern
wirklich geholfen". Profitieren könne auch die Graffitiszene, die sich
ein- bis zweimal im Jahr trifft, um die Wände neu zu besprühen. Das wäre
künftig alles kein Problem, da dies dann ebenso wie beim Kranen der
Boote vom Weg abgetrennt werden könne. Mit der Realisierung wird
"perspektivisch" nicht vor dem nächsten Jahr gerechnet.
Stadt will Neustart für Klassikertreffen
in Rüsselsheim
Der Magistrat hat die kostenfreie
Bereitstellung von Flächen für die Veranstaltung beschlossen. Ob eine
Neuauflage noch 2023 umsetzbar ist, soll nun geprüft werden.
Aus "Main-Spitze" vom 1. Februar 2023
RÜSSELSHEIM. "Es ist das größte eintägige deutsche
Oldtimertreffen unter freiem Himmel: das Klassikertreffen in
Rüsselsheim. Die Stadt steht hinter dem Klassikertreffen, denn die
Veranstaltung leistet einen erheblichen Beitrag zur positiven
Außendarstellung der Stadt und pflegt das industriekulturelle Erbe
unserer Stadt", sagt Bürgermeister und Kulturdezernent Dennis Grieser.
Deshalb hat der Magistrat für die kostenfreie Bereitstellung der Flächen
im Verna-Park, am Mainvorland, am Parkplatz Landungsplatz, im Bereich
rund um die Opelvillen und Rüsselsheimer Festung, um das Rathaus sowie
an der Marktstraße bis zum Opelhauptportal grünes Licht gegeben. "Diesen
Beschluss hat der Magistrat auch unter Abwägung unterschiedlicher
Interessenslagen in seiner Funktion als Untere Naturschutzbehörde und
Untere Denkmalschutzbehörde getroffen", erläutert Grieser.
Außerdem hat der Magistrat festgelegt, Kultur123
Stadt Rüsselsheim mit der Prüfung zu beauftragen, welche Voraussetzungen
für die Ausrichtung des Klassikertreffens geschaffen werden müssen. Auf
Grundlage dieser Prüfung soll mit dem Kooperationspartner Opel
Automobile GmbH (Opel Classic), der Stadt und gegebenenfalls weiteren
Unterstützenden eine Grundsatzvereinbarung über die Form der
Zusammenarbeit für das Klassikertreffen getroffen werden, heißt es in
einer Mitteilung der Stadt. Kultur123 und Opel Classic sollen zudem
prüfen, ob die Veranstaltung trotz der kurzen Planungszeit auch noch in
diesem Jahr durchführbar ist. Spätestens aber ab 2024 soll das
Klassikertreffen wieder stattfinden.
Die Verantwortlichen müssen nun neben einem neuen
Sicherheitskonzept insbesondere auch einen Finanzierungsplan erarbeiten.
In der Grundsatzvereinbarung sollen über die finanzielle Beteiligung
hinaus mit allen Beteiligten unter anderem auch die Rahmenbedingungen,
Veranstaltungsort sowie Personaleinsatz und sonstige Leistungen
vereinbart werden, heißt es weiter.
Bei der jüngsten Veranstaltung im Juni 2019 waren
3.500 Oldtimerfahrzeuge und 45.000 Besucher registriert worden. Wegen
der pandemie-bedingten Beschränkungen und weiterer
Planungsunsicherheiten wurde die Veranstaltung seitdem nicht wieder neu
aufgelegt. "Mit dem Beschluss des Magistrats wurden die
Grundvoraussetzungen für einen Neustart des Klassikertreffens spätestens
ab 2024 gesetzt. Die Veranstalter haben jetzt Planungssicherheit. Was
2023 noch umsetzbar ist, müssen die Veranstalter ausloten", sagt Grieser.
Vereinsförderung
Rüsselsheimer Ruder-Klub renoviert
Bootssteg
Aus "SPORTINFO" Nr. 94 des Kreises Groß-Gerau vom
Dezember 2022
Pünktlich zum Anrudern am 26. März erstrahlte der
Bootssteg des Rüsselsheimer Ruder-Klubs (RRK) wieder in neuem Glanz.
Einen kompletten Bootssteg mit einem Gewicht von rund 1,5 Tonnen
renoviert man auch nicht alle Tage, doch unterstützt durch das
Technische Hilfswerk und die Tatkraft von Mitgliedern konnte der RRK
dieses Großprojekt mit einem Umfang von etwa 150 Arbeitsstunden Ende
vergangenen Jahreserfolgreich abschließen.
|
Rund alle zehn Jahre müsse der Steg renoviert
werden, dazu aus dem Wasser gehoben und nach den erforderlichen
Reparaturen und Instandhaltungsarbeiten wieder eingelassen werden. An
zwei Sonntagen war zur Unterstützung des Mammutprojekts das Technische
Hilfswerk (THW) Rüsselsheim im Einsatz, das diese Hilfe im Rahmen der
Ausbildung der Fachgruppe Wassergefahren anbieten konnte. So waren in
den Tagen zwischen dem 14. November und dem 12. Dezember mehrere
Vereinsmitglieder unermüdlich unter der Leitung von Harald Czerwenski
und Jürgen Berger zur Wiederherstellung des Bootssteges im Einsatz, ehe
das THW mithilfe eines Krans rund vier Wochen später den Steg wieder ins
Wasser einlassen konnte. Diese Hilfe sei ebenso wertvoll wie weitere
Fördergelder. "Wir sind für jede Unterstützung dankbar", machte Wilfried
Rauch deutlich, der selbst zur Umsetzung des Großprojekts mit
beigetragen hat und als Vermittler zwischen dem RRK und dem THW
aufgetreten ist. Dieses Projekt leiste aber auch einen wichtigen Beitrag
zur Nachhaltigkeit, so wird der Steg auch dank der guten Pflege bereits
seit etwa 40 Jahren genutzt. Die Erneuerung des Steges würde die
Vereinskasse mit rund 50.000 Euro belasten, machte Harald Czerwenski
deutlich. Immens wichtig sei zudem der Sicherheitsaspekt aufgrund der
Binnenschifffahrt in direkter Nachbarschaft. Darüber hinaus müsse der
Bootssteg auch bei Hochwasser die erforderliche Sicherheit
gewährleisten. Erneuert wurde zudem die Rolle für das Einlassen des
Motorboots, das im Trainingsbetrieb aus Sicherheitsgründen die
Ruderboote begleitet. Wichtig war zudem, den Auftrieb für die
Zugangsstege mit Fässern wieder herzustellen. "Der Steg hatte die
ursprüngliche Schwimmlage nicht mehr, das haben wir jetzt wieder
korrigiert", ergänzte Michael Panse.
Nun kann der Verein wieder bedenkenlos seinem
Sportbetrieb auf dem Main nachgehen, immerhin verfügt der RRK über alle
olympischen Bootsklassen und habe auch für Breitensport Boote für drei
und fünf Personen im Einsatz. "Ohne den Bootssteg geht nichts bei uns,
sonst könnten wir unseren Sportbetrieb nicht aufrechterhalten", stellte
ein weiteres an der Renovierung beteiligtes Mitglied noch einmal die
Notwenigkeit der Arbeiten heraus. Auch für die Zuschüsse zeigten sich
die Verantwortlichen dankbar: "Das ist eine tolle Sache", stellte mit
Michael Panse der Stellvertretende Leiter der Ruderabteilung
abschließend fest.
Der Rüsselsheimer Ruder-Klub ist einer von vier
Vereinen, dessen Projekt im Bewilligungsbescheid Ende Januar durch den
Landessportbund gefördert wurde. Weitere Bescheide gingen an die SV 07
Bischofsheim für eine neue Beregnungs- bzw. Bewässerungsanlage, an die
TSG Worfelden zur Sanierung des Kunstrasenplatzes sowie an den BV
Mörfelden-Walldorf zur Sanierung der Heizungsanlage.
Rüsselsheim: Die Rheinschiffsmühle als
Vorbild
Am Rüsselsheimer Mainufer könnte bald
ein nach historischem Vorbild nachgebautes Marktschiff liegen.
©Vollformat |
Verein will am Rüsselsheimer Mainufer ein
historisches Marktschiff mit Museum installieren.
Von Daniela Ammar (aus "Main-Spitze" vom
14.05.2022)
"Historisches Marktschiff
Rüsselsheim am Main" lautet der Name des am 1. Mai 2021 gegründeten
Vereins, der sicher noch für Aufsehen sorgen wird. Zum Ziel haben die
Aktiven die Installation eines hölzernen Marktschiffes am Main, wobei
sich der Nachbau des Objekts an historischen Aufzeichnungen orientieren
soll. Nicht nur hübsch anzuschauen soll das Marktschiff nach seiner
Fertigstellung dann sein. Vielmehr soll das Schiff ein kultureller Ort
für Veranstaltungen werden, kombiniert mit einem Museum, das sich im
Schiff selbst befinden soll. Aber wie kommt man auf eine solche Idee?
"Aus einer Idee ist ein Verein geworden",
berichtet Jens Grode, der Vorsitzender des mittlerweile 20-köpfigen
Vereins ist. An Ideen mangelt es den Aktiven nicht, aber ganz einfach
ist die Umsetzung vom Bau des großen Marktschiffes und dessen
Installation nicht. "Als Blaupause für unser Projekt gilt die Ginsheimer
Rheinschiffsmühle", erzählt Grode mit Blick zur authentischen
Rekonstruktion der letzten produktiven Rheinschiffsmühle.
Einfach ist das Projekt "Marktschiff" nicht. Denn
die Herausforderung liegt zum einen im Bau des hölzernen, historisch
nachempfundenen Objekts, das derzeit besonders durch die horrenden
Holzpreise erschwert oder gar blockiert wird. Zum anderen bedarf es
Genehmigungen, etwa der eines passenden Liegeplatzes am Mainufer.
Wesentlicher Faktor ist natürlich die Finanzierung des Objekts. "Wir
brauchen Geld, auch die Ginsheimer haben Sponsoren gesucht", sagt Jens
Grode dazu und verweist auf die Akquirierung von Sponsoren und Geldern.
Denn auskommen soll das Marktschiff nach Möglichkeit ohne Steuergelder,
wobei sich die Frage mit Blick zur gähnend leeren Stadtkasse ohnehin
nicht stellt.
Was sich die Mitglieder des Vereins wünschen, ist,
dass das Marktschiff eines Tages zum Anziehungspunkt wird. "Für
Spaziergänger, Fahrradfahrer und natürlich für Familien mit Kindern, die
im integrierten Museum erfahren sollen, was es mit Marktschiffen
überhaupt auf sich hat. Aber auch für Kulturschaffende soll das
Marktschiff Anlaufstelle sein. Vorstellbar wären dabei beispielsweise
kleinere Veranstaltungen, wie etwa Lesungen", wie Jens Grode mitteilt.
Zu Handelsorten wie Frankfurt und Mainz verkehrten
Marktschiffe bereits seit dem Hochmittelalter und transportierten sowohl
Waren als auch Personen. Von den Erlebnissen und den oftmals
vergnüglichen Fahrten mit den Marktschiffen, auf denen sich die
Reisenden mit Unterhaltungen und Vergnügungen die Zeit vertrieben,
berichtet sogar Goethe in seinem Werk "Dichtung und Wahrheit". Weil die
Schiffe von Mainz aus flussaufwärts fuhren, mussten sie vom Ufer aus mit
Pferden gezogen werden. Auf dem Rüsselsheimer Landungsplatz weist das "Leinreiter"-Denkmal
auf diese Tradition hin. "Der Platz ist historisch wichtig und hat eine
entsprechende Bedeutung, da die Marktschiffe hier angelandet sind", so
Grode, der ergänzt: "Zudem besitzt der Platz eine hohe
Aufenthaltsqualität, was sich durch ein Marktschiff noch steigern
ließe."
Mittlerweile hat der vor rund einem Jahr
gegründete Verein um die 20 Mitglieder. Tendenz steigend, denn seit der
Vorstellung des Vereins bei "Wein am Main" häufen sich die Anfragen,
sodass zu hoffen bleibt, dass die Idee in den kommenden Jahren umgesetzt
werden kann.
Mainuferweg in Raunheim offiziell
eingeweiht
Die Strecke zwischen Gustavsburg und
Kelsterbach kann jetzt fast durchgehend auf asphaltierten Wegen befahren
werden. Der Lückenschluss erfolgt auf einer Länge von 2,6 Kilometer.
Angeführt von Bürgermeister Thomas
Jühe und Landrat Thomas Will ist der Mainuferweg radelnd eingeweiht
worden. |
Von Michael Kapp (aus "Main-Spitze" vom
12.05.2022)
RAUNHEIM - Der Mainuferweg zwischen der
Unterführung Frankfurter Straße und der Gemarkungsgrenze Rüsselsheim ist
offiziell eingeweiht worden. Seit Februar kann auf der Strecke bereits
wieder gefahren werden.
Landrat Thomas Will (SPD) kam zur Eröffnung mit
dem Rennrad aus Bischofsheim, wo er zu Hause ist, nach Raunheim.
Gemeinsam mit Fachmitarbeitern des Kreises, darunter
Radverkehrsbeauftragte Franziska Knaack, der Raunheimer Bürgermeister
Thomas Jühe (SPD) sowie Mitarbeiter der Stadtverwaltung, radelte er die
Strecke gemeinsam ab.
Der Kreis sei seit vielen Jahren bemüht, Mobilität
nachhaltiger zu gestalten, so Landrat Will. Dem Radverkehr komme eine
besondere Bedeutung zu, da in den vergangenen Jahren immer mehr Menschen
Spaß an dieser Art der Fortbewegung gefunden hätten.
Unter Berücksichtigung des Opel-Stegs und der
Ölhafenbrücke kann die Strecke zwischen Gustavsburg und Kelsterbach
jetzt fast durchgehend auf asphaltierten Wegen befahren werden. Zwischen
Rüsselsheim und Bischofsheim wird auf Betonplatten geradelt.
Raunheim hatte sich seit Jahrzehnten vergeblich
darum bemüht, eine Genehmigung für die Asphaltierung des bisher
wassergebundenen Wegeabschnitts zu bekommen, da dieser bei Hochwasser
immer wieder beschädigt wurde. Das Ansinnen war jedoch von der
zuständigen Naturschutzbehörde bisher stets abgelehnt worden, weil der
Weg in einem Landschaftsschutzgebiet liegt.
Das gemeinsam mit dem Kreis realisierte Projekt
wird zu 80 Prozent aus Landesmitteln finanziert. Die Planungskosten
übernimmt die Stadt Raunheim. Die verbliebenen 20 Prozent werden vom
Kreis getragen. Die Gesamtkosten belaufen sich auf etwa 750.000 Euro.
Der Lückenschluss in Raunheim erfolgt auf einer
Länge von 2,6 Kilometer. Entlang der Wegstrecke wurden 95 Bäume
gepflanzt, die allerdings noch nicht alle angewachsen seien.
Obwohl der Radverkehr auf der Wegstrecke schon
zuvor und seit Beginn der Pandemie noch einmal deutlich zugenommen hat,
ist die Freude über den neuen Weg dennoch nicht ungetrübt. Fußgänger
betrachten die Zunahme des Radverkehrs auf dem beliebten Spazierweg mit
Sorge. Nach wie vor gibt es eine am Yachthafen zu bewältigende
Engstelle, wo der auf 3,50 Meter aufgeweitete Weg wegen eines Geländers
nur zwei Meter breit ist.
Inwieweit sich eine geplante Abfahrt von der B 43
in Fahrtrichtung in Rüsselsheim über die Hafenstraße auf den Mainuferweg
auswirke, solle in der Planung abgearbeitet werden, wie Bürgermeister
Jühe bei der Eröffnung erklärte. Das erneut ins Gespräch gebrachte
Vorhaben wird nicht nur von den in diesem Bereich ansässigen Vereinen
mit Skepsis beobachtet, auch Landrat Thomas Will zeigte sich von dem
Vorhaben der Stadt Raunheim überrascht. Die Stadt erhofft sich von der
Abfahrt eine weitere Entlastung der Innenstadt. Die Abfahrt von der B 43
würde in eine Engstelle zwischen Hafenmole und Unterführung einmünden.
Um herauszufinden, wie hoch die Nutzungsfrequenz
auf dem Mainuferweg ist, will der Kreis Dauerzählstellen einrichten.
Bisherige Zahlen gehen von Spitzenwerten an den Wochenenden aus. „Die
zahlreichen positiven Rückmeldungen aus der Bürgerschaft, den Verbänden,
der Politik und den Medien zeigen, dass sich die Investitionen in die
Radweginfrastruktur gelohnt haben“, sagte Bürgermeister Jühe.
"Love Family Park" verlässt Rüsselsheim
Zuletzt schien noch eine Alternative
gefunden, doch nun verkündet der Veranstalter das Aus für das
Techno-Festival in Rüsselsheim. Für die Stadt kommt die Absage
überraschend.
So sah es bei dem Festival "Love Family
Park" in Rüsselsheim vor Corona aus. |
Von Michaela Kabon (aus "Main-Spitze" vom
30.03.2022)
10.000 tanzende Besucher, die vor den
DJ-Pulten von internationalen Künstlern auf den Rüsselsheimer Mainwiesen
feiern: Das wird es nicht am 23. Juli 2022 und auch danach in
Rüsselsheim nicht mehr geben, denn der Love Family Park (LFP) verlässt
die Stadt. Wie die Veranstaltungsagentur Cosmopop GmbH am Mittwochabend
überraschend mitteilte, soll kein weiteres Festival in Rüsselsheim
umgesetzt werden.
"Wir haben uns in Rüsselsheim sehr wohl gefühlt,
sehen dort jedoch keine Perspektive mehr", sagt Marketingleiter Robin
Ebinger. Ein Grund: Es fehle die Bereitschaft und eine einheitliche
Initiative von städtischer Seite, das Festival auf dem Mainvorland
umzusetzen. "Dies wäre nicht nur ein Zeichen an uns als Veranstalter
gewesen, sondern vor allem auch an die durch die Corona-Pandemie
schwerbeschädigte Kulturbranche in Hessen. Aus unserer Sicht ist das
Mainvorland ein idealer Standort für private wie kommunale
Veranstaltungen", sagt Ebinger.
Zwei Absagen wegen Corona
In den vergangenen Jahren ist das Techno-Festival
wegen der Corona-Pandemie zweimal abgesagt worden. Doch auch ohne
Pandemie wäre die Austragung ungewiss, denn die Veranstaltungsfläche
liegt im Landschaftsschutzgebiet der Schutzzone I, in der eigentlich nur
Belastungen in geringem Maße zulässig sind. In einem Facebook-Post
schreibt Cosmopop dazu: "Leider sind die Vorgaben, die uns von der
Unteren und Oberen Naturschutzbehörde für die Durchführung auferlegt
wurden, nicht umsetzbar."
Der Veranstalter hat in den vergangenen Monaten
nach alternativen Flächen im Stadtgebiet gesucht und ist dabei von der
Stadtverwaltung unterstützt worden. Diese hat unter anderem eine
geeignete Fläche lokalisiert und den Kontakt zu den privaten
Flächeneigentümern hergestellt. Noch im Februar haben Veranstalter und
Stadt sich zuversichtlich gezeigt, dass die gefundene Fläche als
Alternative in Betracht kommen könnte. Doch nun erklärt Cosmopop, dass
sich ein "alternatives Festivalgelände gemeinsam weder finden noch
entwickeln lassen" konnte.
Wie Ebinger erklärt, seien internationale Events
immer eine Abwägungssache. "Sie berühren zahlreiche Fachgebiete wie
Verkehr, Umwelt, Image, Sicherheit oder Recht" sagt der Marketingleiter.
"Sie erfordern einen gewissen Organisationsaufwand und eine einheitliche
Initiative von städtischer Seite. Diese ist nicht mehr gegeben in
Rüsselsheim, deshalb wird es dort keinen weiteren Love Family mehr
geben."
Die Stadtverwaltung zeigte sich von der Absage
überrascht: "Es war vorgesehen, dass die Stadt mit dem Veranstalter des
LFP, dem Regierungspräsidium und dem Landesverband Hessen des BUND zu
einem runden Tisch zusammenkommt. Die Absage seitens des Veranstalters
kam, bevor dieser stattfinden konnte", heißt es auf Nachfrage aus dem
Rathaus. Wie geht es jetzt für das Festival weiter? In diesem Jahr wird
es wohl keinen Love Family Park geben. Doch für 2023 stehe eine neue
Location in Aussicht, verrät der Veranstalter auf Facebook. "Wir werden
uns eine neue Heimat suchen und hoffen, den Fans schon bald einen neuen
Standort präsentieren zu können", sagt Ebinger.
Rüsselsheim im Detail: Kunstpfad
Mainvorland
Der Opel Manta setzt Patina an und der
Heimatbegriff wird neu konstruiert. In den Skulpturen am Mainufer soll
sich der Strukturwandel der Stadt widerspiegeln.
Rüsselsheim ist geprägt von
Zuwanderung. Mit diesem Thema setzt sich auch die Skulptur von Özlem
Günyol und Mustafa Kunt auseinander. |
Von Felix Gömöry (aus "Main-Spitze" vom
22.03.2022)
Ein Abschleppdienst hätte seine Mühe, den
13,5-Tonner vom Fleck zu bekommen. Aber der graue Opel Manta, der seit
März 2018 auf dem Landungsplatz beim Mainufer parkt, steht genau
richtig. Der "Dauerparker" gehört zum Kunstpfad Mainvorland. Die fünf
öffentlichen Werke sollen, so steht es in einer Broschüre der Stadt, auf
unterschiedliche Art Bezüge zu Rüsselsheim herstellen. Dabei spielen die
Geschichte der Stadt und deren Bewohner eine wichtige Rolle.
"Wenn ich Rüsselsheim höre, dann denke ich an
Opel", sagt Architekt und Künstler Matthias Braun, der Schöpfer der
Auto-Skulptur. "Die Aufgabe war, sich inhaltlich und geschichtlich mit
der Stadt auseinanderzusetzen", erinnert er sich. Für ihn stehe der
"Dauerparker" auch für den lokalen Strukturwandel. Da sei, so sagt es
Braun dieser Zeitung, die Geschichte als Autostadt, die der Region
Wachstum bescherte, aber inzwischen baue Opel immer mehr Stellen ab.
Diesen Wandel möchte der Würzburger mit seinem Betonfahrzeug verkörpern.
Die Autobranche sei schwerfällig und setze Patina an, genau wie seine
Skulptur. Die steht in Sichtweite des Leinreiters, der auch Teil des
Kunstpfades ist. Für Kulturdezernent Dennis Grieser (Grüne) symbolisiert
die Reiterstatue von Detlef Kraft das vorindustrielle Rüsselsheim.
Während der Manta die jüngere Stadtgeschichte verkörpere.
Von Strukturwandel schreibt auch der Künstler
Martin Feldbauer in der Kunstpfad-Broschüre. Seine Skulptur "Shortcut"
ist eine schwarze Stahlkonstruktion, die einen neuen Weg in der
Landschaft bildet, der durch eine mit ovalen Löchern versehene Schlaufe
führt. Es erinnert an den Looping einer Carrera-Bahn oder
Minigolf-Station. Das Werk, so schreibt der Frankfurter weiter, ist so
aufgebaut, dass die Schlaufe je nach Blickwinkel mehr oder weniger stark
gestaucht wirkt. Das spiele, erklärt Bauer, auf die Standortvorteile der
Region an. Wolle man sie erhalten, wiedererlangen oder ausbauen, müssten
"neue Sichtweisen erprobt, Perspektiven verändert und auch unübliche
Wege beschritten werden."
Um neue Wege geht es auch beim Werk "Where am I?
As if in a dream … Did we arrive?". Auf Deutsch: "Wo bin ich? Wie in
einem Traum ... Sind wir angekommen?" Die Arbeit von Özlem Günyol und
Mustafa Kunt besteht aus drei Teilen. Die kurvige Form der Skulptur
stehe, so schreiben es die beiden Frankfurter in der
Kunstpfad-Broschüre, für die Balkanroute, die viele Menschen auf ihrem
Weg von Syrien nach Europa passieren. Der in den Beton geschriebene Text
beziehe sich auf die verschiedenen Gefühle, die bei Migranten im Laufe
der Zeit aufkommen. Man möchte, erklären die gebürtigen Türken, "das
Verhalten und die Struktur einer Gesellschaft verstehen und sich darin
verorten". Am Ende stehe die Frage an die Gesellschaft, ob man wirklich
angekommen sei. Das Werk bietet eine Sitzfläche, was eine Assoziation
sei für das Niederlassen und seinen Platz finden.
Eine ähnliche Thematik behandelt das Werk "Heimat"
von Mario Hergueta. Die 3,70 Meter hohe rostrote Stahlkonstruktion
besteht aus den Buchstaben des Begriffs Heimat, die scheinbar
willkürlich zusammengelegt wurden. "Rüsselsheim hat eine
Migrationstradition", schreibt der Künstler in der Kunstpfad-Broschüre.
Daraus folge, führt der Nauheimer mit Atelier in Rüsselsheim weiter aus,
die Frage danach, was Heimat individuell bedeutet.
Die Aufgabe öffentlicher Kunstwerke sei es,
erklärt Matthias Braun, mehrfach codiert zu sein, um einen möglichst
leichten Zugang zu gewähren. "Ich treffe mit den Skulpturen jeden, ob er
will oder nicht", sagt er. Und so sei es das Ziel, dass jeder die Werke
des Kunstpfades anders versteht und nutzt.
Ein Blick in die Rüsselsheimer
Vergangenheit
Bevor es Motorboote gab, wurden Schiffe
bei Rüsselsheim mit dem Pferd stromaufwärts gezogen. Dabei konnte viel
schiefgehen. An das Treideln erinnert das Leinreiter-Denkmal.
Von Felix Gömöry (aus "Main-Spitze" vom
21.02.2022)
Ruhig und konzentriert sitzt er da, der
Leinreiter. Der Blick starr auf den Fluss gerichtet. Unter ihm sein
Pferd, das mit gesenktem Kopf sich seinem Schicksal fügt. Währenddessen
sitzt er seitwärts, bereit zum Absprung, falls etwas schiefgehen sollte.
Und das passierte oft.
Der Leinreiter am Rüsselsheimer Mainufer
erinnert an das Treideln, bei dem die Schiffe mithilfe von Pferden
stromaufwärts gezogen wurden. |
Bevor die Kettenschifffahrt auf dem Main Einzug
hielt, wurden die Schiffe stromaufwärts von Pferden gezogen. Das nannte
man Treideln. Die Tiere wurden mit dicken Hanfseilen an die Mastspitze
des Schiffes angeleint. Auf dem sogenannten Leinpfad zogen bis zu sechs
Pferde die mit Waren und Personen beladenen Boote den Main Richtung
Frankfurt hinauf. Dieser Pfad verlief auf der linken Mainseite an
Rüsselsheim vorbei.
Das war keine gemütliche Arbeit für die
Leinreiter. Und noch weniger für die Pferde. Sie war für sie nicht nur
immens anstrengend, sondern auch gefährlich. Manchmal kam das Schiff
durch starke Strömungen von seiner Fahrlinie ab und fuhr in die
Flussmitte. Das Boot riss die Pferde in den Main, wo sie häufig
ertranken. Zudem waren die Pfade oft nicht sicher befestigt. Auf den
durch Nässe aufgeweichten oder überschwemmten Wegen rutschten die
Zugtiere aus und drohten, ins Wasser zu fallen. Ein schwerer Unfall
geschah im November 1690. Der Marktschiffer Michael Gessner,
verantwortlich für das mit Marktwaren beladene Schiff, verlor alle seine
sechs Pferde.
Rüsselsheim selbst profitierte nicht sonderlich
von dem Treideln. Es wurden weder Zölle noch andere Abgaben an den Ort
entrichtet. Dabei hätte der Main Rüsselsheim im Mittelalter und der
frühen Neuzeit großen Reichtum bescheren können. Schließlich lag die
Ortschaft direkt an jenem Fluss, auf dem die Kaufleute zwischen Mainz
und Frankfurt verkehrten. Doch die politischen Machtverhältnisse
verhinderten dies sehr erfolgreich.
Flusswege galten bis ins 16. Jahrhundert als
sichere und auch kostengünstige Transportwege, da der Landweg
schwieriger zu bewältigen und zu überwachen war. Dieser Umstand
verschaffte Städten wie Mainz und Frankfurt einen gewissen Reichtum. An
diesem wollten auch die Rüsselsheimer, allen voran die Grafen von
Katzenelnbogen, teilhaben. So beschreibt es die ehemalige
Stadtarchivarin Gudrun Senska im Rüsselsheimer Geschichtsbuch "Zum Ort
durch Zeit und Raum". Die Ortsherren stellten Endes des 14. Jahrhunderts
beim römisch-deutschen König Wenzel einen Antrag für die Erlaubnis, in
Rüsselsheim ein "Festes Haus" zu errichten. Eine solche Festung, so die
Begründung, sichere den Frieden auf dem Land als auch auf dem Wasser. Um
diese Friedenssicherung zu finanzieren, wollten die Grafen ein
Geleitgeld erheben. Gegen dieses Vorhaben wehrten sich die Städte
Frankfurt und Mainz. Sie wollten eine Verteuerung ihrer Waren durch
weitere Abgaben verhindern. Zwar bekamen die Grafen letztlich das Recht,
eine Festung zu errichten, aber nicht das Recht, ein Geleitgeld zu
erheben. So blieb Rüsselsheim weiter als Profiteur vom Handel auf dem
Main ausgeschlossen. Nur für die Leinreiter war der Ort unumgänglich.
Noch bis zum Ende des 19. Jahrhunderts zogen die
Reiter mit ihren Pferden an Rüsselsheim vorbei. Mehrere Jahrhunderte
lang prägten sie und die entsprechenden Pfade das Mainufer. Um dem zu
gedenken, wollte die Stadt Anfang der 1990er-Jahre ein Denkmal
aufstellen. In einem Wettbewerb setzte sich der Darmstädter Bildhauer
Detlef Kraft durch. Seit 1994 ist der Leinreiter so wieder ein Teil von
Rüsselsheim, ruhig und kraftvoll, nahe des alten Leinpfades.
"Love Family Park" will auf den
Mainwiesen bleiben
Das Techno-Festival “Love Family
Park“ will gerne im Grünen sein. Ob es in diesem Jahr auf den
Rüsselsheimer Mainwiesen stattfinden kann, bleibt aber ungewiss. |
Techno-Festival oder Landschaftsschutz?
Die Musikveranstaltung in Rüsselsheim könnte umziehen. Der Veranstalter
will aber weiter am Mainvorland festhalten.
Von Michaela Kabon (aus "Main-Spitze" vom
03.02.2022)
Wie geht es weiter mit dem Love Family Park? Auf
der Internetseite des Veranstalters wird das für 23. Juli 2022 geplante
Techno-Festival in Rüsselsheim beworben. Doch auch wenn es die
Corona-Lage im Sommer zulassen würde, ist die Austragung der
Veranstaltung auf den Rüsselsheimer Mainwiesen noch ungewiss. Der Grund:
Die Veranstaltungsfläche liegt im Landschaftsschutzgebiet der Schutzzone
I, in der eigentlich nur Belastungen in geringem Maße zulässig sind.
Die Stadt Rüsselsheim bestätigt, dass die
Veranstaltungsagentur Cosmopop im Sommer des vergangenen Jahres einen
Antrag zur Durchführung des Love Family Parks auf dem Mainvorland für
2022 gestellt hat. Dafür ist aber auch ein Antrag auf
naturschutzrechtliche Genehmigung der Fläche notwendig.
Zwischen den Verantwortlichen der Stadt und
Cosmopop habe deshalb ein Austausch zu alternativen Veranstaltungsorten
stattgefunden, bei dem der Veranstalter die Rahmenbedingungen für die
Fläche wie Größe, Verkehrsanbindung und Infrastruktur definiert habe.
Mit Hilfe der Stadt konnte eine geeignete Fläche gefunden werden, die
sich allerdings in Privatbesitz befindet, heißt es auf Nachfrage dieser
Zeitung aus dem Rathaus. Die Stadt Rüsselsheim hat Cosmopop unterstützt,
indem sie den Kontakt zu privaten Flächeneigentümern hergestellt und
vermittelt hat.
Robin Ebinger, Sprecher von Cosmopop bestätigt,
dass eine Fläche gefunden wurde, die der Veranstalter als Alternative
zum Mainvorland in Betracht ziehen würde. "Allerdings ist das bisher nur
eine theoretische Option", teilt Ebinger mit. "Mehrere Eigentümer und
Pächter teilen sich die Fläche, was die Kommunikation und Planbarkeit
sehr schwierig macht. Das sind nicht gerade besten Voraussetzungen."
Kommentar zum "Love Family Park": Hoffnung
Von Michaela Kabon (aus "Main-Spitze" vom
03.02.2022)
Sonnenschein, gute Musik und
knapp 20 000 Menschen, die fröhlich und friedlich beim "Love
Family Park" feiern: Die, die das Großereignis auf den
Rüsselsheimer Mainwiesen vor Ort miterlebt haben, werden sicher
in guten Erinnerungen schwelgen. Da war mal wieder richtig was
los in der Opelstadt. Doch neben der andauernden Corona-Pandemie
könnten die Richtlinien rund um das Naturschutzgebiet einer
erneuten Austragung in Rüsselsheim einen Strich durch die
Rechnung machen. Die Vorgabe der Beschränkungen haben ihre
Berechtigung und sollten eingehalten werden. Doch der
alljährliche Kampf um die Genehmigung und die große
Planungsunsicherheit schwingen jedes Mal aufs Neue mit. Besser
wäre sicher eine Grundsatzentscheidung zu Veranstaltungen auf
den Mainwiesen. Diese würde allerdings auch Veranstaltungen wie
das Klassikertreffen und die Mainland-Games betreffen. Ja,
vielleicht kann es bedeuten, dass dort keine großen
Veranstaltungen mehr stattfinden können. Es gibt aber noch
Hoffnung. Die könnte darin liegen, dass die
Veranstaltungsformate ein wenig verändert werden. Ob das für die
Veranstalter machbar ist und sich am Ende noch lohnt, ist eine
andere Frage. |
|
Neben der Suche nach einer potenziellen
Alternative halte Cosmopop immer noch am Mainvorland fest. „Es ist nach
wie vor nicht nachzuvollziehen, wieso eine Veranstaltung mit einer
solchen internationalen Strahlkraft nicht auf dem Mainvorland
stattfinden soll“, sagt Ebinger, der das Mainvorland als Freizeitfläche
sieht, auf dem Fußball gespielt wird und Menschen picknicken. Er führt
auch auf, dass es bereits andere Veranstaltungsformate gegeben habe und
sogar der Hessentag auf der Wiese habe stattfinden können. Zudem ist die
Veranstaltung mit bis zu 20.000 Menschen 2018 und 2019 erfolgreich
ausgetragen worden. 2020 und 2021 ist das Festival wegen der
Corona-Pandemie abgesagt worden.
"Man bekommt das Gefühl, dass immer der
Naturschutz vorgeschoben wird. Aber eigentlich findet hier eine
Ungleichbehandlung und Diskriminierung einer ganzen Jugendbewegung
statt", sagt Ebinger. "Rüsselsheim hat hier eine riesen Chance
attraktive Veranstaltungen zu platzieren. Stadtplanung und Umweltschutz
können Hand-in-Hand gehen."
Derweil sind aus Hanau, dem Ursprungsort des Love
Family Park, Signale in Richtung Veranstalter gesendet worden: Die
politische Koalition in Hanau mit SPD, CDU und FDP hat sich für die
Rückkehr des Techno Festivals auf die Hanauer Mainwiesen ausgesprochen.
Doch dort besteht eine ähnliche Situation wie in Rüsselsheim: Auch dort
musste die Großveranstaltung ebenfalls aus Naturschutzgründen weichen,
weil es keine Ausnahmegenehmigung mehr für das Landschaftsschutzgebiet
gegeben hat. Somit fand dort 2013 das Festival zum letzten Mal statt.
Ein Schicksal, das auch die Stadt Rüsselsheim ereilt?
Mit Mainuferweg geht es voran
Die Arbeiten verlaufen schneller als
gedacht. Bis Anfang März soll die Trasse wieder durchgängig benutzbar
sein.
Der Mainuferweg ist wieder
durchgängig befahrbar – im dritten Bauabschnitt, mit dem jetzt
begonnen wurde, gibt es einen parallel verlaufenden Bypass.
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Von Michael Kapp (aus "Main-Spitze" vom
12.01.2022)
RAUNHEIM - "Die Arbeiten am
Mainuferweg sind schneller vorangekommen als gedacht", freut sich der
bei der Stadt Raunheim für die Planung zuständige Mitarbeiter, Jochen
Brune. Nach Fertigstellung des zweiten Bauabschnitts ist der Weg
zwischen den Unterführungen in der Frankfurter Straße und dem
Ziegelhüttenweg wieder für die Benutzung freigegeben.
Der dritte und letzte Bauabschnitt zwischen der
Hafenstraße und der Gemarkungsgrenze zu Rüsselsheim beziehungsweise
Flörsheimer Brücke wurde zu Wochenbeginn begonnen. Brune geht davon aus,
sollten Wetter und in dieser Jahreszeit mögliche Hochwasser keinen
Strich durch die Rechnung machen, dass der Weg bis spätestens Anfang
März wieder durchgängig von Fußgängern und Radfahrern benutzbar sein
werde. Anders als im ersten und zweiten Bauabschnitt ist eine Umleitung
nicht vorgesehen, da parallel zum dritten Bauabschnitt ein
wassergebundener Weg im Mainvorland verläuft.
Für Brune, der seit dem Jahr 1996 im Bauamt der
Stadt Raunheim beschäftigt ist, erfüllt sich mit der Asphaltierung ein
lange gehegter Wunsch. Alle dahin gehenden Anfragen waren bis zur
Errichtung der Ölhafenbrücke sowie des Opelstegs von der Unteren
Naturschutzbehörde abgelehnt worden. Der Mainuferweg verläuft in einem
Landschaftsschutzgebiet. Da der wassergebundene Weg immer wieder durch
Hochwasser beschädigt wurde, hatte Brune schon vor Jahren vorgeschlagen,
dem Weg eine Asphaltdecke zu verpassen. Mit der durchgängigen
Befahrbarkeit von der Mainspitze bis nach Frankfurt und darüber hinaus,
sich schnell verändernder Mobilität sowie auch zunehmenden
Freizeitdrucks, der auf solchen Wegstrecken liegt, soll die
Naturschutzbehörde bereitgewesen sein, ihre Zustimmung nicht länger zu
verweigern.
Brune will den Verkehr auf dem Mainuferweg, der
seit Beginn der Pandemie noch einmal deutlich zugenommen hat, im Auge
behalten. Da schon zuvor über rücksichtslose Radfahrer, die nicht selten
mit hoher Geschwindigkeit unterwegs sind, geklagt wurde, müsse
gegebenenfalls eine entsprechende Beschilderung, die Nutzer zur
gegenseitigen Rücksichtnahme auffordert, vorgenommen werden. Man werde
auch nicht umhinkommen, sagt Brune, um eine missbräuchliche Benutzung
des 3,50 Meter breiten Weges durch Pkw-Fahrer zu verhindern, die
Einfahrten mit Pollern zu versperren. Da diese wiederum durch
Zweiradfahrer übersehen werden können, sollen entsprechende
Fahrbahnmarkierungen auf die Hindernisse aufmerksam machen.
Entlang des bereits befahrbaren Abschnitts sollen
noch Bäume gepflanzt werden. Ruhebänke und gegebenenfalls notwendig
werdende Schilder folgen später. "Alles, was beweglich ist, ist im
Winterhalbjahr aus dem Uferbereich zu entfernen, um nicht Gefahr zu
laufen, bei einem Hochwasser mitgerissene zu werden", sagt Brune. Der
Yachtklub sieht sich deshalb auch gezwungen, mobile Aufbauten in der
genannten Jahreszeit aus dem Hafen zu entfernen. Die Planungskosten für
die Asphaltierung des rund 2,5 Kilometer langen Weges ausgenommen, kommt
der Kreis Groß-Gerau für die Baukosten in Höhe von rund 600.000 Euro
auf. Für Planung und Bau stehen Fördermittel aus einem Sonderprogramm
zur Verfügung. Voraussichtlich im kommenden Jahr soll mit der
Renaturierung der Mainwiesen zwischen Hafenstraße und Rüsselsheim
begonnen werden. Die Umsetzung erfolgt im Rahmen der
EU-Wasserrahmenrichtlinien.
Der RRK-Bootssteg am 6. Januar 2022
bei Hochwasser (Pegel 275)
Der RRK-Bootssteg ist im Dezember
2021 wieder im Wasser
|
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... und ist nach dem 19. Dezember 2021 wieder
benutzbar! |
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Der RRK-Bootssteg kommt am
12. Dezember 2021 wieder ins Wasser ... |
Erster Abschnitt am Raunheimer
Mainuferweg fast fertig
Die Asphaltierung der Strecke geht
schnell voran. Der zweite Teil soll vor Jahresende ebenfalls erledigt
sein. Außerdem soll das Ufergebiet renaturiert werden.
Der erste von drei Bauabschnitten im
Mainuferweg ist bereits so gut wie fertig. |
Von Michael Kapp (aus "Main-Spitze" vom
02.12.2021)
RAUNHEIM - Die vor drei Wochen
begonnene Asphaltierung des Mainuferweges zwischen der Unterführung
Frankfurter Straße und Opelbrücke kommt mit großen Schritten voran. Noch
in dieser Woche soll der erste von drei Teilabschnitten fertiggestellt
werden.
Inzwischen wurde damit begonnen, den zweiten
Abschnitt zwischen Mainstraße und Ziegelhüttenweg in Angriff zu nehmen.
Jan Laubscheer, Fachbereichsleiter Planen, Bauen, Liegenschaften,
rechnet damit, dass der Abschnitt noch in diesem Jahr fertiggestellt
werden kann.
Da im dritten Bauabschnitt, mit dem nach dem
Jahreswechsel begonnen werden soll, zwei parallel verlaufende
wassergebundene Wege liegen, soll die Strecke dann wieder durchgängig
befahrbar sein. Derzeit gibt es für die Radfahrer eine Umleitung über
die benachbarten Ortsstraßen. Die Kosten für die Asphaltierung trägt der
Kreis. Für Planung und Bau stehen Fördermittel zur Verfügung.
Nachdem die Planung abgeschlossen wurde, soll im
übernächsten Jahr mit der naturnahen Umgestaltung des Mainvorlandes
zwischen Hafenstraße und Gemarkungsgrenze Rüsselsheim begonnen werden.
Nachdem sich der Start dieser Maßnahme durch den Einspruch des Wasser-
und Schifffahrtsamtes als Eigentümer des Ufers bereits um rund ein Jahr
verzögerte, liegt der Stadt Raunheim nun die Zustimmung für das Projekt
vor. Dieses soll im Rahmen der von der EU erlassenen Renaturierung von
Flussläufen (EU-Wasserrahmen-Richtlinien) umgesetzt und zu 80 Prozent
aus den dafür zur Verfügung stehenden Mitteln finanziert werden.
Mit der Maßnahme soll der Uferbereich in einen
Zustand versetzt werden, in dem er sich vor der Nutzbarmachung des Mains
als Wasserstraße befunden hat. Konkret geht es in Raunheim um den
Abschnitt zwischen Stromkilometer 10,2 bis 11,2 zwischen der
Gemarkungsgrenze Rüsselsheim und dem Yachthafen. Ziel der Maßnahme ist
es, das Ufer zu öffnen und so Bereiche zu schaffen, die je nach
Wasserstand gefüllt sein werden, um etwa Laich- und Ruheplätze für
Fische und Amphibien zu schaffen. Die Flächen sollen so modelliert
werden, dass die Uferbereiche auch als Naherholungsgebiete wahrgenommen
werden. Dazu sollen Wege und Holzstege angelegt werden.
Ausgangspunkt für das Projekt ist nach Auskunft
von Johannes Wolf, dessen Firma Via Verde mit in die Ausführungsplanung
eingebunden ist, die Feststellung, dass der Main sich gerade im
genannten Abschnitt in einem ökologischen Zustand befindet, der als
"unbefriedigend mit einem hohen Handlungsbedarf" bezeichnet werde. Um
einen natürlichen Uferbereich herzustellen, soll Gelände abgebaut
werden, sodass der Main "teilweise dauerhaft, teilweise aber auch nur
bei Hochwasser" in noch auszuhebende Flächen einfließt. Dafür werden als
nicht-artenreich bezeichnete Wiesen aufgegeben, die zum Teil bis zu zwei
Meter ausgeräumt werden. Wegen im Mainvorland verlaufenden
Versorgungsleitungen unterliegt die Planung allerdings einer starken
Restriktion, sonst wäre dort noch mehr möglich gewesen. "Ich glaube,
dass wir auch so ein Landschaftsbild erzeugen, das Seinesgleichen
sucht", sagt Wolf.
Auf Vorschlag aus der Stadtverordnetenversammlung
soll außerdem überprüft werden, ob eine weitere Aussichtsplattform
errichtet werden kann. Wolf räumt ein, dass in den Flachwasserzonen mit
Schnaken zu rechnen sein wird. Das müsse jedoch ausgehalten werden,
sagte er.
Der RRK-Bootssteg muss im November
2021 zur Reparatur aus dem Wasser
Es kommt Asphalt auf den Mainuferweg
Der Abschnitt zwischen Rüsselsheim und
der Ölhafenbrücke wird ordentlich befestigt
Von Rüdiger KOslowski (aus "Frankfurter Neue
Presse" vom 28.10.2021)
Wer gerne und häufig mit dem Fahrrad fährt, weiß
feste Radwege zu schätzen. Auf einem asphaltierten Weg rollt es sich
eben angenehmer als auf einem Schotterweg. Auf dem Mainuferweg können
die Radfahrer auf der Rüsselsheimer Gemarkung angenehm radeln, auf der
Raunheimer Gemarkung erst ab der Ölhafenbrücke. Dort sind die Abschnitte
asphaltiert.
Aber auch der Raunheimer Streckenabschnitt soll
nun ordentlich befestigt werden, so Jochen Brune. Der Fachdienstleiter
für Infrastruktur kündigt an, dass der 2,5 Kilometer lange Abschnitt von
November an mit einer Asphaltdecke überzogen wird. Bis zum 31. März
sollen die Arbeiten abgeschlossen sein. Dann beginnt mit dem Frühjahr
auch die Radfahrsaison.
Auf eine richtige Befestigung mussten die Radler
tatsächlich lange warten. Brune ist seit 1996 in der Verwaltung
beschäftigt. Der Mainuferweg sei einer der ersten Aufgaben gewesen, der
er sich angenommen habe, erzählt er. Denn der Schotter-Splitt-Weg sei
katastrophal. Nicht nur bei Regen, wenn die wassergebundene Decke
matschig werde. Bei Hochwasser werde eine bis zu zehn Zentimeter dicke
Schicht abgetragen. Die Stadt müsse den Belag dann immer regelmäßig
erneuern, was Kosten verursache. Der Schotter verteile sich zudem im
Mainvorland, schade der Flora und Fauna. Der Belag sei wirtschaftlich
und ökologisch fragwürdig.
Der Mainuferweg zwischen
Rüsselsheim und der Ölhafenbrücke wird asphaltiert, berichtet
Fachdienstleiter Jochen Brune. |
Dennoch habe sich die Naturschutzbehörde über die
vielen Jahre geweigert, dem Anliegen der Stadt für eine Asphaltierung zu
folgen. Denn in das Landschaftsschutzgebiet sollte keine Asphaltdecke
eingezogen werden.
Bei Radfahrern beliebt
Der Radverkehr habe in den früheren Jahren noch
keine große Rolle gespielt, blickt Brune zurück. Doch vor einigen Jahren
habe der Kreis eine Radverkehrsbeauftragte eingesetzt, die sich die
Verbesserung des Radwegenetzes auf die Fahne geschrieben habe. Mit ihr
hätten die Bemühungen der Stadt Fahrt aufgenommen. Zumal der Weg
inzwischen mit der Ölhafenbrücke und dem Opelsteg an Bedeutung gewonnen
habe, so Brune. Er werde weitaus häufiger frequentiert, als der
hessische Radfernweg R3, der von Rüdesheim an Flörsheimer vorbei bis
nach Fulda führt. Mit der Ölhafenbrücke ist es möglich, von
Aschaffenburg bis Mainz ohne Unterbrechung am Main entlang zu fahren.
Hinzu kommt, dass der Mainuferweg auf Rüsselsheimer Gemarkung seit
vielen Jahren asphaltiert ist und auf der Kelsterbacher Gemarkung vor
zwei Jahren asphaltiert wurde.
Der Kreis habe die Asphaltierung ebenfalls begrüßt
und die Naturschutzbehörde habe ihre Zustimmung schlussendlich vor drei
Jahren erteilt, so Brune. Dass der Baustart dann doch bis jetzt
aufgeschoben wurde, stehe im Zusammenhang mit der Wasserrahmenrichtlinie
und der Umgestaltung des Mainvorlands. Mit der Befestigung des Radweges
habe die Stadt den Eingriffen in das Mainvorland nicht lange vorgreifen
wollen. Hier würden nun für das kommende Jahr erste Arbeiten erwartet.
Die Kosten für die Asphaltierung liegen bei 600
000 Euro. Sie müssten aber nicht von der Stadt getragen werden, so Brune.
Das Straßen- und Verkehrsmanagement Hessen-Mobil fördere den Ausbau des
Radwegenetzes. Es übernehme bis zu 80 Prozent der Kosten. Für den Rest
komme der Kreis auf, der ebenfalls Interesse an dem Ausbau der Radwege
habe.
An der Brücke wird begonnen
Der Weg wird nun um einen Meter auf 3,50 Meter
verbreitert und in einzelnen Abschnitten an das Ufer herangeführt. Ein
rund 400 Meter langer Abschnitt reicht übrigens in die Rüsselsheimer
Gemarkung bis hin zur Opelbrücke. Die Asphaltierung werde in drei
Bauabschnitten ausgeführt, informiert Brune. Der erste Abschnitt reicht
von der Brücke bis zur Unterführung Hafenstraße. Hier wird der nördliche
der beiden Wege asphaltiert. Radfahrer und Fußgänger können also den am
Mainufer gelegenen Weg während der Bauzeit nutzen.
An der Hafenstraße beginnt der bereits befestigte
Abschnitt entlang der alten Schleuse, dem heutigen Yachthafen. Der
zweite Bauabschnitt reicht von der Unterführung Ziegelhüttenweg bis zur
Unterführung Mainstraße, der dritte Abschnitt von dort bis zur
Unterführung Frankfurter Straße. Während der Arbeiten an diesen beiden
Abschnitten werden die Radfahrer und Fußgänger über Wege und Straßen
durch die Stadt umgeleitet. Mit der Asphaltierung wird im östlichen
Abschnitt an der Unterführung Frankfurter Straße begonnen.
Klassikertreffen fällt erneut aus
Aus "Main-Spitze" vom 16.04.2021
(red). Das Klassikertreffen 2021 an den Opelvillen
muss Corona-bedingt erneut ausfallen. Kultur123, die Stadt Rüsselsheim,
Kultur & Theater sowie Opel haben gemeinsam entschieden, die beliebte
Veranstaltung nach 2020 nun auch in diesem Jahr abzusagen.
Keine leichte Entscheidung, schließlich handelt es
sich um Deutschlands größte Eintagesveranstaltung für historische
Fahrzeuge. Beim letzten Treffen im Sommer 2019 wurden rund 30.000
Besucher und 3.500 klassische Automobile und Motorräder gezählt. Die
Corona-Lage sowie alle erforderlichen Hygienemaßnahmen mache ein
Klassikertreffen 2021 nicht möglich, heißt es in der Mitteilung. Eine
notwendige Abgrenzung des weitläufigen Geländes im Verna-Park, rund um
die Rüsselsheimer Festung und am Mainvorland lasse sich nicht umsetzen.
Die Fans historischer Fahrzeuge müssen sich daher
weiterhin in Geduld üben: Das nächste Klassikertreffen an den Opelvillen
ist für Sonntag, 26. Juni 2022, geplant.
"Love Family Park": Deutliche Worte aus
Wiesbaden
Erstmals meldet sich das Hessische
Umweltministerium ausführlicher zu Wort. Und stellt der Stadt
Rüsselsheim ein schlechtes Zeugnis aus: Der Landschaftsschutz kam bei
Genehmigung fürs Techno-Festival zu kurz.
"Love Family Park" 2019 |
Von Olaf Kern (aus "Frankfurter Neue Presse" vom
26.02.2021)
Lange wurde bereits über den Ort des
Techno-Festivals "Love Family Park" auf den Mainwiesen politisch
gerungen. Grund waren vor allem die Bedenken gegenüber dem Natur- und
Landschaftsschutz bei der Musikveranstaltung, zu der jeweils rund 20.000
Menschen kamen. Die Untere Naturschutzbehörde der Stadt Rüsselsheim
hatte diese Bedenken in einem Gutachten unterstrichen, auf das später
auch das zuständige Regierungspräsidium in Darmstadt als Obere
Naturschutzbehörde immer wieder verwies.
Nun kommt auch das Hessische Umweltministerium in
einer Stellungnahme zur Sach- und Rechtslage zu einem eindeutigen
Urteil, das der Stadt Rüsselsheim ein schlechtes Zeugnis im
Genehmigungsverfahren zu diesem Tanzfestival auf der grünen Wiese
ausstellt und künftige Genehmigungen für den "Love Family Park" auf dem
Mainvorland erheblich erschweren dürfte.
"Grasnarbe abgetragen"
In einem Antwortschreiben des Ministeriums vom 25.
Februar auf eine Petition eines Rüsselsheimer Bürgers, das dem Echo
vorliegt, heißt es: "Eine Auseinandersetzung mit den
Genehmigungsvoraussetzungen der Landschaftsschutzgebietsverordnung (LSVO)
hat in den Bescheiden der Stadt Rüsselsheim über die
landschaftsschutzrechtliche Genehmigung nicht ausreichend stattgefunden.
In der Begründung der Entscheidung von 2019 wird lediglich auf einen
Magistratsbeschluss vom Oktober 2018 verwiesen."
In dem Ministeriumsschreiben wird auch ausführlich
Bezug genommen auf eine Stellungnahme des Regierungspräsidiums, in der
es heißt, dass "nach den Veranstaltungen die vorhandene Grasnarbe
weitgehend abgetragen war". Und weiter: "Nachsaaten aus dem vorjährigen
Herbst, zur Beseitigung der Schäden aus dem Jahr 2018 waren damit im
Jahr 2019 beseitigt, eine Regeneration der Fläche nicht möglich."
Zitiert werden auch die Schutzzwecke, die für die
Schutzzone I des Landschaftsschutzgebietes "Hessische Mainauen" bestehen
gemäß LSVO. Dazu gehören etwa die Erhaltung der durch Grünland geprägten
Auensysteme als Brut-, Nahrungs-, Durchzugs- und Rastbiotop für die
bedrohte Tierwelt; die Erhaltung der für den Landschaftsraum typischen
Auenlandschaft, insbesondere Erhaltung der mäandrierenden Fließgewässer
einschließlich ihrer Ufervegetation oder die Erhaltung der durch die
unterschiedlichen Durchfeuchtungsstufen bestimmten Wiesen- und
Ufervegetationstypen.
Das Umweltministerium kommt zu dem Schluss: "Die
Auenschutzgebiete unterliegen in Südhessen einem besonders strengen
Schutz. Dies schlage sich in den Genehmigungsvoraussetzungen gemäß
Paragraf 3 Abs. 2 LSVO nieder. Hiernach dürfe die Genehmigung nur
erteilt werden, wenn die Handlung den Charakter des Gebietes nicht
verändert, das Landschaftsbild nicht beeinträchtigt und wenn sie mit dem
Schutzzweck nach Paragraf 2 vereinbar sei."
Die Petition richtete sich einst gegen die
Durchführung des "Love Family Parks" im Jahr 2020 und wurde im Herbst
2019 beim Landtag eingereicht. Der Landtag hatte diese schließlich im
November 2020 auf Empfehlung des Petitionsausschusses an das
Umweltministerium zur Unterrichtung über die Sach- und Rechtslage
verwiesen. Fast eineinhalb Jahr sind also seit Einreichung der Petition
vergangen.
Petition aus dem Jahr 2019
Das Hessische Umweltministerium teilt abschließend
mit, dass die Petition vor dem Hintergrund der zeitlichen Überholung und
der andauernden Corona-Pandemie als erledigt angesehen werde. Da die
geplante Veranstaltung im Sommer 2020 aufgrund der Corona-Pandemie nicht
stattfinden konnte und auch kurzfristig eine Wiederholung nicht möglich
erscheine, sei die Petition gegenstandslos geworden.
Tatsächlich ist unklar, ob das Musikspektakel der
internationalen Techno-Musikszene in diesem Jahr noch stattfinden wird.
Auf der Internetseite des Veranstalters wird weiterhin das Datum 24.
Juli 2021 als Veranstaltungstag auf dem Mainvorland annonciert.
Vom Seiten des Magistrats wurde dem Veranstalter
eine Prüfung des Genehmigungsantrags im vergangenen Jahr bereits in
Aussicht gestellt, jedoch unter "Vorbehalt einer Untersagung durch eine
übergeordnete Behörde". Mehrheitlich wurde im vergangenen Jahr in der
Stadtverordnetenversammlung auch ein CDU-Antrag angenommen, dem
Veranstalter des "Love Family Parks" bereits eine Genehmigung zu
"signalisieren".
Was die Einschätzung des Umweltministeriums für
andere Veranstaltungen auf dem Mainvorland, wie den Mainland-Games oder
das Klassikertreffen bedeutet, wird man wohl ebenso unter neuem Lichte
betrachten müssen.
Hochwasser des Mains im Januar/Februar
2021
|
Das Hochwasser am Untermain
steigt Ende Januar anfangs Februar 2021 nach länger anhaltendem
Regen (Höchstwert Pegel Raunheim am 07.02.2021 etwa 350 cm) |
Das RRK-Bootshaus im Dezember 2020 ‒
im Innern weiterhin Baustelle
Bootshaus (von N) |
Bootshaus mit alter Bootshalle (von
W) |
Keine Lockerung für Love Family Park:
Mainwiese bleibt geschützt
In Schutzzone II wären die Regeln zum
Naturschutz weniger streng. Doch das Regierungspräsidium lässt der Stadt
Rüsselsheim diesen Lösungsweg nicht durchgehen.
Der Rüsselsheimer Magistrat will
den "Love Family Park" weiter ermöglichen und fragte auf einen
Antrag der SPD hin beim RP an, ob die Schutzzonen verschoben werden
könnte. ©Vollformat |
Von Heike Bökenkötter (aus "Main-Spitze" vom
26.05.2020)
Im Landschaftsschutzgebiet gelten
Regeln, und die haben zuletzt dazu geführt, dass das Techno-Festival
"Love Family Park" in Rüsselsheim erheblicher Kritik ausgesetzt war.
Denn die Veranstaltung wurde nun schon zwei Mal auf den Mainwiesen
ausgetragen. Sie fallen in Schutzzone I des Landschaftsschutzgebietes.
Belastungen sind für diese Bereiche nur in geringem Maße zulässig. Bei
einem Techno-Festival waren die aus Sicht vieler Naturschützer und auch
aus Sicht des Regierungspräsidiums (RP) zu hoch. Doch der Magistrat will
den "Love Family Park" weiter in Rüsselsheim ermöglichen und fragte auf
einen Antrag der SPD hin beim RP an, ob die Schutzzonen kurzerhand
verschoben werden könnten. Ein Versuch, nicht nur das Festival, sondern
auch andere Veranstaltungen auf dem Mainvorland dauerhaft zu retten.
Doch vom RP gab es dazu kein grünes Licht. Jetzt hat die Behörde auch
schriftlich noch einmal dargelegt, warum eine Umwandlung in Zone II
nicht möglich ist. Damit ist diese Option wohl endgültig vom Tisch.
Rüsselsheimer Mainwiesen sind
Überschwemmungsgebiet
Noch einmal erklärt das RP ausführlich, dass die
Schutzziele der beiden Zonen im Gebiet Hessische Mainauen
unterschiedlich definiert seien, aber auch die Beschaffenheit jeweils
unterschiedlich sei. Die Rüsselsheimer Mainwiesen sind demnach ein
Überschwemmungsgebiet ‒ ein Kriterium, das ganz klar für die Einordnung
in Zone I spreche und das auch immer noch gelte. Zone II betrifft laut
RP dagegen die die Mainaue umgebenden Flächen, die als Randlandschaften
bezeichnet werden. Zur Definition von Zone II gehöre zwar auch die
Nutzung als Grünfläche mit Erholungscharakter, was beim Mainvorland
gegeben sei ‒ dies treffen aber auch auf viele andere Gebiete in Zone I
zu. Das Kriterium Überschwemmungsgebiet sei entscheidend. Und daraus
resultiert auch der Schutzzweck: Die Wiesen dienen unmittelbar der
Wasserrückhaltung und einen wichtigen Beitrag zum Hochwasserschutz
leisten. Damit Wasser aufgenommen werden kann, müssen die Wiesen
entsprechend gesund sein ‒ weshalb in Zone I andere, teils strengere
Regeln herrschen als in Zone II.
Die Zonen in Rüsselsheim zu verschieben, ist aus
Sicht des RP damit kaum zu rechtfertigen. Nicht nur aus inhaltlichen und
rechtlichen Gründen ‒ die Behörde will hier auch keinen Präzedenzfall
schaffen, wie aus dem Schreiben an die Stadtverwaltung hervorgeht.
Kommentar zum "Love Family Park":
Festlegen
Von Heike Bökenkötter (aus
"Main-Spitze" vom 26.05.2020)
Die Debatte um die Eignung der
Mainwiesen für Großveranstaltungen ist zäh. In winzigen Schritten
werden alle Facetten des Themas diskutiert, geprüft, erfragt. Doch
eigentlich reden alle um den heißen Brei herum. Der Magistrat will,
unterstützt von einigen Fraktionen, sowohl den "Love Family Park"
als auch andere Veranstaltungen auf dem Mainvorland weiter
ermöglichen, Naturschützer lehnen das ab, das RP sieht keine
rechtliche Grundlage für eine Ausrichtung auf den Mainwiesen.
Versuche wie eine Umwidmung des Gebietes in eine andere Schutzzone
scheitern ‒ richtig so, man kann Regeln schließlich nicht so
hinbiegen, wie es gerade passt. Bloß das eigentliche Problem bleibt.
Und inzwischen verfestigt sich der Eindruck, dass das auch keiner
lösen will. Der Magistrat macht weiter, bis eine andere Behörde
einschreitet. Das RP als nächste Instanz sieht keinen
Handlungsbedarf, das Umweltministerium fühlt sich nicht zuständig.
Keiner will den schwarzen Peter übernehmen. Doch das ist und bleibt
unfair den Veranstaltern und allen potenziellen Teilnehmern
gegenüber. Nun zu hoffen, dass nächstes Jahr vielleicht automatisch
weniger Menschen am Festival teilnehmen, macht nichts besser. Im
Gegenteil. Probleme verschwinden nicht, indem man sich um sie
herumwindet. Das erinnert an Gemauschel und macht alles andere als
einen souveränen Eindruck. |
Ausweg aus dem Naturschutz-Problem
Die angestrebte Lösung, die naturschutzrechtlichen
Voraussetzungen zu verändern, wird also nicht funktionieren und dazu
führen, dass die Debatten um Veranstaltungen auf den Mainwiesen
verstummen. Abgeschlossen ist das Thema allerdings noch lange nicht ‒
denn der Magistrat will weiterhin eine Genehmigung möglich machen. Das
RP, das das verbieten könnte, erklärte jüngst, bei der grundsätzlichen
Entscheidung derzeit keinen Handlungsbedarf zu sehen. Denn der "Love
Family Park" 2020 ist coronabedingt abgesagt und eine Wiederholung 2021
zwar bereits vorgesehen, aber noch nicht abgenickt. Als Ausweg aus dem
Naturschutz-Problem könnten möglicherweise weniger Gäste dienen ‒ die
Stadtverwaltung denkt beim Blick auf 2021 bereits an reduzierte Zahlen
wegen Corona, und damit an eine möglicherweise anscheinend geringere
Belastung für die Natur.
"Love Family Park" soll 2021 steigen
Die Veranstalter des "Love Family Parks"
in Rüsselsheim nennen nach der Festival-Absage schon einen neuen Termin
für die Mainwiesen. Die CDU fordert dafür die Genehmigung.
Von Jens Etzelsberger (aus "Main-Spitze" vom
22.04.2020)
Was Bedenken von Umweltschützern und einigen
Kommunalpolitikern, nicht geschafft haben, hat nun ein Virus vollbracht:
Der "Love Family Park" ist abgesagt. Nicht wegen der Schutzbedürftigkeit
der Mainauen, nicht wegen grundsätzlicher ökologischer Erwägungen,
sondern wegen des bis Ende August geltenden Verbots von
Großveranstaltungen. Wenngleich die genaue Definition dessen, was
Großveranstaltungen denn sind, noch aussteht, konnte wohl nie ein
berechtigter Zweifel bestehen, dass eine Tanzveranstaltung mit 20.000
Teilnehmern als "Großveranstaltung" zu werten ist.
Die Diskussion um die umstrittene Veranstaltung
auf den Rüsselsheimer Mainwiesen ist damit aber nicht beendet. Im
Gegenteil: Die Veranstalter haben den für den 18. Juli 2020 geplanten
"Love Family Park" zwar abgesagt und schreiben dazu auf ihrer Webseite:
"Unser gesamtes Team hat in den letzten Monaten intensiv am 'Love Family
Park' gearbeitet. Umso mehr sind wir alle enttäuscht, dass wir in diesem
Jahr nicht mit euch feiern dürfen. Diese Nachricht trifft uns emotional
und finanziell hart und muss auch von uns erst einmal verarbeitet
werden."
Allerdings wird auch schon der Termin für 2021
samt Örtlichkeit genannt. Am Samstag, 24. Juli, soll wieder gefeiert
werden. Wieder in Rüsselsheim, wieder auf den Mainwiesen. Ungeachtet der
noch immer nicht beendeten Diskussion um die Örtlichkeit, schaffen die
Veranstalter schon mal Fakten, zumindest in ihrem Internetauftritt.
Schützenhilfe kommt dabei von der CDU. In einem
Antrag fordert die CDU-Fraktion den Magistrat auf, umgehend mit dem
Veranstalter des "Love Family Park" Kontakt aufzunehmen und die
Bereitschaft zu signalisieren, die Veranstaltung auch im Jahr 2021 zu
genehmigen. Die Stadt solle dazu analog zu den Konditionen aus dem Jahr
2020 die Genehmigungen und Vertragsvereinbarungen auch für das Jahr 2021
anbieten. CDU-Fraktionsvorsitzender Matthias Metz leitet die Genehmigung
für 2020 schon daraus ab, dass das Regierungspräsidium als Obere
Naturschutzbehörde sich nicht mehr ablehnend geäußert habe, nachdem die
Stellungnahme des Magistrats zur Genehmigung des Festivals vorlag. Da
der Veranstalter in diesem Jahr keine Möglichkeit habe, die Wirksamkeit
seiner mit Blick auf den Naturschutz vorgenommenen konzeptionellen
Änderungen unter Beweis zu stellen, müsse es ihm dann 2021 ermöglicht
werden, so Metz im Gespräch mit dieser Zeitung.
Enormer wirtschaftlicher Druck
Der Stadtverordnetenversammlung soll laut
CDU-Antrag im Juni 2020 ein Sachstandsbericht zur Kenntnisnahme
vorgelegt werden. In der Begründung heißt es, die Stadt zeige sich mit
einem solchen Vorgehen als verlässlicher Vertragspartner. Aktuell
stünden Veranstalter, Künstler und dazugehörige Dienstleister aus der
Veranstaltungsbranche unter enormen wirtschaftlichen Druck. Es sei zu
befürchten, dass die Pandemie verschiedene Subkulturen ‒ wie die der
elektronischen Musikkultur ‒ stärker treffe und ihnen nachhaltiger
schade als anderen Bereiche in der freien Wirtschaft insgesamt.
Mit dem von der CDU geforderten Angebot komme die
Stadt Rüsselsheim ihrer gesellschaftlichen Verantwortung gegenüber der
Veranstaltungskultur nach und leiste ihren Beitrag, dass der "Love
Family Park" im nächsten Jahr erneut, trotz der aktuellen
gesellschaftlichen Krise, stattfinden könne.
"Love Family Park" gelebtes
Stadtmarketing
Der stellvertretende CDU-Fraktionsvorsitzende Luca
Karger sieht in dem Festival eine Bereicherung für Rüsselsheim, die für
eine vor Menschen sprudelnde Innenstadt, volle Gastronomiebetriebe und
ein erhöhtes Übernachtungsaufkommen in den Rüsselsheimer Hotels stehe.
"Der 'Love Family Park' ist gelebtes Stadtmarketing auf eine ganz
besondere und moderne Art" wird der Fraktionsvorsitzende Matthias Metz
in der Presseerklärung zitiert. Dem Veranstalterteam attestiert Metz,
ständig um Optimierungen zum Schutz der Mainwiesen gerade im Bereich des
Umweltschutzes, bemüht gewesen zu sein. Eine Änderung des Festivalorts
steht für Metz dabei nicht zur Debatte. Er hält das Mainufer für den
geeignetsten Ort, sagte er im Gespräch mit dieser Zeitung.
Dass vonseiten des Veranstalters schon Termin und
Ort für 2021 festgelegt sind, überrascht Metz zwar, er findet es aber
auch nicht sonderlich kritikwürdig. "Vielleicht gibt es ja schon
Absprachen, die die Politik nicht kennt." Der Veranstalter war am
Dienstag für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Eine Anfrage an die
Stadtverwaltung, unter anderem zu schon bestehenden Zusagen für 2021,
wurde bis Redaktionsschluss nicht beantwortet.
Rüsselsheimer Mainwiesen als
Landschaftsschutzgebiet erhalten
Kann der "Love Family Park" durch eine
Veränderung des Landschaftsschutzgebietes in Rüsselsheim gehalten
werden? Das Regierungspräsidium Darmstadt befasst sich mit der
Verordnung.
|
Von Heike Bökenkötter (aus "Main-Spitze" vom
10.03.2020)
Das Regierungspräsidium Darmstadt arbeitet derzeit
daran, die Verordnung über das Landschaftsschutzgebiet (LSG) "Hessische
Mainauen" auf einen neueren Stand zu bringen. Darin ist unter anderem
festgelegt, welche Gebiete entlang des Mains zur Schutzzone 1 und zur
Schutzzone 2 gehören und was dort schützenswert ist. Implizit geht es
also auch um die Zukunft von Veranstaltungen auf den Rüsselsheimer
Mainwiesen. Zuletzt war von seiten der Stadt aus die Frage gestellt
worden, ob die Gebiete möglicherweise umzoniert werden könnten ‒ sodass
das Mainvorland künftig in Zone 2 statt 1 läge. Dann wären andere Regeln
zu erfüllen. Dazu wird es allerdings wohl in absehbarer Zeit nicht
kommen.
Die Novellierung der Verordnung habe nicht zum
Zweck, die Schutzgebiete neu zu ordnen, erklärt das Regierungspräsidium
auf Anfrage dieser Zeitung. Vielmehr gehe es darum, den Verordnungstext
einmal an die aktuelle Rechtsprechung anzupassen und die Markierungen
von einer topographischen auf eine neue, flurstücksgenaue Karte mit
Luftbild zu übertragen. Die Vergleichskarten, die in der bestehenden
Verordnung eingebunden sind, stammen aus dem Jahr 1987.
Veränderung der Zonen nicht geplant
Mit grundsätzlichen Veränderungen bei den
Landschaftsschutzzonen oder Vorschlägen dazu habe die Novellierung
nichts zu tun, erklärt Christoph Süß, Sprecher des Regierungspräsidiums.
"Es ist nicht beabsichtigt, die Grenze des LSG beziehungsweise die
Zonierung wesentlich zu verändern." Es sei nachvollziehbar, dass die
Stadt im Zuge der Verordnungsüberarbeitung auch den Vorschlag zu einer
Umzonierung eingebracht habe, tatsächlich stehe eine solche Veränderung
aber der Intention der Novellierung entgegen, bei der es eben genau
nicht um solche Anpassungen gehen solle. Auch die grundlegenden
Kriterien zur Zuordnung der Flächen blieben und würden nicht in Frage
gestellt. "Ein wesentliches Kriterium für die Zuordnung von Freiflächen
zur Zone 1 war bereits bei der Erstausweisung die Eigenschaft der Fläche
als amtlich festgestelltes Überschwemmungsgebiet, also die Lage in der
unmittelbaren Mainaue."
Das RP, genauer gesagt die dort angesiedelte Obere
Naturschutzbehörde, will die Grenzen zwischen den Schutzzonen 1 und 2
also nicht verschieben. Eine Änderung enthält die Novellierung, deren
Entwurf der Redaktion vorliegt, aber schon. Sie betrifft nicht die
Wiesen, sondern befestigte Flächen: Der Landungsplatz, der heute als
Parkplatz genutzt wird, soll demnach nicht mehr zur Schutzzone 1
gehören. Ein Plan, von dem Stadtrat Nils Kraft (SPD) sich überzeugt
zeigt, wie er dem RP in einer ersten Stellungnahme mitteilte. "Dass der
Parkplatz als Teil der Schutzzone 1 keinen Sinn macht, ist auch in
früheren Gesprächen schon einmal erörtert worden", sagt Kraft auch im
Gespräch mit dieser Zeitung. Die Stadt begrüße die geplante Änderung.
Der Magistrat als Untere Naturschutzbehörde konnte bereits Stellung zu
den Entwürfen nehmen, es soll ein offizielles Anhörungsverfahren durch
das RP für alle betroffenen Kommunen folgen.
Weitere kleine Verschiebungen von Grenzen auf den
Karten seien nicht ausgeschlossen, erklärt RP-Sprecher Süß weiter. Sie
könnten mit der Übertragung von der bisherigen auf die flurstücksgenaue
Karte leicht angepasst werden.
Der Magistrat hatte auf einen Antrag der SPD hin
beim RP erfragt, ob die Mainwiesen in eine andere Schutzzone überführt
werden können. Anlass ist die Diskussion um das Techno-Festival "Love
Family Park", aber auch um andere Veranstaltungen an diesem Ort, etwa
das Klassikertreffen. Naturschützer und die Obere Naturschutzbehörde
halten die Veranstaltungen für nicht kompatibel mit dem Naturschutzrecht
und seinen Vorgaben für die Schutzzone. Der Antrag auf eine Umfirmierung
der Flächen sollte zunächst eine Möglichkeit bieten, das Festival weiter
in Rüsselsheim am Mainvorland zu ermöglichen. Wie
SPD-Fraktionsvorsitzende Sanaa Boukayeo erklärte, stellte der Antrag den
Versuch dar, die "Dinge", also Naturschutz und die Vorteile der
Veranstaltung, "zusammenzubringen".
DIE ZONEN
In der derzeit gültigen Verordnung ist es laut
RP verboten, in der Schutzzone 1 Grünland umzubrechen sowie
Entwässerungs- und andere Maßnahmen vorzunehmen, die gemessen am
Schutzzweck zu einer nachteiligen Veränderung des Wasserhaushaltes
des Gebietes führen können. Diese Verbote sollen im Rahmen der
Novellierung nach Angaben des Regierungspräsidiums nicht verändert
werden. Die Verbote gelten nicht in der Schutzzone 2.
Darüber hinaus müssen genehmigungspflichtige
Handlungen, die in der Verordnung aufgezählt werden, nach Angaben
des RP mit dem Schutzzweck für die jeweilige Zone vereinbar sein.
Die Zone 1 umfasse die Auenbereiche des Mains und angrenzende
Bachtäler, Schutzzweck sei unter anderem der Erhalt der typischen
Auewiesen.
Die Zone 2 umfasse räumlich angrenzende Wald-,
Reb- und Flurflächen sowie Grünflächen mit Erholungscharakter.
Schutzzweck der Zone 2 sei unter anderem die Erhaltung und Sicherung
der die Mainauen umgebenden Randlandschaften wegen der Eigenart und
Schönheit des Landschaftsbildes und ihrer besonderen Bedeutung für
die Erholung der Bevölkerung. (heib) |
|
Magistrat will "Love Family Park" auf
Mainwiesen ermöglichen
Der Rüsselsheimer Magistrat will den
Naturschutzbedenken mit neuen Schutzmaßnahmen begegnen. In Betracht
zieht man auch, die Fläche aus der Schutzzone I entfernen zu lassen.
Aus "Main-Spitze" vom 26.02.2020
(heib). Der Magistrat hat seine Entscheidung
bestätigt, wonach das Techno-Festival "Love Family Park" erneut auf dem
Mainvorland stattfinden kann. Allerdings will das Gremium sich nun beim
Land absichern: Der Beschluss stehe unter dem Vorbehalt, dass das Land
Hessen keine Einwände gegen die Veranstaltung geltend mache, erklärt die
Stadtverwaltung.
Neben dem prinzipiellen grünen Licht für die
Veranstaltung muss der Magistrat als Untere Naturschutzbehörde auch eine
naturschutzrechtliche Genehmigung für die Nutzung der Mainwiesen
erteilen, die nach Angaben der städtischen Pressestelle noch nicht
ausgesprochen wurde. Auch hier kommt das Umweltministerium ins Spiel:
Der Genehmigungsentwurf soll dem Land Hessen vorgelegt werden.
"Wir möchten, dass der Love Family Park weiterhin
in Rüsselsheim stattfinden kann", erklärt dazu Oberbürgermeister Udo
Bausch (parteilos). Gleichzeitig habe der Umwelt- und Naturschutz einen
hohen Stellenwert. "Sollte das Land Hessen weitere Auflagen machen,
werden wir diese für die Genehmigung berücksichtigen. Wir müssen aber
auch anerkennen, dass das Festival von Jahr zu Jahr immer besser wird
beim Thema Naturschutz." Keine Angaben machte der Magistrat bislang
dazu, wie man mit dem Schreiben des Regierungspräsidiums umgehen will.
Die Behörde hatte als Obere Naturschutzbehörde die
naturschutzrechtlichen Genehmigungen des Festivals durch den Magistrat
in den vergangenen Jahren geprüft und hatte keine Grundlage für die
Erteilung gesehen. Im Genehmigungsentwurf seien weitere Maßnahmen zum
Schutz der Natur vorgesehen, die man mit dem Veranstalter besprechen
wolle. So soll die Veranstaltung unter der Auflage genehmigt werden,
dass sensible Flächen mit Bodenplatten und einem darunterliegenden
Sandaufbau abgedeckt werden. So solle nicht nur die Oberfläche geschützt
werden, sondern auch Lasten durch Schwerlastverkehr bei Auf- und
Abbauarbeiten besser verteilt und somit der Boden weniger stark
verdichtet werden. "Das ist ein Verfahren, das bereits beim
Pfingstreitturnier in Wiesbaden-Biebrich angewandt wird und sich bewährt
hat", heißt es aus dem Rathaus. Zudem will der Magistrat prüfen, ob es
für die Durchführung des "Love Family Park" zielführend wäre, die
betroffene Fläche aus der Schutzzone I der Hessischen Mainauen entfernen
zu lassen.
Einen ähnlichen Vorstoß hatte auch die Stadt Hanau
unternommen, in der das Festival bis 2013 auf den Mainwiesen ausgetragen
wurde. Die Rathausspitze setzte sich auch dort trotz der Bedenken der
Oberen Naturschutzbehörde für eine Fortführung ein. Das
Umweltministerium lehnte jedoch ab, auch eine Herausnahme der Flächen
aus dem Landschaftsschutzgebiet wurde dort zurückgewiesen.
Verbietet RP "Love Family Park" auf
Mainwiesen?
Der Rüsselsheimer Magistrat äußert sich
bislang nicht zum Schreiben der Aufsichtsbehörde. Das
Regierungspräsidium kritisiert die naturschutzrechtliche Genehmigung
durch die Stadt.
Darf eine Veranstaltung wie der "Love
Family Park" in einem Landschaftsschutzgebiet stattfinden? Das RP
hat daran Zweifel. |
Von Heike Bökenkötter (aus "Main-Spitze" vom
19.02.2020)
Wird der Magistrat sich nach dem
Schreiben aus dem Regierungspräsidium dazu entscheiden, keine
naturschutzrechtliche Genehmigung für den "Love Family Park" auf den
Mainwiesen mehr zu erteilen? Eine Antwort aus dem Rüsselsheimer Rathaus
gibt es darauf bislang nicht. Klar ist jedoch: Die Obere
Naturschutzbehörde hat der Unteren Naturschutzbehörde in Gesprächen und
schriftlich deutlich gemacht, dass sie nicht verstehen kann, wie eine
Genehmigung erteilt werden konnte und wie die Veranstaltung mit der
Verordnung über das Landschaftsschutzgebiet überein gebracht werden
kann.
Wie das RP auf Nachfrage erklärt, gehe damit aber
keine direkte Anweisung einher, das RP zieht die Angelegenheit auch
nicht an sich. Vielmehr obliege die weitere Prüfung der Stadt, die
Aufsichtsbehörde habe lediglich eine fachliche Stellungnahme getätigt.
Weitere Fragen müsse daher der Magistrat beantworten. Dieser äußerte
sich gegenüber dieser Zeitung am Dienstag nicht zur Sache. Unklar bleibt
vorerst auch, ob auch andere Veranstaltungen auf den Flächen wie die
Mainlandgames oder das Klassikertreffen betroffen sein könnten.
Weisung im Einzelfall möglich
Wie geht es nun weiter? Die Obere
Naturschutzbehörde könne zunächst einen eher informellen Hinweis an die
Stadt adressieren, dass die Vorgaben des Naturschutzes schwerlich mit
der Genehmigung in Einklang zu bringen seien, erklärt Florian Weber vom
Hessischen Städte- und Gemeindebund. Dies ist wohl in diesem Fall
geschehen. Wie Weber weiter ausführt, könne die Aufsichtsbehörde in
einem weiteren Schritt aber auch eine Weisung im Einzelfall vornehmen.
Das ist laut Gesetz unter anderem dann möglich, wenn die Aufgaben des
Naturschutzes von der Unteren Naturschutzbehörde nicht im Einklang mit
dem Gesetz wahrgenommen werden oder wenn die Angelegenheit von
besonderem öffentlichen Interesse ist.
Die Stadt bekommt nun also die Gelegenheit, den
Weg einzuschlagen, der vom RP in diesem Fall für richtig erachtet wird.
Eine Weisung wäre im Nachgang wohl möglich, sollte der Magistrat bei
seiner Haltung bleiben.
Kommentar zum "Love Family Park": Klären
Von Heike Bökenkötter (aus "Main-Spitze" vom
19.02.2020)
Es wird Zeit, dass Klarheit entsteht. Die Debatte
um den "Love Family Park" und den Naturschutz dauert nun bereits mehrere
Monate an. Der aktuelle Schwebezustand ist dabei schädlich, sowohl für
die Veranstaltung, als auch für die Stadt. Der Magistrat muss sich nun,
da die Einschätzung des Regierungspräsidiums vorliegt, erklären. Macht
es Sinn, sich dem Wink der Aufsichtsbehörde zu verschließen? Falls die
Rathausspitze bei ihrer Haltung bleibt, muss sie dies begründen – und
zwar umfassend. Es braucht auch Klarheit darüber, ob an das
Techno-Festival, wie seine Fans äußern, andere Maßstäbe angelegt werden
als an andere Veranstaltungen. Wie soll es mit letzteren weitergehen?
Offene Fragen gibt es nun schon seit Langem. Es wird jetzt Zeit für
Antworten. Das ist auch eine Frage des Umgangs, sowohl mit den
Kritikern, als auch mit den Organisatoren des "Love Family Park". Viel
Liebe bleibt inzwischen ohnehin nicht mehr.
|
Flächen schonen, Schäden vorbeugen
Der Veranstalter des Festivals, die Agentur
Cosmopop, betont, dass sie dem Naturschutz durch verschiedene Maßnahmen
Rechnung trage. Sowohl beim Aufbau, als auch bei der Veranstaltung
selbst werde viel getan, um die Flächen zu schonen und Verschmutzungen
und Schäden vorzubeugen. Nicht nachvollziehbar sei, weshalb andere
Veranstaltungen auf den Mainwiesen weniger kritisch betrachtet würden.
Hinzu komme, dass andernorts ebenfalls beispielsweise große Festivals am
Mainufer abgehalten würden. Die Agentur betont, dass der "Love Family
Park" große Chancen für Rüsselsheim biete. Unter anderem nennen die
Organisatoren die Bekanntheit, die das Festival Rüsselsheim weltweit
verschaffe. Auch der Wirtschaftskraft sei die Veranstaltung zuträglich.
Tourismusfördernde Effekte seien beispielsweise bei den
Hotelübernachtungen festzustellen, die 2018 laut Hessischem
Statistischen Landesamt ihre Gastzahlen im Juli nahezu verdoppelt
hätten. "Neben den positiven kulturellen Effekten hat der Tag im Juli
auch eine Reihe wirtschaftlicher Vorzüge für die Stadt, denn das Geld
bleibt in Rüsselsheim, wenn nach zwölf Stunden für ein Jahr die Musik
ausgeht", schreibt die Agentur.
Eine Reaktion auf das Schreiben des
Regierungspräsidiums formuliert unterdessen bereits der
BUND-Kreisverband. "Der Magistrat sollte nun die Diskussion durch eine
Ablehnung der Veranstaltung schnellstens beenden", schreibt
Geschäftsführer Herbert Debus. Das Schreiben des Regierungspräsidiums
mache deutlich, dass der Landschaftsschutz im Landschaftsschutzgebiet
Vorrang habe. Eine Verlagerung etwa auf eine befestigte Fläche hatten
die Organisatoren bisher abgelehnt, weil die naturnahe Umgebung den
Charakter des Festivals ausmache.
"Love
Family Park": Präsidium kritisiert Genehmigung
Die Fachaufsicht in Darmstadt kann nicht
nachvollziehen, wieso der Rüsselsheimer Magistrat eine Genehmigung für
das Festival am Main erteilt hat. Das Problem: der Naturschutz.
Der "Love Family Park" am
Rüsselsheimer Mainufer. ©Vollformat |
Von Heike Bökenkötter (aus "Main-Spitze" vom
18.02.2020)
Das Regierungspräsidium (RP) Darmstadt kann die
Genehmigung des Techno-Festivals "Love Family Park" auf den
Rüsselsheimer Mainwiesen durch den Magistrat nicht nachvollziehen. Das
geht aus einem Schreiben hervor, das die Leiterin des Dezernats
Naturschutz/Genehmigungen beim RP an den Magistrat der Stadt Rüsselsheim
gesandt hat und das dieser Zeitung vorliegt.
Das RP als Obere Naturschutzbehörde hatte die von
der Unteren Naturschutzbehörde erteilten Genehmigungen für die
Veranstaltung geprüft. Im Anschreiben an Oberbürgermeister Udo Bausch
(parteilos) und die weiteren Magistratsmitglieder stellt das
Regierungspräsidium nun seine Position dar. Erklärt wird darin, unter
welchen Bedingungen eine naturschutzrechtliche Genehmigung für eine
Veranstaltung in der engeren Schutzzone I der Hessischen Mainauen
erteilt werden kann. Dafür gebe es hohe Anforderungen. Geschehen dürfe
dies nur, so das RP, wenn der Charakter des Gebietes nicht verändert und
das Landschaftsbild nicht beeinträchtigt werde sowie wenn die
Veranstaltung mit den Schutzzwecken vereinbar sei. Nur wenn alle drei
Punkte erfüllt seien, könne die Erlaubnis erteilt werden. "Die Erteilung
aus Gründen des überwiegenden öffentlichen Interesses sieht die
Verordnung nicht vor", schreibt die Fachaufsicht weiter.
Das Regierungspräsidium kommt zu dem Schluss: "Vor
dem Hintergrund und auch angesichts der zwischenzeitlich stattgefundenen
Gespräche ist nicht deutlich geworden, wie der Magistrat eine
Genehmigung der Veranstaltung im Sinne des Paragraphen 3 Abs. 2 der
LSG-VO begründen kann."
Schäden an der Vegetation seien
unvermeidbar
Die Obere Naturschutzbehörde führt in der
Erklärung aus, dass unter anderem Schäden an der Vegetation durch
Befahren mit Fahrzeugen, Errichten großer Bühnen und durch 20.000
feiernde Menschen praktisch nicht zu vermeiden seien. Auch eine
nachträgliche Reparatur könne nicht verhindern, dass sich die
Pflanzenwelt anders entwickle als es für eine Aue typisch sei – dem
Schutzzweck werde damit nicht entsprochen.
Als Referenzzustand für die Prüfung könne dabei
nicht der vorbelastete Ist-Zustand der Flächen dienen. Vielmehr müsse
man zum Vergleich weniger genutzte Auenbereiche heranziehen, wie sie
laut einem Evaluationsbericht der Unteren Naturschutzbehörde nordöstlich
angrenzend zu finden sind. Sie könnten als Beleg für den Charakter des
Gebiets herangezogen werden.
Die Prüfung der Genehmigung, die der Magistrat für
das Festival erteilt hat, ergibt somit: Für die Fachaufsicht wird nicht
deutlich, wie die Genehmigung unterfüttert werden konnte. Welche Folgen
dieses Ergebnis hat, ist nun zu klären.
In den vergangenen Monaten hatte es eine
fortlaufende Debatte zwischen Festival-Befürwortern und Naturschützern
gegeben. Die Veranstalter betonen, dass durch zahlreiche Maßnahmen der
Naturschutz berücksichtigt werde. Sie verweisen außerdem auf die Frage,
weshalb andere Veranstaltungen auf den Mainwiesen nicht entsprechend
kritisiert würden. Der Magistrat der Stadt Rüsselsheim hat sich
wiederholt für die Veranstaltung ausgesprochen. Die Stärkung der
Wirtschaftskraft, der Imagegewinn und die Aufmerksamkeit der Stadt
werden betont. Eine Naturschutzdebatte hatte bereits dafür gesorgt, dass
das Festival 2013 aus Hanau verbannt wurde.
Rüsselsheim nimmt "Love Family Park" unter
die Lupe
Kommentar zum "Love Family Park": Alles
gut?
Von Oliver Bär (aus "Main-Spitze" vom 21.01.2020)
Wer sich die Magistratsvorlage zur Evaluierung des
Love Family Parks durchliest, ist erstmal erstaunt. Das Papier trieft
geradezu von Lobpreisungen auf Festival und Veranstalter. Der etwa mit
"professionellem Auftreten" und "hoher Kompetenz", "konstruktiv" und "in
der Sache zielführend" einen "positiven Eindruck" hinterlässt. Mittels
"geeigneter Optimierungsmaßnahmen" hat der "kritikfähige Veranstalter"
zur "gestiegenen Wertigkeit des Festivals" beigetragen. Die
Zusammenarbeit ist "sehr gut" und "reibungslos", die Veranstaltung "gut
vorbereitet" und "gelungen". Eine beteiligte Institution zeigt sich
sogar "beeindruckt" – nicht tief aber immerhin. Der überschwängliche
Eindruck wird nur von einem Akteur getrübt. Dummerweise zeigt sich
ausgerechnet der Bereich Natur- und Umweltschutz als Spielverderber.
Solch ein Festival im Landschaftsschutzgebiet, das geht gar nicht, wird
gemahnt. Fegt dieser Einwand alles andere vom Tisch? Wer Naturschutz
ernst nimmt, muss dazu "Ja" sagen. Auch wenn es schwerfällt. Denn das
Gesetz darf keine Kompromisse kennen. Eine Alternative wäre, den
Naturschutz auf dieser Fläche zu beenden. Schwierig für eine Stadt, die
den Klimanotstand ausgerufen hat.
|
Die Stadtverwaltung hat ihre
Bestandsaufnahme des beliebten Musik-Festivals abgeschlossen. Vielen
positiven Stimmen steht auch eine ablehnende Haltung entgegen.
Von Oliver Bär (aus "Main-Spitze" vom 21.01.2020)
Es ist kein Geheimnis, dass die Stadtverwaltung
den Love Family Park, ein Festival für elektronische Musik, dauerhaft in
Rüsselsheim etablieren möchte. Um die Veranstaltung weiter zu
optimieren, hat die Verwaltung den Love Family Park 2019 einer
Evaluation unterzogen. Diese sach- und fachgerechte Bewertung oder
Bestandsaufnahme ist jetzt abgeschlossen und wird den Stadtverordneten
mittels einer Vorlage zur Kenntnis gebracht.
Im Rahmen der Evaluation haben viele Fachämter der
Stadt, aber auch andere Akteure wie etwa Polizei, Sanitätsdienst, DLRG,
die Gefahrenabwehr des Kreises Groß-Gerau oder die Deutsche Bahn über
ihre Erfahrungen mit der Großveranstaltung berichtet. Ein überwiegend
positives Fazit der Veranstaltung ziehen beispielsweise Stadtmarketing
und Kultursteuerung. Lob gab es unter anderem für die Kritikfähigkeit
des Veranstalters, die Verbesserung des Caterings und die gestiegene
Wertigkeit des Festivals. "Über die Stadtgrenzen hinaus trägt das mit
einer hohen Qualität des Line-ups versehene Festival enorm zur
Wahrnehmung Rüsselsheims als zentral gelegener, gut angebundener
Kulturstandort im Rhein-Main-Gebiet bei", ist etwa zu lesen.
Auch Polizei und Sanitätsdienst ziehen ein
überwiegend positives Fazit, von kleineren Kritikpunkten einmal
abgesehen. Weniger Lärmbeschwerden, mehr Übernachtungen, die Liste lässt
sich problemlos fortsetzen. Ziemlich allein steht der kritische Mahner,
der Bereich Natur- und Umweltschutz des Fachbereiches Umwelt und
Planung, der die Veranstaltung in der Schutzzone 1 des
Landschaftsschutzgebietes "Hessische Mainauen" nach wie vor
"entschieden" ablehnt. In beiden bisherigen Veranstaltungsjahren sei es
zu Wiesenschäden in Form von offenen Bodenflächen und Verunreinigungen
gekommen, die sich von Jahr zu Jahr kumulieren, heißt es im Bericht.
Eine Erhebung hat zudem ergeben, dass für das Jahr
2018 Personalkosten von mehr als 30.000 Euro zu veranschlagen waren. Im
Folgejahr wurden nur noch 10.000 Euro angesetzt, da im vergleich zur
Premiere von einem deutlich geringeren Aufwand ausgegangen wurde. Diese
Personalkosten werden durch ein Nutzungsentgelt des Veranstalters
gedeckt. Wie viel der Veranstalter insgesamt zahlt, ist der Vorlage
nicht zu entnehmen. Zu lesen ist aber, dass der Veranstalter im
laufenden Jahr zwei Gutachten erbringen muss und, dass die Obere
Naturschutzbehörde beim Regierungspräsidium die naturschutzrechtliche
Genehmigung des Jahres 2019 nach wie vor prüft. |