Rüsselsheimer Ruder-Klub 08 "Archiv und Chronik"

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Sport-Gesprächsrunde aus Anlass des 120. Kant-Geburtstages blickt am 28. April 2016 zurück auf die Anfänge an der IKS!

 

Talk-Runde an der Immanuel-Kant-Schule

Startschuss für die sportliche Karriere

Von RALPH KEIM (aus "Rüsselsheimer Echo" vom 30.04.2016)

Gabi Ockel machte 1980 ihr Abitur an der Immanuel-Kant-Schule (IKS) und wurde zu einer der besten Volleyballspielerinnen Deutschlands. Bianca Heinz schaffte an der IKS im Jahr 1987 das Abi und wurde als Hockeyspielerin unter anderem Europa- und Weltmeisterin. Tobias Goldbrunner ist IKS-Abiturient des Jahrgangs 2001 und wurde in seiner sportlichen Laufbahn mehrfacher deutscher Meister im Judo.

Prominente Schülerin Britta Becker

Für IKS-Leiter Rainer Guss sind diese drei Beispiele typisch für seine Schule, an der Sport noch immer eine wichtige Rolle spielt. "Es gibt noch viele weitere erfolgreiche Sportler, die an unserer Schule waren", bekräftigte Schulleiter Guss in einem Sport-Talk und nannte dabei auch den Namen Britta Becker. Die ebenfalls äußerst erfolgreiche frühere Rüsselsheimer Hockeyspielerin habe ihr Kommen für den 14. Juli angekündigt. An diesem Donnerstag feiert die IKS mit einer akademischen Feier offiziell ihr 120-jähriges Bestehen.

Der frühere stellvertretende IKS-Leiter Peter Müller zählt zu den Mitbegründern des Sport-Schwerpunktes an der IKS, an der er bis 2003 beschäftigt war. Er erinnerte an das Aktionsprogramm des Landes Hessen, das Anfang der siebziger Jahre den Schulen immerhin ordentliches Geld einbrachte.

"Aber wir hatten so gut wie gar kein Konzept." Der Schwerpunkt Sport habe sich an der IKS dann doch bald inhaltlich und organisatorisch entwickelt, unter anderem mit der Konsequenz, dass Sport als Leistungsfach eingeführt wurde. Ende der achtziger Jahre habe sich die IKS auf die drei Sportarten Hockey, Judo und Volleyball konzentriert. Schnell habe an der IKS und dem schulischen Umfeld der Begriff "Muskel-Abitur" die Runde gemacht. "Wir hatten und haben auch genügend Beispiele von ausgezeichneten Abiturienten außerhalb des Sports", so Peter Müller.

"Ich war dankbar, dass es an der IKS so ein breitgefächertes Sportangebot gab", ergänzte Gabi Ockel (51), die in der Volleyball-AG der IKS ihre sportliche Laufbahn begann. Ergänzend zum Schulsport gab und gibt es immer den Verein, in ihrem Fall die TG Rüsselsheim. 1982 wurde Gabi Ockel zur Volleyballerin des Jahres gekürt. "Eine G8-Schule hätte mich im Training wohl wesentlich eingeschränkt", räumte sie ein.

Bianca Heinz (48) kam 1984 vom Planck-Gymnasium an die IKS, bewusst wegen der sportlichen Möglichkeiten, die sich ihr an der Schule boten. "Das war ein Wechsel in eine andere Welt", erinnerte sich die erfolgreiche Hockeyspielerin. Als Mutter einer sportbegeisterten Tochter bestätigte Bianca Heinz die zeitlichen Einschränkungen, die heute mit G8 verbunden seien.

Tobias Goldbrunner kam als Siebtklässler an die IKS. "Wer als Judoka etwas werden wollte, musste an die Kant-Schule", unterstrich der heute 34 Jahre alte Goldbrunner, der sich gerne an eine "super Förderung" erinnerte. Optimal sei zudem die Nähe zur Großsporthalle gewesen. "Wenn wir mal Freistunden hatten, sind wir in die Halle zum Trainieren gegangen."

Erinnern sich beim Sport-Talk in der Kantschule zurück: IKS-Leiter Rainer Guss (links) und seine Kollegen sowie die ehemaligen IKS-Abiturienten Bianca Heinz (2. v. li.), Gabi Ockel (2. v. re.) und Tobias Goldbrunner (rechts) sowie Dietmar Klausen (hinten rechts).

"Paradiesische Zustände"

Für Dietmar Klausen, Vorsitzender des Rüsselsheimer Ruder-Klubs, herrschen derzeit paradiesische Zustände. Er machte 1960 an der IKS sein Abitur. "Damals spielte der Sport an der IKS nur eine untergeordnete Rolle." Zwei Sportlehrer habe es gegeben: einer für die Jungen, die Kollegin für die Mädchen. Und was seinerzeit hinzu kam: In den fünfziger Jahren sei der Sportunterricht mit Strammstehen und Züchtigungen zudem noch geprägt gewesen von der Zeit des Nationalsozialismus.


Inzwischen eine Kaderschmiede

Blick auf die Anfänge des Sportschwerpunkts an der Rüsselsheimer Kantschule

Von Claus Langkammer (aus "Main-Spitze" vom 29. April 2016)

Den berühmten Ausspruch des früheren britischen Premiers Winston Churchill, er sei deshalb so fit, weil er "no sports" betrieben habe, betrachtet die Sport-Gesprächsrunde aus Anlass des 120. Kant-Geburtstages begreiflicherweise als amüsante Anekdote. Schließlich ist man nichts Geringeres als eine renommierte Kaderschmiede.

Enormer Kraftquell

Für den Gastgeber der donnerstäglichen Runde bekannter Sportler und einstiger Kant-Abiturienten, Oberstudiendirektor Rainer Guss, kommt die Verbindung zwischen Schul- und Leistungssport sowie den Vereinen einem enormen Kraftquell gleich. Zeitzeuge Peter Müller, einstiger Lehrer und Mitbegründer des IKS-Sportschwerpunktes, verweist auf die Anfangszeiten "ohne großes Konzept, wo allerdings erkleckliche Mittel gießkannenmäßig eingestreut wurden".

Hierfür ruft er RRK-Chef Prof. Dr. Dietmar Klausen als Zeugen an: "Dietmar, was hat denn damals so ein Ruderboot gekostet?" Klausen: "Ein Achter, na, so 20.000 Mark. Es gab damals unglaubliche Mittel des Landes." An anderer Stelle wird betont, alles habe freilich nur Sinn, "wenn eine Weiterführung in Vereinen möglich ist". Dabei ist, wie noch zu hören sein wird, von Belang, dass das Schulsportzentrum alle Rüsselsheimer Schulen umfasst.

Gabriele Ockel, Volleyballerin des Jahres 1982 und Nationalspielerin, macht den ambitioniert geförderten Kant-Schulsport an der eigenen Entwicklung deutlich: "Als ich in der fünften Klassen hierherkam, wusste ich nicht, dass ich Nationalspielerin werden würde. Das zeigt einen Weg, der in dieser Schule breit gefächert ist."

Es fällt der Name von Oberstudiendirektor Keil, ein Sportbegeisterter, der den Weg zur Kant-Kaderschmiede für Judo, Hockey und Volleyball entscheidend mitgeebnet hat. Von Tobias Goldbrunner, einst deutscher Hochschulmeister und Bundesligakämpfer, vernimmt die Runde, dass "alle guten Judokas hier zur Schule gegangen sind. Ende der Neunziger kam da richtig Fahrt auf". Das Klischee vom geringschätzig als "Muskelabitur" bezeichneten Abschluss wird durch Fakten widerlegt: Die meisten der Sportler sind stets im vorderen Leistungsdrittel der übrigen Fächer zu finden gewesen.

Auch Bianca Heinz, Silbermedaillengewinnerin der Olympischen Spiele 1992 im Hockey, bricht eine Lanze für den Lehrer-Idealismus: Es helfe "total viel", wenn "Lehrer was unterstützen". Noch einmal klingt der Name des Sportfans Keil an. "Mit seinen heißen Drähten zum Regierungspräsidium in Darmstadt", erinnert sich Peter Müller, "konnte man alle Möglichkeiten ausschöpfen." Und damals wie heute gilt: Weil alle Kinder zur Schule müssen, ist sie ein guter Ort, um Vereinsnachwuchs zu gewinnen.