Rüsselsheimer Ruder-Klub 08 "Archiv und Chronik"

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Lutz Beyer und Harald Blum: "Rad fahren in Südafrika"
Bericht aus Kapstadt - März 2006

Harald Blum, Thomas Wissler und Lutz Beyer

BERICHT ÜBER DIE TEILNAHME AN DER SPEKTAKULÄREN  "CAPE ARGUS CYCLE TOUR" IN SÜDAFRIKA AM 12. MÄRZ 2006

Liebe Ruderkameraden im RRK, nachdem ja bekanntlich wir, Harald Blum und Lutz Beyer, auf der südlichen Halbkugel in Kapstadt leben und sich dort nach wie vor durchs Fahrradfahren fit halten, wollen wir nun zum wiederholten Male von der Teilnahme an dem Cape-Argus-Radrennen berichten, ähnlich wie schon letztes Jahr. Also viel Spaß beim Lesen !

Alljährlich findet in Cape Town am ersten März-Wochenende das weltgrößte Massenradrennen, die sog. "Cape Argus Cycle Tour" über 109 km statt. Die Teilnehmerzahlen rangieren so zwischen 38.000 und 40.000 und man findet hier Meldungen aus aller Welt. Cirka 1.000 Profis finden sich hier am Start ein, darunter so bekannte Teams wie das T-Mobile Team, Team Gerolsteiner, Team Wiesenhof/Leipzig und viele andere wohl bekannte internationale Mannschaften.

Je oller, je doller

Die verbleibenden zigtausend Teilnehmer sind alle Hobbyradler, aber stehen den Profis natürlich in ihren Ambitionen und  ihrer Motivation in nichts nach! Typisch auch, daß je älter die Teilnehmer, desto verbissener und ausgeklügelter die Renntaktik. Heimlich und auch professionell wird hier das Jahr über trainiert und ähnlich wie in unserem Rudersport macht die gefahrene Trainings-Kilometerzahl hier den großen Unterschied.

Harald Blum bei der Zielankunft

Ganz Kapstadt steht also Kopf, wenn sich jedes Jahr Radler aus aller Welt hier einfinden und in der vorausgehenden Woche sind daher die Straßen bevölkert mit eifrig trainierenden Athleten. Auch findet in dieser Woche eine riesige Fahrrad-Expo in der Kapstädter Messehalle (dem Good Hope Center) statt. Hier muß sich jeder Teilnehmer registrieren und erhält seine Startnummer sowie den Zeitnahme-Chip. Nebenbei kommt es dann auf dieser Expo zu ausschweifenden Pasta-Fressen und Carboloading, wie auch alle möglichen "Dopingmittel" (Energiedrinks und andere geheime oral einzunehmende Mittelchen) ausprobiert werden.

Systematik beim Start - 40.000 Teilnehmer

Nach dem Alphabet (A-Z und in 5 Min. Abständen) werden früh morgens Gruppen mit jeweils ca. 500 Teilnehmern auf die Strecke geschickt. Die Einteilung in diverse Gruppen erfolgt nach einer strikt ausgeklügelten Setzliste, abhängig von den vergangenen Argus-Ergebnissen oder auf Grund der aktuellen Saison-Ergebnisse in diversen Freizeitrennen.

Das Rennen selbst ist dann eine Rundfahrt um das komplette Kap, mit bissigen Anstiegen und rasanten Abfahrten durch eine traumhafte Landschaft, entlang verträumten Stränden und durch beeindruckende Bergprofile. Die Rennstrecke startet in der City von Kapstadt, geht über genau 109 km und wird dann auf der langen Ziel-Geraden vor dem großen Greenpoint-Fußballstadion beendet.

Nun, dieses Jahr waren wir zwei RRKler, Harald Blum und Lutz Beyer, mit unserem langjährigen Ruderkameraden Thomas Wissler von der Frankfurter RG Germania am Start. Harald und Lutz leben ja in Kapstadt und haben bereits mehrmals an diesem Super-Event teilgenommen. Thomas startete zum erstenmal und konnte sich seit November im kalten Frankfurt leider nur auf dem Fahrradergometer oder durch Becken- und Ergorudern auf dieses Rennen vorbereiten. Er flog dann 7 Tage vor dem Rennen in Cape Town ein und wurde unter fachmännischer sportwissenschaftlicher Anleitung (durch Harald, den Ex-Südafrika-Nationaltrainer) im Schnelldurchlauf auf seinen Start vorbereitet. Dazu gehörte z.B. auch das Wechseln des Reifens nach einem Platten in unter einer Minute! Obwohl auch schon zum sportlich älteren Jahrgang gehörend, waren alle drei Ruderer natürlich überaus motiviert, schnelle Zeiten zu fahren, jüngere Teilnehmer zu schlagen, eine Top-Platzierung zu erreichen und generell besser zu sein als alle anderen!!!

Für Lutz und Harald hieß das damit, daß man versuchen wollte, unter 3 Stunden zu bleiben (was seit Jahren das große Ziel beider RRKler ist) und sich unter den besten ca. 800 Teilnehmern zu platzieren. Für Thomas als Newcomer und Erststarter war die Vorgabe unter 3:45 Stunden zu bleiben und unter die besten 8.000 Starter zu kommen.

Ein Ruderer durch einen Mini-Bus nicht aufzuhalten

Für alle drei Ruderer war das wirklich realistisch kalkuliert und so bereitete man sich auch anhand von sportwissenschaftlich und trainingsmethodisch ausgefeilten Trainingsplänen auf das Rennen vor. Für Harald schienen dann jedoch 4 Wochen vor dem Rennen alle Ambitionen und Pläne abrupt zerstört zu sein, da ein schwerer Autounfall, bei dem er mit einem Mini-Bus frontal zusammenstieß und mitsamt seinem Fahrrad Totalschaden erlitt, schwerste Verletzungen (diverse Knochenbrüche, Muskelrisse, Milzprellung, Wirbelsäulenstauchung, ausgekugelte Schulter und abgebrochenes Schlüsselbein) verursachte. Es war hier wirklich großes Glück mit im Spiel, daß es "nur" zu Verletzungen und nicht zu schwersten Lähmungen oder gar zum Unfalltod kam.

Nichtsdestotrotz, als Ruderer und Sportverrückter versuchte Harald vom ersten Augenblick im Krankenhaus an, schnellste Genesung anzupeilen und natürlich zumindest am 4 Wochen späteren Rennen locker teilzunehmen, also saß er 3 Wochen später - natürlich noch mit Schmerzen - im Sattel.

Kampf auf dem Rad - Bierrunden bis zum Umfallen

Lange Rede kurzer Sinn, es klappte tatsächlich und am frühen morgen des 12. März, um genau 6:00  Uhr standen dann zwei RRKler und ein Germane (Thomas war übrigens zwischenzeitlich 1997 - 99 Mitglied im RRK) mit knapp 40.000 anderen Irren am Start, motiviert um alle anderen, inklusive der Super-Profis, in Grund und Boden zu fahren. Aufgrund der 2005er Ergebnisse startete Lutz in Gruppe C, Harald in Gruppe D und Thomas in Gruppe LL (Erststarter).

Lutz Beyer und Thomas Wissler

Die Bedingungen waren hervorragend, kaum Wind, blauer Himmel und alle drei mit High-Tech-Rennmaschinen ausgestattet, als ob man die neueste Version von Empacher-Booten unter dem Hintern hätte. Nach langem und schwerem Kampf auf der Strecke, nachdem man immer wieder versuchte andere Teilnehmer zu überholen, am Berg abzuhängen oder in Ausreißversuchen mitzugehen, erreichten Lutz, Harald und Thomas gesund und total ausgepowert das Ziel und hatten sich zum wohlverdienten Besäufnis im großen Bierzelt verabredet. Aufgeregt erwartete man nun natürlich die offiziellen Zeiten und Platzierungen und hielt sich bis dahin mit Literweise Bier-Runden bei Laune. Beim sprachlichen Austausch über den eigenen Rennverlauf ließ jeder natürlich verlauten, daß er die meisten anderen Teilnehmer überholt hätte, das beste Rad hatte, am besten trainiert hätte, am schicksten aussah und natürlich am meisten Bier verträgt, jetzt nach dieser Strapaze.

Hier die Ergebnisse

Das Rennen der Profis gewann der Deutsche Radochla vom Team Wiesenhof in 2:34 Stunden vor einem Südafrikaner. Lutz kam nach 2:57:39 Stunden ins Ziel und ist als 627er platziert (unglaublich gut als schwerer Ruderer und unter ca. 38.000 ). Harald erreichte das Ziel nach 3:11:35 Stunden als 2.049er (den vorangegangenen Unfall berücksichtigt auch nicht so schlecht) und Thomas Wissler fuhr nach 3:32:37 Stunden als 5.463er über die Ziellinie (auch wahnsinnig schnell als Erstteilnehmer). Nur zum Vergleich, als Harald das Rennen vor 7 Jahren zum erstenmal fuhr, erreichte er eine Zeit von 4:52:32 Stunden und wurde 17.201er!

Alle drei Ruderer waren auch in der Team-Wertung gemeldet. Von 180 gemeldeten Teams belegte das Team "RRK/Germania Frankfurt Rowing Internationals" immerhin einen beachtenswerten 8. Platz und darauf sind wir nun wirklich stolz. Ein Team besteht immer aus 3 - 4 Radlern und das unsere Team wurde von einem ehemaligen neuseeländischen Ruderkameraden, Harald’s Freund John (Captain) Cooke komplettiert.

Alles in Allem

Zusammenfassend kann man nur sagen, daß es wieder einmal eine Super-Gaudi war, an diesem Event teilzunehmen. Die Organisation ist einmalig in der Welt und kann bei WM - oder Olympia nicht besser sein. Vielleicht können wir ja mit diesem Bericht auch einige andere RRKler, sei es nun aus der Trainingsgruppe, oder von den ambitionierten Freizeit-AH-Ruderern motivieren, an diesem Spektakel im nächsten Jahr teilzunehmen (das hatten wir letztes Jahr schon vorgeschlagen und 1 Ruderkamerad hat ja dann auch zugegriffen!) und vielleicht mit einer Woche Traumurlaub in einer der schönsten Regionen dieser Welt zu verbinden. Übrigens gibt es ja bekanntlich neben dem Bier auch hervorragende Weine in der Kap-Region und die sind natürlich auch im Ziel-Bierzelt erhältlich!

Weiterhin betreibt Lutz ja auch ein Guest-House in Cape Town. Unterbringung sowie Gerät zu organisieren wäre also wirklich relativ einfach zu arrangieren. Also liebe Ruderkameraden vom RRK, wir hoffen mit diesem Bericht aus der Ferne für etwas Auflockerung gesorgt zu haben und wir würden uns freuen, diesen Bericht auf der RRK-Webseite lesen zu können. Mit den besten rudersportlichen Radfahr- und Afrikagrüßen nach Rüsselsheim und den besten Wünschen für die startende Rudersaison 2006.

Harald Blum, Lutz Beyer und Thomas (Thommi) Wissler


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