Rüsselsheimer Ruder-Klub 08 "Archiv und Chronik"

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Ruderwanderfahrt von RRK und RaB in Berlin

Es berichtet Dr. Wolfgang Mack

Die gemeinsame jährliche Ruderwanderfahrt mit den Ruderkameraden vom Ruderklub am Baldeneysee in Essen (RaB) und uns wird immer abwechselnd ausgerichtet und im Jahr 2000 waren wir vom RRK dran. Da ich vor Jahren in einer schwachen Stunde Bereitschaft zur Mitarbeit bei der Organisation gezeigt hatte, liegt die Vorbereitung seitdem bei mir. Der Mensch muß die Kunst des Delegierens beherrschen und als der Vorschlag "Berlin" laut wurde und unser Freund Roland von zur Mühlen in Berlin seine Brötchen verdient, war die Sache beschlossen. Da Roland als Manager eines Unternehmens sein Geld verdient und solche Leute viel Organisationstalent und auch Zeit haben, war die Angelegenheit flugs auch schon delegiert. 27 Mann, davon 15 vom RRK, reisten am Mittwoch, dem 21. Juni 2000, in die Bundeshauptstadt zum Ruder-Club Tegelort (RGT). Der befindet sich - von Tegel aus gesehen - auf der anderen Seite des Tegeler Sees an der Havel (interessant übrigens die Anreise: Mehrere Flughafengegner fliegen durch die Luft, dabei gibt es sehr schnelle Züge nach Spandau bzw. Berlin-Zoo). "Gegenüber von Tegel" ist schnell gesagt, aber die Entfernungen in Berlin sind riesig. Das Stadtgebiet ist fast doppelt so groß wie das von Paris und erstreckt sich auf eine Fläche von rund 50 km x 30 km. Ich habe es einmal nachgezählt - es gibt 61 (!) Rudervereine, die liegen an den drei Flüssen Havel, Spree und (na?) an der Dahme. Dazu eine Unzahl von Kanälen, denn vor der Ausbreitung des Straßenverkehrs nach dem zweiten Weltkrieg wurde die Stadt mit Lebensmitteln und Baumaterialien fast ausschließlich über den Wasserweg versorgt.

Der erste Abend im RGT - die Hälfte von uns wohnte dort im Schlafsaal, die anderen im nahe gelegenen Hotel Sonne - war schon in vollem Gange, als ich nach 20.00 Uhr dazu stieß. Da das Bootshaus von Vereinsmitgliedern bewirtschaftet wird, erfolgten die ersten sorgenvollen Berechnungen, ob das vorhandene Bier und die Würstchen wohl ausreichen würden. Es hat gereicht, aber es war knapp. Bootshaus und Hotel liegen idyllisch am Wasser und im Kiefernwald - gluckerndes Wasser, unbefestigte Waldwege ... ungewohnt für einige Stadtmenschen. An diesem und an den folgenden Abenden verloren deshalb einige die Orientierung, überstiegen auf dem Heimweg Gartenzäune von Einfamilienhäusern, kämpften gegen fast undurchdringliche Gebüsche, überquerten Wasserläufe und fanden schließlich doch noch heim. Berlin ist eine Reise wert !

Mittagspause am 2. Tag in Berlin-Werder beim Ruderklub "Achter"

Der Organisator der Wanderfahrt, Roland von zur Mühlen, mit seinem "Adjudanten" Jochen Zimmermann

Am Donnerstag dann Besichtigung und Übernahme der Boote - alles im Bestzustand, die Ordnung in der Bootshalle wie aus dem Lehrbuch. Georg Gagel bekam runde Augen und wir gelobten, wenn wir wieder zu Hause sind, Besserung (und seitdem trocknen wir die Boote auch wirklich - wie früher - wieder mit Handtüchern ab). Wir übernehmen drei Vierer, einen Zweier und dann hatten wir noch die Barke "Alter Fritz" - von Vereinsmitgliedern angemietet. Ein Ungetüm von einem Boot, auf jeder Seite sitzen vier Mann, zwischen den Rollsitzen befindet sich ein Mittelgang, in Bug und Heck jeweils große Luftkästen, das ganze galeerenähnlich (s. Foto). Der erste Tag führt uns vom Bootshaus über den Hohenzollernkanal bis zur Schleuse Plötzensee. Wegen eines Umbaus der gesamten Schleusenanlage und der Vorfahrt der Berufsschiffer haben wir eine ewig dauernde Liegezeit und so kommt es, wie es kommen muß: Es kommt zu einer ersten Abstimmung über die Qualität der Organisation der Wanderfahrt. Roland versucht in letzter Minute durch feste Versprechungen von Freibier die Abstimmung zu seinen Gunsten zu wenden, doch die Abstimmungsniederlage ist äußerst gravierend. Diejenigen, die sich von ihm durch schnöde Vorteilsannahme bestechen ließen, sind uns namentlich bekannt - sie werden hier, um weiteren Schaden von ihnen abzuwenden, nicht genannt.

Acht RRKler und ein RaBler am 3. Tag in der Barke "Alter Fritz" auf dem Havelkanal (Werner Alt, Wolfgang Gummersbach, Dieter Lang, Rudi Reitz, Dieter Korb, Wilfried Hoffmann, Dr. Wolfgang Mack, Jochen Zimmermann und Heinz Schmitt auf der Liegebank)

Stramme Mastersruderer" rudern auf dem Havelkanal in Richtung Havel (Christian von Schneidemesser, Roland von zur Mühlen, Wolfgang Adrian, Georg Gagel, Jochen Rudloff)

Es geht dann weiter auf der Spree, durch die Schleuse Charlottenburg, dann auf der Unterhavel zur Rudervereinigung Hellas-Titania zu Specksalat, Prager Schinken und Frikadellen. Weiter geht die Ruderfahrt dann über die Havel durch den kleinen und den großen Wannsee, vorbei an der Spandauer Zitadelle, dem Grunewaldturm, Pfaueninsel, Schloß Caecilienhof mit Gedenkstätte des Potsdamer Abkommens, Schloß Glienicke und schließlich vorbei am Potsdamer Schloß bis zum Potsdamer RC Germania. 30 Kilometer Tagesfahrt liegen hinter uns. Nachmittags hatten wir zu wenig Wasserverpflegung und deshalb genehmigen wir uns einige große Bier. Der Wirt spendiert noch ein Schnaps. Zum Rücktransport bis zu unserem Bootshaus, quer durch die Stadt, hat Roland einen Bus organisiert und beim RGT gibt es dann ein uriges Fischessen von der nahe gelegenen Havelfischerei, also geräucherten Aal und andere Flußfische.

Freitags dann morgens um halb neun Bustransfer zurück nach Potsdam und von dort aus über 35 (!) Kilometer vorbei am Barockschloß Caputh, dem Schloß Petzow nach Werder zum dortigen RK "Zum Achter". Das Mittagessen ist ein Gedicht: Kartoffelsuppe, frischer Salat mit frischen Kräutern, dazu gebackenes Zanderfilet und dazu (helles und dunkles) böhmisches Bier. Nur schwer trennen wir uns und fahren die letzten 15 Kilometer über verschiedene Seen bis zur alten Schleuse in Parretz, einer Wasser-Sackgasse, in der wir die Boote vertäuen und dann mit einer gut einstündigen Busfahrt zurück zum Bootshaus kommen.

Nach der Wanderfahrt, drei RRKler beim Sightseeing in Berlin vor der von EVIAN eingepackten
Marienkirche am Alexanderplatz (Dr. Dietmar Klausen, Wilfried Hoffmann, Werner Alt)
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3. Tag: Selbstverpflegung am Havelkanal bei einer Schutzhütte

 

Diese alte Schleuse in Parretz wurde deswegen überflüssig, weil in den DDR-Zeiten die sozialistische "Friedensregierung" - aufgrund des Mauerbaus und der Grenzziehung - sich gewissermaßen selbst vom Zugang zu den Wasserstraßen abschnitt. Im Ergebnis mußte man dann den Havelkanal graben und den hatten wir dann 34 Kilometer geradeaus, schnurgerade, zu bewältigen.

Unterbrochen von einem kräftigen Picknick, das wir morgens durch den Einkauf von enormen Mengen Lebensmitteln und Getränken vor organisiert hatten. Dann weiter immer geradeaus. Für die Abwechslung sorgten wir in der Barke selbst, in dem wir jeweils mit zwei Mann rudernd dieses Riesenschiff und sechs sich ausruhende Kameraden über eine Strecke von je 1.000 Metern rudern mußten, mit Zeitmessung! Da sage noch einer Ruderer hätten keinen Spaß mit ihrem Sport. Die letzten fünf Kilometer ging es dann nochmals die Havel abwärts, bei ordentlichen Regengüssen bis zum RC Tegelort. Dort putzen und verstauen der Boote, die Barke wurde mit Flaschenzug an Land gehievt, auf einen Bootswagen verladen und ohne (nicht ganz billigen) Schaden ging es natürlich nicht ab.

Anschließend dann noch gemeinsames Abendessen in einem guten italienischen Restaurant, herzlichen Dank an Roland für seine Organisation, erste Kostenabrechnung und - Einschätzung durch mich. Wer jemals ein Mittagessen samt Getränken auf einer Wanderfahrt abgerechnet hat, weiß Überraschungen zu schätzen - wer hat fünf Stück Kuchen und fünf Cappucino bestellt und ist dies im Umlageetat inbegriffen? Nach dem letzten gemeinschaftlichen Frühstück in der Sonne heißt es Abschied nehmen bis zum nächsten Jahr.