Rüsselsheimer Ruder-Klub 08 "Archiv und Chronik"

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Die Deutsche Hockey Agentur (dha) hat die einzelnen Teammitglieder und den Bundestrainer, der nach Sydney das Amt von Berti Rauth übernahm, in einer Kampagne näher vorgestellt. Die Themen:

 "Abschied vom Alltag"  und  "Hallo Australien"

Mit dieser Kampagne hoffte die dha, die WM auf der anderen Seite des Globus auch in Deutschland etwas stärker in den Fokus der Öffentlichkeit rücken zu können. Sie ist von den Foto-Motiven her in zwei Themenbereiche aufgeteilt. Thema eins hat den Titel "Abschied vom Alltag" und soll den Schritt vom beruflichen Alltag zum leistungssportlichen Event in Australien visualisieren.

Für das zweite Thema haben sich die Spielerinnen von professionellen Bodypaintern mit typischen Aborigine- bzw. australischen Motiven bemalen lassen. Es trägt den Titel "Hallo Australien - eine Referenz an den Gastgeber". Die Mannschaft war - von der Planung der Aktion im Frühjahr 2002 bis hin zur Umsetzung - sehr intensiv eingebunden, hat ihre Ideen eingebracht und begeistert mitgezogen.

Die beiden Nationalspielerinnen des RRK, Denise Klecker und Silke Müller, waren in das Thema "Abschied vom Alltag" eingebunden. Hier das Ergebnis:

Damen-WM 2002 in Perth/Australien

Denise Klecker – Olympia so oder so im Visier

Über Trinkflaschen-Benotung, 250 T-Shirts und eine versprochene Postkarte

Denise Kleckers derzeitiger Traumjob erlaubt es ihr nicht nur, Leistungssport zu betreiben, sondern auch die Zukunft des Leistungssports mitzugestalten. Seit über einem Jahr arbeitet die 30-Jährige Abwehrchefin des Rüsselsheimer RK als Unternehmensberaterin für die „Frankfurt Rhein-Main 2012 GmbH“, die Frankfurts Präsentation als deutsche Olympia-Bewerberstadt für die Spiele in zehn Jahren organisiert. „Meine Kollegen im Büro haben mir extrem den Rücken freigehalten“, sagt Denise. „Ich konnte mich optimal auf die WM in Perth vorbereiten.“

Sollte der Zuschlag für die Olympiabewerbung nach Frankfurt gehen, wird auch das Engagement der Nationalspielerin fortgesetzt. Im anderen Fall ist die gebürtige Mainzerin für viele Richtungen offen. Eigentlich ist Denise Klecker Diplom-Pädagogin mit dem Schwerpunkt Sonderpädagogik, absolvierte aber auch schon ein viermonatiges Praktikum bei der Deutschen Sport-Marketing GmbH, der exklusiven Vermarktungsfirma des NOK und der Stiftung Deutsche Sporthilfe sowie eine halbjährige Weiterbildung an der Steuer- und Wirtschaftsakademie.

„Dass ich noch mal zur Pädagogik zurückkehre, sehe ich zurzeit noch nicht. Meine berufliche Herausforderung im Bereich der Wirtschaft zu suchen, interessiert mich da viel stärker.“ Wenn die Gesundheit und die beruflichen Voraussetzungen passen, dann kann sie sich vorstellen, noch bis zu den Olympischen Spielen in Athen 2004 anzugreifen. Die Teilnahme an den letzten Spiele in Sydney hatte sich Denise hart erarbeitet. Als Reaktion darauf, dass sie vor den Spielen 1996 in Atlanta kurzfristig aus dem Kader gestrichen wurde, hatte sie sich nach dem Studienabschluss im Herbst 1999 neun Monate frei genommen, um sich für ihr Ticket nach Australien so intensiv wie möglich vorzubereiten.

Es hat sich ausgezahlt. Die bittere Erfahrung habe sie geprägt, meint Klecker. „Ich denke sogar, dass Spielerinnen, die solche persönlichen Niederlagen nicht erlebt haben, um eine wichtige Erfahrung ärmer sind.“ Im jetzigen WM-Kader sind einige Kolleginnen, die ähnliche Erlebnisse in ihrer Hockeykarriere hatten. Vielleicht sei die Mannschaft, in der so starke Einzelpersonen wie Britta Becker oder Katrin Kauschke im Vergleich zu Sydney fehlten, dadurch ein bisschen hungriger auf den Erfolg.

Gespannt ist Denise erst einmal auf eine besondere Bewertung. Wolfgang Kluth, Co-Trainer von Bundestrainer Peter Lemmen, pflegt die Trinkflasche zu benoten, die Denise für jedes große Turnier neu beklebt. „Die Benotung ist aber nie fair“, sagt die Strafeckenschützin des Nationalteams und lacht. Kreative Arbeiten gehören generell zu ihren Lieblingsbeschäftigungen. An erster Stelle steht aber der Sport. Keine Sportart ist dabei vor ihr „sicher“.

So testete sie schon viele Disziplinen des Olympischen Programms, vom Trampolinspringen bis hin zum Boxtraining. Eigentlich hatte die kleine Denise in ihrer Heimatstadt Mainz Fußballspielen wollen, fand aber keinen passenden Verein dafür. Statt dessen kam die damals Neunjährige über ihren Klassenlehrer zum Schulhockey-Training der damaligen DHB-Damenwartin Ulrike Diehl und dort auf den Geschmack. Das spontane Versprechen an Lehrer Specht, nach dem ersten A-Länderspiel eine Postkarte zu schicken, hielt sie 1994, 13 Jahre später, tatsächlich.

Bis 1989 spielte Denise Klecker für den TSV Schott Mainz, dann folgte der Wechsel zum Rüsselsheimer RK in die Bundesliga, dem sie nun schon 13 Jahre treu ist. Die Mainzer Fastnacht ist dennoch bis heute Pflicht – wenn möglich immer an der gleichen Stelle während des Rosenmontagszuges. Übrigens zog die Kapitänin des RRK auch erst in diesem Jahr mit Sack und Pack von Mainz nach Rüsselsheim um. Dort bildet sie jetzt mit ihrer besten Freundin und Co-Kapitänin, der österreichischen Nationalspielerin Irene Balek, eine Wohngemeinschaft.

„Auch deshalb, weil sie sich mit Österreich dafür qualifiziert hat, ist für mich die Hallen-WM in Leipzig ein ganz großes und wichtiges Ziel. Wenn ich nicht dort spielen dürfte, müsste ich kommen und auf der Tribüne für Österreich schreien“, scherzt die 30-Jährige, die sich selbst einen T-Shirt-Tick (über 250 Stück trotz jährlicher Reduzierung um 50 Stück) attestiert.

In der Pflege ihres Freundeskreises sieht Denise eine ganz wichtige Aufgabe. Der ist es wohl auch zu verdanken, dass sie mit dem Ex-Freund, zu dem nach wie vor ein gutes Verhältnis besteht, und zwei Freunden aus Südafrika drei persönliche Fans in Perth am Spielfeldrand stehen hat, die nur ihretwegen kommen. Auch die Familie hat ihren festen Anteil am Leben. Vater Peter, der gemeinsam mit Denise vor 20 Jahren anfing bei Schott Mainz Elternhockey zu spielen und heute mit viel Einsatz eine D-Mädchen-Mannschaft trainiert, und Mutter Brigitte gehören zu den zuverlässigsten Zuschauern im Bundesliga-Alltag. In allen Höhen und Tiefen ihrer Hockeykarriere standen ihre Eltern immer hinter ihr.

Vor 15 Monaten ist Felix, der kleine Sohn von Denises drei Jahre älterer Schwester Anja, dazugekommen. Wobei nicht ganz klar ist, ob die Tante nicht ein viel größerer Fan des Neffen ist, als umgekehrt. Beim sonntäglichen Brunch im Hause Klecker/Balek, mit Schwager Raimund, der übrigens der Bruder von RRK-Teamkollegin Sybille Breivogel ist, und Klein-Felix, schwingt der Junior in der Küche zumindest schon verdächtig talentiert den Hockeystock.

Silke Müller – Kämpfernatur mit Gute-Laune-Garantie

Über spanische Verwandte und einen Sofa-Talk mit Johannes B. Kerner

Silke Müller ist in Hockeykreisen bekannt als Garant für gute Laune. Die kleine kampfstarke Mittelfeldspielerin vom Bundesligisten Rüsselsheimer RK ist immer für einen Spaß zu haben. Da liegt es nah, dass die Tochter einer spanischen Mutter ("von ihr habe ich das Temperament geerbt") und eines deutschen Vaters in einem Beruf tätig ist, in dem sie ihre Fröhlichkeit einsetzen kann.

An der Sportschule und Bildungsstätte des Landessportbundes Hessen in Frankfurt ist sie als Rezeptionistin tätig. Zuvor hatte sie  in dieser Einrichtung, mit  Hotelbetrieb, Trainings-, Tagungs- sowie Veranstaltungsbereich in zweieinhalb Jahren ihre Ausbildung zur Hotelfachfrau absolviert. Bereits 1999 nach dem Abitur machte Silke dort ein halbjähriges Praktikum, bevor sie für sechs Monate in das Heimatland ihrer Mutter ging. "Für einen Leistungssportler gibt es eigentlich keinen idealeren Arbeitgeber", meint Silke und zeigt sich sehr dankbar für die große Unterstützung: "Ich bekomme für alle Lehrgänge und Länderspiele frei. Das wäre in einem normalen Hotelbetrieb nicht möglich."

Die Sportschule wird durchaus nicht nur von Sportlern als Unterkunft genutzt. Aber durch die besonderen Trainingsmöglichkeiten, die es dort gibt, gehören auch bekannte Sportler - wie Tischtennis-Ass Timo Boll oder die deutsche Volleyball-Nationalmannschaft - zu den Gästen, mit denen Silke gelegentlich zu tun hat. Den Hockeystock schwingt sie schon seit ihrem sechsten Lebensjahr. Vater Dieter, selbst einst Fußballer und ihre „máma“ Begona unterstützen seitdem den Einsatz der Tochter für den Mannschaftssport nach allen Kräften.

Erst 2001 wechselte die 23-jährige, die einen Tag vor dem WM-Eröffnungsspiel gegen Russland ihren 24. Geburtstag feiert, von ihrem Heimat-Club Eintracht Frankfurt nach Rüsselsheim. Bereut hat sie diesen Schritt bislang nicht, denn gleich im ersten Jahr wurde sie mit dem neuen Team deutsche Feld- und Hallenmeisterin sowie Hallen-Europapokalsiegerin der Landesmeister.

Mit 15 Jahren holte sie der jetzige Damen-Bundestrainer Peter Lemmen in seine U16-Nationalmannschaft. Danach durchlief sie die Teams bis inklusive der U21 lückenlos. Dann aber klappte es mit dem Schritt in den Damenkader nicht gleich. Vor Olympia 2000 in Sydney gehörte sie zwar zu Berti Rauths EM-Kader, für den er aber fast alle Stammspielerinnen zu Hause ließ. Deshalb hätte sie noch vor einem Jahr jeden für verrückt erklärt, der ihr eine Teilnahme an der WM vorausgesagt hätte. "Da hatte ich zwei Jahre gar nicht international gespielt und gerade erst wieder den Anschluss gefunden."

Die Vorfreude auf Australien und die WM war riesig. Besonders auf die Menschen dort ist Silke gespannt. Kurios für eine Sportlerin mit spanischem Blut - die Hitze ist nicht unbedingt willkommen, sondern stört beim Sport eher. Doch die inzwischen 28-fache Nationalspielerin fühlt sich fit. Das intensive Athletiktraining hat nicht nur enorm Puste gebracht, sondern auch dazu geführt, dass die frühere Anfälligkeit für Zerrungen geringer geworden. "Klar, schwere Beine hat man irgendwann im Match immer. Aber inzwischen kommen die meistens erst viel später."

Freund Marcus Pinto Curiel, mit dem die temperamentvolle Hessin seit rund 18 Monaten zusammen ist, ist stolz auf die sportlichen Erfolge seiner Freundin. Von dem Friseur, der selbst Fußball spielt, hat sie auch den Stoffhund "Jean Luc" bekommen, der sie neben zahlreichen anderen Glücksbringern bei allen Spielen begleitet. Die Frankfurterin hofft, dass es für sie auch zur Qualifikation für Athen 2004 reichen wird, doch bis dahin sei noch viel zu tun.

Bis dahin hat sie sich auch beruflich noch einiges vorgenommen. Ich möchte mich irgendwann noch weiterentwickeln, sagt die Nationalspielerin, die vier Sprachen spricht. "Es ist allerdings noch nichts aus gegoren. Interesse hätte sie am Bereich Fernsehen. Doch auch ihr Showtalent würde Silke zu gern mal richtig erproben. Liebend gern und zur Freude ihrer Mitspielerinnen, macht sie Leute und Dialekte nach. Und als Ricky auf Rickys Pop-Sofa hat sie auf der Meisterschaftsfeier des Rüsselsheimer RK im März sogar schon mal mit einem echten Prominenten getalkt - Johannes B. Kerner, Ehemann von Mannschaftskameradin Britta Becker, machte den Spaß gern mit.

"So etwas professionell zu machen, wäre ein Traum von mir, der mir im Hinterkopf rumspukt, dem ich aber noch nie ernsthaft nachgegangen bin." Doch Träume hat Silke noch ein paar mehr. So würde sie zu gern mal Flamenco lernen - bislang fehlte dafür aber die Zeit. Die spanische Kultur fasziniert sie. Ihre Verwandten - Großeltern, Onkel, Tanten, Cousins und Cousinen - in Madrid hat sie jetzt aber schon eine ganze Weile nicht besuchen können. "Deshalb freue ich mich um so mehr, dass das jetzt über Weihnachten endlich mal wieder klappt."