Hat an der Rüsselsheimer Sportgeschichte mitgeschrieben: Wilfried
Seipp, der heute sein 80. Wiegenfest begeht, wurde zwischen 1947 und
1953 im legendären "Opel-Achter" vier Mal deutscher Ruder-Meister. |
Herausragende Erfolge im Rudern
feierte Wilfried Seipp in den 40er und 50er Jahren. Am heutigen Donnerstag
begeht der mehrfache Deutsche Meister sein 80. Wiegenfest.
"Ich bin der Georg und möchte wieder
einen Achter zusammenstellen. Du sollst dabei sein!" Mit diesem Anliegen
klingelte Georg von Opel 1947 an der Haustür von Wilfried Seipp. Das Mitglied
der Opel-Familie war auf das Geburtstagskind aufgrund seiner Erfolge im
Jugendbereich aufmerksam geworden. Der frühere Innenarchitekt zögerte nicht
lange und sagte zu. Zunächst wurde die Rudergemeinschaft aus Rüsselsheimern und
Flörsheimern von der nationalen Konkurrenz aus Köln, Frankfurt oder Kiel als
"Bauernbuben" belächelt. Dies sollte sich jedoch schnell ändern, da die
"Bauernbuben" Regatta für Regatta gewannen und noch im selben Jahr in Mannheim
Deutscher Meister wurden. "Von nun an wurden wir der Opelachter genannt",
erzählt Seipp, der im gleichen Atemzug ergänzt: "Bauernbuben hat uns besser
gefallen, weil es nun so aussah, als ob wir von Opel gesponsert würden."
Ein großer Unterschied zu heute wird
sichtbar, wenn Wilfried Seipp vom Empfang nach dem Gewinn der Meisterschaft
erzählt. Auf einem alten Foto ist zu sehen, wie der Rüsselsheimer Bürgermeister
Ludwig Dörfler die siegreichen Ruderer mit Blaskapelle und Blumenkindern in
einer Menschenmenge begrüßt. Ohnehin war das Interesse am Rudern ausgeprägter.
So säumten beim Sonntagstraining etwa 150 Schaulustige das Ufer.
Ebenso groß sind die Unterschiede
zwischen den damaligen und heutigen Sportlern. Trainieren heute Studenten drei
Mal täglich, haben die Acht von damals gerade mal abends nach der Arbeit
trainiert. Diejenigen, die im Beruf starken körperlichen Belastungen (Maurer
oder Metzger) ausgesetzt waren, hätten zunächst im Vierer mit wenig Anstrengung
trainiert. Die übrigen - der Student oder Büroangestellte - seien in einem
zweiten Vierer deutlich mehr gefordert worden. Erst danach sei gemeinsam im
Achter trainiert worden, erinnert sich der Rüsselsheimer. Georg von Opel war
zudem experimentierfreudig. "Wir haben die Rumpfformen `V´, `U´ und `O´ sowie
den kurzen und langen Achter ausprobiert. Mal saß der Steuermann im Heck, mal
lag er im Bug", erzählt Wilfried Seipp.
Dieser Mut zum Experimentieren, vor
allem aber der Wille und die Freude am gemeinschaftlichen Rudern haben den
Achter 1948, 1949 und 1951 zu weiteren nationalen Titelehren getragen. Bei der
inoffiziellen Weltmeisterschaft auf der berühmten Royal Henley Regatta in
England glückte 1951 überdies ein hervorragender zweiter Platz. Als "Tragödie"
bezeichnet Wilfried Seipp den zweiten DM-Platz 1952. Denn der fünfte Titelgewinn
hätte dem "Opelachter" die Teilnahme an den Olympischen Spielen in Helsinki
beschert.
Nach dem letzten großen Sieg in
Ostende ist der Achter 1953 auseinandergegangen. Zu seinen früheren
Ruderkameraden hält Wilfried Seipp noch Kontakt und nimmt regelmäßig am
Vereinsleben des Rüsselsheimer Ruder-Klubs teil.