Andererseits bekräftigte er den
Willen des RRK-Vorstandes zu einem vernünftigen Kompromiß in der
Auseinandersetzung um 25.000 Mark Mehrkosten für die Tennisanlage des RRK auf
dem Mainvorland unterhalb des Bootshauses.
Unterdessen hat der frühere
Rüsselsheimer Oberbürgermeister Dr. Karl-Heinz Storsberg, der zum Zeitpunkt der
Entscheidungen in Sachen Tennisanlage noch im Amt war, in einem Gespräch mit dem
ECHO den berechtigten Anspruch der Stadt auf die Zahlung von 25.000 Mark
unterstrichen, sowohl "in juristischer als auch in moralischer Hinsicht".
"Winterstein will nicht"
Schatzmeister Wilfried Hoffmann ließ
keinen Zweifel daran, dass der RRK-Vorstand jederzeit zu weiteren Gesprächen mit
Vertretern des Magistrats bereit ist. Aber Oberbürgermeister Norbert Winterstein
habe ein Gesprächsangebot vor kurzem mit der Feststellung zurückgewiesen, es
gebe nichts mehr zu besprechen, weil die Angelegenheit für die Stadt rechtlich
eindeutig geklärt sei. Hoffmann bestätigte, dass der RRK-Vorstand bereits in
einer früheren Phase der Auseinandersetzung einen Kompromiss angeboten habe, der
darin bestehen sollte, dass der Klub einen Teil der Mehrkosten freiwillig
übernimmt. "Diese Bereitschaft ist aber so ausgelegt worden, als ob der
RRK-Vorstand damit seine eigene Rechtsposition in Frage gestellt hätte." Dies
aber sei nicht der Fall.
Vielmehr könne sich der RRK-Vorstand
auf einen von Oberbürgermeister Dr. Karl-Heinz Storsberg unterschriebenen
Vertrag berufen, in dem kein Passus enthalten sei, der die Mehrkosten dem Verein
aufbürde. Der Schatzmeister bestritt nicht, dass er von dem Beschluss der
Stadtverordnetenversammlung vom November 1979 gewusst habe, in dem eine Belastung
der Stadt im Hinblick auf die Mehrkosten ausdrücklich ausgeschlossen worden war.
Offiziell jedoch sei der
RRK von diesem Beschluss nie in Kenntnis gesetzt worden, abgesehen von den
Vertragsbedingungen, die nichts von dieser Bedingung enthalten hätten. Der
Vertrag zwischen der Stadt und dem RRK sei vor der Entscheidung der
Stadtverordnetenversammlung geschlossen worden.
Der Schatzmeister
bedauerte zwar, dass der Konflikt nun auch in die Öffentlichkeit gelangt sei,
aber der RRK habe andererseits nichts zu verbergen und brauche die öffentliche
Diskussion nicht zu fürchten. Es sei richtig, dass das zwischenzeitlich
verstorbene Ehrenmitglied Richard Trapp einen Brief an die Stadt geschrieben
habe, in dem eine verbindliche Spendenzusage in Höhe von 25.000 Mark gemacht
worden sei.
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Die Affäre um die
Mehrkosten für die RRK-Tennisanlage: "Affenkäfig" nannte sie ein
SPD-Stadtverordneter, der Klubvorstand hält das Geld fest und beruft sich
auf einen Vertrag, der sich in städtischen Amtsstuben befindet, während
Ex-Oberbürgermeister Dr. Karl-Heinz Storsberg, vorzeitiger politischer
Ruheständler, abrupt auf die politische Bühne zurückgekehrt ist
– wider
Willen, wie sich versteht. |
In Wirklichkeit seien
aber auch mit Hilfe von Richard Trapp Spenden bei der Stadtkasse eingegangen und
gegen Spendenquittung an den RRK weitergeleitet worden, wobei zu keiner Zeit ein
direkter Zusammenhang mit den zu erwartenden Mehrkosten für die Tennisanlage am
Main bestanden habe. Hoffmann wörtlich: "Der RRK hat keine Verpflichtungen
übernommen, und ich kann deshalb auch gegenüber der Mitgliedschaft keine
Ausgaben für Verpflichtungen tätigen, die wir gar nicht übernommen haben. Die
Mitglieder würden dies mit Recht rügen."
Der RRK-Schatzmeister
glaubt Anhaltspunkte dafür zu haben, dass die Stadtverordneten bei ihrem
Beschluss
selbst nicht genau gewußt hätten, über was sie eigentlich entscheiden sollten.
Denn der SPD-Stadtverordnete Werner Bechtel habe später davon gesprochen, dass
der RRK die Mehrkosten tragen müsse, die aufgrund von Auflagen des Wasser- und
Schifffahrtsamtes entstanden seien. In Wirklichkeit gehe es bei den Mehrkosten
aber um die Auffüllarbeiten auf dem Mainvorland.
Keine Zuschüsse mehr?
Hoffmann zeigte sich
bestürzt darüber, dass der Magistrat ernstlich damit gedroht habe, dem RRK im
Falle der Weigerung, die Mehrkosten aufzubringen, alle Zuschüsse für die
Abteilungen streichen will. Dies würde nach seiner Ansicht schwerwiegende Folgen
für den Sportbetrieb haben, der gerade bei der erfolgreichen Ruderabteilung in
letzter Zeit allein jährlich rund 10.000 Mark an Meldekosten für Regatten
erfordere. Hoffmann bezifferte die städtischen Zuschüsse an den RRK mit rund
3.000 Mark im Jahr, doch müsse er diese Zahl noch einmal überprüfen.
Die Drohung der Stadt
mit einer Streichung der Zuschüsse hält Hoffmann auch deshalb nicht für
gerechtfertigt, weil "hier Strittiges mit Unstrittigem" vermischt werde. Der
Schatzmeister legte Wert darauf, dass der RRK das Andenken an sein Ehrenmitglied
Richard Trapp so weit wie möglich aus der Diskussion heraushalten wolle. Der
Schatzmeister bestätigte, daß inzwischen alle Stadtverordneten die Unterlagen
über die Auseinandersetzung erhalten hätten, nachdem zuvor die
Fraktionsvorsitzenden unterrichtet worden seien. Ex-Oberbürgermeister Dr.
Storsberg, selbst Mitglied des RRK, hat keinerlei Verständnis für die Weigerung
des Ruder-Klubs, für die Mehrkosten aufzukommen. "Wenn es dabei bleibt, würde
der Klub die Solidarität und die Fairneß gegenüber allen anderen Sportvereinen
verletzen, die mit Hilfe der Stadt ebenfalls eine Tennisanlage erhalten und
allesamt die gleichen finanziellen Aufwendungen erbracht haben." Dr. Storsberg
kann sich nur an einen Vorvertrag erinnern, der mit dem Ziel zwischen der Stadt
und dem RRK abgeschlossen worden sei, dem Klub den Antrag auf Landeszuschüsse zu
ermöglichen.
Im übrigen habe
Sportamtsleiter Dieter Nachtigall für ihn alle Verhandlungen mit dem RRK
geführt. "Fest steht, dass die Tennisanlage nie gebaut worden wäre, wenn nicht
der verbindliche Brief von Herrn Trapp vorgelegen hätte, denn ich war von dem
Projekt alles andere als begeistert."
Nach den Worten Storsbergs ist der
RRK auch schon deshalb zu der Zahlung moralisch verpflichtet, weil er jetzt für
nicht absehbare Zeit erheblichen Gewinn aus der Anlage ziehe. Schon deshalb sei
es gänzlich undenkbar, der Stadt die Mehrkosten aufzubürden. Dr. Storsberg
äußerte die Ansicht, dass der RRK bei der Finanzplanung für die Anlage unter
Umständen nicht behutsam vorgegangen sei, zumal er wegen dem Bootshaus ohnehin
vor Schwierigkeiten gestanden habe.
Aus "Rüsselsheimer Echo" vom
28.06.1983:
dem Darlehensgesamtbetrag, mit dem der RRK bei der Stadt zu Buche steht,
zugeschlagen wird. Außerdem soll die Tilgung für das Jubiläumsjahr ausgesetzt
und dem Klub demnach der volle Betrag an Zuwendungen ausgezahlt werden, der ihm
vor dem Beschluss der Stadtverordnetenversammlung zustand. Dabei handelt es sich
um eine Summe von rund 7.000 Mark. Diese Summe würde nach den Vorstellungen des
Magistrats dem RRK noch vor den Jubiläumsfeiern im September ausgezahlt.
In Gefahr drohte der
Kompromiss noch durch eine Zusatzforderung des Klubvorstandes zu geraten, der
gefordert hatte, dass die Stadt den ohnehin schon günstigen Zinssatz für das
Darlehen noch einmal beträchtlich senken soll. Diesen Schritt hätte der
Magistrat aber nach den Worten Solbergs nicht ohne eine Zustimmung der
Stadtverordnetenversammlung unternehmen können. Außerdem, so Solberg gestern
gegenüber unserer Zeitung, hätte eine solche Zinssenkung den
Gleichheitsgrundsatz gegenüber den Darlehensverträgen anderer Sportvereine mit
Tennisabteilungen verletzt.
Nach dem Votum des
Stadtparlaments sollten die Mehrkosten für die Tennisanlage in Höhe von 25.000
Mark von der Stadt nach und nach auf dem Weg der Streichung der jährlichen
Zuwendungen einbehalten werden.
Das Ausbleiben der
städtischen Zuschüsse hat die Finanzkraft des Klubs empfindlich getroffen, wie
Schatzmeister Wilfried Hoffmann einräumte. Er verwies auf die erheblichen Kosten
für Renovierungsarbeiten am klubeigenen Bootshaus. So sei das Gebäude vor kurzem
verputzt worden. Außerdem habe die Kegelbahn überdacht werden müssen, nachdem
Wasser auf die Bahn geflossen sei. Auch die Sportabteilungen des RRK erfordern
nach den Darlegungen Hoffmanns einen finanziellen Aufwand, der an die
Belastungsgrenze des Klubs reiche. Die Ruderabteilung, die wegen ihrer
überragenden Erfolge derzeit verständlicherweise erhebliche Kosten verursache,
stehe nur als Beispiel für andere. Der Schatzmeister gab zu verstehen, daß sich
ein Klub wie der RRK einen Dauerkonflikt mit der Kommune nicht erlauben könne.
Sportdezernent Erich Solberg ließ
keinen Zweifel daran, dass eine Ablehnung des jetzt vom Magistrat unterbreiteten
Kompromissvorschlags nur noch den Weg der Klage für den RRK offen lasse. Die Stadt
habe ihre Bereitschaft zum Entgegenkommen bis zur Neige ausgeschöpft.