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Über Mitglieder des
RRK (2001)
Wolfgang Adrian |
Wolfgang Adrian: "Die Harmonie
muss stimmen"
Ruder-Klubs im Rhein-Main-Gebiet
gehen bei Nachwuchsförderung und Talentsichtung gemeinsame Wege
Aus "Rüsselsheimer Echo" vom
28.08.2001
(ras). "Seit Jahrzehnten gibt es verschiedene
Vereine, aber es ist für einen Verein schwierig, Talente in die nationale Spitze
zu führen", sagt Wolfgang Adrian, stellvertretender Vorsitzender der
Ruderabteilung des Rüsselsheimer Ruder-Klubs (RRK). So lag es nahe, einen
Zusammenschluss von Vereinen im Rhein-Main-Gebiet zu gründen: Die Vereinigung
firmiert unter dem Namen "Leistungssportforum Rhein-Main".
Dem Forum gehören der Mainzer
Ruderverein, Mainzer Rudergesellschaft, Weisenauer Ruderverein,
Rudergesellschaft Wiesbaden-Biebrich, der Flörsheimer Ruderverein sowie der RRK
an, dem dabei eine gewisse Vorreiterrolle zukommt. "Die zentralen
Trainingsmaßnahmen werden wir in Rüsselsheim absolvieren", erläutert Wolfgang
Adrian. Dort habe man das beste Gelände und ideale Bedingungen. Unterstützt wird
die Vereinigung vom Deutschen und vom Hessischen Ruderverband sowie dem
Landesverband Rheinland-Pfalz. Geplant ist außerdem der Anschluss an die
"Olympia Rudergesellschaft Südwest", die aus mehr als zwanzig Vereinen besteht.
Boote und Ruderer beim Ruderforum-Trainingswochenende am 25./26.08.2001 |
Am vergangenen Wochenende fand das
erste gemeinsame Training der besten Ruderer im Junioren- und Schülerbereich
auf dem Gelände des Rüsselsheimer Ruder-Klubs statt. Für die rund vierzig
Nachwuchsruderer standen diverse Übungseinheiten auf dem Programm, aber auch
der Spaß sollte nicht zu kurz kommen. Hauptaugenmerk lag aber auf der
Besetzung von Großbooten (Vierer und Achter). Als Hilfsmittel wurden dazu am
Wochenende Videoaufzeichnungen verwendet. "Die Harmonie muss stimmen", sagt
Adrian. Und dazu kümmerte sich bei der Sichtung um jedes Boot ein Trainer.
Dass Rudern ein Sport ist, der viel
Trainingsfleiß erfordert, wird bei einem Blick auf die Zahl der wöchentlichen
Übungseinheiten deutlich: fünf bis neun stehen für die Schüler beziehungsweise
Junioren auf dem Programm. "Da bleibt wenig Zeit für andere
Freizeitbeschäftigungen", weiß auch Adrian. Einige Athleten kommen daher direkt
von der Schule zum RRK-Gelände, essen dort zu Mittag, absolvieren ihr Training
und werden bei den Hausaufgaben betreut. Gerade auch deshalb scheint ein solcher
Zusammenschluss mehrerer Klubs sinnvoll, um die talentiertesten Sportler
unabhängig von ihrer Vereinszugehörigkeit professionell an nationale und
internationale Anforderungen heranzuführen.
Eigenbrötelei hat ein Ende
Rudertalente sind
im Leistungssportforum Rhein-Main gut aufgehoben
Aus "Main-Spitze" vom 28.08.2001
hku. - Lange genug hat
man gebraucht, um einen gemeinsamen Nenner zu finden. 20 Jahre - wirklich eine
lange Zeit. Zwei Jahrzehnte also, in denen strikt und ohne Blick über den
Tellerrand hinaus die eigenen Interessen verfolgt wurden; die Eigenbrötelei eine
Zusammenarbeit der hiesigen Rudervereine verhinderte. Bis schlussendlich die
Vernunft siegte, erkannt wurde: "Nur gemeinsam sind wir stark." Das erste
Resultat der "Fusion": Das Leistungssportforum Rhein-Main.
Gemeinsames Mittagessen
beim Ruderforum-Trainingswochenende am 25./26.08.2001 |
Das Prinzip ist leicht erklärt.
Viele der talentierten Ruderer im Alter von 15 und 16 Jahren haben in
ihren Heimatvereinen die meisten Herausforderungen bereits gemeistert;
sind bis in die hessische beziehungsweise rheinland-pfälzische Spitze
vorgefahren. Darüber hinaus sind die Möglichkeiten im eigenen Klub arg
begrenzt; ist der Sprung in die nationale Spitze ein schwerer. Nicht, was
den Trainingsaufwand betrifft (bis zu neun Mal die Woche) - vielmehr
fehlen Material und gleichwertige Trainingspartner.
Nicht so bei der Spitzenförderung.
Die Kräfte werden gebündelt, die größten Hoffnungsträger versammelt, um die
Entwicklung, die Leistungsfähigkeit zu forcieren, auf kurz oder lang an die
nationalen und internationalen Anforderungen herangeführt zu werden. Ein Mittel
zum Zweck. Zu jenen sieben, die kooperieren, zählen der Rüsselsheimer
Ruder-Klub, der Flörsheimer, Offenbacher, Mainzer und Weisenauer Ruderverein
sowie die Rudergesellschaften Biebrich und Mainz.
In Rüsselsheim, der künftigen
zentralen Trainingsstätte, feierte das "Leistungssportforum Rhein-Main"
Premiere. 39 Ruderjunioren schauten vorbei, viele von ihnen wurden mit einer für
sie eher ungewöhnlichen Geschichte konfrontiert - dem Großboot. Eine Menge
Individualisten - alle hatten sich mit ihren herausragenden Leistungen im Einer
empfohlen - mussten sich nun im Team beweisen. Im Vierer und Achter. Um zu
sehen, wie die Einzelkönner miteinander harmonieren, wer für welche Position im
Boot geeignet ist, wer teamfähig ist, wer nicht.
Eine Reihe an neuen Erkenntnissen
sammelten die fünf Trainer. Der hauptamtliche Coach des Leistungszentrums, der
ehemalige Weltmeister und kanadische Nationaltrainer Diethelm Maxrath wird auch
noch Gelegenheit dazu haben. Alle Taten wurden videotechnisch aufgezeichnet. Die
Ergebnisse stellen zufrieden. Und bestätigen die Hoffnung, alsbald mit
Großbooten bei diversen Ruderveranstaltungen teilzunehmen, in denen auch die
Rüsselsheimer Katrin Hoeldtke, Melanie Berger, Sascha Adrian oder Dominic
Schwöbel genauso wie der Flörsheimer David Schneider sitzen könnten. Der erste
Vierer des "Forums" steht bereits am kommenden Wochenende bei einer
Kurzstreckenregatta in Schierstein vor dem ersten großen Härtetest. In einem
Punkt sind sich alle einig: Die ersten Erfolge werden nicht lange auf sich
warten lassen. Die Frage ist nur, wie lange?
Der große Zusammenschluß im
Rhein-Main-Gebiet weckt Begehrlichkeiten
Wolfgang Adrian: "Mit dem Ruderforum
an die Spitze fahren"
Von Daniel Schleidt (aus "FAZ" vom
...09.2001)
RÜSSELSHEIM. Wolfgang Adrian hat große Ziele. Zufrieden lehnt sich der
stellvertretende Leiter der Ruderabteilung im Rüsselsheimer Ruder-Klub (RRK) in
seinen Stuhl zurück und sinniert über die Zukunft des Ruderns in der Region.
"Wir wollen an die Spitze", sagt er selbstsicher und streift mit den Augen über
das herrliche Gelände seines Vereins. Vor dem Bootshaus, in dem sich neben
zahlreichen Übungsräumen auch ein bestens eingerichteter Kraftraum befindet,
grenzt eine riesige grüne Wiese an das davor liegende Mainufer. "Wir haben hier
beste Voraussetzungen", weiß Adrian und schließt auch die "hervorragende
Wasserqualität des Mains" in diese Beurteilung mit ein. Die Bedingungen in dem
1908 gegründeten Traditionsklub sollen von nun an auch anderen Ruderern zugute
kommen. Vor kurzem haben sechs Vereine aus der Region und eine weitere
Rudergemeinschaft das sogenannte Leistungssportforum Rhein-Main gegründet. Neben
dem Rüsselsheimer RK sind zwei Rudervereine aus Mainz sowie weitere Klubs aus Weisenau, Wiesbaden-Biebrich und Flörsheim an Bord. Zentrum des
Zusammenschlusses soll Rüsselsheim sein. Mit dieser Kooperation der Vereine wird
endlich eine Tür aufgestoßen, die schon in den vergangenen zwanzig Jahren längst
hätte eingetreten werden müssen. Doch die Vereine machten allesamt ihr eigenes
Ding.
Achter beim Ruderforum-Trainingswochenende auf dem Main bei Rüsselsheim am 25./26.08.2001 |
Diese Zeiten sollen nun endgültig vorbei sein. In Zukunft sollen die
Jugendlichen nicht mehr nur Einer oder Zweier fahren. Sie sollen sich auch in
Großbooten, im Vierer oder im Achter zusammenfinden. Derlei Achter wurden am
vorvergangenen Wochenende beim ersten Treffen von 40 talentierten Jugendlichen
zwischen 15 und 17 Jahren aus den sechs Vereinen bereits zusammengestellt.
Anhand von Videoaufnahmen wird nun festgestellt, welche Ruderer zusammenpassen,
schon am 22. September wird das Forum sein erstes Boot ins Rennen schicken. In
Gent wird zumindest ein Vierer-Boot an den Start gehen, das sich aus
Jugendlichen aus den verschiedenen Klubs zusammensetzt. Der Anlaß für Wolfgang
Adrians Initiative zur Gründung des Forums lag in der Feststellung, daß immer
weniger Vereine imstande waren, sich den leistungssportlichen Herausforderungen
zu stellen. Denn Jugendlichen gute Trainingsmöglichkeiten zu bieten und sie
zudem regelmäßig auf Regatten zu schicken ist mit enormen Kosten verbunden.
Kosten, die gemeinsam minimiert werden sollen. Und eventuell durch Sponsoren
abgedeckt werden sollen, die aber noch gesucht werden.
Im Ruderforum Rhein-Main sollen nun die talentiertesten Sportler, unabhängig
welchem Verein sie angehören, langfristig und professionell an die nationale
Spitze herangeführt werden. Dafür soll unter anderem der hauptamtliche Trainer
im Mainzer Leistungszentrum, der ehemalige Weltmeister und kanadische
Nationaltrainer Diethelm Maxrath, sorgen. Die ersten Eindrücke stellen Wolfgang
Adrian bislang sehr zufrieden. In der Region gibt es durchaus hoffnungsvolle
Rudertalente. Etwa Kathrin Hoeldtke. Die 17 Jahre alte Schülerin aus Nauheim ist
eine derer, die bereits jetzt von der neuen Kooperation profitierten. Mit der
16jährigen Katja Müller vom Mainzer Ruderverein hat sie eine neue Partnerin für
den Doppelzweier gefunden. Weitere talentierte Ruderer sind David Schneider aus
Flörsheim oder der für den RRK startende Sascha Adrian, der vor zwei Jahren
Zweiter in einem Bundeswettbewerb wurde, der vergleichbar mit deutschen
Meisterschaften für Jugendliche ist. Weitere hoffnungsvolle Talente sind Dominic
Schwöbel oder die erst 15 Jahre alte Melanie Berger. Sie könnten die große
Rüsselsheimer Rudertradition fortsetzen, zu der einst schon Georg von Opel
beigetragen hat, der viele große Siege für seinen Klub eingefahren hat.
Noch steckt das Ruderforum Rhein-Main in den Kinderschuhen. Doch Wolfgang Adrian
ist zuversichtlich, daß irgendwann einmal die ersten Sportler aus diesem
Zusammenschluß in einem Boot des Deutschen Ruder-Verbandes sitzen werden. "Da
bin ich mir ganz sicher."
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