Olympia 1972 |
Über Mitglieder des
RRK (2005)
Udo Hild |
Udo Hild 2005 in Strathclyde |
Udo Hild, seit
2003 RRK-Trainer
In drei Jahren 63 Rudersiege in "Masters-Rennen"
für den RRK
Seit dem Jahr 2003 ist der
Olympiateilnehmer im Doppelzweier in Mexico 1968 (6. Platz mit Wolfgang Glock)
sowie im Einer in München 1972, Udo Hild, verantwortlich für die
aktiven Seniorruderer im RRK. Er hat selbst und mit den von ihm trainierten Ruderern in diesen
drei Jahren 141 Rennen für den RRK gewonnen. Von diesen 141 Rennen hat er
persönlich in Renngemeinschafts-Booten der "Mastersklasse" (früher "Alte
Herren") 63 Rudersiege herausgerudert.
Unter diesen 63 Rudersiegen waren im
Jahr 2003 eine Hessenmeisterschaft, zwei Siege im Masters-Championat in
Ratzeburg und drei im World-Masters-Championat in Vichy. Dann im Jahr 2004 waren
die herausragenden Erfolge fünf Siege im Masters-Championat in Berlin-Grünau und
zwei im World-Masters-Championat in Hamburg. Und auch im Jahr 2005 waren unter
den Siegen des "ehrgeizigen Udo" wieder so herausragende Erfolge wie eine
Hessenmeisterschaft sowie drei Siege im Masters-Championat in Salzgitter und
vier Siege im World-Masters-Championat im schottischen Strathclyde.
Wir wollen nun hier einmal
zurückblicken auf die sportlich größte Herausforderung und auch Leistung des derzeitigen RRK-Trainers im
Jahr der Olympischen Spiele 1972 in München. Udo Hild, der Deutsche Einermeister
des Jahres 1970, hat sich in den
deutschen Ausscheidungen im Einer gegen so hervorragende Skuller wie Jochen
Meißner und Wolfgang Glock für die Olympiade in München qualifiziert. Wir lassen die Presse
berichten:
Start des Vorlaufs mit von vorn: Udo
Hild, Guillermo Spamer (Mexico), Alberto Demiddi (Argentinien),
Melchior Bürgin (Schweiz), James Butterfield (Bermudas) und Rodmanis
Janis (Chile) |
Aus "Main-Spitze" vom 28.08.1972:
"Junge, Du warst
wirklich Klasse!"
Udo Hild trotz
Niederlage zufrieden
Während die Vorlaufsieger am Dienstag
in Ulm bei internationalen Rudertestwettbewerben die Boote zu Wasser lassen, muß
Udo Hild zur gleichen Zeit auf der herrlichen Regattastrecke in Oberschleißheim
in den Hoffnungslauf, um sich für das Einer-Halbfinale am Donnerstag zu
qualifizieren. Der für die Binger RG startende Mainzer ist darüber jedoch
keinesfalls traurig: "Ich gehe lieber hier noch einmal über 2.000 m an den Start
als in Ulm über 1.300 m. Außerdem bleibt mir die Hin- und Herfahrerei erspart."
Der 29jährige war auch über seinen
zweiten Vorlaufplatz, auf den ihn Weltmeister Demiddi aus Argentinien erst auf
den letzten 230 m verwiesen hatte, keinesfalls enttäuscht und fand aus dem Mund
von Ruder-Präsident Dr. Claus Heß Bestätigung für seine prächtige
Leistung: "Junge, du warst Klasse. Nur zum Schluß hast du bißchen viel
rausgeguckt. Du weißt doch: immer den Kopf zwischen die Beine stecken." Auch
Heß-Vorgänger Dr. Walter Wülfing sparte nicht mit Lob: "Mensch, der Udo war
großartig." Etwas kritischer zeigte sich Klaus Gerlach (36), Landestrainer von
Rheinland-Pfalz und seit Ende Februar/Anfang März auch Trainer von Hild: "Ich
bin nicht restlos zufrieden. Es gab noch ein paar kleine Fehler, die indes
abzustellen sind."
Hinsichtlich seines
weiteren Abschneidens gibt sich der sympathische, gelernte Dreher durchaus
zuversichtlich: "Es ist Klasse gelaufen und ich fühle mich in der Form meines
Lebens." Medaillen-Chance also für Udo Hild? Klaus Gerlach, der am 30. September
wegen interner Querelen den Mainzer RV verläßt, gibt sich optimistisch: "Für die
Goldmedaille kommen sechs Kandidaten in Frage, von denen jeder jeden schlagen
kann. Ich hoffe, daß Udo dabei ist."
"Udo"-Rufe halfen Hild
Von Bernd-Dieter Jenrich (aus "Main-Spitze" am 01.09.1972)
Vorübergehend sah es gestern auf der
Regattastrecke in Oberschleißheim so aus, als ob die vierzehn Halbfinalrennen
der Ruderer wegen eines bis zu sechs Meter pro Sekunde blasenden
Gegenwindes zumindest bis in die späten Nachmittagsstunden verlegt würden. Mit
einer Stunde und zwanzig Minuten Verspätung wurden dann aber doch die
Vierer-mit-Besatzungen als erste Boote auf die 2.000-Meter-Distanz geschickt,
obwohl der Wind praktisch unvermindert heftig wehte.
Einer-Trainer Klaus Gerlach aus Mainz
vor den Starts: "Wenn hier gefahren wird, denkt man an die Funktionäre, nicht
jedoch an die Aktiven!" Besonders betroffen von den unterschiedlichen
Verhältnissen waren die Teilnehmer auf der ungünstigen Bahn 6, denn
zwischen Bahn 1 und Bahn 6 differierte die Windstärke bis zu 1,3 Metern
pro Sekunde. Der für die Binger RG startende Mainzer Udo Hild, selbst auf Bahn 6
ausgelost, meinte denn auch vor seinem Rennen: "Da fliegt man ja weg. Nach 500
Metern kann man bei diesen Voraussetzungen schon mit zwei Längen im Rückstand
liegen. Am besten sollten wir nach Mainz in den Floßhafen gehen, da haben wir
spiegelglattes Wasser ... "
Udo Hild mit seinem Einer in München 1972 |
Auch in dem unangenehmen nassen
Element bewies der 29jährige im zweiten Halbfinallauf, daß er in bester
Verfassung ist. Zwar konnte er nach der 750-Meter-Marke mit dem auf Bahn 1
bevorteilten Sowjetrussen Malishev und nach 1.250 Metern auch mit dem
Amerikaner Dietz (Bahn 3) nicht mehr mithalten; den dritten Platz aber, der für
den Einzug ins Finale ausreichte, behauptete er unter den "Udo"-Anfeuerungsrufen
der Zuschauer indes sicher mit knapp einer Länge Vorsprung vor dem Dänen
Borgesen.
Aus "Rudersport" vom 08.09.1972:
Die
Einer-Halbfinals
Ein kampfreiches Rennen versprach der
erste Lauf des Einers zu werden, in dem Bürgin, Demiddi, Hellebrand und
Güldenpfennig als erste Anwärter für das Finale galten.
Demiddi erwischte einen schwachen
Start und schwamm zunächst in den hinteren Gefilden. Güldenpfennig, Drea aus
Irland und Bürgin aus der Schweiz skullten in Front. Mit 32er Schlägen zog
Güldenpfennig seine Bahn. Beeindruckend seine langausgezogene Skullarbeit. Dann
kam Demiddi und hatte bei 1.000 m den zweiten Platz erreicht. Er faßte das
Wasser mit 30er Schlag fast behutsam, zog aber dann den Endzug scharf. Es
gewinnt hier nur einer - Demiddi!
Schweiz und Irland kämpften
schließlich um den dritten Platz, während Demiddi und Güldenpfennig, allerdings
gestaffelt, sich einen sicheren Finalplatz ausrechnen konnten. So sah es noch
bei 1.750 m aus, dann mußte Güldenpfennig aber noch vor dem großartig
aufkommenden Bürgin und dem gleichfalls mitziehenden Bulgaren Valtchev bangen,
während Drea auf den fünften Platz zurückgefallen war. So hatte sich
blitzschnell die Situation geändert. Hervorragend jedenfalls die Energieleistung
der drei hinter Demiddi folgenden Skuller, wobei Valtchev fast noch Bürgin vom
Platz 3 gedrängt hätte. Es fehlten nur sieben Zehntelsekunden. Bürgin wiederum
hätte nur noch sechs Zehntelsekunden gebraucht, um mit Güldenpfennig
gleichzuziehen. Also ein Kampf auf Biegen und Brechen, wie er für das begeistert
mitgehende Publikum nicht hätte schöner sein können. Hellebrand schien uns mit
dem sechsten Platz sehr schlecht gefahren zu sein.
Bei 500 m befand sich Hild im zweiten
Halbfinale in der
Dreiergruppe mit Malishev und Dietz. Nach der Ruderarbeit müßte Malishev das
Rennen gewinnen. Ein prachtvoller Skuller, der mit 26er Schlag, aber Kraft,
seine Skulls durchs Wasser zog. Bei 1.000 m war der Russe, scheinbar leicht
rudernd, mit anderthalb Längen weg. Dahinter im Kampf um Platz 2 Hild und Dietz.
Wenn der Neuseeländer nicht noch aufdreht, sollte Hilds dritter Platz sicher
sein. Und Hild stand sein Rennen prima durch, er hielt sich Watkinson vom Leib.
Eine kämpferisch große Leistung. Vorn jedoch Malishev, der praktisch
spazierenfuhr. Was kann er leisten, wenn er echt gefordert wird? Man darf auf
das Finale gespannt sein. Fast hat es den Eindruck, als ob er in die Fußstapfen
seines berühmten Landsmannes Iwanow treten könnte. Große Begeisterung beim
deutschen Publikum, als Hild den dritten Platz geschafft hatte.
Aus "Rudersport" vom 08.09.1972:
Das Einer-Finale ‒
Udo Hild auf dem 4. Platz
Eine Delikatesse
versprach der Einer zu werden. Demiddi oder Malishev war die Frage der Experten.
Und nicht wenige tippten auf den Sowjetrussen. Malishev war Vierter der WM und
Fünfter der EM. Demiddi hatte sich die WM 1970 und die EM 1971 geholt. Bei den
Olympischen Spielen 1968 war er Dritter geworden. Fehlte ihm also nur noch
olympisches Gold. Mit Bürgin hatte die Schweiz ihren besten Skuller aller Zeiten
aufgeboten. Bürgin hatte schon auf den EM 1964 Bronze errudert. Er war mit
Studach im Doppelzweier Weltmeister 1966 und Europameister der Jahre 1965 und
1967. Wolfgang Güldenpfennig vertrat die DDR für Dräger, der 1970 und 1971
jeweils Zweiter geworden war. James Dietz aus den USA war WM-Teilnehmer. Gegen
diese Skuller hatte Udo Hild anzutreten. Keine leichte Aufgabe, aber er hatte in
den Vorentscheidungen seinen guten Trainingsstand bewiesen. Ob er wohl eine
Medaille holen würde?
Hild startete schnell.
Er, Demiddi und Malishev gingen sofort eine Länge in Führung. Dann riß Malishev
an und schaffte mit zwei, drei Schlägen eine halbe Länge. Schön lang skullte
Hild. Er und Demiddi schienen sich in Wartestellung zu befinden. Eine
hervorragende Technik in diesen drei Booten. Bei 1.000 m fächerte sich das
Dreigespann etwas auf, und zwar um je eine halbe Länge. Hild auf der dritten
Position wird nun von Güldenpfennig angegriffen, während Demiddi wieder ins Boot
von Malishev hineinlief. Um das Gold ist alles noch offen, aber auch um Bronze
geht der Kampf zwischen DDR und BRD weiter. Malishev hielt seinen Vorsprung.
Würde Hild dieses Tempo durchhalten? Er konnte es nicht, drüben auf der Bahn 5
zog Güldenpfennig vorbei. Trotzdem, mehr war einfach nicht zu holen. Hild hat
sich tapfer geschlagen. Güldenpfennig hat sich als guter Ersatz für Dräger
erwiesen. Zu weit abgeschlagen kam Bürgin ins Ziel ein. Mit 1,4 Sekunden hatte
Malishev dem großen Demiddi den Wind aus den Segeln genommen. Damit dürfte die
Aera Malishev angebrochen sein.
Stimme zum
Einer-Finale
Udo Hild (Bingen),
Skiff-Olympiavierter: "Wie ich mich fühle? Be... Ich wollte unbedingt eine
Medaille gewinnen. Und wieder hat es nicht geklappt. Mehr aber konnte ich an
diesem Tag einfach nicht bringen. Ich mache so lange weiter, bis ich endlich
eine Medaille habe."
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RRK-Trainer Udo Hild mit dem Männer-Vierer des Rüsselsheimer Ruder-Klubs
08 auf der Gießener Pfingstregatta 2004 ‒ drei Siege, zwei im "Vierer-mit" und
einen im "Vierer-ohne" (Dominic Schwöbel, Sven Hartenbach, Benjamin Michel, Sascha Adrian, Trainer
Udo Hild mit dem Pfingst-Pokal und die von IGOR Offenbach "ausgeliehene"
Steuerfrau Elisabeth Ursprung) |
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