|
Über Mitglieder des
RRK (2016)
Udo Schneider |
RRK-Vorsitzender Prof. Dr. Dietmar Klausen
ehrt Udo Schneider 2013 für 40 Jahre RRK-Mitgliedschaft |
Ein Stück deutsche Gemütlichkeit
Beim "Schaab Louis" kann man draußen sitzen, essen, trinken und sich nett
unterhalten
Von Natalia Schmidt (aus
"Main-Spitze" vom 29.07.2016)
Draußen sitzen,
gemütlich etwas essen und trinken, sich nett unterhalten. In Rüsselsheim gibt es
viele Möglichkeiten, darunter auch Biergärten. Wir stellen einige von ihnen vor.
Das historische
Weinhaus "Schaab Louis" in der Rüsselsheimer Innenstadt präsentiert sich
geschichtsträchtig beim Eintritt in den Garten, der etwa für 160 Personen Platz
bereit hält. Zwei große Kastanien spenden Schatten, während Besitzerin Ilka
Hummel-Schneider ein paar weitere Schirme aufstellt. 1899 als Metzgerei
eröffnet, war der "Schaab Louis" in den 1970er Jahren ein städtisches
Jugendhaus. 1980 wurde das Anwesen in der Ludwigstraße wieder der
gastronomischen Nutzung zugeführt, bevor Ilka gemeinsam mit Mann Udo Schneider
1995 der Stadt das Schmuckstück abkauften.
"In den meisten
Biergärten ist es nicht möglich, Plätze zu reservieren", erzählt Udo Schneider.
"Wir machen das!" Sogar Sonderwünsche nach Schatten oder Halbschatten sind
möglich.
"Wir nennen uns
zwar Weinhaus, aber natürlich bieten wir auch Biersorten an", verweist Schneider
auf die drei Sorten vom Fass, verschiedene Biere der Saison, wie zum Beispiel
den "Erdinger Stiftsbräu". Der Gast setzt die Trends und wird vom Wirt ernst
genommen. Das beweist das Angebot von "Handcrafted Beer", also weg vom
"Industriebier". Die längere Lagerung passt dann auch in die Philosophie des
Hauses. "'Slow food' ist unser Motto", sagt Schneider und verweist auf die
Bewahrung regionaler Produkte. So wundert es auch nicht, dass es für kurze Zeit
den sortenreinen Speierling-Apfelwein zu kosten gibt. "Wir haben hier öfter den
Rüsselsheimer Lothar Hartmann zu Gast". Natürlich, der Hartmann von der Kelterei
in der Mainzer Straße! Was lag also näher, als sich gegenseitig zu unterstützen
und das Stöffsche anzubieten?
"Wir profitieren
viel von Stammgästen, aber auch von internationalen Gästen, die bei ansässigen
Firmen zu Besuch sind." Ob bei der gegenüber liegenden Opel AG oder dem etwas
weiter entfernten Hyundai – viele ausländische Gäste wollten einfach die
deutsche Gemütlichkeit kennenlernen.
Das Wetter spielte
dem Wirt in diesem Jahr zwar nicht unbedingt in die Hände, allerdings ist ein
großer Bereich des üppig begrünten Gartens mit einer Markise überdacht. "Die EM
ist relativ spurlos an uns vorbei gegangen", betrachtet Schneider das Verhalten
seiner Gäste. Je nach deutscher Beteiligung kamen diese früher oder später am
Abend, da er keine Liveübertragung angeboten hatte. Dies kam allerdings den
Nicht-Fußball-Fans zugute, die einfach bei netten Gesprächen ihre Ruhe haben
wollten.
HISTORIE
Mit dem Erlass von König Max Joseph I. von Bayern am
4. Januar 1812 wird den Bierbrauern erlaubt, das Bier dort auszuschenken, wo
es gebraut wurde. Vorangegangen war natürlich mal wieder ein Streit, bei dem
Wirte von den Bierbrauern forderten, sie zu beliefern und nicht selbst als
Schankwirte tätig zu sein. Durch das Dekret entstanden so von München heraus
die ersten Biergärten vor den Brauereien und verbreiteten sich regional und
überregional.
Die in Bayern oft gepflegte Tradition, das eigene
Essen in die Biergärten mitbringen zu können, wird in den Rüsselsheimer
Lokalitäten jedoch nicht angeboten. |
|
Ein
beliebter Treffpunkt mitten in der Innenstadt: Der Biergarten des "Schaab
Louis". |
Keine
kurzfristige Schließung
Weinhaus-Chef
sondiert den Markt
Das frisch renovierte Weinhaus gehört zu den Traditions-Adressen in der
Rüsselsheimer Gastronomie.
|
Von Robin Göckes
(aus "Rüsselsheimer Echo" vom 27.10.2016)
Für das Weinhaus "Schaab
Louis" wird derzeit ein Käufer gesucht. Vor dem Aus steht der gastronomische
Traditionsbetrieb deshalb aber noch lange nicht, versichert der Wirt und tritt
damit der Gerüchteküche entgegen.
Udo Schneider kann
angesichts der Gerüchte, die derzeit in Rüsselsheim kursieren, nur den Kopf
schütteln. "Nein", versichert er, das Weinhaus "Schaab Louis" werde mit
Sicherheit nicht kurzfristig schließen. "Was stimmt, ist, dass ich mich
mittelfristig anders orientieren muss", erklärt der Gastronom, der das
Traditionshaus in der Rüsselsheimer Innenstadt schon seit Jahren betreibt. Die
Gesundheit mache allerdings eine neue berufliche Orientierung über kurz oder
lang notwendig. Zudem gebe es in der Familie niemanden, der das Weinhaus in
Zukunft übernehmen möchte. "Da ist es doch vernünftig und verantwortungsbewusst,
jetzt schon einmal die Lage zu sondieren", erklärt Schneider.
Angebot im
Internet
Für diesen Zweck
arbeitet er mit einem Rüsselsheimer Immobilienbüro zusammen, welches auf seiner
Homepage das erst jünsgt renovierte Haus an der Ludwigstraße zum Verkauf
anbietet. "Sollten Sie als Käufer den Betrieb nicht selbst führen wollen, ein
geeigneter Pächter, der die Tradition und die Qualität des gastronomischen
Betriebes weiterführen möchte, wäre bereits gefunden", steht dort geschrieben.
Über diese Anzeige
stolperten einige Rüsselsheimer. Die Mechanismen der Gerüchteküche schlugen zu,
schnell hieß es im sozialen Netzwerk "Facebook", der Betrieb würde demnächst
dicht machen. Die Ratten verließen das sinkende Schiff, hieß es da an einer
Stelle sogar.
Schneider hat
natürlich von den Gerüchten gehört, er wurde auch bereits selbst angesprochen.
Nun tritt der Gastronom dem Tratsch im Internet entgegen. "Was da alles erzählt
wird, grenzt ja teilweise schon an Rufmord", sagt er mit deutlicher Verärgerung
in der Stimme. Es gebe keine akute Notlage, die ihn zum Verkauf zwinge, er
schaue einfach nur voraus. "Auch im Sinne des Hauses", wie Schneider sagt.
Ihm liege viel
daran, dass das Haus auch in Zukunft in gute Hände kommt und irgendwann
ordentlich weitergeführt wird, wenn er es nicht mehr selbst betreibt. "Ich bin
überzeugter Rüsselsheimer und es ist mir alles andere als egal, was aus dem
Weinhaus wird", versichert er.
Anders als beim
Weinhaus "Schaab Louis" scheint die Lage bei einem weiteren gastronomischen
Betrieb in Rüsselsheim mit gewisser Strahlkraft zu liegen. Für die "Alte
Schmiede" in Bauschheim wird derzeit tatsächlich im Internet ein neuer Pächter
gesucht. Für das Fachwerk-Gasthaus in bester Stadtteil-Lage mit seinem 210
Quadratmeter großen Gastraum plus Biergarten werden 2000 Euro als monatliche
Pacht aufgerufen. |