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Über Mitglieder des
RRK (2024)
Tobias Wuttke |

Die deutschen Hallenweltmeister der
Altersklasse M40, mittlere Reihe ganz rechts: Tobias Wuttke |
Ein Karbener ist Weltmeister
Tobias Wuttke
trainiert sonst den Nachwuchs beim HC Bad Homburg. Jetzt feiert der Karbener
einen Hockey-Titelgewinn ‒ und dies als Spieler.
Aus "https://www.fnp.de"
vom 12.04.2024
Nach den
Europapokalsiegen bei den Landesmeistern jetzt also der Weltmeistertitel: Man
ist geneigt zu sagen, Tobias Wuttke aus Karben habe als Hallenhockeyspieler so
ziemlich alles erreicht, was man erreichen kann. Wuttke selbst würde dieser
Behauptung lächelnd mit einem "Nun ja" entgegnen.
Der langjährige
Sportliche Leiter des HC Bad Homburg ist als bodenständig und bescheiden
einzuordnen, aber auch eine ehrliche Haut. Die internationalen Erfolge in seiner
aktiven Laufbahn mit dem Dürkheimer RK im Jahr 2006 (5:0 gegen KS Pocztowiec
Poznan) und Rüsselsheimer RK 2009 (3:2 durch Golden Goal gegen Campo Madrid) ist
natürlich nicht wirklich mit dem Weltmeistertitel zu vergleichen, den er nahezu
15 Jahre später als Altersklassenspieler gemeinsam mit dem deutschen
M40-Nationalteam in Nottingham erreicht hat.
Für die Spieler wie
den Torjäger Wuttke ‒ der 43-jährige Familienvater aus Karben war mit 16
Treffern hinter dem Engländer Ben Alberry (17 Tore) zweitbester Torschütze
seiner Altersklasse ‒ und auch den Deutschen Hockey-Bund sind solche Erfolge
freilich sehr erfreulich.
Gut ein Jahr nach
dem Weltmeistertitel der Männernationalmannschaft im indischen Bhubaneswar
reihten sich nun bei der Altersklassen-WM in der Halle einige DHB-Teams ein mit
Finalsiegen: Die Frauen der W50 (2:1) und die Männer der M60 (5:3) setzten sich
gegen den deutschen Hockey-Erzrivalen Niederlande durch, die M35 gegen
Schottland (9:3), die M50 im Shootout gegen Spanien (7:6), die W55 gegen die USA
(4:0), die W60 gegen Wales (2:1) und die W45 (4:2) wie auch Wuttkes M40 (5:4)
gegen Gastgeber England.
Acht von zwölf
mögliche Titel holten die deutschen Hockeycracks also, die sich mit mehr als 150
Spielerinnen und Spieler für das verlängerte Osterwochenende auf dem Weg in die
Midlands gemacht hatten ‒ alle Achtung. Sei der erste WM-Titel für die Männer
nach 17 Jahren »ein Riesending« gewesen, fühle sich dieser Erfolg sehr schön,
aber eher wie ein Turniersieg an, erzählt Wuttke lächelnd.
Als Sechsjähriger
hatte er im heimischen Bad Dürkheim mit dem Hockey begonnen und dort auch sehr
lange gespielt, ehe er seine erfolgreiche Zeit als Bundesligaspieler 2008 bis
2011 beim Rüsselsheimer RK fortsetzte. Wuttke studierte Sportwissenschaften in
Mainz und machte schließlich sein Hobby zum Beruf. Seit 2013 schon arbeitet er
hauptamtlich als Sportlicher Leiter beim HC Bad Homburg. Von Anfang an habe es
beim HCH gepasst, der ein so toller familiärer Club sei, schwärmt Wuttke, als
Trainer seit jeher für die U8- und U10-Jungen-Teams seines Vereins
verantwortlich.
Den Hockeyschläger
legt er derweil weiterhin ungern aus der Hand. Schon 2018 gehörte er bei der
Altersklassen-WM in Barcelona dem deutschen M35-Team an. Und als es im Herbst
darum ging, eine Mannschaft für die Hallen-WM zu formieren, war der sportliche
Ehrgeiz des Mitvierzigers wieder mal geweckt.
Kapstadt sticht
Nottingham aus
Es ist nicht etwa
so, dass die Altersklassenspieler innerhalb des DHB nicht gut organisiert sind.
Die meisten trainieren allerdings schon länger auf die
Senioren-Weltmeisterschaften im Feldhockey hin, die im Oktober in Kapstadt
stattfinden werden. Der "Indoor World Cup" in Nottingham klang für manchen
Alt-Internationalen vergleichsweise weniger attraktiv ‒ das war die Chance für
Wuttke und manchem seiner früheren Rüsselsheimer Mannschaftskameraden.
Bis Weihnachten
konnten sich potenzielle WM-Teilnehmer für Nottingham bewerben. Dabei ging’s
natürlich um spielerische Klasse, "man musste es aber auch körperlich und
zeitlich erstmal schaffen, um dabei sein zu können", erläutert Wuttke.
Als der Kader
stand, trafen sich die Spieler ‒ die meisten aus dem Rhein-Main-Gebiet, aber
auch welche aus Hamburg, Berlin und dem Ruhrpott ‒ zu Trainingsspielen gegen
Männerteams aus Wiesbaden, Rüsselsheim und Bad Kreuznach sowie zu einem
gemeinsamen Trainingstag.
Wuttke selbst hat’s
mal mitgeschrieben: In der rund fünfmonatigen Vorbereitungsphase kam er auf 43
Laufeinheiten, 22 Hockeytrainings, 20 Mal im Kraftraum und trieb 18 Mal
alternativen Sport. "Die Fitness", weiß der Torjäger, "ist in unserem Alter ein
wichtiger Faktor."
Für eine Woche
hielten sich die M40-Männer, eine bunte Truppe, teilweise mit Frauen und Kindern
"im Schlepptau", in Nottingham auf. Unter fünf Teams wurde Deutschland unter dem
früheren Dürkheimer Erfolgscoach Matthias Bechmann unangefochten Sieger der
Hauptrunde ‒ nach Erfolgen gegen Schottland (20:1), Irland (9:1), Ghana (20:0)
und England (3:2), die Spielzeit betrug je vier Mal zehn Minuten.
Im Halbfinale
schalteten Wuttke und Co. dann Schottland aus (7:3), ehe es gegen den "einzigen
Fifty-fifty-Gegner (Wuttke)" England spannend wurde. Nach Toren von Alexander
Spina (9., 10.) und Lars Holland (12.) kamen die Gastgeber auf 3:2 heran, dann
traf Wuttke zum 4:2 (27.), und nach dem neuerlichen Anschlusstreffer machte
Kapitän Mirco Fuchs zum 5:3 alles klar (34.), Endstand 5:4 ‒ der deutsche Jubel
kannte keine Grenzen.
Wie das heute so
ist, hat sich Tobias Wuttke offiziell über seinen Instagram-Kanal bedankt: bei
seiner Frau Julia (früher im Golf Junioren-Weltmeisterin für Neuseeland) sowie
den Kindern Clara (13), Henry (10) und Quinn (5) für die Unterstützung. Seinen
Eltern, dass sie ihn damals, als sechsjährigen Bub, überhaupt zum Hockey
geschickt haben. Und seinem Personal Trainer David ‒ ohne den Fitness-Coach,
sagt der Weltmeister lächelnd, wäre das alles erst recht nicht möglich gewesen. |