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Über Mitglieder des
RRK (2005)
Torsten Althoff |
Im Gespräch: Hockey-Nationalcoach Bernhard Peters
bespricht sich mit seinem Co-Trainer Torsten Althoff, der auch
einmal Trainer der Rüsselsheimer Hockey-Herren war. |
"Bernhard hört auch auf mich"
Der Weg von Torsten Althoff zum Co-Trainer des Hockey-Nationalteams
Von Uli
Meyer (aus "Main-Spitze" vom
05.09.2005)
LEIPZIG Auch er gehörte zu den
Besiegten. Torsten Althoff stand mit dem gesenkten Blick oben auf dem
Standgerüst, wo die "Spione" aller Länder ihre Kameras postiert hatten. Viele
Meter weiter unten auf dem Hockeyplatz jubelten die Spieler Spaniens. Gerade
hatten sie Titelverteidiger Deutschland mit 3:2 bezwungen und waren ins Endspiel
der 10. Europameisterschaft in Leipzig eingezogen.
Alle Tipps, die der gebürtige
Rüsselsheimer von seiner schönen Übersichtsplattform nach unten auf die deutsche
Trainerbank via Funkleitung durchgegeben hatte, waren ohne Erfolg geblieben.
Dabei war Torsten Althoff noch vor dem Spiel ziemlich zuversichtlich gewesen.
Trotz der bekannten Stärke des Gegners glaubten die Deutschen an sich. "Die
Stimmung ist gut, und wir denken auch, das richtige Konzept für die Spanier zu
haben", sagte der Co-Trainer der deutschen Hockeymänner vor der Halbfinalpartie.
Aber dann verkehrte sich der vermeintliche Heimvorteil erst einmal ins Gegenteil
um. Die 4.500 Zuschauer auf der Tribüne schienen den Erwartungsdruck auf das
Gastgeberteam derart zu erhöhen, dass die deutschen Spieler, darunter mit Oliver Markowsky ein RRK-Sprössling, anfangs wie gelähmt schienen. Den daraus
resultierenden 0:2-Rückstand glich man zwar noch aus, doch in der allerletzten
Minute traf Spanien noch zum 3:2-Endstand - im Spiel um den undankbaren dritten
Platz schlug die deutsche Mannschaft Belgien mit 9:1.
Trainer
Torsten Althoff mit Hessens Spitzenteam 1994 auf dem Feld bei der
männlichen B-Jugend, dem RRK (hinten: Rene Sommerfeld, Björn Fuchs,
Steffen Dreisbach, Christian Domke, Nico Hosang, Holger Gerlach, Torsten
Kraft, Matthias Köppl, Tolga Özkol, Thorsten Naß, Heiko Heß, Trainer
Torsten Althoff; vorn: Björn Birkicht, Tim Schmuck, Jürgen Stuhlträger,
Martin Ehrhardt, Benedetto de Lauso, Gregor Theis, Nicolas Emmerling,
Benjamin Jacobi) |
Torsten Althoff gehört dem mit zehn
Personen von Bundestrainer über Teammanager bis zum Physiotherapeut neuerdings
ungewöhnlich großen Begleiterstab der Nationalmannschaft erst seit knapp vier
Monaten an. Aber er ist beileibe kein Neuling. Als nebenberuflicher
Jugend-Bundestrainer zählt Althoff schon lange zum Trainerkreis des Deutschen
Hockey-Bundes (DHB), und Co-Trainer an der Seite des Chefcoaches Bernhard Peters
war Althoff bereits, als Peters noch verantwortlicher Übungsleiter der
Junioren-Auswahl war. Im Frühjahr 2005 war der Job des Co-Trainers beim
amtierenden Weltmeister vakant − Althoff griff zu.
"Es ist für jeden Hockeytrainer sehr
fruchtbar, mit Bernhard Peters zusammenzuarbeiten", sieht Althoff seinen Job vor
allem unter dem Aspekt des unschätzbaren Erfahrungswertes. Peters gilt
spätestens seit dem Gewinn des WM-Titels 2002 als einer der angesehensten
Hockeytrainer der Welt. Torsten Althoff sieht sich keineswegs bloß als
Hütchen-Aufsteller oder jemand, der den Cheftrainer die Alltagsarbeit bei
Lehrgängen abnimmt. "Ich gebe auch etwas, und Bernhard hört auch auf mich",
glaubt Althoff, wenn dieser mit seinem Boss über Gegnerbeobachtung, Spielanalyse
und taktische Antwortvarianten ("meine Stärke") diskutiert.
Hauptamtlicher Hockeytrainer wollte
der 34-jährige Diplom-Sportlehrer eigentlich nie werden
−
"Berti Rauth oder
Thomas Dauner, die beide ihr Studium geschmissen haben und voll auf die Karte
Hockey setzten, waren für mich eher warnende Vorbilder", sagt Althoff über die
Trainerkollegen aus Rüsselsheim und Stuttgart. Jetzt steckt Althoff genauso
mitten drin in diesem Job. Dabei sind seine Dienste für den DHB als
verantwortlicher U18-Auswahlcoach und Co-Trainer des männlichen A-Kaders nur
eines von mittlerweile drei Standbeinen. Beim RTHC Bayer Leverkusen betreut "Totte"
die Zweitliga-Männer, ein paar männliche Nachwuchsteams sowie die vereinsinterne
Trainerausbildung. Und darüber hinaus ist er seit kurzem in ein neues
Landesprojekt in Nordrhein-Westfalen integriert. Althoff gibt Sondertraining für
die Bundeskaderathleten aus Köln. "Morgens um 7.15 Uhr habe ich neulich eine
Extraschicht mit dem EM-Spieler Jan Marco Montag bestritten", erzählt Althoff,
dem bei solch ungewöhnlichen Arbeitszeiten "wenig Gelegenheit für Privates" im
Wohnort Köln bleibt.
Kontakt mit der alten Heimat
Rüsselsheim hält er am meisten mit Volker Schädel, dem früheren RRK-Mitspieler
und Nachwuchstrainerkollegen. "Und Berti sehe ich auch immer mal wieder, wenn
ich in Rüsselsheim bin", sagt Torsten Althoff, der mit gewisser Wehmut an früher
zurückdenkt. "Nach so vielen Jahren erfolgreicher Jugendarbeit war mein
Scheitern als Herrentrainer, der damals einfach noch zu jung für diese Truppe
war, keine schöne Sache. Aber aus schmerzlichen Erfahrungen zieht man oft die
größten Stärken. Für mich war der Weggang 1998 nach Braunschweig als
niedersächsischer Landestrainer eine positive Entwicklung." Und jetzt steht er
gar beim Aushängeschild des Verbandes in der Pflicht. "Auf jeden Fall bis zur WM
2006", so Bernhard Peters, "wird Torsten im Betreuerteam dabei bleiben."
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