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Über Mitglieder des
RRK (2013)
Thomas Hartmann |
Thomas Hartmann hat "Hartmann Mode" um das
Geschäft "Vis à Vis" in der Bahnhofstraße erweitert. Jetzt ist auch genug Raum
für wechselnde Kollektionen.
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Es darf auch bunt und ausgefallen sein
Thomas Hartmann ist den Trends auf der Spur und richtet das Sortiment nach den
Kunden aus
Von
Liz Schuster (aus "Rüsselsheimer Echo" vom 20. November 2013)
Trotz aller
Diskussionen um Leerstände und mangelnde Attraktivität der Rüsselsheimer
Innenstadt – es gibt weiterhin eine Reihe von Fachgeschäften und engagierten
Kaufleuten. Das ECHO stellt sie in einer losen Folge vor. Heute "Hartmann Mode".
In Sachen Mode ist
"Hartmann Mode" der Platzhirsch in der Innenstadt. Diese Position des
eingesessenen Rüsselsheimer Unternehmens hat Geschäftsführer Thomas Hartmann
jetzt noch ausgebaut, mit einem neuen Geschäft genau gegenüber des Stammhauses
am Friedensplatz. "Vis à Vis" heißt es passenderweise. Für Thomas Hartmann,
Vorsitzender des Treffpunkt Innenstadt, ist dies auch ein klares Bekenntnis zum
Standort. "In Rüsselsheim ist auf jeden Fall Kaufkraft", ist er überzeugt. Die
Geschäfte führt der Textilbetriebswirt mit seiner Mutter Maria Hartmann,
unterstützt werden sie von 14 Mitarbeitern.
Seinen Ursprung hat
das Unternehmen in Sangerhausen in Sachsen-Anhalt. Dort gründete Hermann
Hartmann, der Großvater von Thomas Hartmann, bereits 1932 das Herrenmodegeschäft
Hartmann. 1960 flüchtete die Familie nach Rüsselsheim und startete mit dem
ersten Geschäft in der Grabenstraße einen Neuanfang. Der Umzug an den heutigen
Standort am Friedensplatz erfolgte 1970. Seitdem wurden die Räume mehrfach
modernisiert.
Von sportlich-chic
bis modisch und festlich reicht das Angebot. Männer finden in dem Geschäft, dass
in den sechziger Jahren noch "Anzug Hartmann" hieß, eine große Auswahl an
Anzügen und Hemden – klassische ebenso wie schmal geschnittene für Jüngere – und
die passenden Accessoires von Socken bis Krawatten, Gürteln und Schals.
Ob Konfirmation
oder Hochzeit, viele Kunden wurden hier bereits für festliche Anlässe
ausstaffiert. Auch der Wunsch nach Frack oder Smoking kann erfüllt werden. "Wir
haben Anbieter, die alle Größen vorrätig haben, das ist schnell geordert",
erklärt Hartmann. Jacken, Pullover und Hosen runden das Sortiment ab, darunter
auch "junge" Marken wie Tommy Hilfiger und Scotch+Soda.
Bei der Damenmode
sind Marken wie Marc O'Polo, S. Oliver, Brax, Monari, Opus und Mac vertreten, im
"Vis à Vis" vor allem Gerry Weber, Taifun und Fuchs & Schmidt. Ein Grund für die
Expansion war, dass sich die Damenmode im ersten Stock nicht so gut verkauft
hat, "weil die Treppe für viele ein Hindernis war". Nun gibt es nur noch
ebenerdige Verkaufsfläche – statt bisher rund 500 sind es jetzt 620
Quadratmeter. "Damit haben wir auch mehr Platz für wechselnde Kollektionen und
ausgefallenere Mode", sagt Geschäftsführer Hartmann. Sehr bunte Strickjacken und
Mäntel hätten sich zum Beispiel überraschend gut verkauft. Deshalb hat er für
das Frühjahr auch wieder einige Modelle aus der Kollektion "Lieblingsstück"
geordert – ein deutscher Hersteller, der vor allem T-Shirts und Sweats mit
witzigen, ausgefallenen Aufdrucken anbietet. "Wir versuchen, ein Sortiment
zusammenzustellen, das auf unsere Kunden ausgerichtet ist. Wir sind mit keiner
Marke verheiratet, das unterscheidet uns von den Mode-Ketten", erklärt Hartmann
sein Konzept. Dazu gehöre ein Angebot, das dem gewandelten Modebewusstsein
gerecht wird. Dezente Kleidung ist weitgehend passé, auch ältere Menschen wollen
es modisch und chic.
Um über die Trends
in der Branche auf dem Laufenden zu bleiben, besucht Hartmann regelmäßig
Modemessen in Berlin und Düsseldorf oder ordert in Showrooms in Offenbach oder
Eschborn.
Was den Umsatz
betrifft, hat Thomas Hartmann wenig Grund zur Klage. "Schon etwas rückläufig,
aber momentan stabil", erklärt er. Und die Geschäfte im "Vis à Vis" laufen besser
als erwartet. "Der Zuspruch ist hervorragend, es kommen auch viele Leute, die
bisher nicht zu unseren Kunden zählten." Hartmann ist zuversichtlich, dass dies
auch im Weihnachtsgeschäft so bleibt. Hemden, Krawatten, Schals, Handschuhe oder
auch ausgefallene Hosenträger zählen nach wie vor zu den beliebten
Geschenkartikeln, weiß Hartmann. "Sollte es noch richtig kalt werden, gehen
Jacken und Mäntel gut."
Den Kontakt mit den
Stammkunden – rund 10.000 seien in der Kartei – hält Hartmann über
Direkt-Mailings. Zudem werden Prospekte von Herstellern verschickt, es gibt
Bonus-Aktionen und Einladungen zu Modenschauen und Events, verrät der
Geschäftsmann.
Gerade als
Vorsitzender des Treffpunkt Innenstadt will Hartmann die Situation in der
Rüsselsheimer Innenstadt mit zunehmenden Leerständen nicht beschönigen, warnt
aber auch vor einer allzu pessimistischen Sicht. Zu den Ursachen gehörten auch
strukturelle Probleme wie Einkauf im Internet oder zahlreiche Discounter in
Außenbezirken, die Frequenz aus der Innenstadt abziehen. "Und mit Städten wie
Mainz können wir uns nicht vergleichen, dazu fehlen uns ein paar Einwohner."
Die Lösung ist aus
seiner Sicht eine Attraktivitätssteigerung der Innenstadt, etwa mit
Sitzgelegenheiten, Spielgeräten und Ruhezonen. Für mehr Flair wünscht sich
Hartmann – ähnlich wie beim Candlelight-Shopping – dass die Geschäftshäuser in
den Fußgängerzonen mit farbigen LED-Leuchten angestrahlt werden. Das Konzept
Einkaufszentrum Opel-Forum könne nur mit Bezug zu Automobilität und einem
Automuseum als zusätzlicher Anziehung funktionieren, ist er überzeugt. |