Von Simon David
(aus "Bietigheimer Zeitung" vom 20.07.2017)
Für den
Bietigheimer HTC war es eine sehr erfolgreiche Hockey-Saison. Das Frauenteam hat
den Sprung in die Zweite Bundesliga geschafft, die Herren sind Meister in der 1.
Verbandsliga geworden und spielen in der kommenden Runde nun in der Oberliga. An
beiden Erfolgen war Coach Thomas Dauner maßgeblich beteiligt.
Bei den Damen gilt
es zunächst, die Klasse zu halten. Bei den Herren ist die Zielsetzung etwas
höher. "Wir wollen in die 2. Regionalliga. Das muss nicht in der ersten Saison
sein, mittelfristig wollen wir aber den Sprung nach oben schaffen", sagt Dauner.
Mit dem Abstieg möchte das Team nichts zu tun haben, eine Platzierung in der
oberen Tabellenhälfte wird angestrebt.
Das scheint auch
machbar, denn im Wesentlichen wird die Mannschaft zusammenbleiben. Bei einigen
jüngeren Spielern entscheidet sich noch, wo sie studieren werden. Alle Spieler
haben aber die Absicht bekundet, dem BHTC treu zu bleiben. Zudem stimmt das
Umfeld. Vonseiten des Vorstandes gebe es volle Rückendeckung für das
Trainerteam, so Dauner. Ein neuer Betreuer konnte ebenfalls gewonnen werden, der
ihm etwas Arbeit abnehmen soll. Denn Arbeit wird auf die erste Mannschaft des
BHTC zukommen. "Erfolg ist kein Zufall. Wir tun mehr als die anderen und sind
deshalb auch zu Recht Meister geworden – und das, obwohl wir nach der souveränen
Vorrunde den Ausfall zweier Routiniers kompensieren mussten", stellt Dauner
fest.
Dem Teamgeist der
Spieler und dem engagierten Training sei es zu verdanken gewesen, dass man sich
am Ende durchgesetzt habe. "Natürlich kommt es auch darauf an, auf welche Gegner
man trifft. Gegen die starken Mannschaften aus Mannheim oder Böblingen wird es
sicher nicht einfach. Vielleicht gelingt es uns aber dennoch, den einen oder
anderen Punkt auch gegen diese Teams zu gewinnen", meint der Bietigheimer Coach.
Wichtig sei, sich
in der neuen Liga frühzeitig zu stabilisieren und eine Platzierung in der oberen
Tabellenhälfte zu sichern. Wo man am Ende lande und wann es mit dem Aufstieg
klappt, wird sich zeigen. "Statt bisher zweimal werden wir künftig dreimal pro
Woche trainieren. Zudem gibt es bei uns keine Sommerpause im Training. Freilich
ist jeder Spieler mal im Urlaub, es gibt aber jede Woche Trainingseinheiten",
betont Dauner. Gerade den jungen Spielern möchte er so die Möglichkeit
verschaffen, sich zu entwickeln und die Umstellung vom Jugend- auf den
Erwachsenenbereich besser zu schaffen.
Von Andreas Eberle
(aus "Bietigheimer Zeitung" vom 07.07.2017)
Die Hockey-Frauen
des Bietigheimer HTC sind dreimal in Folge aufgestiegen und haben so den
Durchmarsch von der Verbandsliga in die Zweite Bundesliga geschafft. Der Vater
des Erfolgs ist Thomas Dauner, der das Team seit Ende 2012 coacht. Der
58-Jährige spricht im Interview über die Qualitäten seiner Mannschaft und blickt
auf die neue Saison in der zweithöchsten deutschen Spielklasse voraus.
Müssen Sie sich
manchmal kneifen, wenn Sie auf das zurückblicken, was Sie mit dem Bietigheimer
Frauenteam in den vergangenen drei Jahren erreicht haben?
Beim letzten
Schritt in die Zweite Liga wäre das vielleicht nötig gewesen. Der kam schon
etwas überraschend. Die ersten zwei Aufstiege waren dagegen geplant, allerdings
nicht so schnell. Bis 2019 wollten wir eigentlich in der Regionalliga spielen.
Wir hatten vor, nach einem Aufstieg erst eine Saison vorne mitzuspielen und dann
jeweils im zweiten Jahr den nächsten Aufstieg zu schaffen. Die schwierigste
Hürde waren dabei die beiden Relegations-Entscheidungsspiele zur Regionalliga
vor einem Jahr gegen Hanau.
Traurig sind Sie
aber nicht, dass der Sprung nach oben jetzt doch viel schneller kam als
erwartet?
Nein, sicher nicht.
Wenn du die Chance hast, musst du sie ergreifen. Im Nachhinein über verpasste
Chancen nachzudenken, ist frustrierend.
Was steckt
hinter der Erfolgsgeschichte der Bietigheimer Hockey-Frauen?
Wie immer im Leben:
harte Arbeit. Training, Training, Training.
Was zeichnet
Ihre Mannschaft aus?
Der entscheidende
Faktor, der ganz wichtig für eine Frauenmannschaft ist, ist der Zusammenhalt.
Die Mädels spielen seit Jahren zusammen und gehen gemeinsam durch dick und dünn.
Zweitens würde ich den Trainingseifer nennen. Wenn Training angesetzt ist, ist
Training. Da wird nicht groß diskutiert. Hinzu kommen mit Martin Grund aus der
Leichtathletik und Steffen Kreft aus dem Judo zwei bodenständige und ehrgeizige
Athletik-Trainer sowie ein sehr gutes und geerdetes Umfeld. Beim BHTC gibt es
keine Spinner, alle bleiben am Boden.
In der neuen
Saison trifft der BHTC auf Topvereine wie den Rüsselsheimer RK, TuS
Lichterfelde, Eintracht Frankfurt und die Zehlendorfer Wespen. Wie schätzen Sie
die Liga ein?
Das ist schon ein
sehr ausgesuchtes Feld, der Unterbau in Deutschland ist sehr fundiert, ich würde
sogar von der Crème de la Crème sprechen. Das sind alles Vereine, die schön
länger in den beiden ersten Ligen dabei sind und/oder große Erfolge in der
Jugendarbeit hatten.
Sehen Sie sich
mit dem BHTC als Hecht im Karpfenteich?
Ein Hecht ist ja
ein Raubfisch. Ich sehe uns eher als die absolute Wundertüte der Liga. Das hat
für uns den Vorteil, dass die anderen Mannschaften uns nicht kennen. Sie werden
ein halbes Jahr brauchen, bis sie uns wirklich einschätzen können. Denn dann
haben sie einmal gegen uns gespielt. Bis dahin müssen wir eben schon ein paar
Punkte auf unserem Konto haben, damit wir auch die Rückrunde erfolgreich
meistern.
Mit welchem Ziel
wird der Bietigheimer HTC in die Zweitliga-Saison 2017/2018 gehen?
Die Zweite Liga
wird eine Herausforderung. Das Ziel ist ganz klar der Klassenerhalt – und den
traue ich meiner Truppe auch zu. Wenn du aufsteigst, hast du Qualität, auch wenn
der Aufstieg überraschend war. Wir hoffen natürlich auf eine günstige
Abstiegsregelung, sprich wenige Absteiger aus der Ersten Bundesliga. In der
abgelaufenen Saison sind zum Beispiel gleich drei Vereine abgestiegen. Da war
also erst der Viertletzte der Zweiten Liga gerettet. Das ist hart.
Was wird sich in
der Zweiten Bundesliga gegenüber den Spielzeiten in der Regionalliga und der
Oberliga ändern?
Das Tempo und die
Qualität der Mannschaften und auch der einzelnen Spielerinnen ist natürlich
höher. Das ist aber auch eine Kopfsache. Darauf muss man sich einlassen. Die
Trainingshäufigkeit haben wir schon im Vorfeld auf Zweitliga-Verhältnisse
angepasst. Wir haben schon in der Regionalliga regelmäßig dreimal pro Woche
trainiert, vielleicht kommen jetzt noch ein paar Zusatzeinheiten dazu. Die
Vorbereitung wird wieder sehr intensiv werden, mit nur wenigen Pausen.
Zur Person: Thomas Dauner
Seit Ende 2012 ist Thomas Dauner beim Bietigheimer HTC
als Trainer in beratender Funktion tätig. Das weibliche Hockey-Team führte
der gebürtige Frankfurter und diplomierte Sportwissenschaftler von der
Verbandsliga in die Zweite Liga. In der abgelaufenen Saison schaffte er auch
mit den BHTC-Männern den Oberliga-Aufstieg.
Seine größten Erfolge als Trainer feierte Dauner beim
HTC Stuttgarter Kickers. Mit dem Klub wurde er 2005 deutscher Meister und
2006 Europacup-Sieger sowie deutscher Vizemeister. 2008 folgte ein
Engagement in der Schweiz, wo er die Männer-Nationalmannschaft und den
Topklub HC Rotweiss Wettingen coachte. Weitere Stationen waren der SC Safo
Frankfurt, der Club an der Alster in Hamburg, der Hanauer THC und die SV
Böblingen. Auch als Spieler war der in Stuttgart lebende Dauner erfolgreich.
Der frühere U18-Nationalspieler wurde 1979 mit dem Rüsselsheimer RK
deutscher Meister in der Halle. Ein Jahr später belegte er mit den Hessen im
Europapokal (Feld) Platz drei. Mit 26 beendete er seine aktive Laufbahn und
konzentrierte sich fortan auf seine Trainer-Karriere. ae |
Dreimal muss
Ihre Mannschaft künftig gegen Berliner Klubs antreten, sprich: Es werden Flüge
und Hotel-Aufenthalte nötig. Wie bekommt der BHTC das finanziell gestemmt?
Das bedarf der
Unterstützung von Sponsoren und der Stadt. Für ein Aushängeschild wie Bundesliga
müsste es schon Fördermittel geben. Aktuell werden sicher die Spielerinnen und
ihre Eltern die ersten Sponsoren sein. Die entsprechenden Gespräche werden in
den nächsten Wochen geführt.
Ist irgendwann
auch mal der Sprung in die Erste Bundesliga realistisch?
Stand heute würde
ich nein sagen.
Woran hapert es?
Das sind zum einen
die finanziellen Möglichkeiten. Zum anderen ist die Jugendarbeit zu nennen. Die
ist gut, aber nicht so gut, dass man in einer der besten Ligen der Welt spielen
kann. In der ersten Liga wäre zudem ein tägliches Training nötig. Andere
Bundesliga-Vereine und -Standorte haben Zulauf von Spielern, die an der Uni
sind. Diesen Vorteil haben wir hier in Bietigheim nicht.
Greta Meissner
ist die Bietigheimer Torschützin vom Dienst. Ist sie Ihre wichtigste Spielerin?
Fragen Sie mal beim
FC Bayern Carlo Ancelotti, ob Lewandowski sein wichtigster Spieler sei. Der hat
schon ein Problem, wenn sein Torjäger nicht trifft. Das ist bei uns genauso. Bei
der einzigen Niederlage in der Regionalliga-Rückrunde hat Greta zum Beispiel
nicht von Anfang an gespielt. Wir haben noch andere Leistungsträgerinnen im
Team, eine muss aber vorne halt die Tore machen – und dafür hat Greta ein
Händchen. Auch vom Typ her ist sie bei uns eine sehr wichtige Spielerin. Sie
spielt sehr mannschaftsdienlich und bleibt immer bescheiden.
Versuchen andere
Vereine, die besten Spielerinnen vom BHTC abzuwerben?
Da gibt es massive
Versuche – etwa aus Mannheim oder Ludwigsburg, früher auch durch die Stuttgarter
Kickers. Die Bietigheimer Spielerin Ines Wanner hat es einmal so formuliert:
Warum soll ich woanders hingehen, wenn ich mich bei meinem aktuellen Verein
wohlfühle und da schon alles habe, was ich will? Wenn eine Spielerin heute den
BHTC verlässt, dann müsste sie eigentlich schon zum Mannheimer HC gehen, dem
deutschen Vizemeister im Feld.