Von Katja Vügten
(aus "Hanauer Anzeiger" vom 12. Januar 2013)
Sie ist viel und
gerne herumgereist, lebte an verschiedenen Orten. Die vergangenen vier Jahre
verbrachte sie in Budapest. Nun kehrte Susanne Bellenbaum, gebürtige Müller, mit
ihrer Familie zurück nach München. Hier hatten sie sich schon vor ihrem
Aufenthalt in Ungarn fünf Jahre lang pudelwohl gefühlt, nun wollen sie richtig
sesshaft werden – aber nicht mehr auf dem Land, sondern mitten im Herzen der
bayerischen Hauptstadt. Die frühere Hockeynationalspielerin aus Hanau genießt
es, mit ihrem Terrier Fifa durch den Luitpoldpark zu schlendern.
Das sind die eher
ruhigen Momente im Leben der gebürtigen Hanauerin. Ansonsten nehmen ihre zwei
Töchter Hannah (14) und Clara (11) breiten Raum ein. Allerdings möchte sich die
ausgebildete Physiotherapeutin in Kürze als Personal Trainer selbstständig
machen und eine Kombination aus beidem anbieten.
Einen Schwerpunkt
legt sie zusätzlich auf die Feldenkrais-Methode, einer körperorientierten
Lernmethode, anhand derer man vor allem im Alter mehr über den eigenen Körper
und seine Bewegungsmuster erfährt. Und vielleicht betreut sie als Personal
Trainer ja auch Ehemann Patrick, der sich derzeit intensiv auf seinen ersten
Zehnkampf vorbereitet. Er hat sich vor drei Monaten einer Trainingsgruppe
angeschlossen, bestreitet im Mai nächsten Jahres in Nürnberg seinen ersten
Wettkampf, bei dem "wir ihn lautstark anfeuern werden", so die allerdings, wie
sie selbst schmunzelnd zugibt, "leicht skeptische" Susanne Bellenbaum.
Beide, Susanne und
Patrick Bellenbaum, hatten ihre Sternstunden im Hockey, waren jahrelang
international sehr erfolgreich. Dort waren sie sich über den Weg gelaufen, kurz
vor Olympia 1992. Es funkte sofort und sie heirateten. Sechs Jahre später
freuten sie sich dann auf die Geburt ihres ersten Kindes. Und damit war für
Susanne Bellenbaum mitten in der WM-Vorbereitung 1998 das Kapitel Hockey ganz
plötzlich beendet.
Nun standen erst
einmal Yoga und Wassergymnastik auf dem Programm. Und später? Eine Rückkehr auf
Hockey-Leistungsebene kam für sie nicht mehr in Frage, obwohl ihr das schnelle
Mannschaftsspiel immer enorm viel Spaß gemacht hat. Heute nimmt Bellenbaum
Tennis-Trainerstunden und spielt seit acht Jahren mit ihrem Mann Patrick Golf.
"Golf stellt eine ganz andere Herausforderung dar, dort geht es weniger über den
Kampf. Denn sonst verkrampft man und es geht überhaupt nichts mehr", weiß die
40-Jährige, die sich übrigens auf andere Art und Weise in diesem Sport
engagierte. Von 2004 bis 2011 war sie als Physio- und Fitnesscoach der
weiblichen U18-Nationalmannschaft im Deutschen Golfverband tätig. Da jedoch die
Belastung immer größer werden sollte (statt 100 Tage im Jahr 160), zog sie im
vergangenen Jahr einen Schlussstrich. Auch in "ihrer" Sportart machte sich
Susanne Bellenbaum stark: In Budapest leitete sie eine Hockey-AG an der Schule.
Susanne Müller gewinnt mit
den Damen des Rüsselsheimer RK und Trainer Berti Rauth 1994 den
Hallenhockey-Europacup durch ein 6:5 im Finale über den Berliner HC
(Stefanie Rinderer, Katrin Schmidt, Britta Becker, Bianca Weiß, Eva
Hagenbäumer, Marja Busch, Susanne Müller, Sybille Breivogel und Denise
Klecker; es fehlen: Tanja Dickenscheid und Manuela Schneider) |
Da sie es praktisch
in die Wiege gelegt bekommen haben, sind auch Hannah und Clara Bellenbaum auf
dem Hockeyplatz zu finden. Allerdings bewegt sich dies alles noch in einem
normalen Rahmen. Sehr zur Freude ihrer Eltern, die schließlich seinerzeit jedes
Wochenende von Termin zu Termin gehastet sind. Der Bellenbaum-Nachwuchs gehört
einem Hockeyverein an, der damals von ihren Eltern gegründet worden ist: den "Grashoppers"
der SpVgg. Höhenkirchen/Siegertsbrunn. Momentan schwingen dort gut 250 Kinder
und Jugendliche den Hockeyschläger. Und auch Elternhockey ist dort im Angebot.
"Momentan kämpfen wir um den Bau eines Kunstrasenplatzes", verrät Bellenbaum.
"Wenn man im Hockey richtig gut werden will, muss man heutzutage ganz früh
anfangen", so Susanne Bellenbaum, die selbst mit acht Jahren die Lust an der
Sportart entdeckt hat. Ihre Eltern waren Mitglied im 1. Hanauer Tennis- und
Hockeyclub, und so lag es nicht fern, dass Susanne beides ausprobierte. Tennis
machte ihr jedoch weniger Spaß, so dass sie beim Hockey hängenblieb – und auch
großes Talent zeigte.
Der hessische
Verband wurde auf das Hanauer Talent aufmerksam, auch der Sprung in die
Jugend-Nationalmannschaft ließ nicht lange auf sich warten. "Anfangs machte es
einfach nur Spaß, ich fand es toll, mit den anderen Mädels zu den Lehrgängen zu
fahren", erinnert sich die Hanauerin. Der Schritt in den A-Kader war dann
schließlich mit mehr Aufwand verbunden und damit kein reines Vergnügen mehr.
Aber schließlich reizte es schon, einmal Weltmeisterschaft oder Olympia spielen
zu können.
Doch dazu benötigte
Susanne Bellenbaum anfangs Geduld. "In der ersten Zeit saß ich viel auf der
Bank", stellte sie fest. Doch das störte sie nicht sonderlich, außerdem änderte
sich dies eines Tages: 1991 debütierte sie in der Nationalmannschaft. Ihr
größter Erfolg in den insgesamt 61 Länderspielen (56 auf dem Feld, fünf in der
Halle) war sicherlich der Gewinn der Silbermedaille bei den Olympischen Spielen
in Barcelona. Glücklicherweise wirkte die Stürmerin in einem Spiel mit, denn
sonst hätte es für sie nach der Finalniederlage gegen Spanien kein Edelmetall
gegeben. So häufig wie heute waren Einwechslungen damals nämlich noch nicht
möglich. Weitere Erfolge waren der Gewinn der Hallenhockey-Europameisterschaft
in London 1993 sowie der vierte Platz bei der Weltmeisterschaft ein Jahr später
in Dublin. Und das schönste Erlebnis? "Die Reise nach Neuseeland", braucht Bellenbaum diesbezüglich nicht allzu lange überlegen. Seinerzeit, in ihrem Jahr
als Debütantin 1991, ging es um die Olympia-Qualifikation. Da diese recht locker
geschafft werden konnte, hatte das Nationalteam ausreichend Gelegenheit,
durchaus mal auf Nebenschauplätze abzudriften. So wurden Ausflüge nach Oakland
unternommen, an die Küste. "Wir sahen Delfine, gingen Reiten und durften sogar
Schafe scheren", erinnert sich die Hockeyspielerin, die heute noch gerne an
diese "wahnsinnig tolle Reise, bei der einfach alles gestimmt hat" zurückdenkt.
Schöne Reisen gab
es übrigens nicht nur mit der deutschen Hockey-Nationalmannschaft. Für die
Trainingseinheiten des Golfverbandes ging es nach Spanien, Portugal und Mallorca
im Winter bzw. Schottland, Irland und England im Sommer. Privat genießen Susanne
Bellenbaum und ihre Familie das Camper-Dasein, vorwiegend auf europäischem
Terrain. Doch nächstes Jahr steht eine größere Reise an: nach Las Vegas und zum
Grand Canyon. Susanne Bellenbaum fand und findet es schön, mal "rauszukommen".
Auch Umzüge machten ihr nichts aus. Für ihre Ausbildung zur Physiotherapeutin
zog die Hanauerin, die in ihrer Freizeit gerne liest und kocht, nach Frankfurt.
Von dort ging es nach Essen, wo sie ihr Anerkennungsjahr an der Uni-Klinik
absolvierte. Zusammen mit dem gebürtigen Mülheimer Patrick Bellenbaum verschlug
es sie hoch in den Norden, nach Hamburg, ehe es noch einmal für eine Stippvisite
zurück in ihre Heimatstadt nach Hanau ging. Weiter zog die Familie in die
bayerische Landeshauptstadt. Als sich fünf Jahre später dem Unternehmensberater Bellenbaum eine internationale Chance bot, konnte er sich zwischen London und
Budapest entscheiden – die Familie wollte mal etwas ganz anderes sehen und ging
schließlich nach Ungarn. "Die Stadt hat uns sehr gut gefallen", stellte Susanne Bellenbaum fest. Da ihnen aber München ebenfalls ans Herz gewachsen war, musste
die Familie nicht lange überlegen, wohin der Weg nach ihrer Deutschland-Rückkehr
führen sollte. In diesem Sommer war es soweit. Und so soll es erst einmal
bleiben, zumindest bis zum Abitur der beiden Kinder.
Auch im Sport hielt
Bellenbaum nicht einzig und allein einem Verein die Treue. Nach dem Gewinn der
Deutschen Vizemeisterschaft 1989 mit dem 1. Hanauer THC wechselte sie zum
Rüsselsheimer RK, mit dem sie 1992 und 1993 Deutscher Meister im Feldhockey
wurde sowie 1993 und 1994 den Titel in der Halle holte. Später ging sie mit dem
Duisburger Club Raffelberg auf Torejagd – dies immer mit einer großen
Leidenschaft für den Sport, ob in der Halle oder auf dem Feld. "Es geht nur im
Team, jeder hat seinen Platz", macht die 40-Jährige das Miteinander im
Mannschaftssport deutlich.