Rüsselsheimer Ruder-Klub 08 "Archiv und Chronik"

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Susanne Bellenbaum-Müller

Familienglück in München: Hanaus Ex-Hockey-Nationalspielerin Susanne Bellenbaum, geb. Müller, mit ihren Töchtern Hannah (14) und Clara (11)

 

 

 

 

 

Hockey ist für sie eine Familientradition

Hanauer Olympia-Silbermedaillengewinnerin Susanne Bellenbaum engagiert sich in München – In Budapest eine AG ins Leben gerufen

Von Katja Vügten (aus "Hanauer Anzeiger" vom 12. Januar 2013)

Sie ist viel und gerne herumgereist, lebte an verschiedenen Orten. Die vergangenen vier Jahre verbrachte sie in Budapest. Nun kehrte Susanne Bellenbaum, gebürtige Müller, mit ihrer Familie zurück nach München. Hier hatten sie sich schon vor ihrem Aufenthalt in Ungarn fünf Jahre lang pudelwohl gefühlt, nun wollen sie richtig sesshaft werden – aber nicht mehr auf dem Land, sondern mitten im Herzen der bayerischen Hauptstadt. Die frühere Hockeynationalspielerin aus Hanau genießt es, mit ihrem Terrier Fifa durch den Luitpoldpark zu schlendern.

Das sind die eher ruhigen Momente im Leben der gebürtigen Hanauerin. Ansonsten nehmen ihre zwei Töchter Hannah (14) und Clara (11) breiten Raum ein. Allerdings möchte sich die ausgebildete Physiotherapeutin in Kürze als Personal Trainer selbstständig machen und eine Kombination aus beidem anbieten.

Einen Schwerpunkt legt sie zusätzlich auf die Feldenkrais-Methode, einer körperorientierten Lernmethode, anhand derer man vor allem im Alter mehr über den eigenen Körper und seine Bewegungsmuster erfährt. Und vielleicht betreut sie als Personal Trainer ja auch Ehemann Patrick, der sich derzeit intensiv auf seinen ersten Zehnkampf vorbereitet. Er hat sich vor drei Monaten einer Trainingsgruppe angeschlossen, bestreitet im Mai nächsten Jahres in Nürnberg seinen ersten Wettkampf, bei dem "wir ihn lautstark anfeuern werden", so die allerdings, wie sie selbst schmunzelnd zugibt, "leicht skeptische" Susanne Bellenbaum.

Beide, Susanne und Patrick Bellenbaum, hatten ihre Sternstunden im Hockey, waren jahrelang international sehr erfolgreich. Dort waren sie sich über den Weg gelaufen, kurz vor Olympia 1992. Es funkte sofort und sie heirateten. Sechs Jahre später freuten sie sich dann auf die Geburt ihres ersten Kindes. Und damit war für Susanne Bellenbaum mitten in der WM-Vorbereitung 1998 das Kapitel Hockey ganz plötzlich beendet.

Nun standen erst einmal Yoga und Wassergymnastik auf dem Programm. Und später? Eine Rückkehr auf Hockey-Leistungsebene kam für sie nicht mehr in Frage, obwohl ihr das schnelle Mannschaftsspiel immer enorm viel Spaß gemacht hat. Heute nimmt Bellenbaum Tennis-Trainerstunden und spielt seit acht Jahren mit ihrem Mann Patrick Golf. "Golf stellt eine ganz andere Herausforderung dar, dort geht es weniger über den Kampf. Denn sonst verkrampft man und es geht überhaupt nichts mehr", weiß die 40-Jährige, die sich übrigens auf andere Art und Weise in diesem Sport engagierte. Von 2004 bis 2011 war sie als Physio- und Fitnesscoach der weiblichen U18-Nationalmannschaft im Deutschen Golfverband tätig. Da jedoch die Belastung immer größer werden sollte (statt 100 Tage im Jahr 160), zog sie im vergangenen Jahr einen Schlussstrich. Auch in "ihrer" Sportart machte sich Susanne Bellenbaum stark: In Budapest leitete sie eine Hockey-AG an der Schule.

Susanne Müller gewinnt mit den Damen des Rüsselsheimer RK und Trainer Berti Rauth 1994 den Hallenhockey-Europacup durch ein 6:5 im Finale über den Berliner HC (Stefanie Rinderer, Katrin Schmidt, Britta Becker, Bianca Weiß, Eva Hagenbäumer, Marja Busch, Susanne Müller, Sybille Breivogel und Denise Klecker; es fehlen: Tanja Dickenscheid und Manuela Schneider)

Da sie es praktisch in die Wiege gelegt bekommen haben, sind auch Hannah und Clara Bellenbaum auf dem Hockeyplatz zu finden. Allerdings bewegt sich dies alles noch in einem normalen Rahmen. Sehr zur Freude ihrer Eltern, die schließlich seinerzeit jedes Wochenende von Termin zu Termin gehastet sind. Der Bellenbaum-Nachwuchs gehört einem Hockeyverein an, der damals von ihren Eltern gegründet worden ist: den "Grashoppers" der SpVgg. Höhenkirchen/Siegertsbrunn. Momentan schwingen dort gut 250 Kinder und Jugendliche den Hockeyschläger. Und auch Elternhockey ist dort im Angebot. "Momentan kämpfen wir um den Bau eines Kunstrasenplatzes", verrät Bellenbaum. "Wenn man im Hockey richtig gut werden will, muss man heutzutage ganz früh anfangen", so Susanne Bellenbaum, die selbst mit acht Jahren die Lust an der Sportart entdeckt hat. Ihre Eltern waren Mitglied im 1. Hanauer Tennis- und Hockeyclub, und so lag es nicht fern, dass Susanne beides ausprobierte. Tennis machte ihr jedoch weniger Spaß, so dass sie beim Hockey hängenblieb – und auch großes Talent zeigte.

Der hessische Verband wurde auf das Hanauer Talent aufmerksam, auch der Sprung in die Jugend-Nationalmannschaft ließ nicht lange auf sich warten. "Anfangs machte es einfach nur Spaß, ich fand es toll, mit den anderen Mädels zu den Lehrgängen zu fahren", erinnert sich die Hanauerin. Der Schritt in den A-Kader war dann schließlich mit mehr Aufwand verbunden und damit kein reines Vergnügen mehr. Aber schließlich reizte es schon, einmal Weltmeisterschaft oder Olympia spielen zu können.

Doch dazu benötigte Susanne Bellenbaum anfangs Geduld. "In der ersten Zeit saß ich viel auf der Bank", stellte sie fest. Doch das störte sie nicht sonderlich, außerdem änderte sich dies eines Tages: 1991 debütierte sie in der Nationalmannschaft. Ihr größter Erfolg in den insgesamt 61 Länderspielen (56 auf dem Feld, fünf in der Halle) war sicherlich der Gewinn der Silbermedaille bei den Olympischen Spielen in Barcelona. Glücklicherweise wirkte die Stürmerin in einem Spiel mit, denn sonst hätte es für sie nach der Finalniederlage gegen Spanien kein Edelmetall gegeben. So häufig wie heute waren Einwechslungen damals nämlich noch nicht möglich. Weitere Erfolge waren der Gewinn der Hallenhockey-Europameisterschaft in London 1993 sowie der vierte Platz bei der Weltmeisterschaft ein Jahr später in Dublin. Und das schönste Erlebnis? "Die Reise nach Neuseeland", braucht Bellenbaum diesbezüglich nicht allzu lange überlegen. Seinerzeit, in ihrem Jahr als Debütantin 1991, ging es um die Olympia-Qualifikation. Da diese recht locker geschafft werden konnte, hatte das Nationalteam ausreichend Gelegenheit, durchaus mal auf Nebenschauplätze abzudriften. So wurden Ausflüge nach Oakland unternommen, an die Küste. "Wir sahen Delfine, gingen Reiten und durften sogar Schafe scheren", erinnert sich die Hockeyspielerin, die heute noch gerne an diese "wahnsinnig tolle Reise, bei der einfach alles gestimmt hat" zurückdenkt.

Schöne Reisen gab es übrigens nicht nur mit der deutschen Hockey-Nationalmannschaft. Für die Trainingseinheiten des Golfverbandes ging es nach Spanien, Portugal und Mallorca im Winter bzw. Schottland, Irland und England im Sommer. Privat genießen Susanne Bellenbaum und ihre Familie das Camper-Dasein, vorwiegend auf europäischem Terrain. Doch nächstes Jahr steht eine größere Reise an: nach Las Vegas und zum Grand Canyon. Susanne Bellenbaum fand und findet es schön, mal "rauszukommen". Auch Umzüge machten ihr nichts aus. Für ihre Ausbildung zur Physiotherapeutin zog die Hanauerin, die in ihrer Freizeit gerne liest und kocht, nach Frankfurt. Von dort ging es nach Essen, wo sie ihr Anerkennungsjahr an der Uni-Klinik absolvierte. Zusammen mit dem gebürtigen Mülheimer Patrick Bellenbaum verschlug es sie hoch in den Norden, nach Hamburg, ehe es noch einmal für eine Stippvisite zurück in ihre Heimatstadt nach Hanau ging. Weiter zog die Familie in die bayerische Landeshauptstadt. Als sich fünf Jahre später dem Unternehmensberater Bellenbaum eine internationale Chance bot, konnte er sich zwischen London und Budapest entscheiden – die Familie wollte mal etwas ganz anderes sehen und ging schließlich nach Ungarn. "Die Stadt hat uns sehr gut gefallen", stellte Susanne Bellenbaum fest. Da ihnen aber München ebenfalls ans Herz gewachsen war, musste die Familie nicht lange überlegen, wohin der Weg nach ihrer Deutschland-Rückkehr führen sollte. In diesem Sommer war es soweit. Und so soll es erst einmal bleiben, zumindest bis zum Abitur der beiden Kinder.

Auch im Sport hielt Bellenbaum nicht einzig und allein einem Verein die Treue. Nach dem Gewinn der Deutschen Vizemeisterschaft 1989 mit dem 1. Hanauer THC wechselte sie zum Rüsselsheimer RK, mit dem sie 1992 und 1993 Deutscher Meister im Feldhockey wurde sowie 1993 und 1994 den Titel in der Halle holte. Später ging sie mit dem Duisburger Club Raffelberg auf Torejagd – dies immer mit einer großen Leidenschaft für den Sport, ob in der Halle oder auf dem Feld. "Es geht nur im Team, jeder hat seinen Platz", macht die 40-Jährige das Miteinander im Mannschaftssport deutlich.

Familie fest mit THC verbunden

Noch heute pflegt Bellenbaum den Kontakt zu der einen oder anderen früheren Teamkollegin. Aus dem Nationalkader sind dies Alexandra Schmidt und Heike Lätzsch. Im Sommer dieses Jahres kam es zudem zu einem Revival-Treffen der Olympia-Mannschaft von Barcelona 1992, bei dem sich die Sportlerinnen an die eine oder andere schöne und lustige Anekdote erinnerten. Wenn sie ihre Familie besucht, redet Susanne Bellenbaum auch mit ihr gerne über frühere Zeiten. Denn sie war immer sehr aktiv im 1. Hanauer THC, darunter auch "mein 90-jähriger Opa Emil Gutmann", erzählt sie.

So viele Besuche in die Heimat sind allerdings nicht möglich. Dafür steht in der bayerischen Hauptstadt immer zu viel auf dem Programm – neben dem Sport muss Hannah zur Klavierstunde und Klara zum Schauspielunterricht. Und wenn dann mal so gar nichts ansteht, genießt Bellenbaum es, einfach nur mit Fifa durch den Park zu schlendern.