Rüsselsheimer Ruder-Klub 08 "Archiv und Chronik"

Dieser Bereich der "alten RRK-Homepage" im Vintage-Look enthält auch Inhalte wie Berichte von 2000 bis 6/2018,
wie "In memoriam", wie "Über RRK-Mitglieder", wie Links, wie Suchen, wie ... usw.

>>> Zur neuen RRK-Homepage <<<                    >>>Datenschutzerklärung<<<                   >>>Impressum<<<

Archiv

Chronik "Der Klub"

Chronik Hockey

Chronik Rudern

Chronik Tennis

Über RRK-Mitglieder

In memoriam

Links

Suchen

 

Über Mitglieder des RRK (1994)   

Stefanie Rinderer

"Mir liegt doch was am RRK-Team"

"Steffi" Rinderer nach fünfmonatiger Frustpause wieder im Tor / Nebenjob gekündigt

Von Martin Krieger (aus "Main-Spitze" vom 30.11.1994
 

Acht Minuten fehlten, um mit dem für Torwarte befriedigendsten Ergebnis vom Spielfeld gehen zu können. Oder anders ausgedrückt: 52 Minuten lang hatte Steffi Rinderer den deutschen und europäischen Hallenhockey-Meister Rüsselsheimer RK im Bundesliga-Heimspiel gegen den SC Frankfurt 1880 vor einem Gegentreffer bewahrt. Dass die 19 Jahre alte Oberschülerin beim Abpfiff dann doch zweimal überwunden worden war, tat ihrer augenscheinlichen Freude keinen Abbruch. Verständlich, hatten die Gastgeberinnen das erste Spiel ohne ihre im dritten Monat schwangere Nationaltorhüterin Bianca Weiß doch souverän 8:2 gewonnen und damit ihren ersten Tabellenplatz mit nunmehr 8:0 Punkten behauptet.

DM der weiblichen Jugend im Hallenhockey 1994 im niedersächsischen Stadt-Oldendorf. Im Finale kommt es hier zu einer Neuauflage des Endspiels um die Hessen- wie auch um die süddeutsche Meisterschaft. Aber während bei den vorgeschalteten Meisterschaften stets die Frankfurter Eintracht siegreich blieb, dreht der RRK jetzt den Spieß um. Nach Ablauf der regulären Spielzeit steht es 1:1, nach der überaus spannenden Verlängerung 2:2. Im folgenden Sieben-Meter-Schießen sind dann Katrin Gerlach, Sina Fröhlich und Andrea Naß erfolgreich, während "Steffi" Rinderer alle drei Frankfurter Siebenmeter hält, das ist die Deutsche Meisterschaft. "Matchwinnerin" Stefanie Rinderer wird von ihren ausgelaugten Mitspielerinnen fast erdrückt (hinten: Betreuer ..., Sina Fröhlich, Katrin Gerlach, Lisa Jacobi, Nicole Hardt, Andrea Naß, Marja Busch; vorn: Torfrau Stefanie Rinderer, Annika Martin, Andschana Mendes, Cordula Müller, Ingrid Stuhlträger, Torfrau Jennifer Lutz)

Dass die Gäste nur selten Torgefährlichkeit entwickelten, kam der neuen Nummer eins im RRK-Tor nach gerade einmal zwei Trainingseinheiten nicht ungelegen. "Es war ganz gut, dass ich im ersten Spiel noch nicht so viel zu tun bekommen habe", so Steffi Rinderer nach fünf Monaten sportlicher Pause. "Ich war total aufgeregt, denn schließlich war das mein erstes komplettes Hallenspiel in der ersten Mannschaft. Dafür war's ganz gut, ich bin zufrieden", sagte die frühere Jugend-Nationalspielerin und bekam prompt einen zustimmenden wie anerkennenden Klaps von ihrer Teamkameradin Denise Klecker verpasst. "Steffi hat gut gespielt und gleich Niveau gezeigt", sparte dann auch RRK-Trainer Berti Rauth nicht mit Lob.

Dass Mitspielerinnen und Trainer wieder fest mit der langjährigen Nummer zwei hinter der mittlerweile auch im Nationalteam unumstrittenen Bianca Weiß würden planen können, war keinesfalls selbstverständlich. "Ich habe zwei Jahre lang fast nie gespielt und keine große Zukunft beim RRK gesehen", erklärte Steffi Rinderer ihren still und heimlich vollzogenen Ausstieg kurz nach dem Feldhockey-Europacup an Pfingsten in den Niederlanden.

Drei Monate zuvor hatte sie dem Rüsselsheimer RK aufgrund einer überragenden Leistung im Endspiel um die deutsche Jugendmeisterschaft den Hallentitel gesichert. "Der Frust war einfach zu groß", sagt Steffi Rinderer, deren Talent der Rüsselsheimer Erfolgstrainer bei einer Schulsichtung erkannt hatte. Aber auch andernorts waren Steffis Qualitäten aufgefallen: "Eintracht Frankfurt hat angefragt. Aber ich habe immer beim RRK gespielt und wollte mich nicht umstellen."

Entsprechend lag für Berti Rauth nichts näher, als in der plötzlich auftretenden "Notsituation" seinen verprellten ehemaligen Schützling zu einer Rückkehr zu überreden. "Der Berti hat eines Tages angerufen, und auch sonst bin ich von allen Seiten angesprochen worden", schildert die Abiturientin die Entwicklung. Obwohl sie ihren Nebenjob bei einem Paketunternehmen aufgrund des dreimaligen Trainings kündigen musste, hat sie nicht lange überlegt. "Mir liegt doch was am RRK-Team, und ich mag die Leute", sagt Steffi Rinderer, deren Ehrgeiz ebenfalls erhalten geblieben ist. "Das zweite Gegentor war mein Fehler, ganz klar. Da hat man gesehen, dass mir noch viel Training fehlt, bis ich wieder in Topform bin."

Obwohl Steffi Rinderer den Aufstieg zur Nummer eins im Tor des sechsmaligen deutschen Meisters als Ansporn betrachtet, mag sie zunächst nur für die Hallensaison beziehungsweise den ersten Teil der anschließenden Feldspielzeit planen. Nach dem Abitur im Frühjahr strebt sie die gehobene Beamtenlaufbahn an, was eine kombinierte praktische Ausbildung nebst Studium voraussetzt. "Wer weiß, wo ich da hinkomme", sagt sie und betont, dass ihr die berufliche Laufbahn wichtiger sei als die sportliche.

Und dann wäre da noch Bianca Weiß. Die Nationaltorhüterin hat angekündigt, nach ihrer Entbindung möglichst bald wieder zwischen den Torpfosten stehen zu wollen. "Die Leistungsträgerinnen haben Vertrauen bei mir", lässt Berti Rauth durchblicken, dass in diesem Fall nahezu alles für Bianca Weiß spricht. Gleichwohl will er sich nach Abschluss der Hallensaison um einen "geschickten Aufbau" mit allen Torhüterinnen bemühen. In die Planungen einbezogen wird dann neben dem benannten Duo auch Jennifer Lutz, die Rauth als "großes Talent" bezeichnet. Trotzdem hatte Lutz die kurzfristige Entscheidung zugunsten von Steffi Rinderer ohne Wenn und Aber akzeptiert. Nach gerade dreijähriger Torwarterfahrung und im zarten Alter von 16 Jahren fällt das Verzichten noch leicht.