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Über Mitglieder des
RRK (2018)
Stefan Braner |
Zwischen Strom und Schlag
Wenn Stefan
Braner
für die Nationalmannschaft auf dem Hockeyfeld steht, ist Trikot Pflicht. Ohne
Kleiderordnung, aber dafür ebenso rasant geht es in seinem Arbeitsalltag bei der
Süwag zu: Als Referent Prognose und Bilanzkreismanagement kümmert er sich um
kurzfristige Strombedarfe.
Reportage "Stefan
Braner: Stromeinkäufer auf Torejagd" aus
"Menschen und Energie" (März 2018)
Ein kleiner gelber
Ball saust durch die Luft. Mit einem lauten, hohlen Geräusch schlägt er auf das
Holz der Wandverkleidung, bevor er gen Hallenboden fällt. Das rasante Tempo hat
ihm Stefan Braner verpasst, Hockeyspieler in der Ü45-Nationalmannschaft und
Süwag-Mitarbeiter. "Der Ball hat gut und gern 100 Sachen drauf, wenn er auf die
Bande prallt", erzählt der Sportler. "Da kommt es auf Genauigkeit beim Zielen an
– er soll ja schließlich da landen, wo man ihn haben will." Genauigkeit spielt
auch im Berufsleben des 47-Jährigen eine wichtige Rolle: Als Referent Prognose
und Bilanzkreismanagement bei der Süwag organisiert er Energieflüsse. "Ich kaufe
und verkaufe Strom. Wenn man es beim Berechnen nicht genau nimmt, stimmen die
Prognosen nicht", fasst er zusammen und zieht sich seinen Schutzhandschuh wieder
an. Das Training geht weiter. Torschüsse. Mit hoher Frequenz schießen Braner und
seine Mannschaftskollegen des TGS Vorwärts 1874 e. V. Frankfurt am Main Bälle
aufs Tor. Der Ablauf ist immer derselbe: Abspiel, Annahme, Schuss. "Das ist nur
die Aufwärmübung", lacht der zweifache Familienvater. "Im richtigen Spiel geht
es noch viel schneller zu."
STEFAN BRANER
Rüsselsheimer durch
und durch: Stefan Braner ist dort geboren, aufgewachsen und wohnt heute mit
seiner Familie nach wie vor in seiner Heimat. Das Thema Energiebeschaffung
begleitet den Vater zweier Töchter bereits seit vielen Jahren. Schon seine
Diplomarbeit, zum Abschluss des Studiums der Energiewirtschaft in Darmstadt
2003, drehte sich um strukturierten Stromeinkauf. Sport bedeutet für den
47-Jährigen Entspannung. Hier ist er ein richtiges Multitalent: Neben Feld- und
Hallenhockey verbringt er gern Zeit beim Surfen, Wandern und Snowboarden.
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Der Einfluss des
Wetters
Wenn Stefan Braner
nicht gerade für den Nationalkader auf dem Feld steht, spielt er privat Hockey.
So wie an diesem Abend, als er mit seinen Mitspielern Pässe übt. "Eigentlich
spiele ich ja lieber Feldhockey", verrät er. "Aber in den Wintermonaten tut es
auch die Halle." Tagsüber, wenn er keinen Schläger in der Hand hat, beschäftigt
sich der Diplom-Energiewirt mit ganz anderen Dingen. Messdaten, Prognosen,
Excel-Tabellen – alles eher theoretisch. "Ich habe einen absoluten Zahlenjob",
erklärt er. "Das Wichtigste ist, dass am Ende die Rechnung stimmt." Gemeinsam
mit seinen vier Teamkollegen aus dem Bilanzkreismanagement der Süwag sorgt
Stefan Braner dafür, dass jeden Tag genau die Energiemenge da ist, die gebraucht
wird. Die Akribie dieser Arbeit schätzt er: "Das ist genau mein Ding. Wenn zum
Beispiel eine meiner Lastprognosen bis auf die Nachkommastelle stimmt, freue ich mich."
Der Rüsselsheimer und seine Kollegen passen beschaffte Energiemengen auf
kleinste Zeiteinheiten genau an den zu erwartenden Absatz an.
Viertelstundengenau, 96 Werte, jeden Tag. "Die Summe aus Stromeinkauf und
Einspeisung ins Netz muss möglichst der Summe aus der Ausspeisung und dem
Verkauf entsprechen", erklärt Braner. So kann Energie effizient genutzt werden
und das Stromnetz ist stabil. Klingt erst einmal kompliziert – ist es aber
nicht. "Man kann sich meine Arbeit so ähnlich vorstellen, wie die eines Bankers.
Ich arbeite an der Strombank und ein Bilanzkreis ist einfach ein Konto." Ein
virtuelles Energiemengenkonto quasi. Und das will ausgeglichen sein. "Der
Lastgang ist stark wetterabhängig", verdeutlicht Braner. "Deshalb berechnen wir
ihn kurzfristig." Hintergrund ist auch der Ausbau der erneuerbaren Energien: Er
hat die Stromerzeugung verändert. Wenn es im Winter stürmt, kühlen zum Beispiel
Häuser schneller aus. Kunden mit Elektroheizung oder Wärmepumpe benötigen dann
mehr Energie. Die Folge: Strom wird zugekauft.
Der Sport war immer
dabei
Ausgleich vom
theoretischen Arbeitsalltag findet Stefan Braner im Sport – schon immer. "Meinen
ersten Hockeyschläger hatte ich bereits als Kind in der Hand", erinnert er sich.
"In der Jugend habe ich dann hobbymäßig gespielt und später aktiv in der 2.
Mannschaft für Rüsselsheim." Für den Masters-Nationalkader startete er 2014 zum
ersten Mal. Seitdem immer wieder. "Unter dem Jahr halten wir uns bei der TGS
Vorwärts fit." Gemeint sind seine zwei Mannschaftskollegen, die ebenfalls im
Nationalkader spielen. "Die Meisterschaften sind ja nur einmal im Jahr. Da muss
man zwischendurch was machen", sagt Braner und rennt zurück aufs Spielfeld. Auf
seinem Rücken prangt die 29 – seit jeher die Trikotnummer des Sportlers. Er
wirkt entspannt, obwohl sich das Spiel recht schnell bewegt: Der Ball wandert in
raschem Takt von Spieler zu Spieler, knallt dazwischen immer wieder an den Rand.
"Die Bande darf man beim Hallenhockey mitbenutzen", wird Braner später erklären.
"Ähnlich wie beim Billard." Am Boden macht der Ball ein surrendes Geräusch, wenn
er auf dem Linoleum entlangrast. Als er gerade auf Braner zukommt, stoppt dieser
ihn abrupt mit dem Schläger ab. Gut, dass er den Handschuh trägt: Er schützt
seine Finger vor der hölzernen Kante des gegnerischen Schlägers. Trotz
Schutzkleidung sind Kondition, blitzschnelle Reaktion und intelligente Technik
gefragt, um sich nicht zu verletzen. "Und viel wichtiger noch: um den Ball ins
Tor zu kriegen", lacht Braner. Das geschulte Konzentrationsvermögen kommt ihm
sicherlich auch im Job zugute. Etwa wenn es darum geht, ruhig zu bleiben. "Ich
habe immer Zeitdruck. Wir müssen die Stromprognosen jeden Tag bis elf Uhr an innogy, die Muttergesellschaft der Süwag, geben." Aber das macht ihm nichts.
Stefan Braner mag Herausforderungen – im Job und im Sport. Ans Aufhören denkt er
übrigens noch lange nicht: "Hockey kannst du spielen, bis du keine Lust mehr
hast", findet er. In diesem Jahr ist Weltmeisterschaft, in Spanien. "Wenn alles
klappt, spiele ich mit." Vielleicht reicht es ja dieses Mal bis zum WM-Sieg. Der
steht in Braners Sportlerkarriere nämlich noch aus.
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"Genauigkeit zählt bei mir im Job und im Sport
gleichermaßen."
Parallele zwischen
Sport und Beruf: vorausschauendes Handeln. "Heute für morgen denken" lautet die
Devise im Bilanzkreismanagement der Süwag.
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