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Über Mitglieder des
RRK (2010)
Stephan Decher |
Stephan Decher |
Zum Abschied ein Fahrplan
für den Neuen
Der Weggang von Trainer Stephan
Decher reißt eine große Lücke beim RRK
Von
Alex Westhoff (aus "FAZ"
vom 10.06.2010)
Einen Stephan Decher bekommt man ganz oder gar nicht. Elf Monate
lang hat sich der Einundvierzigjährige neben seinem Job als Grundschullehrer den
Herren des Rüsselsheimer RK gewidmet. Ohne diesen Trainer, heißt es unisono aus
der Mannschaft, hätte der RRK-Jahrgang 2009/10 den Verbleib in der Bundesliga
nicht geschafft. Als Decher nach dem letzten Spiel der erfolgreich bewältigten
Abstiegsrunde am Sonntag bekanntgab, dass er aus privaten Gründen nicht länger
als Trainer zur Verfügung stehe, brach für die Mannschaft die heile Welt
zusammen. Nach ausgelassener Nichtabstiegsfeier war zunächst keinem mehr zumute.
"Geschockt" sei das Team gewesen, erzählt Kapitän Mirco Fuchs. Es sind sogar ein
paar Tränen geflossen. Die RRK-Herren verlieren einen akribischen Arbeiter mit
Sinn für das kleinste (taktische) Detail, einen Coach mit klaren Vorstellungen
vom Hockey und hohem Anspruchsdenken. Hohe Ansprüche stellte Decher auch an sich
selbst und seine Trainertätigkeit. Weil er glaubt, diese in seiner
augenblicklichen Lebenssituation nicht mehr erfüllen zu können, war seine
Entscheidung schon vor einigen Wochen gefallen. Er wollte sich selbst treu
bleiben. Ganz oder gar nicht!
"Man kann ihm seine Verdienste um die Mannschaft gar nicht hoch genug
anrechnen", sagte Fuchs. "Er hat die Mannschaft extrem vorangebracht, vor allem
taktisch und von der Fitness her." Noch nie in den vergangenen zehn Jahren, weiß
er aus Erfahrung, sei eine RRK-Mannschaft so fit gewesen. Auf den Punkt fit
wohlgemerkt, vor allem in der entscheidenden Saisonphase, der Abstiegsrunde, in
der die Mannschaft vier von sechs Spielen gewann und den dritten Gang in die
Zweitklassigkeit nach 1991 und 2006 vermied. Mitunter sehr emotional an der
Seitenlinie – Fuchs: "Er lebt Hockey mit allen Sinnen" –, aber auch unerbittlich
in der Sache konnte Decher sein. Dazu gehört die unpopuläre Entscheidung, in den
entscheidenden Partien bewusst auf den früheren Weltklassestürmer Oliver Domke
zu verzichten. Zudem waren es Domkes letzte Spiele vor seinem Karriereende.
Zu den von Decher angeführten privaten Gründen für seine Demission gehört auch
der ungeheure Fahraufwand, der für ihn nötig war. Nach dem Vollzeitjob als
Lehrer in seiner pfälzischen Heimat sichtete und schnitt Decher daheim
Hockeyvideos, setzte sich dann ins Auto für die 100 Kilometer von Battenberg
nach Rüsselsheim, kehrte spät abends heim, bearbeitete noch weitere Videos für
die Mannschaftssitzungen – und am nächsten Morgen ging es von vorne los. Jeden
einzelnen hätte der Disziplinfanatiker Decher durch seine Erfahrung und sein
positionsspezifisches Training besser gemacht in seiner kurzen Wirkungszeit am
Untermain, sagt Angreifer Julian Wuttke, der den Verein ebenfalls verlassen
wird. Auch die Abgänge von Jan Petersen (studienbedingt) und Timo Lehner
(berufliche Gründe) schwächen den RRK, der schon auf Trainersuche ist,
erheblich. Den Fahrplan für die Vorbereitung auf die neue Saison hat Decher
schon ausgearbeitet – um seinem Nachfolger den Einstieg zu erleichtern.
"Intensiver auf
Jugend setzen"
INTERVIEW Hockey-Trainer Stephan Decher zu seinem
abrupten Abgang beim Rüsselsheimer RK
Die Fragen stellte
Martin Krieger (aus "Main-Spitze" vom 09.06.2010)
Das abrupte und für
viele in der RRK-Hockeysparte unerwartete Ende der Trainertätigkeit von Stephan
Decher sorgte auch am Tag nach der Bekanntgabe für reichlich Gesprächsstoff am
Untermain. Der 41 Jahre alte Coach, für viele der "Vater" des glücklichen
Verbleibs in der Bundesliga, hütete am Montag und gestern in seinem pfälzischen
Wohnort Battenberg weitgehend krank das Bett, stand der "Main-Spitze" aber
dennoch kurz Rede und Antwort.
Herr Decher, die
Spieler waren entsetzt, als Sie mitten hinein in die Freude über den erlösenden
4:0-Sieg beim Rheydter SV Ihren Abgang bekannt gaben. Waren die Reaktionen so,
wie Sie sich das ausgemalt hatten?
Im ersten Moment waren die Jungs
sicherlich geschockt, konnten dann allerdings meine Beweggründe gut
nachvollziehen. Das habe ich auch gehofft.
Sie sind vor einem knappen Jahr
sicher nicht hier angetreten, um nun schon wieder auszusteigen. Wie kam es dazu
und wie lange hat es vom ersten Impuls bis zur Umsetzung gebraucht?
Es war nicht mein Ziel nach einem
Jahr schon wieder aufzuhören. Grund dafür ist eine berufliche und private
Überbelastung, die ich in den letzten Monaten immer deutlicher gespürt habe.
Ihr Anteil am Verbleib in der
Bundesliga wird allenthalben als ausgesprochen hoch bezeichnet. Glauben Sie,
dass es dem Verein in der Kürze der Zeit gelingen kann, diese Lücke adäquat
schließen?
Ich hoffe sehr, dass das gelingt.
Manchmal benötigt man dazu auch etwas Glück.
Wertvolle Spieler gehen vor der
neuen Saison beim RRK von Bord und spielstarke Neuzugänge verirren sich selten
nach Rüsselsheim. Was muss sich tun, um nicht wieder von Beginn an gegen den
Abstieg anzukämpfen?
Man wird in dieser Top-Liga in der
nächsten Saison gegen den Abstieg kämpfen. Das ist aber keine Schande,
betrachtet man die Möglichkeiten der anderen Mannschaften. Neben dem ein oder
anderen Neuzugang, der wichtig wäre, muss man noch intensiver auf die eigene
Jugend setzen.
Mit welchen Gefühl verlassen Sie
den RRK und was wird auf beiden Seiten haften bleiben?
Ich habe unwahrscheinlich viele neue
nette Leute kennengelernt und vom ersten Tag an den tollen Charakter des
gesamten Teams und der Leute im Umfeld geschätzt. Das wird in erster Linie
haften bleiben.
Wird man Sie irgendwann wieder als
Hockeytrainer erleben oder war’s das?
Das würde ich nicht ausschließen. In
nächster Zeit aber keinesfalls!
Stephan Decher geht
Hockey: Rüsselsheimer
Herrentrainer hört aus privaten Gründen auf – Abschied von Domke
Aus "Rüsselsheimer Echo"
vom 09.06.2010
e - Nach einjähriger Tätigkeit als
Trainer der Bundesliga-Herren des Rüsselsheimer RK bricht Stephan Decher seine
Zelte in Rüsselsheim ab. Ausschließlich private Gründe geben den Ausschlag für
die Beendigung einer qualifizierten und erfolgreichen Arbeit.
Der Coach und der Hockey-Klub, der am
vergangenen Sonntag als Aufsteiger den Klassenerhalt geschafft hat, trennen sich
einvernehmlich, betont Pressesprecher Willi Schwanke. Stephan Decher, Lehrer und
ehemaliger Coach der TG Frankenthal, war der zeitliche Aufwand für das Training
unter professionellen Bedingungen sowie die aufwendigen Fahrten aus der Pfalz
nach Rüsselsheim zu viel geworden.
Nicht länger Seite an Seite:
RRK-Abteilungsleiter Martin Müller (rechts) muss einen Nachfolger für den am
9. Juli 2009 vorgestellten Trainer Stephan Decher finden. |
Erst gejubelt, dann
total geschockt
HOCKEY Rüsselsheimer RK verliert seinen Trainer
Stephan Decher
Von Martin Krieger (aus
"Main-Spitze" vom 08.06.2010)
Der Jubel über den mit Glück und
Geschick erreichten Verbleib in der Bundesliga schlug bei den Hockeyspielern des
Rüsselsheimer RK am Sonntag binnen weniger Sekunden in Fassungslosigkeit und
blankes Entsetzen um. Nach dem erlösenden 4:0-Erfolg beim Rheydter SV zum
Abschluss der Abstiegsrunde hatte Stephan Decher seinem Team etwas eröffnet, was
nur für ein eingeweihtes und zum Stillschweigen verpflichtetes Duo keine bittere
Wahrheit mehr war. Der 41 Jahre alte Trainer, ohne dessen akribische Arbeit und
dezente Professionalisierungsversuche der Aufsteiger wohl kaum eine zweite
Bewährungschance in der höchsten Spielklasse bekommen hätte, bricht seine Zelte
am Untermain aus privaten Gründen nach knapp elf Monaten unerwartet wieder ab.
"Das ist ein herber Verlust –
sportlich wie menschlich", sagt Mannschaftskapitän Mirco Fuchs, den Decher
ebenso wie den nach Wien wechselnden Jan Petersen vor 14 Tagen eingeweiht hatte.
"Die Leute waren total geschockt und einer hat sogar geweint, aber alle haben
Verständnis für Stephans Entscheidung gezeigt", berichtet Fuchs. Schon Ende des
vergangenen Jahres habe der langjährige Spieler und Coach der durch den
Ruder-Klub zum Abstieg verdammten TG Frankenthal hin und her überlegt, wie er
auf die enorme zeitliche Belastung reagieren soll. "Er kommt aus der Schule,
bereitet dann das Training vor oder analysiert Videobänder und fährt dann ne
Stunde nach Rüsselsheim. Wenn man so strukturiert ist, dass man das immer zu 100
Prozent macht, bleibt nicht mehr viel Freizeit", sagt Fuchs.
Dass sich der Grundschullehrer die
Entscheidung alles andere als einfach gemacht hat, obwohl speziell die
Anfahrtsproblematik aus der pfälzischen Provinz bekannt war, steht für Fuchs
außer Frage: "Er ist nicht der Typ, der Dinge anfängt und schnell wieder abgibt.
Und deshalb ist es für ihn auch selbstverständlich, uns in dieser Situation
seine Hilfe anzubieten. Die gesamte Vorbereitung auf die neue Runde hat er schon
geplant." Überhaupt könne dessen Anteil am Verbleib in der höchsten Spielklasse
nicht hoch genug bewertet werden: "Ohne Stephan hätten wir unser Saisonziel
nicht erreicht. Was er hier alles an taktischen Dingen und in Sachen Fitness
verändert hat, ist unfassbar. Und er hat die Leute bei Laune gehalten und dafür
gesorgt, dass alle mitgezogen haben."
Dass der RRK nach der glücklichen
Rettung für jede Unterstützung dankbar sein muss, kann als gesichert gelten.
Zwar weiß Abteilungsleiter Martin Müller ("Das ist schade und keine prickelnde
Situation für uns. Aber es ist, wie es ist.") schon geraume Zeit von Dechers
Plänen, doch Übungsleiter, die den Möglichkeiten und Erwartungen des Ruder-Klubs
entsprechen, sind nicht leicht zu finden. "Es sind einige Namen im Pool, aber es
gibt nichts Konkretes. Wir treffen uns heute, um die Lage zu sondieren", sagt
Fuchs. Der Spielführer selbst fände es wichtig, "einen Trainer zu finden, der
auch in der Jugend etwas macht. Da kam für meinen Geschmack zuletzt zu wenig."
Decher – nach der ausgiebigen Nichtabstiegsfeier in einem Rüsselsheimer Lokal
gestern nicht erreichbar – war nur für die ersten Herren verantwortlich.
Auch wenn der Verein bei der Suche
nach einem Nachfolger rasch erfolgreich sein sollte, so scheint ein weiterer
Drahtseilakt in der Eliteliga programmiert. Neben Jan Petersen und Oliver Domke
(Karriereende) gehen auch Justus Kölln (nach Spanien) sowie mutmaßlich Nico
Lehner (berufsbedingt) von Bord. "Das wird die härteste Saison – ever", sagt
Fuchs. Allenfalls lose Kontakte zu potentiellen Neuzugängen habe es bisher
gegeben, "aber ein paar haben bestimmt gepokert und abgewartet, ob wir es
schaffen", so Fuchs. Dass eventuell der eine oder andere aus dem Kader von
Absteiger TG Frankenthal den langjährigen Trainer Stephan Decher im Auto nach
Rüsselsheim begleiten könnte, ist seit Sonntag im RRK-Lager kein Thema mehr. |