ANTWORT: Antreiben muss ich die Mannschaft in keiner Weise, da weiß jeder, worum
es geht. Die ersten drei Spiele waren sehr eng und intensiv. Besonders die
beiden Heimsiege gegen die TG Frankenthal (4:3) und den Rheydter SV (3:2). Da
hat man den Druck gespürt, den wir in den Heimspielen haben, die wir unbedingt
gewinnen wollten und mussten.
FRAGE: Sie haben nach den Siegen jeweils gesagt, dass das Team nicht sein bestes
Hockey gezeigt hat. Bestärkt das Ihre Hoffnung auf den Klassenverbleib?
ANTWORT: Positiv ist, dass wir wissen, dass wir uns noch steigern können. Es war
gut zu sehen, dass wir solche engen Spiele gewinnen können. Wir hatten ja in der
Vorrunde nicht allzu viele Erfolgserlebnisse. Ich bin mir sicher, dass wir die
Abstiegsrunde erfolgreich abschließen werden. Dem Spiel am nächsten Sonntag in
Frankenthal wird dabei eine sehr große Bedeutung zukommen.
FRAGE: Der RRK war in der regulären Runde mit nur fünf Punkten das schlechteste
Bundesligateam. Hat Ihre Mannschaft Sie in der Abstiegsrunde bisher überrascht?
ANTWORT: Nein. Wenn man sich die Mannschaften anschaut, haben gerade Frankenthal
und Rheydt eine ähnliche Spielstärke wie wir. Dass die Spiele eng würden, war
vorhersehbar. Die Mannschaft kann sich sehr gut fokussieren auf diese
Abstiegsrunde.
FRAGE: Wie sehr ist der RRK auf Kampfkraft und Leidenschaft angewiesen, um
spielerische Defizite auszugleichen?
ANTWORT: Wir sind eine zweikampfstarke Mannschaft, die sehr geordnet steht. Wir
können gut verteidigen, haben aber auch exzellente Offensivspieler. Im Vergleich
zur Vorrunde haben wir uns auch taktisch und spielerisch weiterentwickelt.
Gegenüber dem Abstiegsrundengegner Nürnberg, die drei A-Nationalspieler und
etliche Juniorenauswahlspieler haben, sind wir natürlich im Nachteil. Auch
Frankenthal hat vier hervorragende ehemalige Juniorennationalspieler. Dafür sind
wir eine sehr eingespielte Mannschaft, weil die Jungs größtenteils seit vielen
Jahren schon zusammen spielen. Gerade in Frankenthal wird die mentale Seite
ausschlaggebend sein.
FRAGE: Wie stimmen Sie vor solch einem Spiel Ihre routinierte Mannschaft ein?
Geht es da nur noch um Details?
ANTWORT: Man muss hinarbeiten auf das, was uns in Frankenthal erwartet. Da sind
in der Regel sehr viele Zuschauer und häufig auch Schiedsrichter, die sich davon
beeinflussen lassen. Auf solche Begebenheiten muss man sich im Vorfeld
einstellen. Natürlich haben wir viele erfahrene Spieler im Kader, aber dies wird
schon thematisiert - auch was die einzelnen Gegenspieler und das Verhalten bei
Standardsituationen angeht.
FRAGE: Der RRK hat schon länger keine Juniorennationalspieler hervorgebracht und
ist auch keine erste Adresse für gestandene Bundesligaspieler. Welche
strukturellen Probleme sind dafür verantwortlich?
ANTWORT: Nun bin ich erst zu kurz im Verein, um da eine Aussage treffen zu
können. Es ist eine Sache der Jugendarbeit und natürlich der Talente, die da
sind. In Rüsselsheim gab es einen sehr starken Jahrgang 1983 und auch davor mit
dem Ausnahmespieler Olli Domke. Es gibt immer wieder Phasen in allen Vereinen,
in denen die Jugendarbeit intensiviert wird, und Phasen, in denen es nicht so
läuft. Wir haben einen guten, breiten Kader, in dem viele Rüsselsheimer
Eigengewächse stehen.
FRAGE: Nun ist der RRK in seiner Selbstwahrnehmung ein Bundesligaverein. Wie
schwer würde es den Verein treffen, wenn die erste Mannschaft wieder abstiege?
ANTWORT: Das würde der Verein auf alle Fälle verkraften. Wenn man sich die ganze
Struktur der Bundesliga anschaut, wird es für jede Südmannschaft schwer werden,
über einen längeren Zeitraum erstklassig zu spielen. München, Stuttgart und
Limburg sind ja schon gar nicht mehr vertreten. Zumal es Überlegungen gibt, die
Liga weiter zu verkleinern auf eventuell nur noch zehn Mannschaften. Wenn man
sieht, wie Mannschaften wie der UHC Hamburg auch finanziell ausgerüstet sind und
was hinter diesen Bundesligamannschaften steht, dann haben es kleinere Vereine
wie wir sehr schwer.
FRAGE: Also ist jedes Jahr in der ersten Liga ein Gewinn für den RRK?
ANTWORT: Der Abstieg wäre sicher kein Beinbruch. Aber natürlich wollen wir die
Liga halten, auch um attraktiv zu sein für andere Spieler und die Jugendspieler
in Rüsselsheim.
FRAGE: Oliver Domke steht nach seinen Worten vor den letzten drei Spielen seiner
Karriere. Oder werden Sie ihn noch mal von einem Rücktritt vom Rücktritt
überzeugen können?
ANTWORT: Es sind definitiv seine letzten drei Spiele. Wir hatten großen Respekt
vor seiner Entscheidung, eine komplette Hallenrunde und Feldsaison dranzuhängen.
Er hat sehr früh mit Leistungshockey angefangen, und irgendwann ist der Kopf
auch nicht mehr bereit. Jetzt hoffen wir noch, dass wir ihm einen schönen
Abschied bereiten können.