Von Nomita Selder
(aus "https://rp-online.de" vom 19. Oktober 2020)
Das
Damen-Hockeyteam des Crefelder HTC hat sich besonders zu dieser Spielzeit mit
nochmals fünf Jugendspielerinnen extrem verjüngt, so dass Anna Causin mit 25
oder die 25-jährige Kapitänin Laura Schmitz inzwischen schon zu den erfahrensten
Spielerinnen gehören. Umso mehr fällt die Krefelder Torfrau Sonja Thüner aus
diesem Rahmen, die mit 51 Jahren auch in der 2. Bundesliga die klare Nummer eins
ist. "Ich dachte, vielleicht sinkt meine Motivation durch die Coronapause und
das eingeschränkte Training, bei meinem Alter denkt man doch mal ans Aufhören.
Aber als ich das erste mal wieder auf dem Platz stand war klar, dass dies
keineswegs der Fall war."
Der
Altersunterschied ihren übrigen Mannschaftskolleginnen spielt nur eine
untergeordnete Rolle. "Uns verbindet der Sport, da ist es wichtiger welche
Fähigkeiten du auf dem Platz hast und nicht wie alt du bist. Auch wenn es schon
ein wenig amüsant ist, dass ich zum Beispiel Laura Schmitz in der Jugend selbst
trainiert habe und dies jetzt schon sehr lange her ist." In ihrer langen
Hockeykarriere hat die in Oelde wohnende Industriekauffrau für verschiedene
Vereine gespielt, oft sogar mehrfach. Von ihrem Heimatclub TV Jahn Oelde zog es
sie unter anderem nach Mönchengladbach, Raffelberg, Rüsselsheim und Hannover.
Auch beim CHTC hat sie zwischenzeitlich schon mal gespielt. "Man trifft immer
wieder auf die selben Leute oder Familien und lernt zahlreiche interessante
Menschen kennen. Hockey ist für mich ein wichtiger Ausgleich." Die rund
einstündige Anfahrt zu jedem Training nimmt sie dafür wohlwollend in Kauf.
Ganz besondere
Erfahrungen machte sie auch bei der Teilnahme an den Masters Turnieren, bei
denen Teams im gehobeneren Hockeyalter ab 35 antreten. Bei der EM im
niederländischen Rotterdam 2019 holte sie mit der W45-Mannschaft den vierten
Rang und zeigte bei gleich zwei intensiven Penaltyschiessen ihre ganze Klasse.
"Bei den Masterteams ist es einfach faszinierend, wie die Spieler trotz teils
längerer Pausen toll zusammenspielen. Das Turnier in Rotterdam war was ganz
besonderes." In eine ähnliche Kategorie gehört wohl auch die Hallenendrunde 2009
in der Duisburger Rhein-Ruhr Halle, an der sie mit dem Rüsselsheimer RK
teilnahm. Nach einem Erfolg gegen SW Neuss musste sich die Torfrau in einem
hochklassigen Finale dem Club an der Alster geschlagen geben, doch neben dem
sportlichen Erfolg erinnert sie sich vor allem gerne an die Atmosphäre. "Die
Stimmung war unglaublich. Es gibt nichts schöneres als eine volle Halle in der
es so laut ist, dass man am Ende heiser ist, nur damit die Mitspieler einen
verstehen. Zudem empfinde ich Hallenhockey als spannender, da dort so viel
Aktion ist und ein Spiel jederzeit kippen kann."
Auf die Frage, ob
sich ihr Spiel im Laufe der Zeit verändert hat sagt sie: "Mir wird immer wieder
attestiert, dass ich wohl eine große Ruhe ausstrahle, dabei bin ich vor jedem
Trainings- oder Punktspiel aufgeregt. Aber natürlich profitiere ich von meiner
Erfahrung und kann den Gegner vielleicht besser lesen." In der Jugend sei sie
eigentlich als Notlösung ins Tor gerutscht. Von schlimmeren Verletzungen blieb
sie in ihrer langen Karriere weitestgehend verschont, lediglich ein Sehnenabriss
in der Schulter während ihrer Zeit beim GHTC steht zu Buche – sicherlich auch
ein Grund dafür, dass sie immer noch auf dem Platz steht.
Thüner hat auch mal
in den unteren Ligen gespielt, aber als sie vor zwei Jahren die Anfrage aus
Krefeld kam, musste sie nicht überlegen. "Ich möchte noch gerne so lange wie
möglich weitermachen, da es mir einfach immer noch unglaublichen Spaß macht und
ich on fire bin. Eine ernstere Verletzung würde aber wahrscheinlich zum
Karriereende führen."