Rüsselsheimer Ruder-Klub 08 "Archiv und Chronik"

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Silke Müller

Die Badewanne vermisst sie sehr

Und die RRK-Mädels / Sonst hat sich Silke Müller in Holland gut eingelebt

Von Sissi Stein-Abel (aus "Main-Spitze" vom 03.12.2005)

CANBERRA. Ein dunkles Loch in Canberra. Silke Müller starrt in einen Bildschirm und hämmert auf die Tastatur. Der stickige Raum nennt sich Internet-Café, und die Mittelfeldspielerin des deutschen Hockey-Nationalteams schreibt ein paar E-Mails.  

Neben ihr surft Spielführerin Marion Rodewald (RW Köln) eine Weile im Internet. Dann stürzen beide aus dem muffigen Etablissement, das sie nur aufsuchen, weil es so nah am Mannschaftshotel liegt, und japsen nach frischer Luft. Wenige Minuten später, in einer Grünanlage der australischen Hauptstadt. Jetzt spielen Mandy Haase (Rüsselsheimer RK) und Rodewald Filmstars, Müller guckt durch den Sucher einer Digitalkamera und interviewt ihre Kolleginnen zum Thema: "Habt Ihr die Sehenswürdigkeiten Canberras schon besucht?" Rodewald antwortet: "Ja, alle beide..."

Ob diese Ausschnitte in Silke Müllers Kurzfilm Aufnahme finden werden, ist eher unwahrscheinlich. Denn die 27-Jährige, die im September vom Rüsselsheimer RK zum SV Kampong Utrecht in die Niederlande gewechselt ist, sammelt während der Champions Trophy Material für einen ernsthaften Bericht für den Radio- und Fernsehsender RTV Utrecht. Das Ganze ist eine Übung im Rahmen eines Praktikums in ihrer neuen sportlichen Heimat. Und den Humor hat sie trotz des Katastrophen-Starts des deutschen Teams nicht verloren.

Aber wenn sie darüber spricht, vergeht ihr das Lachen. "Ich hatte mir nicht vorgestellt, dass es so krass werden würde", sagt Müller mit Blick auf die gerade noch so vertretbaren Niederlagen gegen Australien (0:2) und Argentinien (1:3) sowie die dazwischen liegende 1:8-Demontage gegen die Niederlande. "Da", gibt sie ehrlich zu, "habe ich mich geschämt." Ausgerechnet die Niederlande, wo sich die gelernte Hotelfachfrau, die jetzt vom Hockey leben kann, nach einer längeren Eingewöhnungsphase ausgesprochen wohl fühlt. "Sie sehen vieles ein bisschen lockerer", sagt sie, "die deutsche Genauigkeit ist nicht so ausgeprägt."

Aber es gibt auch einige Dinge, die sie vermisst, jedoch nur teilweise landesspezifisch sind. Punkt eins: "Das Essen! Ich kann mir ja eigentlich alles selber kochen. Nein, es gibt keine tollen Spezialitäten dort..." Punkt zwei: "Meine Badewanne! Es ist ganz schlimm, wenn man jahrelang eine hatte und plötzlich nicht mehr." Punkt drei: "Die Mädels aus Rüsselsheim! Natürlich denkt man dran. Es war ein schwieriger Abnabelungsprozess." Noch denkt Silke Müller nicht über das Jahr hinaus, für das sie in den Niederlanden unterschrieben hat. "Ich habe gesagt, ich ziehe das für eine Saison durch", so die Olympiasiegerin, "und wenn es mir so gut gefällt, dass ich bleiben will... Man weiß nie, was passiert. Deshalb mache ich keine Versprechungen, dass ich schon nach der einen Saison nach Rüsselsheim zurückkomme."

Mit der Berlinerin Lina Beier teilt sie in Utrecht eine Wohnung, spielt mit ihr beim SV Kampong und besucht mit ihr einen Sprachkurs. "Ich spreche zwar schon ganz gut und kann mich gut verständigen", erzählt Müller, "aber ich bin noch nicht so weit, dass ich die Kommentare für den Fernsehbericht sprechen könnte." Nicht nur die Sprache ist anders, auch die Wahrnehmung des Hockeys. "Das ist eine andere Dimension, alles ist größer", schwärmt die ehemalige Rüsselsheimerin. "Viel mehr Menschen spielen Hockey. Wenn man durch die Stadt geht, ist es normal, dass man Menschen mit Hockeyschlägern sieht. Kampong ist der größte Verein, hat 33 Herren- und 33 Damenteams. Die Popularität ist immens, das kann man sich nicht vorstellen."

Auch die Art des Spiels unterscheidet sich von der deutschen. "Alles ist schneller, sogar das Einlaufen. Das Spiel ist viel schneller und härter", erzählt Müller, "es wird mit viel mehr Körpereinsatz gespielt - und ich habe es schon angenommen. Es ist vielleicht nicht das schönste Hockey, aber erfolgreich." Doch nicht alles ist jenseits der Grenze besser. "Von der Technik her ist Deutschland schon noch voraus, vermutlich wegen des Hallenhockeys", meint sie, "da könnten die Holländer noch viel von uns lernen. Die sind immer ganz erstaunt, dass der Ball, wenn wir ihn führen, am Schläger klebt. Aber wir lernen das in Deutschland, das ist ganz normal." Das machte das Debakel gegen die Niederlande umso unverständlicher...

Die RRK-Damen in der Hallenhockey-Saison 2005/2006 ohne ihre "Sturmfrau" Silke Müller (hinten: Betreuer Thomas Blivier, Katharina Schultz, Lisa Faust, Laura Appel, Lena Jacobi, Vera Battenberg, Lena Schüder, Irene Balek, Virginia Peisch, Viktoria Krüger, Physio Hanne Zöller, Trainer Berti Rauth; vorn: Lydia Haase, Ela Tarlan, Julia Hahn, Meike Acht, Barbara Vogel, Nina Günther, Mandy Haase, Maren Pfefferkorn)