Rüsselsheimer Ruder-Klub 08 "Archiv und Chronik"

Dieser Bereich der "alten RRK-Homepage" im Vintage-Look enthält auch Inhalte wie Berichte von 2000 bis 6/2018,
wie "In memoriam", wie "Über RRK-Mitglieder", wie Links, wie Suchen, wie ... usw.

>>> Zur neuen RRK-Homepage <<<                    >>>Datenschutzerklärung<<<                   >>>Impressum<<<

Archiv

Chronik "Der Klub"

Chronik Hockey

Chronik Rudern

Chronik Tennis

Über RRK-Mitglieder

In memoriam

Links

Suchen

 

Über Mitglieder des RRK (2020)                                                                   

Sebastian Göbel

Diplom-Sozialpädagoge Sebastian Göbel bietet beim Diakonischen Werk Hochtaunus Beratung und Training für Männer mit Gewaltproblematik an.

 

 

 

 

 

 

 

 

Eine klare Haltung gegen Gewalt,
aber nicht gegen den Täter

Aus "https://www.taunus-nachrichten.de" vom 11.03.2020

(fch). Männer, die ihre Konflikte mit Schreien, Schubsen und Schlagen lösen, sind bei Sebastian Göbel richtig. Der Diplom-Sozialpädagoge bietet beim Diakonischen Werk Hochtaunus Beratung und Training für Männer, aber auch Frauen und Paare mit Gewaltproblematik an. "Im Jahr 2017 gab es über 132.000 Fälle von häuslicher und Beziehungsgewalt in Deutschland. In über 80 Prozent waren Männer die Täter und Frauen die Opfer. Gewalt gibt es in allen Nationalitäten und sozialen Schichten. 30 Prozent der Fälle kommen in den höchsten Bildungsschichten vor. Fast drei Viertel der Fälle betreffen Deutsche", berichtet Sebastian Göbel, der die Kriminalstatistik des Bundeskriminalamts regelmäßig auswertet.

Er ist seit April 2019 beim Diakonischen Werk Hochtaunus beschäftigt. Zudem ist Göbel ausgebildeter Musiktherapeut und Heilpraktiker, eingeschränkt für Psychotherapie. Er hat 16 Jahre Berufserfahrung mit psychisch Kranken, davon sechseinhalb Jahre stationär und neuneinhalb Jahre ambulant. Er bildet sich ständig berufs- und praxisbegleitend weiter, derzeit zum Täterarbeiter. Zu seinen kräftezehrenden Aufgaben in Bad Homburg gehört die Männer-/Täterarbeit, die Beratung von Paaren und das Projekt "Stopp Partnergewalt im Stadtteil". Letzteres richtet sich mit Aufklärung und Information ans Umfeld, an Nachbarn, Freunde und Kollegen.

Glückliche Sieger: Sebastian Göbel vom RRK und Rudolf Axthelm vom Flörsheimer RV gewinnen 2015 Mastersrennen im Doppelzweier

"Häusliche Gewalt ist kein privates Problem, sondern ein gesellschaftliches", betont der 44-Jährige. Deshalb bietet er Info- und Diskussionsveranstaltungen "Gegen Partnerschaftsgewalt" an. Sie finden im Stadtteil- und Familienzentrum Kirdorf, Kirdorfer Straße 90, immer mittwochs am 24. Juni und 30. September jeweils von 19 bis 20.30 Uhr statt. Auf der Agenda stehen die Themen Partnerschaftsgewalt, Formen der Gewalt und die Frage "Was kann ich als Nachbar/in tun?". Eines ist klar: Gewalt verstößt gegen Recht. Zudem sind im Haushalt lebende Kinder immer von Partnerschaftsgewalt mitbetroffen, auch dann, wenn sie selbst kein Opfer der Gewalt und bei der Tat nicht zu Hause sind. Gewalttätiges Verhalten ist erlernt, bedeutet "so komme ich durch". Es ist in gesellschaftliche und historische Kontexte eingebettet. "Die Täter sind zu 100 Prozent für ihre Handlung verantwortlich, der eine bewusste Entscheidung zugrunde liegt", stellt Sozialpädagoge Göbel klar. Zu den Aufgaben des Männerberaters gehört es, darauf zu achten, dass es in den Gesprächen nicht zu Verharmlosungen, Tat-Bagatellisierung oder Schuldzuweisungen an andere kommt. Im vergangenen Jahr führte er 334 Beratungsgespräche mit Männern und 20 mit Frauen, die Opfer geworden waren. Von den gewalttätigen Männern sind 35 Prozent zwischen 40 bis 49 Jahre, 28 Prozent von 30 bis 39 Jahre, 14 Prozent von 20 bis 29 Jahre sowie von 50 bis 59 Jahre und zehn Prozent unter 20 Jahre alt.

Außer der Männerberatung führt Sebastian Göbel auch ein Anti-Gewalt-Training durch. Es ist an BAG-Standards (Standard der Bundesarbeitsgemeinschaft Täterarbeit Häusliche Gewalt) angelehnt. Es beinhaltet eine 20-stündige Schweigepflichtentbindung gegenüber dem Opfer und allen beteiligten Institutionen (Polizei, Gericht, Jugendamt). Trainingsziel ist eine Veränderung des Verhaltens herbeizuführen. Be- und angesprochen werden Stärken und Schwächen, Aufreger-Themen, Bewertungen, Männer- und Frauenbild, Vater- und Mutterrolle, die Biografie, Tatrekonstruktion und ein Notfallplan. Dazu gehören auch die Erarbeitung einer Empathie-Entwicklung für das Opfer, eine gewaltfreie Konfliktlösungsstrategie sowie Verantwortungsübernahme. Auch ein Gespräch mit dem Opfer gehört dazu, das er nach der Situation vor der Tat, dem Tathergang und Verhalten befragt.

Seit April 2019 haben 51 Männer am Anti-Gewalt-Training teilgenommen. "Von den 51 Männern waren 18 bereits im Jahr 2018 da und 33 zum ersten Mal. Von den 51 Männern hatten 19 einen Migrationshintergrund (37 Prozent). Zudem kamen 31 Männer aus dem Hochtaunuskreis, 15 aus Bad Homburg und fünf aus dem Umland. 15 Männer kamen aus Eigenmotivation, 33 aus anderen Beratungsstellen, acht Teilnehmer hatte das Gericht mit der Auflage ein Anti-Gewalt-Training zu machen, geschickt", informiert Göbel.

Nach dem Training gingen Fälle häuslicher Gewalt um die Hälfte zurück. "Täterarbeit ist aktiver Opfer- und Kinderschutz." Viele gewalttätige Männer seien in Not. "Ich habe eine klare Haltung gegen Gewalt, aber nicht gegen den Täter. Das Thema ist mit vielen negativen Emotionen wie Scheu, Hilflosigkeit, Wut oder Abwertung besetzt. Viele Männer schrecken Begrifflichkeiten wie 'Täter‘ ab." Ausschlusskriterien sind die Verweigerung der Schweigepflichtentbindung, eine aktuelle Suchtproblematik, psychische Erkrankungen und Sprachbarrieren. Voraussetzung für eine erfolgreiche Beratung oder ein Training sind Offenheit, Ehrlichkeit und die Bereitschaft, die Chance, Hilfe zu finden, zu ergreifen.