Rüsselsheimer Ruder-Klub 08 "Archiv und Chronik"

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Rüdiger Hauffe

Rüdiger Hauffe

 

 

 

 

 

 

 

 

Vom Iran nach Aserbaidschan

Der einstige RVE-Trainer Rüdiger Hauffe ist ein Weltenbummler in Sachen Rudern – Trainingslager am Rhein-Herne-Kanal

Von Detlev Seyb (aus "WAZ" vom 18.02.2010)

 

Was haben Berti Vogts und Rüdiger Hauffe gemeinsam? Beide arbeiten in Aserbaidschan. Beide sind Nationaltrainer. Und beide wollen einen Außenseiter flügge machen. Sportlich liegen sie aber weit auseinander. Rüdiger Hauffe hat nämlich mit Fußball gar nichts am Hut.

Er braucht Wasser. Boote. Riemen. Skulls. Und hoffnungsvolle Talente. Der frühere Trainer des Ruderverein "Emscher" Wanne-Eickel möchte einen der jüngsten Verbände der Welt zu den Olympischen Spielen führen. Das schon 2012 – obwohl die Aufbauarbeit gerade erst begonnen hat und die Qualifikations-Regeln brutal hart sind. Aserbaidschan gehört nämlich zu Europa. Hauffes Ruderer müssen sich auf dem stärksten Kontinent durchbeißen. Da gibt es keinen Bonus für Ruder-Entwicklungsländer.

Der 54-Jährige ist glücklich darüber, was er im Februar 2009 im Leistungszentrum von Mingecevir vorgefunden hat, das 300 Kilometer von der Hauptstadt Baku entfernt liegt. Von der früheren Winterbasis der UdSSR ist nicht mehr viel übrig geblieben. 2007 wurde hier alles abgerissen, um Platz zu machen für eine "neue und international einzigartige Basis". In Kürze soll die erste Bauphase abgeschlossen sein und mit einer großen Einladungsregatta auf der Kura, dem Trainingsrevier, gefeiert werden.

Verständigungsprobleme gibt es keine. "Ich spreche ja auch russisch", sagt Hauffe, obwohl das wiederum nicht alle Jüngeren seines Kaders können. Die Landessprache ist Aseri, aber viele sprechen englisch. Deshalb verzichtet Rüdiger Hauffe auf einen Dolmetscher, weil er die direkte Ansprache wichtig findet: "Man findet immer einen Weg."

Dem Deutschen gefällt es, wie herzlich er aufgenommen wurde, wie ambitioniert der Verband an seine Aufgaben herangeht und sich vor allem langfristig Ziele setzt. "Rudern soll zum Volkssport werden." Der Verband setzt sich dabei nicht unter Druck und seine ganze Hoffnung in Rüdiger Hauffe.

Ein großer Unterschied zu seiner ersten Auslandsstation im Iran, in dem er viel gelernt, viele Freunde gewonnen und vor allem auch tolle Erfolge gefeiert hat. Für ihn war es eine Herausforderung, den Leistungssport unter den strengen Regeln des Islam nach vorne zu treiben. "Das war das Komplizierte", so Hauffe: "Man muss das erst einmal verarbeiten, dass man nicht in den Kraftraum darf, weil die Frauen ihre Kopftücher beiseite legen wollen. Bis 2001 war es undenkbar, dass Frauen im Iran Sport machen."

Es gab auch Rückschläge. Zum Beispiel, als er zu den Asienmeisterschaften nach Korea keine Ausreisegenehmigung bekam und er seine Boote via Skype aus seinem Hotelzimmer in Teheran coachen musste. Oder bei den Olympischen Spielen in Peking, als er trotz Qualifikation nicht vor Ort sein durfte. "Da macht man sich so seine Gedanken, wenn man einfach beiseite geschoben wird."

Völkerverbindend ist der Sport, so wie ihn Rüdiger Hauffe (l.) versteht – hier mit zweien seiner aserbaidschanischen Schützlinge bei der Junioren-Weltmeisterschaft 2009 im französischen Brive.

Beim noch jüngeren Ruder-Nachbarn in Aserbaidschan war man längst auf Rüdiger Hauffe aufmerksam geworden, und es war nur eine Frage der Zeit, wann der Wechsel perfekt sein würde. Seit Februar 2009 arbeitet der 54-Jährige nun in einem Land, das erst drei Rudervereine hat, dessen Rahmenbedingungen durch die staatliche Unterstützung aber rasant besser werden. Wenn Saison ist, dann kommt er oft zurück in die Nähe seiner Heimat. Ein unschätzbarer Vorteil sind dabei die extrem langen Sommerferien von Mai bis September in Aserbaidschan, so dass Rüdiger Hauffe 2009 nahezu das komplette deutsche Regattaprogramm mitnehmen konnte. München, Köln, Hamburg. Dazu noch Trainingslager in Berlin und Wanne-Eickel vor den Weltmeisterschaften. Und in seiner Heimat am Rhein-Herne-Kanal hat es den Aserbaidschanern am besten gefallen. Auch bei diesem Gedanken strahlt der Ex-RVE-Coach.


PERSÖNLICHES

Ruder-Familie

Von 1970 bis 1979 ruderte Rüdiger Hauffe selbst aktiv beim SC Magdeburg, wurde danach in seinem Heimatklub Trainer. 1990 wechselte er zum RV "Emscher" Wanne-Eickel, 2000 zur Germania nach Frankfurt. Als er 2006 in Deutschland keinen Job mehr als Vereinstrainer fand, entschied er sich zu einem Wechsel in den Iran. Seine Frau Renate blieb wegen ihres Berufs in Wanne-Eickel. Auch seine beiden Söhne rudern. Benett Hauffe gewann unter anderem bei der Junioren-WM in München Silber, Gregor hat den ganz großen Sprung geschafft und gehört seit Jahren der A-Nationalmannschaft an. 2009 wurde er Weltmeister mit dem Deutschlandachter.


LAND UND LEUTE

Brücke zwischen Europa und Asien

Mingecevir ist mit 120.000 Einwohnern die viertgrößte Stadt Aserbaidschans (8,3 Mio Einwohner), die 1948 gegründet und durch deutsche Kriegsgefangene erbaut wurde. Die Industriestadt besteht im Wesentlichen aus Wohnplattenbauten im sowjetischen Stil. Die Kura, mit 1364 Kilometern der größte Fluss im Kaukasus, wird zum Mingecevir-See aufgestaut. Er ist 605 Quadratkilometer groß und einer der größten im Kaukasus. Ruderer und Kanuten sind auf der Kura unter sich. Durch den milden Winter ist das Trainingsrevier von Mingecevir sehr geschätzt. Geht es nach den Plänen der Regierung, dann soll dort auch noch eine künstliche Regattastrecke und ein Sportgymnasium entstehen. Vorherrschende Religion ist der Islam, doch Rüdiger Hauffe betont: Im Gegensatz zum Iran sei er hier keinen Regeln unterworfen. Aserbaidschan versteht sich als Brücke zwischen Europa und Asien. Öl ist die die Haupt-Einnahmequelle und sorgt für großes Wachstum.


 

Einige Monate später, Junioren-Weltmeisterschaften im Rudern (World Rowing Junior Championships) in Racice, Czech Republik, 03. bis 08.08.2010

 

Einen hervorragenden 6. Platz erreicht Tony Boteva, die von Rüdiger Hauffe trainierte Skullerin, im Juniorinnen-Einer unter 20 gemeldeten Booten.

Im Junior-Zweier-ohne gewinnen Radoslav Drenovski und Aleksander Glotov
bei 18 gemeldeten Booten die Bronzemedaille. Dies ist für Aserbaidschan die erste
Rudermedaille überhaupt in einem internationalen Wettbewerb (kleines Bild: Rüdiger Hauffe).

Hier der Bericht zum Rennen der Zweier-ohne in Racice aus "www.rudern.de":

"Im Junioren-Zweier-ohne sind die Deutschen und die Ruderer aus Aserbaidschan, die vom deutschen Trainer Rüdiger Hauffe seit zwei Jahren fast unter Profibedingungen auf diesen Tag vorbereitet wurden, die Favoriten. Auch die Griechen haben in den Vorläufen ihre Möglichkeiten aufgezeigt. Doch das von Andreas Herdlitschke trainierte Duo mit Tobias Oppermann und Bodo Schacher geht erst mal in Führung. An der 500-m-Marke ist es jedoch die bulgarische Kombination, die das Rennen anführt. Die Aserbaidschaner Drenovski und Glotov halten sich noch zurück, das deutsche Duo geht ab 750 m in Führung. Doch diese Rennen werden erst auf den dritten 500 m gewonnen. Auch die Griechen Nastopoulos und Lampridis zeigen sich an der 1000-m-Marke und wollen Gold. Im JWM-Magazin steht: "Das Gefühl des Sieges kennen Sportler und Trainer" – jetzt muss das Potential abgerufen werden. An der 1500-m-Marke kommen die Aerbaidschaner auf, Oppermann/ Schacher werden angegriffen. Vorne noch die Griechen, die komfortabel knapp eine Länge in Front liegen. Doch auf Höhe der Tribüne kommen die Deutsche auf und wollen mit Macht das dritte Gold in Folge. Doch die Griechen Nastopoulos und Lampridis sind heute einfach besser. Um die Bronzemedaille wird es auch noch einmal eng, denn das Duo der "Grande Nation" zündete auch noch einmal den Turbo. Doch es reicht ganz knapp für Aserbaidschan, die damit Bronze hinter unserem Zweier holen."