Aus "Main-Spitze"
vom 26. Januar 2004
mka. Der neue
Ehrensenatspräsident beim Carneval-Club Raunheim heißt Rudi Müller. Der Erste
Stadtrat nahm die karnevalistische Würdigung am Samstag beim "Ball der
Senatoren" in der HeinrichPress-Halle in Empfang
Sein Vorgänger, der
ehemalige CDU-Fraktionschef Herbert Bächle, machte den Weg jedoch nicht frei,
ohne zuvor nicht noch einmal einen närrisch-polemischen Blick auf seinen
Nachfolger zu werfen. In Anlehnung an die augenblickliche Diskussion über die
Beraterverträge bei der Bundesagentur für Arbeit, fragte sich der "schwarze
Präsident", wie man beim CCR wohl auf einen "roten" Präsidenten gekommen sei und
weshalb dabei "Grüne" und "Gelbe" übergangen wurden. Doch selbst wortreiches
Lamentieren half nicht: Bächle musste die Ehrensenatskette an den Ersten
Stadtrat übergeben.
Müller, der in
seinem Leben, wie jeder weiß, schon so manche "Red' gered'" hat, bekannte, dass
sein Herz "noch nie so gewuppert" habe, wie vor diesem Auftritt. Vielleicht war
das auch der Grund, weshalb der Stadtrat, der zwar im Februar geboren wurde,
dennoch aber kein "alter Fastnachter" sein will, an dieser Stelle nur wenige
Worte machte.
CCR-Sitzungspräsident Angelo Pellilli, der als Conferencier durch den Abend
führte, wird es besonders gefreut haben, dass Müller seinen Amtsantritt mit
einer Geldspende an die Fastnachtsabteilung verband. "Ohne das Geld der
Senatoren", so bedankte sich der Sitzungspräsident, "kann der CCR nicht so
schön Fastnacht feiern".
Namentlich 86
Senatoren haben sich in dieser Kampagne dafür verantwortlich gefühlt, dass die
Geldquelle nicht versiegt. Deshalb zum Dank verpflichtet, hatte die TSV-Fastnachtsabteilung in die Heinrich-Press-Halle zum Ball eingeladen. Für
einen kurzweiligen Verlauf sorgte die "MikePeter-Band", die zum Tanz
aufspielte, außerdem war ein kleines, aber feines Programm vorbereitet worden,
dessen Höhepunkt der Auftritt von Bauchredner Alfonso war. Dessen Künste konnten
nicht nur verblüffen, sondern sorgten bei den 130 Gästen auch für die
allergrößte Erheiterung.
Ganz ohne
fastnachtliche Beiträge ging allerdings auch dieser Abend nicht über die Bühne.
Helmut Keitel brillierte dabei einmal mit einer gelungenen Büttenrede. Seine
Ausführungen über die von ihm aneinander gereihten Anglizismen in der deutschen
Sprache ("Plastik-Deutsch"), sie trafen beim Publikum auf großes Gefallen.
Keitel begegnete den "Ami-Brocken", wie er die in den täglichen Sprachgebrauch
eingegangenen Begriffe bezeichnete, mit mundartlicher Sprachakrobatik: "Bei uns
in Raunem jedoch, is des so schee, da kann mer uns noch ohne Sprachsalat
verstehn!"
Der Ball, bei dem
es üblich ist, dass der Gastgeber sich bei den Senatoren ‒ gewissermaßen als
sichtbaren Beweis ‒ mit einem Orden bedankt, bot überdies die Gelegenheit,
besonders verdienten Karnevalisten eine Ehrung zuteil werden zu lassen.
Ehrensitzungspräsident Willi Wirth war als Laudator für die Verleihung des
Goldenen Vlies, der höchsten aller Auszeichnungen in der Abteilung, an Angelo
Pellilli und Achim Rausch gewonnen worden.
Wirth, dessen Reden
als "Deutscher Michel" in die CCR-Annalen eingegangenen sind, hatte eine fein
formulierte Lobrede vorbereitet, in der sowohl die Entstehungsgeschichte des
närrischen Ordens als auch der Beweggrund, weshalb die beiden beliebten
Büttenredner, deren Vorträge als Bundeswehrsoldaten oder Mann und Frau beim
Publikum so nachhaltig in Erinnerung geblieben sind, sich ab sofort zu der
illustren Runde der "Ritter vom den Golden Vlies" zu gesellen haben. Wie aus "deene
Buuwe", von denen einige meinten, dass daraus "nie echte Fassenachter" werden,
sich doch noch zu zwei solchen entwickelt haben, darüber berichtete der
Ehrensitzungspräsident ‒ der, wen wundert's, selbst auch ein närrischer Ritter
ist.