"Wir ergänzen uns
gut als Personen und in der Kunst", sagt Ruth Schmid. Beim Atelierbesuch
vermitteln sie und Rosemarie Ebert Einblicke in ihre Arbeitsweisen sowie ihr
jahrelanges Zusammenwirken. Die beiden Frauen arbeiten oft zusammen im Atelier
von Ruth Schmid. Es ist ein Raum in ihrem Haus, in dem ein großer Tisch steht,
der von Leinwänden und Malutensilien umgeben ist.
Mutter Rosemarie gratuliert Tochter
Sabine zum Gewinn der Deutschen Feldhockey-Meisterschaft 1992 mit dem RRK |
Die gelernte
Textiltechnikerin Schmid wandte sich zunächst einmal der Malerei zu, dann der
Fotografie und Kalligrafie. Die Inspiration kam beim Betrachten von
Architekturplänen: "Es hat mich begeistert, wie Architekten ihre Baupläne
beschriften. So habe ich zur Kalligrafie gefunden", erklärt sie. Die von ihr
verwendeten Texte, mit denen sie Motive und Gedichte überschreibt, stammen oft
von bekannten Künstlern wie Erich Fried oder Mascha Kaleko und haben immer eine
tiefere Bedeutung. Oft sind die Schriften auch mit Aquarellen von Motiven aus
ihrem Lebensumfeld unterlegt – wie zum Beispiel von markanten Gebäuden in
Rüsselsheim. Schmid lebt gerne in der Opelstadt, deren Glanzzeit sie allerdings
in der Vergangenheit ansiedelt. "Ich beschäftige mich viel mit meiner Stadt",
sagt sie. "Sie ist alt geworden, aber es ist eben meine Stadt."
Rosemarie Ebert
malt ungewöhnliche Stillleben in Acryl. Einen größeren Raum nimmt bei ihr jedoch
derzeit die Bildhauerei ein. Bei ihrer Arbeit nutzt sie den Hohlaufbau sowie die
Plattentechnik mit schamottreichem Ton. Das Arbeiten mit Ton war für die
Hobbymalerin eine große neue Herausforderung, wie sie sagt. Dabei hat sie sich
auf das Gestalten von ausdrucksstarken Köpfen spezialisiert. Da sie keinen
Brennofen hat, müsse sie die Skulpturen erst transportieren, um sie
fertigzustellen, was nicht immer ganz einfach sei.
Beide Künstlerinnen
sind Mitglied in der Künstlervereinigung Malkasten. Für Rosemarie Ebert ist
dabei der Austausch mit anderen Künstlern und Künstlerinnen wichtig – und dass
man gemeinsame Ziele verfolgen kann. Bei den regelmäßigen Treffen gebe es bei
Projektvorbereitungen immer sehr interessante Gespräche. Ihrer Meinung nach
haben es Künstler in Rüsselsheim nicht leicht, da oft die finanzielle
Unterstützung fehle. "Dabei haben wir einige große Namen und Potenzial hier.
Aber es scheint, dass die Stadt hierauf nicht so viel Wert legt", sagt sie. "Man
muss eben selbst etwas bewegen – und das tun wir", sagt Ruth Schmid.
So hatten die
beiden Frauen die Idee, ein leer stehendes Geschäft in der Frankfurter Straße
als Ausstellungsraum zu nutzen. Auch den Austausch mit Künstlern in der
Rüsselsheimer Partnerstadt Evreux im Jahr 2019 haben beide genossen: Zuerst
hatte der Malkasten die Werke von vier Französinnen ausgestellt, dann gab es
einen Gegenbesuch in Frankreich. Dazu weiß Ruth Schmid zu sagen: "Rüsselsheim
ist als Stadt vielleicht nicht so ansprechend wie Evreux, aber es gibt hier viel
zu entdecken."
IM NETZ
Weitere
Informationen über die Künstlerinnen Ruth Schmid und Rosemarie Ebert, ihre
Kunstwerke und Ausstellungen gibt es auf https://malkasten-ruesselsheim.de. (lnh)