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Über Mitglieder des
RRK (2017)
Robert Neubauer |
Robert Neubauer |
So funktioniert
Deutschland
Ehrenamt im
Sportverein: Groß-Gerauer Kreisfußballwart Robert Neubauer
Von Heiko
Weissinger (aus "Wiesbadener Kurier" vom 09.08.2017)
Der Arbeitstag des
Rüsselsheimer Sportamtsleiters Robert Neubauer ist noch lange nicht beendet,
wenn er sein Büro im Rathaus verlässt. Zwei, drei Stunden hängt der Groß-Gerauer
Kreisfußballwart Tag für Tag noch dran: Gespräche mit Mitgliedern des
Kreisfußballausschusses, Kontrolle der Spielberichte, Rückfragen bei
Schiedsrichtern, Vorbereitung von Sitzungen – "15 bis 20 Stunden beträgt der
Zeitaufwand pro Woche", sagt der 62-Jährige. "Viele Leute gehen davon aus, dass
ich dafür selbstverständlich Geld bekomme."
Doch bezahlt wird
der Walldorfer, der seit 1966 in Rüsselsheim lebt, für sein Wirken im Fußball
nicht. Neubauer begann mit 18 seine Ehrenamtskarriere im Fußball als
Jugendtrainer bei Alemannia Königstädten. 40 Jahre betreute er dort den
Nachwuchs. Außerdem wirkte der Diplom-Sozialarbeiter als
Spielausschuss-Vorsitzender und Erstmannschaftstrainer, ehe er 1996
stellvertretender Kreisfußballwart wurde. Seit 2008 leitet Neubauer den
Fußballkreis Groß-Gerau. Seine Motivation? "Ich liebe den Fußball und habe mir
einen Bereich ausgesucht, in dem ich möglichst viel bewirken kann. Außerdem geht
es für mich um die Vermittlung von gesellschaftlicher Kompetenz, von Werten wie
Fairness und Teamgeist."
Einen
unbezahlten Halbtagsjob übernommen
Dass er als
Kreisfußballwart einen unbezahlten Halbtagsjob übernahm, habe er nie bereut,
auch wenn damit manchmal zeitlicher Stress und unschöne Erlebnisse verbunden
seien. "Ich habe selbst sehr viel von der Arbeit. Durch die Kommunikation mit
Kindern, Eltern, Sportlern und Funktionären gewinnt man für die eigene
Persönlichkeitsentwicklung so viel wie sonst in kaum einem anderen Bereich."
Für Neubauer ist
klar: "Der Sport funktioniert ohne Ehrenamt nicht." Da immer weniger Menschen
bereit sind, sich ohne Bezahlung zu engagieren, erwartet der 62-Jährige "nach
und nach mehr Lücken in der Organisation des Sports". Und Neubauer rechnet
damit, dass die Vielfältigkeit des sportlichen Geschehens und des Vereinslebens
leiden wird. 2Nur Vereine, die gute Strukturen aufgebaut haben, mit
verlässlichen Menschen, werden weiter existieren können. Ein-Mann-Vereine, in
denen der Zufall regiert, werden Probleme bekommen."
Der Trend gehe zur
Hauptamtlichkeit, doch dabei falle ein wichtiger Faktor weg: die Identifikation
mit dem Verein. "Früher war es selbstverständlich, dass man was für den Verein
gemacht hat, Arbeitseinsätze et cetera. Da entstanden enge Bindungen, sodass man
sich sogar gegenseitig beim Hausbau geholfen hat." Es wäre ein Fehler, den Klub
nur noch als Dienstleister zu sehen, meint Neubauer. Verwaltungs- und
Verbandsspitzen hätten bundesweit den hohen Stellenwert des Ehrenamts erkannt,
nun gelte es über Aktionen wie "Unsere Amateure sind spitze" des Deutschen
Fußball-Bundes Nachwuchs zu gewinnen. Klar sei aber auch: "Wir müssen die
Aufgaben auf mehr Schultern verteilen. Dinos wie ich sterben aus."
Auszeichnung
fürs Ehrenamt: Kleine Nadel, große Wertschätzung
Robert Neubauer
engagiert sich seit mehr als vier Jahrzehnten ehrenamtlich für den Fußball.
Dafür gab's jetzt ein besonderes Dankeschön.
Kreisfußballwart Robert Neubauer, Groß-Gerau, Rüsselsheim, Auszeichnung |
Aus "Rüsselsheimer
Echo" vom 18.03.2017
Ein Termin mit
Robert Neubauer? In diesen Tagen nicht ganz leicht zu bekommen. Beim Leiter des
Sportamtes der Stadt Rüsselsheim dreht sich zurzeit alles um den Hessentag. Hier
eine Besprechung, da ein Ortstermin: Die Arbeitstage des 61-Jährigen haben es
keine drei Monate vorm Hessentag in sich. Und dann ist da noch sein Ehrenamt,
das Engagement als Kreisfußballwart. Besprechungen mit seinen Vorstandskollegen
im Kreisfußball-Ausschuss, Spielbeobachtungen, Ansprechpartner für die Vereine
aus dem Fußballkreis Groß-Gerau und erste Adresse für den Hessischen
Fußball-Verband (HFV), wenn es darum geht, Verbandsbeschlüsse an der Basis zu
kommunizieren. Ein zeitintensives Ehrenamt, Arbeit, für die es nicht immer ein
Dankeschön gibt.
Umso mehr freute
sich Robert Neubauer, als ihm kürzlich bei der HFV-Vorstandssitzung auf
besondere Art und Weise gedankt wurde. Mit einer Urkunde und einem kleinen, fast
unscheinbar wirkenden Anstecker, der aber von großer Wertschätzung zeugt: die
Ehrennadel des HFV in Silber. "Das ist dann schon schön, wenn der Einsatz auf
diese Art und Weise honoriert wird", sagt Neubauer, der sich seit mehr als vier
Jahrzehnten ehrenamtlich für den Fußballsport engagiert.
Seit 2008
Fußball-"Chef"
Das hatte er sich
wahrscheinlich auch nicht vorstellen können, als er im Alter von 18 Jahren,
damals selbst noch aktiver Fußballer von Alemannia Königstädten, das Training
der C-Jugend übernahm. Nach der aktiven Laufbahn war er Trainer bei seinem
Heimatverein in Königstädten sowie in Worfelden und engagierte sich in der
Jugendarbeit. Dieser Weg führte ihn in den Kreisfußball-Ausschuss. Von 1996 an
war Neubauer stellvertretender Kreisfußballwart, 2008 wechselte er auf den
"Chefposten". Beim Kreisfußballtag im vergangenen Jahr wurde der Rüsselsheimer
für seine dritte Wahlperiode bis 2020 im Amt bestätigt. Ein Ende ist nicht
abzusehen. "Ich bin Fußballer und denke nur von Spiel zu Spiel, in diesem Fall:
nur von Amtszeit zu Amtszeit", scherzt Neubauer. Er hängt nicht auf Teufel komm
raus an seinem Ehrenamt ("Ich hätte auch kein Problem damit, einfach nur wieder
in der zweiten Reihe im Kreisfußball-Ausschuss mitzuarbeiten"), aber er macht es
gerne. Und er hat es nie bereut. "Ehrenamtliche Tätigkeit ist wichtig für die
eigene Persönlichkeitsentwicklung", findet Robert Neubauer. Er gesteht aber
auch, dass es viel Verständnis aus dem familiären Umfeld braucht. "Ich habe das
große Glück, dass meine Frau das nicht nur toleriert, sondern unterstützt", sagt
Neubauer. Dass seine Frau ebenso wie die Tochter und der Sohn sportlich aktiv
ist, habe da natürlich geholfen.
Und wie das so ist
im Ehrenamt: Hat man eines, kommen andere hinzu. Im Falle von Robert Neubauer
heißt das: "Ich bin in einer neuen Kommission des Verbandes, die sich mit
Fußballentwicklung und Nachhaltigkeit befasst, kurz mit der Frage, wo geht der
Fußball hin?"
Dazu passt, dass
die Kreisfußballwarte stärker in die Weiterentwicklung des sogenannten
Masterplans des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) eingebunden werden sollen, der
unter der Bezeichnung "Zukunftsstrategie Amateurfußball" um drei Jahre von 2017
bis 2019 erweitert wird. Um drei wichtige Säulen gehe es da, erzählt Neubauer:
Die Kommunikation zwischen Verbandsspitze und Kreisen und Vereinen als
Normalzustand festzulegen, die Entwicklung des Spielbetriebs (Flexibilisierung
der Spieltermine, das Ausprobieren neuer Spielformen) und den Ausbau des
Vereinsservice (Stärkung der Strukturen in den Vereinen mit Schulungsangeboten).
"Über den Masterplan wollen wir eine Weiterentwicklung bei den Vereinen
erreichen", sagt Neubauer.
Auszeit beim
Lesen
Auch so ein
engagierter Funktionär braucht aber ab und an eine Auszeit. Wo andere beim Sport
entspannen, tut's bei Robert Neubauer ein gutes Buch. "Ich lese sehr gerne",
erzählt er. Gerne Romane mit geschichtlichem Hintergrund. So ganz ohne Sport
geht es aber dann doch nicht, zumindest nicht im Urlaub. Früher ging es eher mal
in die Berge, mittlerweile genießen Neubauers die Luft an Nord- oder Ostsee. "Im
Urlaub fahre ich gerne Fahrrad", erzählt der Rüsselsheimer. Und einen Luxus
gönnt er sich dann besonders, sagt Robert Neubauer: Nicht erreichbar zu sein.
"Urlaub ist bei mir immer ohne Handy." kes |
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