Von Charlotte
Martin (aus "Main-Spitze" vom 23.03.2021)
Der
Ort ist perfekt: Viel Licht von allen Seiten, 25 laufende Meter
Ausstellungsfläche in den Schaufenstern und genügend Platz im Innern, um auch
Vernissagen, Crossover-Projekte mit Musik und Lesungen auszurichten – falls
Corona es zulässt. Renate Sajnovits, Vorsitzende der Künstlervereinigung
Malkasten, freut sich über diese neue, innerstädtische "Galerie auf Zeit", die
Anfang des Jahres bezogen wurde.
Der Glaspavillon am
Europaplatz, in dem vor Jahr und Tag Blumen verkauft wurden, und der dann lange
Zeit leer stand, konnte auf Vermittlung des Malkasten-Künstlers Karl-Heinz
Schneckenberger von Carsten Rückert, bekannt durch seinen Blumenladen mit Café
"Anna Blume", angemietet werden. "Dank Förderung der Stadt können wir auch eine
angemessene Miete zahlen", betont Sajnovits. Endlich wieder Malerei, Grafik,
Handwerkskunst, Skulpturen und Kalligrafie präsentieren zu können, beflügele die
Malkasten-Mitglieder aller Sparten, so die Vorsitzende und Rosemarie Ebert, die
sowohl auf Leinwand wie mit Ton arbeitet. Denn: Kunst braucht das Auge des
Betrachters, ja, sie blüht erst auf im Auge des Betrachters. "Wir haben das
Pavillon-Schaufenster abwechslungsreich bestückt, bringen Farbe in die Stadt",
sagt Sajnovits.
Juli 2020 musste
die "Galerie auf Zeit" in der Frankfurter Straße geräumt werden. Renate Sajnovits:
"Neun Jahre konnten wir dort mitten in der Stadt unsere Kunst zeigen.
Das war schon was Tolles." Nun hofften alle, auch im Glaspavillon am Europaplatz
eine gute Weile bleiben zu können, doch eine Galerie auf Zeit sei eben nie für
die Ewigkeit. Auch im Innern des Pavillons haben die Künstler bereits
sehenswerte Werke positioniert – Skulpturen von Karl-Heinz Schneckenberger,
Kalligrafien von Ruth Schmid, Collagen von Sigrid Roes, Druckgrafiken von Sabine
Pillwitz-Schaum, Leinwandbilder von Gabriele Sehn und vieles mehr. Indes: "Das
Innere des Pavillons ist derzeit leider nur nach Anmeldung zugänglich. Wir
hoffen, dass die Corona-Lage bald mehr zulässt, haben uns mit
Kunstveranstaltungen im Glaspavillon auch für den Kultursommer angemeldet", sagt
Renate Sajnovits. Doch den Pavillon von außen zu umrunden, ist jetzt auch schon
ein lohnendes Erlebnis.
Die Schaufenster
zeigen aktuell einen schmalen Terrakottakopf von Rosi Ebert unter dem Titel
"Giacometti", sie zeigen eine feurige Blüte auf Leinwand von Sigrid Roes,
traumverwobene Druckgrafik von Sabine Pillwitz-Schaum, großformatige Malerei von
Claudia Bruchhäuser – "Die blaue Treppe" – und Natur- sowie Stadtlandschaften
von Sieglinde Nordmann, antike Kunstschriftmalerei von Nikos Samartzidis,
fantasievolle Monotypien von Ellen Ribbe und Naturminiaturen von Ute Einsiedel
sowie anderes. Wer Augenblicke der Inspiration sucht, ist hier richtig.
Mit Worten von Rose
Ausländer hat Kalligrafin Ruth Schmid den Glaspavillon geziert: "Vergesset
nicht, Freunde, wir reisen gemeinsam ...Vergesset nicht, es ist unsre gemeinsame
Welt, die ungeteilte, ach die geteilte, die uns aufblühen lässt, die uns
vernichtet, diese zerrissene, ungeteilte Erde ..."