Das Interview
führte Martin Krieger (aus "Main-Sitze" vom 19. September 2015)
Ihr Weg zur festen
Größe im Bundesligateam des Rüsselsheimer RK schien als torgefährliche
Jugendnationalspielerin vorgezeichnet, doch dann ging sie mit 18 Jahren im
Winter 2009 ziemlich abrupt von Bord: Am Samstag will Hockeyspielerin Petra
Ankenbrand (24) zum Zweitliga-Heimauftakt gegen den Mariendorfer HC erstmals
nach langer Zeit wieder im RRK-Trikot am Sommerdamm auflaufen. Vorausgesetzt,
die Erkältung lässt es zu.
Frau Ankenbrand,
ist es für Sie ein besonderer Moment, am Sommerdamm sozusagen wieder daheim zu
sein?
Ehrlich gesagt habe
ich mir darüber noch gar keine großen Gedanken gemacht. Ich bin leider nicht
ganz fit und muss schauen, dass sich die Erkältung nicht zu einer
Nasennebenhöhlengeschichte auswächst. Allerdings ist es schon ein besonderes
Gefühl, jetzt wieder Mitspielerin und keine Gegnerin mehr zu sein.
Sie galten als
eines der hoffnungsvollsten Talente in der RRK-Hockeysparte. Warum sind Sie
damals weggegangen?
Da sind einige
Dinge zusammengekommen und irgendwann war es dann einfach zuviel. Man kann es so
zusammenfassen, dass ich mich vom damaligen Trainer eigentlich gar nicht
wertgeschätzt gefühlt habe.
Ihre ältere
Schwester Nina gehört seit knapp zwei Jahren zum RRK-Kader. Hat das Ihre
Entscheidung stark beeinflusst?
Das kann man schon
so sehen. Sie war auf alle Fälle eine große Hilfe, dass ich mich getraut habe,
zurückzukommen. Denn ich hatte etwas Angst, dass ich wegen meines Weggehens
nicht gut aufgenommen werden könnte, was aber nicht der Fall war. Ein anderer
Aspekt war, dass ich Christian (Co-Trainer Zimmermann; Anm. d. Red.) mehrmals
beim Einkaufen getroffen und ihm versprochen habe, irgendwann zurückzukommen.
Freude über den DM-Triumph 2007
der A-Jugend des RRK (hinten: Trainer Benedikt Schmidt-Busse, Theresa Weber,
Linn Tremmel, Hannah Pehle, Charlotte van Bodegom, Victoria zu Dohna,
Eva-Maria Frank, Petra Ankenbrand, Helena Faust, Lotta Hof, Valerie Rau,
Trainerin Lisa Jacobi, Leonie Schell; davor: Saskia Behr, Vanessa Hartlep,
Marleen Tentscher, Christina Schröder, Cara Benecke, Franziska Eckhard, Anna
Lippa, Ann-Paulin Heist, "Physio" Diana Czerwonka; vorn: Torfrau Lidia Utz) |
In der Saison
2014/15 hätte der RRK Sie extrem gut gebrauchen können. Warum jetzt der Wechsel
nach dem Abstieg in die zweite Liga?
Meine Ausbildung
zur Speditionskauffrau geht zu Ende und die Abschlussprüfungen stehen bald an.
Da ich die letzte Phase in Groß-Rohrheim arbeite, war es egal, ob ich von
Rüsselsheim oder Mannheim dorthin fahre. Dass der RRK nun zweite Liga spielt,
hat für mich keine Rolle gespielt.
Sie waren
zuletzt drei Jahre für TSV Mannheim aktiv, der einst gerade in der Halle ein
Rüsselsheimer Hauptrivale im Titelrennen war. Hat der RRK-Abstieg dort besondere
Schadenfreude ausgelöst?
Das glaube ich
nicht. Allerdings habe ich schon gemerkt, dass der TSV den RRK immer als
Erzrivalen betrachtet hat. Ich vermute, dass das auf die Wiederholung eines
Hallen-Bundesligaspiels vor ein paar Jahren in Rüsselsheim zurückzuführen ist.
Das hat die Mannheimer ziemlich gewurmt.
Beim
vergleichsweise gut situierten Mannheimer HC spielen mittlerweile vier frühere
RRK-Spielerinnen. Wie groß ist die Rivalität zwischen den Mannheimer Klubs und
glauben Sie, dass es dauerhaft zwei Teams in der Bundesliga geben wird?
Die Rivalität in
den Derbys ist sehr groß. Einmal ist der MHC sogar in eine größere Halle
umgezogen, um mehr Zuschauer anzulocken. Da der TSV einen deutlich kleineren
Kader hat und kaum etwas hochkommt, dürfte es zumindest auf dem Feld schwer
werden.
Zurück zum RRK:
Das erste Spiel in Nürnberg ist mit dem 6:1-Sieg toll gelaufen, und auch Sie
haben gleich ein Tor erzielt. Wie wichtig ist es Ihnen, am Saisonende ganz oben
zu stehen und aufzusteigen?
Es wäre sicherlich
schön, wenn das klappen würde, weil man ja auch dafür trainiert, etwas zu
erreichen und zu den Besten zu gehören. Aber unser Hauptziel ist das nicht. Wir
wollen in erster Linie alle wieder mit Spaß bei der Sache sein. Ich habe mit dem
TSV schon mal eine Saison in der zweiten Liga gespielt und gemerkt, dass mir das
gutgetan hat.
Am Sonntag wird
um 14.30 Uhr das Heimspiel gegen die Zehlendorfer Wespen angepfiffen, die mit
13:1 Toren als Spitzenreiter kommen. Könnte das der ärgste Konkurrent im
Titelrennen werden?
Die Wespen habe ich
schon vor Saisonbeginn weit vorne gesehen. Mit Laura Krubbel habe ich in der
Jugend-Nationalmannschaft zusammengespielt, und sie ist nach einigen Jahren in
den USA nun ebenfalls zurückgekehrt.