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Über Mitglieder des
RRK (2021)
Pauline Heinz |
Pauline Heinz ist von Olympia "jeden Tag überwältigt"
Die
Rüsselsheimer Hockeyspielerin über das Leben im Olympischen Dorf, das extreme
Klima in Tokio, Sportler, die sie unbedingt treffen will, und ihre neue
Sammelleidenschaft.
Von Heiko
Weissinger (aus "Main-Spitze" vom 21.07.2021)
TOKIO - Pauline
Heinz hört sich müde an am Dienstagvormittag, der in Tokio aufgrund der sieben
Stunden Zeitverschiebung der frühe Dienstagabend ist. "Den Jetlag merke ich
total, da habe ich noch zu kämpfen", sagt die Rüsselsheimer Hockeyspielerin im
Telefoninterview, das sie in ihrem Sechser-Appartement im Olympischen Dorf
führt. Die 20-jährige angehende Polizistin klingt gleichzeitig aber auch
euphorisch nach den ersten vier Tagen in der Stadt der 32. Olympischen
Sommerspiele: "Ich bin immer noch jeden Tag überwältigt, das ist alles total
cool. Die Atmosphäre im Dorf und im Deutschen Haus, die Treffen mit den anderen
Sportlern – man erlebt so viel jeden Tag."
Schon vor dem
Abflug am Freitagnachmittag war Pauline Heinz voller Vorfreude auf das Treffen
der weltbesten Sportlerinnen und Sportler, in der japanischen Hauptstadt hat sie
das Olympia-Fieber "dann noch mal richtig gepackt, es macht riesigen Spaß".
Liebste Freizeitbeschäftigung ist das Tauschen von Pins. Jedes Land hat seine
eigenen Anstecknadeln, und Pauline Heinz läuft mit Zimmerpartnerin Jette
Fleschütz (18) "sehr gerne auf den Straßen des Olympischen Dorfes rum", um zu
tauschen und nach und nach die Sammlung zu vergrößern. "Dabei kommen wir oft mit
anderen Sportlern ins Gespräch." Ein Athlet von der sogar schriftlich fixierten
Liste der Sportler, "die ich unbedingt treffen will", war noch nicht dabei. Ganz
oben: der amerikanische Basketballstar Kevin Durant. Von der eigenen Mannschaft
ist Beachvolleyballerin Laura Ludwig ein begehrter Gesprächspartner. Und auch
die deutschen Fußballer würde Pauline Heinz gerne treffen.
STECKBRIEF PAULINE HEINZ
Sportart: Hockey
Geboren: 1. Mai 2001 in Wiesbaden
Verein: Rüsselsheimer RK
Wettkampfzeiten: Vorrundenspiele am 25., 26., 28.,
30., 31. 7., Viertelfinale am 2. 8., Halbfinale am 4. 8., Spiel um Platz
drei und Finale am 6. 8.
Kurz-Interview
Von Japan kenne ich bisher ...
... nur den Flughafen und das Olympische Dorf.
Statt Sushi esse ich lieber ...
... Spaghetti.
Als Motivationssong höre ich ...
... von Queen "Don‘t stop me now".
Mein wichtigster Erfolg bislang ist ...
... hier dabei zu sein.
Ich freue mich trotz aller Corona-Regeln und leerer
Tribünen auf Olympia, weil ...
... es immer noch ein einmaliges Erlebnis ist und bleibt.
Ich würde im Olympischen Dorf gerne ...
... meine Familie und Basketballer Kevin Durant treffen.
Ein ganz besonderer olympischer Moment ist für mich
...
... der Einmarsch mit allen Nationen bei der Eröffnungsfeier.
Mein ganz persönliches Ziel in Tokio lautet:
... Gold mit der Mannschaft gewinnen. |
In ihrem
Appartement mit drei Doppelzimmern haben es sich Pauline Heinz und die übrigen
fünf Hockeyspielerinnen "richtig nett" gemacht. "Wir haben eine Girlande, eine
Lichterkette und einen Basketballkorb aufgehängt." Das Zusammenleben mit vielen
anderen Sportlern genießt Pauline Heinz. "Überall auf den Gängen und in den
Aufzügen trifft man interessante Leute." Und natürlich in der "Riesenhalle", in
der das Essen auf zwei Etagen Tag für Tag bereitsteht. Die Rüsselsheimerin ist
froh, dass es einen Bereich mit glutenfreien Speisen gibt, "dann muss ich wegen
meiner Unverträglichkeit nicht immer fragen". Ihre Bilanz nach vier Tagen im
Speisesaal: "Alles schmeckt, auch das japanische Essen."
Anlaufschwierigkeiten hat die 20-Jährige aber in puncto Klima. "Da muss ich mich
noch dran gewöhnen. Es ist megaschwül und in der Sonne brutal heiß. Wir haben
immer Kühlwesten und nasse Handtücher dabei, ohne geht es nicht." Nicht nur die
Trainingseinheiten seien anstrengend. "Man muss oft duschen an einem Tag."
Sportlich gesehen
ist Pauline Heinz, die sich die Goldmedaille zum Ziel gesetzt hat, nach wie vor
optimistisch, auch wenn das 1:1 im ersten Testspiel über dreimal zwölf Minuten
am Dienstag gegen Argentinien "ein bisschen holprig" war. "Am Ende haben wir uns
reingekämpft und Nike Lorenz gelang mit einem Eckentor der Ausgleich." An diesem
Mittwoch im Test gegen Neuseeland rechnet Heinz, die gegen Argentinien zum
Einsatz kam, mit einer Steigerung. "Wir können und werden besser spielen."
Corona-bedingte
Vorschriften sind streng
Trainingsbedingungen und Infrastruktur seien top. "Wir fahren mit dem Bus 20
Minuten zu den Plätzen, die alle neu sind und dem deutschen Standard
entsprechen." Keine Spielerin ist angeschlagen, auch Magenverstimmungen blieben
bisher aus. Die Corona-bedingten Hygiene-Vorschriften sind streng und werden
nach dem ersten Eindruck der Rüsselsheimerin durchweg befolgt. "Wir werden jeden
Tag getestet und laufen immer mit Maske rum, auch draußen. Die Bubble ist gut
organisiert, und alle ziehen mit."
Heimweh hat Pauline
Heinz (noch) nicht. "Natürlich vermisse ich meine Familie, die mitgekommen wäre,
hätte sie gedurft. Aber was ich hier erlebe, ist ja eine tolle Abwechslung."
Dass viele Japaner laut Umfragen die Spiele ablehnen, hat die Rüsselsheimerin
vor Ort noch nicht wahrgenommen. "Wir fühlen uns sehr willkommen. Die Gastgeber
winken uns ständig zu, entschuldigen sich bei jeder Minute Verspätung, lachen
uns immer an, bedanken sich tausend Mal." Dass auch keine japanischen Zuschauer
bei den Spielen sein dürfen, bedauert Heinz, seit sie im 15.000 Menschen
fassenden Hockeystadion trainiert hat. "Voll wäre das ein Traum."
Vor dem
Auftaktspiel am Sonntag gegen England, nach Ansicht von Pauline Heinz die
drittstärkste Mannschaft in der Gruppe hinter den Topfavoriten Niederlande und
Deutschland, kommt es nun hauptsächlich darauf an, sich mit Schlafplänen an die
frühe Anstoßzeit (9.30 Uhr) zu gewöhnen. "Wir müssen die Tage davor früh
aufstehen und trainieren, um uns darauf einzustellen." Die nächsten Spiele
beginnen dann um 21.15 Uhr (Montag gegen Indien) und 12.15 Uhr (Mittwoch gegen
Irland), da ist Flexibilität gefragt. Aber auch da bleibt Pauline Heinz
optimistisch und mental auf Goldkurs: "Die unterschiedlichen Anstoßzeiten
sollten jetzt kein großes Problem werden."
Das deutsche
Damen-Hockeyteam für die olympischen Spiele in Tokio 2021 mit (hinten)
Pauline Heinz - Rüsselsheimer RK, Hanna Granitzki - Club an
der Alster, Jette Fleschütz - Großflottbeker THGC, Amelie Wortmann - UHC
Hamburg, Lena Micheel - UHC Hamburg, Sonja
Zimmermann - Mannheimer HC, (davor) Selin Oruz - Düsseldorfer HC,
Viktoria Huse - Club an der Alster, Torfrau Julia Sonntag - Rot-Weiss Köln,
Torfrau Nathalie Kubalski - Düsseldorfer HC, Franzisca Hauke - Harvestehuder THC,
Pia Maertens - Rot-Weiss Köln, (vorn) Anne Schröder - Club an der Alster,
Maike Schaunig - Uhlenhorst Mülheim, Lisa Altenburg-Hahn - Club an der
Alster, Kira Horn - Club an der Alster, Cécile Pieper - Rot-Weiss Köln, Nike
Lorenz - Rot-Weiss Köln und Charlotte Stapenhorst - UHC Hamburg |
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