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Über Mitglieder des
RRK (2021)
Pauline Heinz |
Hockey: Drei
Fragen an Pauline Heinz
Die 20 Jahre
alte Nationalspielerin des Rüsselsheimer RK berichtet, wie sie die EM als
Reservistin erlebt und sich trotzdem als Teil des Nationalteams gefühlt hat.
Das Interview
führte Martin Krieger (aus "Main-Spitze" vom 15.06.2021)
Am
Tag danach durfte endlich wieder ernsthaft geschossen werden. Im Rahmen ihrer
Polizeiausbildung griff Pauline Heinz zur Dienstpistole, hätte aber sehr viel
lieber am Sonntag im Wagener Stadion vor den Toren Amsterdams zum Hockeyschläger
gegriffen und im Endspiel der 15. Europameisterschaft aufs Tor der
Niederländerinnen geschossen. Doch die 20-jährige Offensivkraft des
Rüsselsheimer RK, die dem Erstliga-Absteiger in der kommenden Saison definitiv
treu bleiben wird, konnte sich als sogenannte P-Akkreditierte auch im fünften
EM-Spiel lediglich darauf beschränken, ihre 18 offiziell nominierten
Teamkolleginnen in der DHB-Auswahl nach Leibeskräften anzufeuern. Geholfen hat
es allerdings nicht, denn am Ende setzte sich der gastgebende Weltmeister auch
dank des Heimvorteils mit rund 4.000 Zuschauern 2:0 durch.
Frau Heinz, wie
arg war es, als Mitglied des Nationalteams ein EM-Turnier inklusive des Finales
hautnah mitzuerleben und selbst nichts tun zu dürfen?
Ich hatte es mir im
Vorfeld schlimmer vorgestellt, aber richtig blöd war es eigentlich nur im ersten
Spiel. Ich muss sagen, alle anderen Mädels haben das richtig süß gemacht und von
Anfang an betont, dass wir uns als vollwertige Teammitglieder fühlen sollen. Die
tolle Unterkunft in einem Schloss mit Innenhof hat dann noch dazu beigetragen,
dass ich mich wirklich als Teil des EM-Kaders fühlen konnte. Beim Finale habe
ich dann so mitgefiebert, als würde ich selbst auf dem Platz stehen. Mega cool
war dann, dass wir alle nach der Siegerehrung aufs Teamfoto drauf sollten und
mir Nike Lorenz dann sogar ihre Silbermedaille überreicht hat. Da wusste sie
noch gar nicht, dass wirklich alle inklusive Stuff eine bekommen würden.
Ist es mit
Blickrichtung Olympia nun etwas leichter geworden, mit der undankbaren
Reservistenrolle klar zu kommen, oder ist eher die Sehnsucht gewachsen, auf
einen Ausfall im Team zu hoffen, um dann nachrücken zu können?
Da ich anders als
vor der EM ja jetzt weiß, wie es sich anfühlt, ist die Situation für mich viel
erträglicher geworden – vor allem, weil ganz deutlich geworden ist, dass man
trotzdem Teil des Teams ist. Natürlich würde man immer liebend gerne mitspielen,
aber auf einen Ausfall hoffen werde ich auch in Tokio nicht. Es ist einfach
super cool, bei diesen großen Events dabei sein zu dürfen.
Beide EM-Titel
sind ja an die Niederlande gefallen. Was haben die "Oranjes" mit Blickrichtung
Tokio, wo die DHB-Damen in der Gruppenphase unter anderem auf Holland treffen,
den deutschen Nationalteams aktuell voraus?
Bei den Herren
meiner Meinung nach gar nichts, denn die waren spielerisch besser und hätten es
verdient gehabt. Das war einfach nur mega unglücklich. Und auch bei den Damen
hätte es durchaus für uns laufen können. Wir haben zwar bestimmt nicht unsere
beste Leistung gebracht, aber viel besser waren die Holländerinnen nicht. Seit
den Pro-League-Spielen dort im März haben wir auf jeden Fall mehr Schritte nach
vorne gemacht. Und wir wollen ja beim Saisonhöhepunkt in Tokio leistungsmäßig
optimal da sein.
Rüsselsheimerin Pauline Heinz mit "mega Bock auf Gold"
Die
Hockey-Nationalspielerin des RRK hat die Reservistenrolle angenommen und freut
sich auf die EM wie auf Olympia.
Aus "Main-Spitze"
vom 05.06.2021
(kri). An diesem
Sonntag wird es ernst für die 18 Hockeyspielerinnen um Bundestrainer Xavier
Reckinger. Mit dem Gruppenspiel gegen Reckingers Landsleute aus Belgien hebt
sich um 12.45 Uhr auch für die DHB-Auswahl der Vorhang zur 15.
Feldhockey-Europameisterschaft, die bis zum 13. Juni zum dritten Mal im
Amsterdamer Vorort Amstelveen stattfindet. Das dortige Wagener Stadion, für 9.000
Zuschauer ausgelegt, hat schon etliche Highlights serviert und diente bereits
als Hockey-Nationalstadion, als in Deutschland an so etwas niemand zu denken
wagte.
Nicht
verwunderlich, dass viele im zehnfacher Titelträger Niederlande erneut den
Topfavoriten sehen. Vor zwei Jahren hatten sich die DHB-Damen den "Hollies" in
Antwerpen im Endspiel 0:2 beugen müssen und ihren dritten EM-Triumph verpasst.
In der Pro-League konnten die deutschen Damen Anfang März zumindest bei der
1:2-Niederlage lange sehr gut mithalten. Dies war seinerzeit auch ein Verdienst
von Pauline Heinz vom Rüsselsheimer RK, die vor wenigen Tagen aber trotzdem
erfahren musste, dass der Bundestrainer ihr sowohl für die EM als auch für das
olympische Turnier in Tokio "nur" die Reservistenrolle zugedacht hat.
Die darüber
zunächst tief empfundene Trauer ist bei der 20-jährigen Rüsselsheimerin aber
inzwischen der Erkenntnis gewichen, dass es doch toll ist, bei beiden Events
überhaupt dabei zu sein. "Ich freue mich jetzt richtig, Teil der Mannschaft sein
zu dürfen und unterstütze sie so gut es geht von außen – auch wenn es am Ende
vielleicht nur das Jubeln und Anfeuern sein wird. Auf jeden Fall habe ich mega
Bock, bei beiden Dingern Gold zu holen", so "Pauli" vor der Abreise nach
Amsterdam.
Dort treffen die
deutschen Damen in der Gruppe B noch auf England (Montag) und Italien
(Mittwoch). Großbritannien wird übrigens neben Holland einer der fünf deutschen
Vorrundengegner in Tokio sein, wo insgesamt fünf der acht EM-Teilnehmer
vertreten sein werden. Um mit einem guten Gefühl nach dem Kontinentalentscheid
gen Asien blicken zu können, wäre es für die deutschen Damen zweifellos ratsam,
den Gastgeberinnen im Halbfinale aus dem Weg zu gehen. |