Rüsselsheimer Ruder-Klub 08 "Archiv und Chronik"

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Pauline Heinz, Jonathan Elliott, Norman Hahl

Fortführung oder Abbruch der Liga? Pauline Heinz (rechts) in Aktion.

 

 

 

 

 

 

 

Hockey-Klubs ohne Ligabetrieb: Nicht alles online möglich

Pauline Heinz ist eine Ausnahme-Sportlerin: sie darf auf dem Kunstrasen üben. Alle anderen Bundesliga-Spielerinnen sieht Hockey-Trainer Norman Hahl derzeit nur in kleinen Vierecken auf seinem Bildschirm.

Von Alex Westhoff (aus "FAZ" vom 05.05.2020)

Pauline Heinz ist eine der vielen jugendlichen und erwachsenen Hockeyspieler in Rhein-Main. Aktuell ist sie aber quasi eine wie keine. Denn seit vergangenem Montag darf die 19-Jährige auf dem Kunstrasen üben – mit Schläger, Bällen und Toren. Eine Rückkehr, die für die restliche Hockey-Szene noch eine weit entfernte, schwammige Perspektive darstellt.

Ihr Status als Olympiakaderathletin hat eine Sondergenehmigung ermöglicht. Und so kommt die hochveranlagte Pauline Heinz ihrem Sport recht nahe, wenn sie gemeinsam mit Norman Hahl auf der Anlage am Sommerdamm an Technik und Athletik feilt. Hahl ist Trainer der Bundesliga-Damen des Rüsselsheimer RK. Den Rest seines Kaders sieht er nur in kleinen Vierecken auf seinem Bildschirm, wenn sich die Mannschaft digital zu Fitness- und Stabilisationsübungen trifft. Hahl macht die Übungen vor, und die Spielerinnen folgen ihm. Man hat sich Regeln gegeben, damit solche Großgruppen-Chats nicht chaotisch werden. Doch zuletzt hat Hahl zunehmenden Verdruss bei seinen Spielerinnen darüber registriert, dass hockeyspezifisches Training in Kleingruppen nicht möglich ist.

Bis mindestens zum Ende der Sommerpause ruht der Feldhockey-Betrieb hierzulande. Der Deutsche Hockey-Bund (DHB) ist bemüht, den Erst- und Zweitligavereinen Mitspracherecht zu geben über den möglichen Fortgang der Saison nach dem Sommer. In Rhein-Main betrifft das die erstklassigen RRK-Damen sowie in der zweiten Liga die Herren des SC Frankfurt 1880 und die Damen von Schott Mainz. Bis zum 8. Mai sind die Klubs aufgerufen abzustimmen, ob die aktuelle Feld-Runde 2019/20 – die Hinserie ist im vorigen Herbst ausgetragen worden – annulliert werden soll oder nicht. Sollte sich die Mehrheit für eine – falls in der Krise überhaupt mögliche – Fortsetzung der Saison im Herbst entscheiden, gibt es verschiedene Szenarien. Ausgeschlossen ist bislang nur, dass der aktuelle Tabellenstand für Meisterehren, Aufstieg und Abstieg herangezogen wird.

Von den hessischen Topklubs haben die Herren des SC 1880 am meisten zu verlieren. Die Frankfurter führen das Tableau der Zweitliga-Südstaffel mit 22 Punkten nach neun Partien an, der in den vorigen Jahren meist knapp verpasste Aufstieg sollte in diesem Frühjahr unbedingt gelingen. Trainer Jon Elliott macht kein Geheimnis daraus, dass die 80er für eine Fortsetzung der Saison stimmen werden. "Wir haben uns viel erarbeitet und würden uns gerne dafür belohnen", sagt er. Der Waliser, als hauptamtlicher Coach angestellt, kritisiert das Prozedere zur Entscheidungsfindung. "Wenn der DHB die Vereine fragt, ist doch klar, was passiert. Die Eigeninteressen stehen im Vordergrund, je nachdem, ob man sich im Auf- oder Abstiegskampf befindet", so Elliott. Der in der internationalen Szene gut vernetzte Trainer hatte schon konkrete Gespräche geführt mit ausländischen Spielern, die sich im Falle einer erfolgten Bundesliga-Rückkehr der 80er einen Wechsel an die Frankfurter Feldgerichtstraße vorstellen können. Diese Planungen haben sich weitgehend zerschlagen. Elliott sorgt sich auch, dass der ein oder andere erfahrene Spieler den enormen unbezahlten Hockey-Aufwand nicht mehr stemmen will, wenn die nahe Bundesligaperspektive fehlt.

Frischen Wind in den nunmehr großen, 30 Mann starken Kader bringen die Jugendspieler des bei den 80ern starken 2003er Jahrgangs, die nun zu den Herren aufrücken dürfen. Elliott nutzt die viele Zeit für das Schneiden von Videos für Taktikschulungen und für Planungen, wie Training in Kleingruppen aussehen könnte, wenn es denn erlaubt würde. "Ganz ehrlich sehe ich aber keine schnelle Lösung für Kontaktsportarten wie Hockey", sagt Elliott. Da im Leistungshockey weder TV-Gelder fließen noch Spieler über Aufwandsentschädigungen hinaus entlohnt werden, sind die direkten wirtschaftlichen Schäden überschaubar. Dennoch sorgen sich die Vereine um ihre Ehrenamtlichen, um aufgebaute Strukturen und um mögliche Austritte von zahlenden Mitgliedern.

Bei den Rüsselsheimer Bundesliga-Damen sieht man der Abstimmung beim DHB gelassen entgegen. Der Aufsteiger hat in der Hinrunde überraschend stark agiert und hätte bei Fortsetzung der Runde gute Chancen auf den avisierten Klassenverbleib, der ihnen bei Saisonabbruch sicher wäre. RRK-Coach Hahl ist im Hauptberuf Gymnasiallehrer in Rüsselsheim und im Moment auf all seinen Feldern digital sehr gefordert. Die Online-Fitnesskurse mit seinen Spielerinnen könnten sogar nach Corona als beispielsweise Schlechtwetteralternative eine Option bleiben, sagt Hahl. "Aber in der Schule wie im Hockey lautet die Erkenntnis in diesen Wochen: Es ist nicht alles online möglich."