Rüsselsheimer Ruder-Klub 08 "Archiv und Chronik"

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Über Mitglieder des RRK (2018)                                                                   

Pauline und Bianca Heinz-Weiß

Bianca Weiß 1992

Pauline Heinz 2017

 

 

 

 

 

 

Déjà-vu in Zehlendorf

31 Jahre nach ihrer Mutter Bianca will Pauline Heinz dort mit dem RRK in die Bundesliga

Von Martin Krieger (aus "Main-Spitze" vom 16.06.2018)

Eine derartige Duplizität dürfte Seltenheitswert haben: Wenn die Hockeydamen des Rüsselsheimer RK an diesem Sonntag ab 11.30 Uhr in Berlin um den Aufstieg in die Bundesliga kämpfen, dann gleicht dies für einige hessische Gäste einem Déjà-vu. Ende Oktober 1987 war der Ruderklub ebenfalls in die seinerzeit noch geteilte Hauptstadt gefahren, um im auch damals schon wohlhabenden westlichen Stadtteil Steglitz-Zehlendorf für Furore zu sorgen.

Und nachdem es im Februar des gleichen Jahres in Bad Kreuznach bereits in der Halle kein Halten mehr gab, ließ sich das junge Team von Trainer Berti Rauth auch bei der Aufstiegsrunde im Freien nicht stoppen: Nach einem 4:0 im Halbfinale gegen den Wiesbadener THC mussten sich tags darauf im Aufstiegsendspiel vor 350 Zuschauern die Zehlendorfer Wespen nach Verlängerung 0:2 beugen. Jenes Team also, das am Sonntag auf die aktuelle RRK-Auswahl wartet und diese mit einem Sieg im letzten Moment von der Tabellenspitze der Zweiten Bundesliga Süd stoßen kann.

"Ich kann mich noch gut an die Feier im Klubheim und später im Flugzeug erinnern, aber nicht mehr an das Ergebnis", sagt Bianca Heinz. Unter ihrem Mädchennamen Weiß hatte die seinerzeit 19-Jährige ihren Kasten insgesamt 170 Minuten lang sauber gehalten, wobei die Verlängerung nicht hätte sein müssen. Doch trotz drückender Überlegenheit wollte den Hessinnen auf dem Naturrasen bei 19 Strafecken partout kein Treffer gelingen, wobei einmal auf der Torlinie gerettet und einmal der Pfosten getroffen wurde.

In der 89. Minute brach schließlich Spielführerin Anke Wild per Siebenmeter den Bann und machte später mit der 22. Strafecke alles klar. Sehr zur Freude auch des noch immer schreibenden Reporters, der 26-jährig seine erste große Dienstreise genehmigt bekommen hatte, und einer stattlichen Fangruppe.

Während sich an den Rollen der beiden männlichen "Wiederholungstäter" 31 Jahre später nichts ändern wird, sieht das bei Bianca Heinz anders aus. Vor allem Daumendrücken ist jetzt angesagt – für das RRK-Team im Allgemeinen und für ihre Tochter Pauline im Speziellen. Die 17-Jährige gehört seit dem Frühjahr dem Bundesligakader an und absolvierte im U18-Nationalteam in der Woche noch zwei Länderspiele gegen Polen (9:0/7:1). "Da konnte sie sich noch mal Selbstvertrauen holen", findet die Mama.

Aufstieg wäre "schön für die Mädels und für Rüsselsheim"

Dass sie am Sonntag ziemlich aufgeregt sein wird, kann als gesichert gelten – vor allem, weil sie ihren Nachfolgerinnen den Wiederaufstieg in die Bundesliga so sehr wünscht: "Das wäre so schön für die Mädels, aber auch für Rüsselsheim. Und eigentlich hätten sie es ja schon längst klargemacht haben können", so Heinz – wohl wissend, dass der Ruderklub zwischenzeitlich klar vor den Wespen lag, aber dann in zwei Begegnungen hintereinander nur einen Punkt holte.

Auch wenn 1987 neben ihr weitere drei RRK-Spielerinnen bereits dem Juniorinnen-Nationalkader angehörten, so sieht Bianca Heinz deutliche Parallelen zu ihrer Aktivenzeit: "Auch wir waren damals ungefähr ein Alter, haben uns alle sehr gut verstanden und auch außerhalb des Platzes viel gemeinsam unternommen." Und natürlich gerne gefeiert. Bei der gemeinsamen Bus-Heimfahrt am Sonntag wird das nicht anders sein – den zweiten Erfolgsfall in Zehlendorf vorausgesetzt.

So sah es am 26. Oktober 1987 aus, und so soll es möglichst am 17. Juni wieder aussehen: Die Damen des Rüsselsheimer RK haben sich in Berlin gegen die Zehlendorfer Wespen durchgesetzt und bejubeln den Aufstieg in die Hockey-Bundesliga. Am Premierenerfolg beteiligt waren (hinten) Betreuer Thomas Blivier (†), Kerstin Strubl, Sabine Lersch, Anke Wild, Angela Müller, Sally Traiser, Eva Hagenbäumer, Brigitte Schwarz, Anja Warnecke, Sandra Eickhoff, Sabine Rausch, Tanja Dickenscheid, Steffi Christ, Trainer Berti Rauth, Teamarzt Jürgen Neumann (†) sowie (vorn) Anja Mück, Susanne Hoffmann, Bianca Weiß, Andrea Wohlfarth und Annette Laquai.

Wespen-Stich ins Rüsselsheimer Herz

Die Hockey-Damen des RRK verpassen den Aufstieg in die Erste Bundesliga. Dabei sind sie als Favoriten ins Spiel gegen Zehlendorf gegangen.

Von Sarah Obertreis (aus "Frankfurter Allgemeine Zeitung" vom 19.06.2018)

Wie ein hungriger Tiger war Norman Hahl am Spielfeldrand auf- und abgewandert ‒ die kompletten 60 Minuten der Partie. Er hatte so lange die Namen seiner Spielerinnen gebrüllt, bis sie auch in der entferntesten Ecke des Feldes zu ihm hinüberblickten. In der 54. Minute war die Spannung derart groß, dass Hahl sagte, er würde noch einen Herzinfarkt erleiden ‒ mit 29 Jahren. Am Ende saß der Trainer der ersten Damenmannschaft des Rüsselsheimer Ruder-Klubs (RRK) mit hochrotem Kopf auf der Bank zwischen seinen Spielerinnen und sagte lange nichts.

Die große Chance war vertan: Die Rüsselsheimerinnen verpassten den Aufstieg in die erste Bundesliga. Im letzten, entscheidenden Spiel der Zweitliga-Saison verlor der RRK gegen die Zehlendorfer Wespen am Sonntag 1:2 durch ein Tor kurz vor Ende ‒ ein Wespen-Stich ins Rüsselsheimer Herz. Für Zehlendorf wird die kommende Saison in der Ersten Bundesliga eine Premiere sein. Die Wespen spielten mutiger, stürmten entschlossener und boten den Rüsselsheimerinnen wenige Chancen, die eigene Defensive zu durchbrechen. Zehlendorf hatte schon das Hinspiel gegen den RRK 2:1 gewonnen.

Trotzdem waren die Rüsselsheimerinnen als Favoriten in das Spiel gegangen. Mit 31 Punkten lagen sie in der Tabelle der Zweiten Bundesliga Süd vor dem Spiel noch gleichauf mit den Wespen, hatten aber ein besseres Torverhältnis (48:14 zu 34:10). Ein Unentschieden gegen die Wespen hätte gereicht. Pauline Heinz hatte schon in der fünften Minute ein Eckentor geschossen, mit dem Rüsselsheim in Führung ging. Doch die Dominanz des RRK verflüchtigte sich in der neunten Spielminute, als die Zehlendorfer zum dritten Mal gefährlich nah ans Tor kamen. Die RRK-Damen schafften es in den ersten 30 Minuten kaum noch auf die gegnerische Spielfeldhälfte. "Wir hätten mehr nach vorne spielen müssen", sagte Trainer Hahl am Ende.

Hahl hatte seinem Team vor dem letzten Viertel, als es noch 1:1 stand, darauf eingeschworen, sich auf die Verteidigung zu konzentrieren, und versuchte die Nervosität seiner Spielerinnen in Kampfgeist umzuwandeln: "Wir arbeiten wie die Bekloppten eine Viertelstunde für unser Ziel bis an die Schmerzgrenze." Die Taktik aber ging nicht auf. Und das könnte auch daran liegen, dass einige Teammitglieder mit einem Aufstieg hadern. Nicht nur, weil die Spielerinnen in der ersten Liga noch mehr unter der Doppelbelastung aus Schule, Studium, Arbeit und Leistungssport leiden würden. Die 28-jährige Ann-Paulin Heist sagte nach dem Spiel auch: "Die Erste Bundesliga wäre wahrscheinlich zu hoch für uns gewesen." In den vergangenen Saisons haben einige ältere, erfahrene Spielerinnen den RRK verlassen. Seit dem Weggang von Berti Rauth 2007 litten die Damen unter zahlreichen Trainerwechseln, aus der Jugend kommen momentan kaum hochklassige Talente nach. Weil der RRK keine finanziellen Anreize bieten kann und mit zwei Mannheimer Klubs in der Ersten Bundesliga starke und finanzkräftige Konkurrenten in der Nähe hat, muss er sich auf seine eigene Jugend stützen.

Die bot zu wenig: Im Sommer 2015 war das Team nach 28 Jahren in der ersten Liga das erste Mal abgestiegen. Danach schaffte der RRK zwar noch mal den Aufstieg, konnte sich aber nur eine Saison in der obersten Liga halten. Der Mannschaft fehlen die Erfahrung und das Selbstbewusstsein, die ihr einst zu 15 Meistertiteln auf dem Feld und in der Halle und zu 18 Europapokal-Gewinnen verhalfen. Deswegen verknüpfte Kapitänin Celina Hocks ihre Kampfansage nach dem Spiel auch mit einer Bedingung. "Wenn wir Bock haben, aufzusteigen", sagte Hocks noch völlig verweint, "dann müssen wir schon jetzt dafür arbeiten. Nächstes Jahr wird es nicht leichter werden." Hahl sagte, als sich der Kreis der Spielerinnen aufgelöst hatte: "Für mich persönlich geht es immer ums Gewinnen. Die Mannschaft muss das jeweils ausloten."

Immerhin darf das Team auf Kontinuität hoffen: Hahl will beim RRK bleiben. Er findet, sein Team mache stetig Fortschritte. Und mit Spielerinnen wie Pauline Heinz, der Tochter der ehemaligen Nationalspielerin Bianca Heinz, hat die Mannschaft durchaus Potential. Die 16-Jährige spielt in der U18-Nationalrnannschaft, hat gute Chancen bei der EM dabei zu sein. Auch in Zehlendorf fiel sie durch Spielgeschick und Schnelligkeit auf. Aber das werden auch andere Hockeyklubs längst wissen.