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Über Mitglieder des
RRK (2023)
Adam Opel |
Schlicht: Das Opel-Mausoleum auf dem alten
Friedhof |
Adam Opels Mausoleum
Rüsselsheim hat
Adam Opel einiges zu verdanken. Denn wegen der letzten Ruhestätte des
Firmengründers ist ein kleiner Friedhof erhalten geblieben.
Von Hans Dieter
Erlenbach (aus "FAZ" vom 14.05.2023)
In Rüsselsheim gibt
es einen kleinen Park, der zwar viel mit Opel zu tun hat, dessen Bedeutung in
der Bevölkerung aber kaum bekannt ist. Er liegt in der Mainzer Straße und ist
auf dem Gebiet der früheren Siedlung Seilfurt angelegt worden, wo sich heute ein
Teil des Opel-Werksgeländes und der Opel-Hafen befinden.
Das Seilfurter Tor
ist neben einem wuchtigen Mausoleum prägend für den Park, steht aber nicht mehr
an seiner ursprünglichen Stelle, sondern wurde im Lauf der Geschichte zweimal
versetzt, um Platz für das Opel-Werk zu machen, das direkt hinter den
Friedhofsmauern beginnt. Die Häuser in der benachbarten Theodor-Körner-Straße
waren früher Werkswohnungen des Automobilherstellers, sodass die Mitarbeiter in
unmittelbarer Nähe ihres Arbeitsplatzes wohnen konnten.
Einblick: Im Inneren wacht eine Büste Adam
Opels über sein Grab und die Gräber weiterer Familienmitglieder. |
Ausnahmegenehmigung für Leute mit Kapital
Die Bewohner der
kleinen Siedlung Seilfurt wurden um 1480 ins benachbarte Rüsselsheim und den
heutigen Stadtteil Haßloch umgesiedelt. Nur die Kirche und der Friedhof blieben
erhalten, denn Rüsselsheim bekam erst 1514 ein eigenes Gotteshaus. Der alte
Friedhof wurde weiter benutzt, war aber nach den Pestjahren 1634 und 1635
schnell überfüllt. Ohnehin sollten die Pesttoten außerhalb beerdigt werden,
weshalb der Stadt damals ein Acker gelegen kam, der ihr von einem Schäfer
vermacht wurde, der selbst an der Pest starb.
1919 begannen in
Rüsselsheim die Planungen für einen neuen Friedhof, der in Form eines Parks
angelegt werden sollte. So entstand der Waldfriedhof, auf den die Verstorbenen
vom kleinen Friedhof in der Mainzer Straße umgebettet wurden. Eigentlich sollte
der kleine Friedhof gänzlich aufgegeben werden, wäre da nicht Wilhelm Opel,
einer der Söhne Adam Opels, gewesen, der 1919, just als die Planungen für den
Waldfriedhof begannen, ein Mausoleum beantragte, das direkt am Opel-Werk stehen
sollte. Der 1895 verstorbene Adam Opel hatte auf dem kleinen Friedhof schon eine
stattliche Grabstätte. Während die Rüsselsheimer murrten, weil Leute mit Kapital
eine Ausnahmegenehmigung bekamen und den kleinen Friedhof weiter nutzen durften,
wurde Adam Opel nach der Fertigstellung des Mausoleums dorthin umgebettet. Der
quadratische Bau wirkt heute recht schmucklos, verfügt über eine Trauerhalle,
von der Stufen in die Gruft hinabführen, in der im Lauf der Jahre die direkten
Nachfahren Adam Opels ihre letzte Ruhestätte fanden. Zuletzt wurde 2014 Marion
Irmgard Opel dort beigesetzt.
Gestohlenes
Kupferdach
Das Mausoleum
bleibt in der Regel verschlossen. Nur zu besonderen Anlässen, zum Beispiel
während Führungen, öffnen sich die schweren Türen und geben den Blick in die
kleine Halle frei, in der die Gedenktafeln für die Verstorbenen der Opel-Familie
angebracht sind. Eine Büste Adam Opels, die früher das Grab auf dem Friedhof
zierte, bildet den Mittelpunkt. Der Abgang zur Gruft ist unter einem Teppich
verborgen, die schwere Tür im Boden wird nur bei einer Beisetzung geöffnet.
Vor einigen Jahren
hat das Mausoleum erheblich gelitten. Eines Nachts montierten unbekannte Täter
das Kupferdach ab und entwendeten es. Seitdem drang Wasser in das Mausoleum ein,
der Schaden ist gut zu sehen, der Putz ist aufgeweicht und fällt in die
Grabstätte. Das Blechdach wurde inzwischen repariert, mit der Innensanierung
soll begonnen werden, sobald sich die Stadt mit Opel wegen der Kosten geeinigt
hat.
Einer der
interessantesten historischen Orte
Auch wenn der Blick
in das Innere des Mausoleums versperrt bleibt, finden sich auf dem Friedhof noch
einige alte Gräber, die aus der Geschichte Rüsselsheims erzählen. Es handelt
sich um Grabmale in verschiedenen Variationen, die Inschriften weisen auf
honorige Rüsselsheimer hin, die teils untereinander verwandt oder verehelicht
waren. Fabrikanten, Gastronomen, Weinhändler und mit Georg Hessemer auch einen
früheren Rüsselsheimer Bürgermeister weisen die Inschriften auf den Gräbern aus.
Ganz im Westen des
Friedhofes, direkt an der Mauer, die den Friedhof vom Opel-Werk abgrenzt, steht
ein 1909 von der Familie Opel gestiftetes Kreuz. Und es findet sich ein Grabmal
im Gedenken an die Opfer des Deutsch-Französischen Kriegs von 1870 und 1871, das
als eines der ältesten Denkmale für Kriegsopfer in Hessen gilt.
Heute stehen auf
dem Friedhof neben alten Bäumen ein paar Bänke, und es gibt einen kleinen
Spielplatz. Für Kunsthistorikerin Cordula Steffen-Hammes, die im Auftrag der
Stadt immer wieder mal Führungen zu geschichtlich bedeutenden Plätzen anbietet,
ist der kleine Friedhof in der Mainzer Straße einer der interessantesten
historischen Orte der Stadt. |