MAIN-SPITZE: Sechs Spiele, null Punkte, 7:25 Tore - so lautet die
Bilanz der deutschen Hockey-Auswahl bei der Champions Trophy in Amstelveen. Sind
Sie arg frustriert?
Markowsky: Frustriert bin ich nicht, denn zum Teil haben wir uns wirklich
ganz gut gehalten. Aber leicht demotivierend ist das schon, immer zu verlieren.
Und völlig ungewohnt obendrein. Wir haben zwar gewusst, dass es so kommen
könnte, aber doch gehofft, wenigstens ein paar Punkte zu sammeln. Schade war,
dass wir nicht mit einem Sieg gegen Indien (2:3) gestartet sind.
MAIN-SPITZE: War es richtig, das so genannte Perspektivteam geschickt zu
haben, oder haben Sie schon das Gefühl, verheizt worden zu sein?
Markowsky: Verheizt würde ich nicht sagen. Es ist prinzipiell gut, jungen
Spielern die Möglichkeit zu geben, sich auf solchem Niveau an die Weltspitze
heranzutasten. Ob die Entscheidung richtig oder falsch war, wird die EM zeigen.
MAIN-SPITZE: Sie und fast alle Mannschaftsmitglieder haben das erste Mal
gegen die absolute Weltklasse gespielt. Wo haben Sie als Leistungsträger im
Mittelfeld des RRK-Bundesligateams bei sich die größten Defizite gesehen?
Markowsky: Mir mangelt es in erster Linie an der Ausdauerfähigkeit. Dazu
regeneriere ich schlecht, und daher werden im Spiel irgendwann die Beine müde.
Und die Angst, Fehler zu machen, war viel ausgeprägter als in der Bundesliga.
Das musste man mental erst mal auf die Reihe kriegen. Man hat aber auch deutlich
gemerkt, dass die Spieler der anderen Nationen viel mehr Erfahrung und
Selbstvertrauen haben.
MAIN-SPITZE: Was nehmen Sie persönlich aus der Woche in den
Niederlanden mit?
Markowsky: Trotz der vielen Niederlagen war es eine tolle Erfahrung. Vor
10.000 Leuten Hockey zu spielen, davon träumt man eigentlich nur. Daher hoffe
ich, dass es nicht das letzte Mal war. Selbstvertrauen und Motivation habe ich
jedenfalls mitgenommen.
MAIN-SPITZE: Holen die Holländer nach der Champions Trophy am 13.
September in Barcelona auch den EM-Titel?
Markowsky: Schwer zu sagen. Die Holländer waren beeindruckend gut, haben
Spielpraxis gesammelt und reichlich Selbstvertrauen getankt. Und in unserem
A-Kader gibt es derzeit ja einige Verletzte. Aber die Spitze liegt so eng
zusammen, dass vieles von der Tagesform abhängen wird.
MAIN-SPITZE: Der Europameister ist automatisch für Olympia 2004
qualifiziert. Kann es für Sie ein Ziel sein, in Athen dabei sein zu wollen?
Markowsky: Ich habe mich damit auseinandergesetzt und bin zu dem Schluss
gekommen, dass das unrealistisch ist und vermessen wäre. Es sind momentan
einfach zu viele gute Leute da. Aber es wird irgendwann einen Umbruch geben, und
dann werde ich schon versuchen, auf den Zug aufzuspringen. Ein langfristiges
Ziel ist Olympia auf alle Fälle.