|
Über Mitglieder des
RRK (2006)
Oliver Domke |
Oliver Domke feiert sein 2:1-Siegtor gegen
Australien |
Unspektakulär, aber
besonders wertvoll
Erster WM-Titel dank Oliver
Domkes 2:1-Siegtor
Von Martin Krieger (aus "Main-Spitze" vom
05.09.2006)
Es war wenige Minuten vor 22 Uhr
Ortszeit, als am 9. März 2002 in Kuala Lumpur im Endspiel der zehnten
Hockey-Weltmeisterschaft die Entscheidung nahte. "Wir haben im Mittelfeld den
Ball abgefangen, der direkt nach links weitergeleitet wurde. Björn Michel ist
dann in den Schusskreis eingedrungen und hat den Ball mit der Rückhand vors Tor
gespielt. Ich bin instinktiv nach vorne gesprungen und habe den Ball über die
Linie gedrückt", erinnert sich Oliver Domke an die Geschehnisse aus der 64.
Spielminute genau. Kein Wunder, denn obwohl von den insgesamt 111 Toren, die der
heute 30 Jahre alte Stürmer des Rüsselsheimer RK in 203 Länderspielen erzielt
hat, viele spektakulärer waren als jenes 2:1 gegen Australien, so war dieser
Treffer doch der mit Abstand wertvollste. Denn nach den Olympiasiegen 1972
(München) und 1992 (Barcelona) waren die deutschen Hockeyspieler in Malaysia
sechs Minuten später erstmals Weltmeister.
So klar Domke die spielentscheidende
Szene und die anschließenden Jubelorgien auf dem Platz ("Ich bin als Zweiter
aufs Tor der Australier geklettert und plötzlich waren alle da") sowie die
feucht-fröhliche Titelfeier im Mannschaftshotel der malaysischen Hauptstadt vor
Augen hat, so weit weg ist er im Vorfeld der elften WM im eigenen Land vom
Nationalteam. "Ich glaube nicht, dass ich extra nach Mönchengladbach fahren
werde", sagt Domke. Ein gutes Jahr nach seinem wichtigsten Treffer im Trikot des
Deutschen Hockey-Bundes (DHB) hatte einer der weltweit gefürchtetsten Angreifer
seinen Rücktritt aus dem Nationalkader erklärt. "Ich hatte die Zusage für eine
Ausbildung, und diesmal wollte ich mich wirklich hundertprozentig darauf
konzentrieren können", so Domke.
Hallen-WM als Abschied? Obwohl sein
neuer Arbeitgeber ihm die Möglichkeit eröffnet hätte, zumindest bis Athen 2004
weiter zu machen, kehrte der Hesse bis heute nur in der Halle zwei Mal ins
Nationalteam zurück. Obwohl er immer von einer olympischen Medaille geträumt
hatte und aus Atlanta (1996) wie Sydney (2000) tief enttäuscht zurückkam, habe
er die Entscheidung für den Staatsdienst nie bereut: "Das war absolut richtig,
denn eine schwere Verletzung hätte alles gefährden können", sagt Domke. Dass
etliche Fachleute behaupten, dass mit dem pfeilschnellen und torgefährlichen
Rüsselsheimer, der nach sieben Treffern 1998 als bester WM-Spieler ausgezeichnet
worden war, in Athen 2004 mehr als Bronze drin gewesen wäre, lässt ihn kalt:
"Wir waren oft nah dran, und in Malaysia hatten wir endlich auch mal das
Quäntchen Glück. Aber ob in Athen wieder alles gepasst hätte, kann niemand
wissen."
Nach dem Abstieg seines Stammvereins
aus der Bundesliga geht er in wenigen Wochen in seine letzte Feldsaison. "Wenn´s
gut läuft, könnten wir in der Halle noch mal ´was reißen", sagt Domke, den
auch die zweite Hallen-WM Anfang 2007 in Wien noch einmal reizen könne. Und was
traut er jenen 18 DHB-Spielern zu, die von morgen an in Mönchengladbach als
Titelverteidiger ins WM-Rennen gehen? "Ich glaube, es wird nicht einfach, ins
Halbfinale zu kommen. Es ist zwar toll, zu Hause zu spielen, aber der
Erwartungsdruck ist hoch und kann eine Last sein." Wohl dem, der bereits
Weltmeister geworden ist.
Nach Oliver Domkes (vorn) Siegtor ist
das deutsche Nationalteam Hockey-Weltmeister 2002 |
|