Rüsselsheimer Ruder-Klub 08 "Archiv und Chronik"

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Über Mitglieder des RRK (2021)                                  

Norman Hahl

Beim RRK-Aufstieg 2019 in Jubelstimmung, was sich nun beim Kampf um den Bundesligaverbleib bei Norman Hahl und seinem Co-Trainer Christian Zimmermann wiederholen soll.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Rüsselsheimer RK: Bauchgefühl spricht für Hockey-Happyend

RRK-Trainer Norman Hahl ist vor ungeliebten bis ungerechten Play-downs gegen Großflottbek zuversichtlich. Jungem Team vom Untermain fehlte in der Bundesliga noch die Abgeklärtheit.

Das Interview führte Martin Krieger (aus "Main-Spitze" vom 23.04.2021)

Mit 33 nationalen und internationalen Titelgewinnen kann der Rüsselsheimer RK weiterhin für sich reklamieren, das erfolgreichste deutsche Damenhockeyteam zu stellen. Doch die südhessischen Glanzjahre liegen lange zurück, und die sportliche Realität ist eine ganz andere. Läuft es dumm, muss der ruhmreiche Ruderklub am 1. oder 2. Mai zum dritten Mal nach 2015 und 2017 den Gang in die Zweitklassigkeit antreten. Neben den hoch motivierten Spielerinnen hat auch Trainer Norman Hahl ganz gehörig etwas dagegen und wird deshalb alles dafür tun, aus den Play-down-Partien gegen den Großflottbeker THGC als Sieger hervorzugehen. An diesem Samstag steigt das erste Duell im noblen Stadtteil im Hamburger Westen.

Herr Hahl, Sie müssen in maximal drei Begegnungen ihren Platz in der Bundesliga behaupten, obwohl ihr Team im bisherigen Saisonverlauf zwölf Punkte mehr als der Gegner, der Großflottbeker THGC, gesammelt hat. Finden Sie das gerecht?

Es gab im Vorfeld viele Diskussionen, wie die Saison weitergehen soll. Zuerst wurde im Mai 2020 abgefragt, ob die Saison überhaupt fortgeführt wird. Eine Befragung der 24 Erstligateams bei Damen und Herren ergab, dass 14 Teams für eine Fortführung waren. Im Anschluss wurden drei Szenarien ausgearbeitet, in welchem Modus die Saison fortgeführt werden könnte. Eine erneute Wahl ergab, dass die aktuelle Variante mit 58,3 Prozent der Stimmen, also 14 von 24 Stimmen angenommen wurde. Alle drei Szenarien hatten Play-offs und Play-downs vorgesehen, somit waren diese unumgänglich. Der RRK hatte die Variante favorisiert, bei der am Ende der regulären Saison der Neunte gegen den Zwölften und der Zehnte gegen den Elften die Play-downs im Best-of-three-Modus gespielt hätte. So fühlt es sich vielleicht ein bisschen unfair an, aber schlussendlich sind wir selbst für das Resultat der bisherigen Saison und den Ausgang der Play-downs verantwortlich.

Nach dem bisherigen Modus wäre der RRK als Tabellenneunter klar gesichert. Wissen Sie, mit welchen Argumenten der DHB die Play-downs eingeführt hat?

Ursprünglich um die Saison 2019/2020 etwas abzukürzen, um somit mehr Wochenenden für die Nationalmannschaft – mit Blick auf Olympia – freizubekommen. Ohne die Play-downs und erweiterten Play-offs wäre die Saison zu kurz gewesen.

Nach einer ansprechenden Hinserie lag der Ruderklub gleichauf mit Uhlenhorst Mülheim und dem Berliner HC. Was hat dazu geführt, dass diese Teams im Endeffekt zehn Punkte mehr auf ihre Konten bringen und in die Play-offs einziehen konnten?

Bis zum 3. Oktober 2020 sah auch weiterhin alles danach aus, dass es bis zur Gruppenphase ein spannender Dreikampf bleibt. Leider hatte sich Pauline Heinz im Spiel gegen die Wespen den Mittelfuß gebrochen und fiel bis Februar 2021 aus. Auch Saskia Wülfing konnte in der Rückrunde berufsbedingt nicht mitspielen, und nicht zuletzt war da der Abgang von Petra Ankenbrand. In der Folge verloren wir leider die wichtigen Spiele gegen BHC, Flottbek und MSC. Aber auch Spiele wie gegen Mülheim, wo man 16 Minuten vor Schluss 3:0 vorne liegt und am Ende 3:3 spielt, oder die beiden Partien gegen Harvestehude, bei denen wir jeweils führten, aber die am Ende beide Unentschieden endeten, haben uns die Punkte gekostet, die uns am Ende fehlen. Es mangelt aktuell einfach noch ein wenig an Erfahrung und Abgeklärtheit, wobei ich mein Team da in Schutz nehmen muss. Woher soll die Erfahrung und Abgeklärtheit auch kommen? Die meisten Spielerinnen spielen immer noch ihre erste Erstligasaison, und die Erfahrungen aus der Jugend oder der Zweiten Bundesliga sind damit nicht zu vergleichen.

In den ersten acht Spielen stand die langjährige Torjägerin Petra Ankenbrand noch im Kader, die nun in Mülheim am Ball ist. Wäre es mit ihr besser gelaufen?

Es steht außer Frage, dass Piet eine gefährliche Stürmerin ist, welche mit Sicherheit auch weiterhin Tore für uns geschossen hätte. Ihr Abgang war aber zugleich auch eine Chance für unsere Nachwuchskräfte, sich mehr zu zeigen und Verantwortung zu übernehmen.

Kritische Stimmen besagen, dass nicht alle Spielerinnen in Ihrem Kader Erstliganiveau mitbringen. Sehen Sie das anders, und was fehlt dem Team, um sich zumindest nicht immer wieder aufs Neue Sorgen um die Erstligazugehörigkeit machen zu müssen?

ZUR PERSON

Norman Hahl ist zwar in Worms geboren, aber als Frankenthaler ein Pfälzer durch und durch. Spaziergänge durch den Pfälzer Wald mit Frau, Töchterchen Lotta, Hund und Freunden sowie einer Flasche "Pälzer Woi" gehört neben dem Handwerken zu den Lieblings-Freizeitbeschäftigungen des 32-Jährigen Lehrers am Rüsselsheimer Kant-Gymnasium. Dessen aktive Karriere liegt seit dem Einstieg als RRK-Trainer vor fünf Jahren quasi brach. Zuvor war Hahl für TG Frankenthal, TSV Mannheim und Dürkheimer HC bis zur Ersten Bundesliga am Ball. (kri)

Nein, das sehe ich ähnlich, aber das geht 80 Prozent aller Erstligavereine so. In der aktuellen Kaderzusammensetzung und Form sind wir schon sehr konkurrenzfähig, was wir am vergangenen Wochenende unter Beweis gestellt hatten. Wenn ich einen Wunsch frei hätte, dann würde ich mir für jede Position (Abwehr/Mittelfeld/Sturm) noch eine talentierte Nachwuchsspielerin wünschen, um auch etwaige Verletzungen besser kompensieren zu können und natürlich den Konkurrenzkampf hochzuhalten.

Sie sind seit Juli 2016 Trainer und schon einmal ab- und aufgestiegen. Macht es Ihnen noch genauso viel Spaß wie am Anfang?

Wenn dem nicht mehr so wäre, sollte man schnell einen neuen Trainer suchen. Nein, ich brenne mehr denn je für diesen Job und hoffe, dass ich das Team noch lange trainieren darf.

Mit Pauline Heinz schickt sich nach längerer Zeit mal wieder ein RRK-Eigengewächs an, zum Olympiateam zu gehören. Würde überhaupt eine Chance bestehen, dass sie auch in der Zweiten Liga beim Ruderklub bleibt?

Wir sind natürlich alle sehr stolz auf die Leistungen von Pauline und drücken ihr fest die Daumen, dass sie dabei ist. Wir setzen alles daran, erstklassig zu bleiben, aber die Diskussionen und Gerüchte um einen Wechsel von Pauline gibt es schon, seit sie bei den Aktiven mittrainiert. Bis jetzt ist Pauline ein fester Bestandteil der Mannschaft, und wenn man sie persönlich fragt, dann gibt es für sie auch keine andere. Dementsprechend stehen die Chancen sehr gut, dass sie trotzdem beim RRK bleibt.

Der RRK nimmt im Rhein-Main-Gebiet eine Ausnahmestellung ein. Trotzdem scheint die Erste Liga nur für wenige Spielerinnen aus Frankfurt, Hanau, Wiesbaden oder Mainz reizvoll. Wie erklären Sie sich das?

Das hat viele unterschiedliche Gründe, welche meist sehr individuell sind. Ganz generell fallen mir persönlich drei Dinge auf.

Erstens: Vielen ist nicht bewusst, welchen Aufwand eine Erstligaspielerin betreiben muss, um erfolgreich zu sein. Das bedeutet in den heißen Phasen der Saison vier- bis fünfmal Mannschaftstraining und zusätzlich persönliche Athletikeinheiten, das alles neben Job, Uni, Schule plus die Anfahrt zum Training.

Zweitens: Ich nenne es mal den „Vereinspatriotismus“, der eine große Rolle spielt. Die eigene Mannschaft verlassen, in der die Freundinnen spielen, in der das Umfeld vertraut ist und in der man ziemlich sicher viele Spielanteile hat und womöglich der eigene Trainer einen Wechsel zum RRK gar nicht gut findet.

Drittens: die finanziellen Anreize. Wir in Rüsselsheim können „nur“ sehr gute Rahmenbedingungen bieten, um sich sportlich weiterzuentwickeln, aber bei uns verdient keine Spielerin Geld. Andere Vereine etwa in Mannheim, Köln, Düsseldorf oder Hamburg können da mehr bieten und sind spätestens fürs Studium, oder um mal von „zu Hause“ wegzukommen, reizvoller.

Mit unserem neuen Regionalen Talentzentrum Rüsselsheim und der Immanuel-Kant-Schule als Partnerschule des Leistungssports, hoffe ich jedoch, dass wir langfristig attraktiver für Nachwuchsspielerinnen werden und noch mehr eigene Talente ausbilden und finden.

An diesem Samstag steht das erste Abstiegsduell in Hamburg-Großflottbek an, wo sich Ihr Team in der Rückrunde 0:4 beugen musste. Was wäre Ihr Wunschergebnis, und wie groß ist die Überzeugung, dass der RRK nach den Rückspielen am Sommerdamm am ersten Mai-Wochenende auch in der Saison 2021/22 weiter zu den zwölf besten deutschen Hockeyteams gehört?

Das Ergebnis ist in der Höhe zweitrangig, Hauptsache wir haben einen Treffer mehr auf der Uhr, um am 1. Mai mit einem zweiten Heimsieg alles klar zu machen. Flottbek ist eine defensiv starke Mannschaft, die in den letzten Spielen wenig Gegentore bekommen hat. Wenn wir es schaffen, das Spiel lange eng zu halten und nicht in einen Konter laufen, dann sehe ich gute Chancen, das Spiel im letzten Viertel zu gewinnen. Am Sommerdamm bin ich fest davon überzeugt, dass wir gewinnen und ein Happyend erleben werden. Das sagt zumindest mein Bauchgefühl. Hoffentlich enttäuscht es mich nicht.