Die Suche nach
einer bezahlbaren Mietwohnung ist inzwischen vielerorts ein beinahe endloser
Prozess. Denn die Nachfrage wird immer größer, der Wohnraum jedoch immer
knapper. Die Wohnungsvermittlung wird sowohl für Mieter als auch Vermieter somit
oft zur Belastungsprobe.
Um den
Vergabeprozess möglichst fair zu gestalten und zu beschleunigen, gibt es
technische Hilfsmittel wie die Wohnungsvermittlungsplattform Immomio. Diese soll
unter anderem Vermieter dabei unterstützen, aus einer Flut an Interessenten
schnell den passenden Mieter zu finden. Im Interview mit finanzen.de gibt
Mitgründer und Geschäftsführer Nicolas Jacobi Einblicke, wie das Prinzip
funktioniert. Darüber hinaus erklärt er, warum die Mietpreisbremse für ihn kein
effektives Werkzeug gegen den Wohnraummangel ist.
Sie möchten in
erster Linie Vermieter bei der Suche eines passenden Mieters unterstützen. Wie
läuft Ihre Wohnungsvermittlung ab?
Nicolas Jacobi: Der
Such- und Vermietungsprozess in Ballungszentren ist sowohl für Mieter als auch
Vermieter ein extrem aufwändiger und von Verzögerungen geprägter Prozess.
Gesucht wird im Internet, beworben wird sich per E-Mail, Termine werden per
Telefon koordiniert und Selbstauskünfte werden in Papierform erhoben.
Gleichzeitig gibt es auf eine Wohnung häufig so viele Interessenten, dass ein
fairer und transparenter Vergabeprozess ohne technische Unterstützung unmöglich
ist.
Immomio löst das
Problem für Vermieter und Mieter, indem unsere Plattform den gesamten Prozess
digitalisiert: von der Veröffentlichung der Wohnung über die Terminkoordination
bis hin zur Selbstauskunft. Dabei können Vermieter entweder auf unsere
Interessentendatenbank zugreifen, um passenden Interessenten die Wohnung
anzubieten, oder das Objekt auf den klassischen Immobilienportalen
veröffentlichen. In einer übersichtlichen Interessentenliste kann der Vermieter
alle Bewerbungen einsehen und per Klick Termine vergeben oder Absagen erteilen.
Dabei läuft die gesamte Kommunikation mit den Interessenten über die Plattform.
Welchen Vorteil
bringt Immomio Vermietern bei der Wohnungsvermittlung?
Nicolas Jacobi:
Unsere Kunden verwalten einen Wohnungsbestand von über 350.000 Wohnungen. Das
hohe Aufkommen an Nachfragen zu bewältigen, ist ohne gute technische
Unterstützung unmöglich. Das Immomio Tool unterstützt den Vermieter über den
gesamten Vermietungsprozess, sodass der Vermieter sich auf Aufgaben fokussieren
kann, die persönlich ausgeführt werden sollten, wie Besichtigungen durchführen,
mit den Interessenten bei Rückfragen interagieren und am Ende den Mieter
auszuwählen. Das spart ebenso Zeit für Interessenten und ermöglicht es dem
zukünftigen Vermieter, seine potentiellen neuen Mieter besser kennenzulernen.
Wie hebt sich Ihr
Portal vom Service eines klassischen Immobilienmaklers ab?
Nicolas Jacobi:
Immomio ist kein Makler, da wir nur eine Plattform anbieten, die den
Vermietungsprozess für Mieter und Anbieter vereinfacht. Dabei setzen auch viele
Makler auf unsere Plattform, um ihre Vermietung zu digitalisieren.
Welche
Voraussetzungen müssen Vermieter mitbringen, um sich bei Ihnen zu registrieren?
Gibt es beispielsweise eine Art Kontrollmechanismus für die Einhaltung der
Mietpreisbremse oder anderen Regelungen?
Nicolas Jacobi:
Nein, die Einhaltung der Mietpreisbremse liegt in der Verantwortung der
Anbieter. Wir unterstützen die Anbieter vor allem dabei, die geltenden
Datenschutzbestimmungen zu befolgen, indem wir die Daten der Interessenten in
einem dreistufigen Prozess untersuchen, je nachdem in welcher Vermietungsphase
sich der Interessent befindet.
Die Bundesregierung
hat kürzlich einen Gesetzentwurf zur Reform der Mietpreisbremse beschlossen, in
dem Vermieter unter anderem zu mehr Transparenz angehalten werden. Welche
Auswirkungen könnte dies auf die Wohnungsvermittlung haben?
Nicolas Jacobi:
Dies ist meines Erachtens das falsche Mittel, um das Problem des fehlenden
Wohnraums zu bekämpfen. Das Wort "Mietpreisbremse" hört sich toll an und mit
solchen sozialpolitischen Buzzwords ließ sich in den vergangenen Jahren gut
Wahlkampf machen. Effektiv wird die Mietpreisbremse jedoch zu noch weniger
freien Wohnungen auf dem Markt führen, da das Vermieten für Eigentümer
unattraktiver wird und Mietwohnungen in Eigentumswohnungen gewandelt werden.
Dies wird das Problem der Wohnraumknappheit weiter verschärfen.
Leider hat es die
Politik bisher nicht geschafft, das Problem an der Wurzel zu packen und
beispielsweise durch die Senkung der Grunderwerbssteuer oder Bauauflagen das
Bauen günstiger zu machen. Das Gegenteil ist sogar der Fall: Die
Grunderwerbssteuern werden immer weiter angehoben und die
Energieeinsparverordnung und Co. treiben den Umweltschutz auf Kosten der Mieter
auf die Spitze.
Vielen Dank für das
Interview, Herr Jacobi.