Von Oliver Berres
(aus "https://www.menshealth.de/" vom 24.06.2016)
Von Jacobi haben
Sie schon mal gehört? Richtig, er ist der Torwart der deutschen
Hockey-Nationalmannschaft, die sich aktuell auf die Olympischen Spiele in Rio
vorbereitet. Das Multitalent hat uns verraten, wie er es schafft, auf zwei
Hochzeiten zu tanzen und dabei Top-Leistungen abzurufen.
Wo befindest du
dich gerade?
Im Flugzeug
Richtung London, um mit der Nationalmannschaft an einem Vorbereitungsturnier für
die Olympischen Spiele teilzunehmen.
Wer oder was
bist du?
Bereits im Alter
von 6 Jahren habe ich mit dem Hockey spielen begonnen. Seit 2008 spiele ich in
der Nationalmannschaft, mit der ich die Goldmedaille bei den Olympischen Spielen
2012 in London gewinnen konnte – mein bisher größter sportlicher Erfolg.
Parallel habe ich meinen Master in Business Administration gemacht und bin nach
dem Abschluss zunächst bei der DONNER & REUSCHEL Privatbank tätig gewesen, bevor
ich im November 2014 mit meinen Mitgründern Immomio ins Leben gerufen habe.
Mit Immomio
revolutionieren wir den Markt der professionellen Immobilieneigentümer und –verwalter:
Wir haben eine Plattform entwickelt, die den gesamten Vermietungsprozess
digitalisiert. Durch einen eigens entwickelten Matching-Algorithmus bieten wir
Verwaltern eine hochwertige, zuverlässige Bewertung sowie Vorsortierung der
gewünschten Idealmieter. Dieser bisher sehr zeitraubende und personalintensive
Vorgang wird durch den Einsatz unserer Software automatisiert, wodurch der
Zeitaufwand um über 90% verringert wird. Gleichzeitig ermöglichen wir einen
transparenten und objektiven Auswahlprozess. Das kommt vor allem den
Mietinteressenten zu Gute, die bisher die Leidtragenden ineffizienter
Vermietungsabläufe waren.
Ein Wort, das
deine Arbeit am besten beschreibt?
Abwechslungsreich.
Wie sieht dein
aktueller Arbeitsplatz aus?
Wir sitzen mit
Immomio im Herzen Hamburgs am Rödingsmarkt und haben eine Bürogemeinschaft mit
einem anderem Immobilien-Startup Asset Profiler. Auf meinem Schreibtisch stehen
lediglich mein Laptop, ein Bildschirm und eine Tastatur – ich hasse Unordnung.
Das Büro teile ich mir mit meinem Entwicklerteam. Der enge Kontakt zu den
Entwicklern ist grundlegend für unsere Kundenorientierung, so dass meine
Vertriebserfahrungen unmittelbar in das Produkt einfließen können.
Wie kam es zu
deinem Doppelleben als Hockey-Torwart und Startup-Gründer?
Ich habe mich schon
immer nicht nur rein auf meine sportliche Karriere konzentriert. Einerseits lag
das daran, dass man, anders als im Fußball, als Hockey-Spieler nicht viel Geld
verdienen kann. Andererseits habe ich gemerkt, dass ein monotones Sportlerleben
für mich persönlich nicht erfüllend ist. So habe ich stets eine duale Karriere
geführt, erst als Student der Wirtschaftswissenschaften und BWL, später dann als
Trainee in einer Hamburger Privatbank. Die Pläne, eines Tages ein eigenes
Unternehmen aufzubauen, bestanden bei meinen Mitgründern und mir schon länger.
Wir haben dann nur einen guten Zeitpunkt abgewartet. Die Einführung des
Bestellerprinzips Mitte 2015 war dann eine Chance, die wir nutzen wollten; vor
allem, da wir bereits vor einigen Jahren das Immomio zu Grunde liegende Konzept
entwickelt hatten.
Was war dabei
die größte Herausforderung für dich?
Die Entscheidung
zur Selbständigkeit ist mir nicht allzu schwer gefallen, auch weil ich von den
Vorständen meines damaligen Arbeitgebers bei meiner Entscheidung bestärkt wurde.
Ebenso hatten meine beiden Mitgründer bereits Unternehmererfahrung, was den
Start erleichterte. Die größte Herausforderung war und ist es, die Interessen
von Immomio und dem Sport zu vereinen, da gerade ein olympisches Jahr einen
erheblichen Trainingsaufwand mit sich bringt. Ohne ein perfekt funktionierendes
Team wäre diese Doppelrolle nicht möglich.
Wie meisterst du
große Herausforderungen?
Ich setze auf eine
akribische Vorbereitung, sowohl sportlich als auch beruflich. Es gibt Sicherheit
und Selbstvertrauen, wenn man gut vorbereitet ist. Und wenn ich merke, dass ich
dadurch nicht Herr der Lage werde, dann suche ich mir Hilfe. Bei Immomio ist es
häufig mein Mitgründer Nico Vogelsberger, der bei verfahrenen Situationen den
kühlen Kopf und den Überblick behält. Wichtige Entscheidungen treffen wir dann
immer gemeinsam, auch wenn das lange Diskussionen bedeutet.
Die Ersten Herren des RRK in der
Hallensaison 2006/2007, Erster der Südgruppe der Hallen-Bundesliga und in
der Endrunde der letzten Vier um die Deutsche Meisterschaft dabei (hinten:
Trainer Kai Stieglitz, Jan Petersen, Julian Hofmann-Jeckel, Christian Domke,
"Physio" Diana Czerwonka, Nico Hosang, Betreuer Edgar Wohlfahrt; davor: Sven
Wohlfahrt, Mirco Fuchs, Christian Minar, Oliver Domke, Lorenz Klee, Falk
May; vorn: Torwart Nicolas "Nico" Jacobi) |
Du willst mit
deinem Startup Immomio die Arbeitsweise für Hausverwaltungen und
Wohnungsunternehmen erheblich vereinfachen, indem du den Makler als Mittelsmann
überflüssig machst. Würdest du dich als disruptiv bezeichen?
Nein! Die
Disruption war die Einführung des Bestellerprinzips nicht die Technik.
Das Bestellerprinzip, welches am 01.06.2015 in Kraft getreten ist, regelt in der
Immobilienbranche die Provision für Immobilienmakler im Bereich der
Wohnungsvermittlung neu. Sie sieht vor, dass Wohnungsvermittler von denjenigen
bezahlt werden, welche die Leistung des Maklers bestellen. Wir verändern und
vereinfachen mit Immomio den Vermietungsprozess für jedes Unternehmen, egal ob
Hausverwaltung oder Wohnungsunternehmen. Tatsächlich befinden sich auch Makler
unter unseren Kunden: Sie haben verstanden, dass erfolgreiche Makler in Zukunft
effiziente Arbeitsprozesse aufweisen und eine Transparenz dem Auftraggeber
gegenüber anbieten müssen. Immomio ermöglicht genau das.
Wie geht’s mit
dir und Immomio in Zukunft weiter?
Wir werden Immomio
weiter entwickeln und bald neue, revolutionäre Funktionen integrieren. Dabei
haben wir nicht nur die Anbieter im Auge sondern auch die Mietinteressenten,
denen wir neue Möglichkeiten in der Wohnungssuche ermöglichen werden. Sie sind
bisher die Leidtragenden dieses ineffizienten Prozesses. Hier gibt es noch viel
Potential für Verbesserungen und Innovationen. Unsere Ideen sind noch lange
nicht ausgegangen und unsere Pipeline ist gut gefüllt mit neuen Funktionen.
Welchen Tipp
kannst du Leuten geben, die sich für ein bestimmtes Ziel motivieren wollen?
Es ist immer
leichter etwas zu erreichen, wenn man nicht auf sich alleine gestellt ist. Als
Unternehmer braucht man ein gutes, motiviertes Team um sich herum. Als Sportler
eine ehrgeizige Trainingsgruppe. Die können einen schon einmal über ein
Motivationsloch helfen.
Wer inspiriert
dich?
Eine für mich sehr
inspirierende Persönlichkeit ist gerade leider von uns gegangen – Muhammad Ali.
Ich habe viel über ihn gelesen und einige Dokumentationen und Filme gesehen. Er
war ein herausragender Sportler und eine bemerkenswerte Persönlichkeit.
Welches Buch
liest du gerade?
Von Christoph Keese
"Silicon Valley: Was aus dem mächtigsten Tal der Welt auf uns zukommt"
Worin bist du
besser als andere und wieso?
Schwierige Frage.
Ich habe sicherlich neben meinen zahlreichen Schwächen auch Stärken, aber das
vermag ich aber nicht selbst zu bewerten und überlasse dieses Urteil gerne
Außenstehenden.
Wir alle
scheinen zu wenig Zeit zu haben – hast du einen Hack, um mit deiner Zeit besser
umzugehen?
Das Zitat von
Michael A. Denck, "keine Zeit gibt es nicht. Nur andere Prioritäten", gehört
definitiv zu meinen Favoriten. Viele beschäftigen sich zu viel mit unwichtigen
Dingen. Bspw. sind Push-Benachrichtigungen von Facebook & Co. der größte Feind
des effektiven Arbeitens. Dazu kommt, dass man sich mit wichtigen Dingen oft zu
spät beschäftigt, so dass man in Stress gerät. Die Kunst liegt darin, die
wichtigen Dinge frühzeitig und sorgfältig zu bearbeiten, bevor sie dringend
werden und unwichtige Störherde zu vermeiden. Das spart Zeit und Energie. Die
'Time Management Matrix’ von Stephen Covey ist ein schönes Konzept, das einem
dabei helfen kann, effektiv zu arbeiten.
Wie holst du aus
dir immer noch 1% mehr heraus?
Gesunde Ernährung,
ausreichend trinken und schlafen, dann kommt man schon nahe an die 100%. Der
Rest ist Wille und Spaß an der Sache.
Wer sollte diese
Fragen als nächstes beantworten?
Moritz Fürste,
Direktor Sportmarketing bei der Agentur thjnk und deutscher
Hockey-Nationalspieler.
Was bedeutet
Strong for Life für dich?
Mut zu haben, um
meine eigenen Träume zu verfolgen.