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Über Mitglieder des
RRK (2014/15)
Nicolas Jacobi |
Andrea Thumshirn (r.) mit vier indischen
Hockeytalenten und ihren Unterstützern Kristina Hillmann und Nico Jacobi |
Nationalspieler helfen indischer Hockeyschule
Die UHC-Auswahlakteure Kristina Hillmann und Nico Jacobi sammeln in Hamburg Geld
für das Projekt Hockey Village India.
Aus
"Hamburger Abendblatt" vom 21. Juli 2015
(bj) Ihre
Leidenschaft schmückt sogar ihren Körper. Ein Hockeyschläger baumelt als
Anhänger an einer Halskette, einen zweiten hat sie als silbernen Stecker im
linken Ohrläppchen. Vor allem aber trägt Andrea Thumshirn den Sport mit dem
Krummstock in ihrem Herzen, und täte sie das nicht, dann wäre nichts so, wie es
jetzt ist. Denn die Widerstände, die die frühere Bundesligaspielerin des
Berliner SC überwindet, um ihr Projekt am Leben zu erhalten, sind so
unglaublich, dass sie selbst manchmal innehalten muss, um sich zu fragen, ob das
alles noch normal ist, was sie tut.
Im Oktober 2011
steckte die 40-Jährige ihr gesamtes Geld in den Aufbau des Hockey Village India
in Garh Himmat Singh, einem 5.000-Einwohner-Dorf im Bundesstaat Rajasthan. Die
Schule sollte Bildung und Sport auch für Kinder armer Eltern vereinbar machen.
Den Spießrutenlauf, der folgte, hätte sie allerdings nicht erwartet. Die
indischen Behörden untersagten das Verlegen eines aus Bremen eingeflogenen
Kunstrasens. Als sie indische Kinder zu einem Austausch nach Deutschland
mitnahm, warf man ihr vor, sie würde 10.000 Euro pro Kind kassieren und
versuchen, deren Organe in Deutschland zu verkaufen. Ihr wichtigster Vertrauter
veruntreute über Monate die Gelder, die sie über ihre Stiftung von Sponsoren aus
Deutschland eingesammelt hatte. Er hetzte das Dorf gegen sie auf, ließ die
Schule schließen und versuchte, die von ihr aufgebauten Strukturen für ein
eigenes Projekt zu missbrauchen.
Das war im Frühjahr
2014. Doch Andrea Thumshirn gab nicht auf. Im Nachbardorf Jatwara gründete sie
mithilfe einer befreundeten Lehrerin eine neue Schule. Als sie im Februar dieses
Jahres auf Heimaturlaub war, drohte auch dieses Projekt zu scheitern. Ihr
Geschäftsvisum war nach fünf Jahren abgelaufen, und die Behörden verweigerten
ihr die Ausstellung einer neuen Aufenthaltserlaubnis. Man warf ihr vor, ihr
Visum für Sozialarbeit zweckentfremdet zu haben. "In Wahrheit ist das Problem,
dass ich meine Stiftung in Deutschland angemeldet habe und nicht mit einer
indischen Einrichtung zusammenarbeite", sagt sie. Doch auch darauf hatte sie die
passende Antwort. Die Firma Kooh Sports aus Bombay, die Sportprogramme an
Schulen verkauft, hat sie fest angestellt. Von August an wird sie als
Sportdirektorin an der renommiertesten internationalen Schule der Stadt
arbeiten. Das neue Visum ist ihr dadurch sicher. Das Problem: Jatwara ist
eineinhalb Flug- und drei Autostunden von Bombay entfernt, so dass sie nur an
den Wochenenden ihr "Baby" beaufsichtigen kann. Sie hat eine Direktorin und drei
fest angestellte lokale Lehrer. "Aber meine Kinder werden mir sehr fehlen", sagt
sie.
Um diese versorgt
zu wissen, arbeitet sie unermüdlich daran, Gelder zu generieren. 150 Euro kostet
es, einem Kind für ein Jahr den Schulbesuch inklusive Verpflegung zu
ermöglichen. 37 Schüler hat ihre Schule derzeit, 80 Prozent werden durch Paten
aus Deutschland finanziert, 20 Prozent bringen die Eltern selbst auf. Als
Testimonials für ihr Projekt hat sie nun die Nationalspieler Kristina Hillmann,
23, und Nico Jacobi, 28, vom Uhlenhorster HC gewinnen können. "Ich musste keine
Sekunde zögern, als Andrea mich gefragt hat", sagt Hillmann, "Kindern eine
Chance zu geben, sich weiterzuentwickeln, ist enorm wichtig. Und für eine so
mutige Frau wie Andrea setze ich mich gern ein." Jacobi, der aus eigener
Erfahrung als Spieler in der indischen Profiliga um die Probleme im Land weiß,
sagt: "Ich bewundere Andrea sehr für ihren Mut, sich durch nichts aufhalten zu
lassen. Ich weiß, dass die Hilfe, die sie durch ihr Projekt anbietet, bei denen
ankommt, die sie brauchen."
Mit Aktionen wie
einer Torpatenschaft, bei der Sponsoren für jedes Tor der deutschen Auswahl
einen festgelegten Betrag zahlen, wollen Hillmann und Jacobi beim
Viernationenturnier in der kommenden Woche auf der UHC-Anlage am Wesselblek und
bei der Europameisterschaft in England Ende August auf das Projekt aufmerksam
machen. Andrea Thumshirn freut sich über die Unterstützung, die ihr zeigt, dass
es nicht normal ist, was sie tut, aber richtig und wichtig.
Nico Jacobi wird
Pate für indische Hockeyschule
Der
Nationaltorhüter vom UHC nutzt die Reise zur Champions Trophy, um das Projekt zu
besuchen.
Von Björn Jensen
(aus "Hamburger Abendblatt" vom 2. Dezember 2014)
Als sie im Juni mit
fünf ihrer Schüler sieben Wochen in Hamburg weilte, da hatte Andrea Thumshirn
neben dem Vorsatz, den indischen Kindern eine unvergessliche Abwechslung vom
Alltag zu bieten, auch die Hoffnung im Gepäck, Unterstützer für ihr Projekt zu
finden. Im 5.000-Einwohner-Dorf Garh Himmat Singh im indischen Bundesstaat
Rajasthan leitet die ehemalige Bundesligaspielerin, 39, seit drei Jahren eine
Hockeyschule, die Jugendlichen die Vereinbarkeit von Bildung und Sport
ermöglichen soll. Nun hat der Hamburg-Besuch Früchte getragen. Der beim
Bundesligisten Uhlenhorster HC engagierte Nationaltorhüter Nico Jacobi hat sich
bereit erklärt, als erster Botschafter Zugpferd und Gesicht für Thumshirns
Projekt zu sein. Der 27-Jährige hat einen besonderen Bezug zu Indien, da er in
den vergangenen beiden Jahren im Februar in der indischen Profiliga für die
Delhi Waveriders spielte.
"Es ist
unglaublich, was Andrea aufgebaut hat. Es ist ein großartiges Projekt, das ich
gern unterstütze", sagt Jacobi. Schon in den vergangenen Jahren in Delhi sorgte
er dafür, dass große Teile der Ausrüstung, die das Team benutzte, für das
"Hockey Village" gespendet wurden. Nun will er mit Aktionen wie
Trikotversteigerungen in Deutschland Spenden einwerben und die Medien auf die
Schule aufmerksam machen. Die Möglichkeit, das Dorf auch persönlich zu besuchen,
bietet sich vielleicht schon in der kommenden Woche, wenn er mit der deutschen
Nationalmannschaft in Indien zur Champions Trophy antritt... |