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Über Mitglieder des
RRK (2015)
Michael Jahr |
![](bilder/mijahr15.jpg)
Viel Feingefühl ist für seinen Beruf
notwendig: Goldschmied Michael Jahr in seiner Werkstatt |
Michael Jahr ist Goldschmied aus Leidenschaft
Von Daniela Ammar
(aus "Main-Spitze" vom 29.07.2015)
Hammer, Zangen, der
sogenannte Feilnagel und schließlich das am meisten bewunderte Stück, die
sogenannte "Ziehbank", zieren Michael Jahrs Werkstatt, die sich mitten in seinem
Atelier befindet. "Die Kunden sollen sehen, wie gearbeitet wird", erklärt der
staatlich geprüfte Schmuckgestalter und Goldschmiedemeister, der seit über zwei
Jahrzehnten sein edles Handwerk in Rüsselsheim ausübt.
Der klassische
Handwerksberuf des Goldschmieds blickt auf eine lange Tradition zurück,
schmückten sich die Menschen bereits vor mehreren Jahrtausenden mit edlen
Gegenständen, die Auskunft gaben über ihre Machtstellung oder soziale Schicht.
Dreieinhalb Jahre dauert die Ausbildung zum Handwerksberuf des Goldschmieds,
wobei nicht nur handwerkliches Geschick, sondern vor allem Kreativität
mitgebracht werden sollte. Schon als Kind habe er gerne gebastelt und sich mit
Fischer-Technik und Lego beschäftigt, erklärt Michael Jahr, der eigentlich
Technischer Zeichner werden wollte, bereits während seiner Ausbildung
selbstständig arbeitete, vieles koordinierte und so seinem Meister "unter die
Arme" griff. Traditionell wird beim Goldschmiedehandwerk noch viel in
Handanfertigung gemacht, wobei sich den Goldschmieden hier einerseits die
Möglichkeit bietet, Eigenes zu schaffen oder Schmuckstücke umzuarbeiten.
Andererseits entstehen so aber natürlich auch Unikate nach Kundenwunsch ‒ die
Suche nach der bestmöglichen "Lösung", was Kundenwunsch, Design und Preis
betrifft, inklusive.
Genau hier liegt
jedoch auch der Knackpunkt, denn mit der Individualität und der höheren Qualität
des handgefertigten Schmucks ist auch der Preis verbunden, wobei der Spagat
zwischen dem Arbeitslohn und dem für den Kunden angemessenen Preis manchmal
schwierig sein kann. "Oft ist es bei den Kunden so, dass das Bewusstsein, dass
meine Arbeitszeit Geld kostet, verloren geht", beschreibt Jahr, für den die
Kommunikation mit seinen Kunden neben der Kreativität das Schönste an seinem
Beruf ist.
Erstmals ein
Azubi
Dass viel Geschick,
Feingefühl und vor allem auch eine Portion Menschenkenntnis im Umgang mit seinen
Kunden nötig ist, bestätigt der Goldschmiedemeister sofort. "Für mich zählt die
Ehrlichkeit", sagt Michael Jahr, "der Kunde soll mein Atelier verlassen,
zufrieden sein und nach Möglichkeit wiederkommen", erklärt der 49-Jährige, der
an dieser Stelle jedoch auch betont, dass man ‒ entgegen aller Erwartungen ‒ als
Goldschmied nicht reich wird. Vielleicht sieht Michael Jahr deswegen seinen
Beruf auch teilweise als "Berufung" und vor allem als Herausforderung, denn
mittlerweile verbringt der Goldschmiedemeister rund zwei Drittel seiner
Arbeitszeit mit Büroarbeit und somit weniger mit der Goldschmiedekunst selbst.
Dass der Beruf des
Goldschmiedes nach wie vor fasziniert, beweisen auch die Anfragen nach
Praktikumsplätzen, wenngleich viele der jungen Menschen umdenken, wenn sie
merken, wie viel Aufwand mit dem Beruf verbunden ist. Ab September wird Jahr,
der 2012 nicht nur Preisträger eines Internationalen Gestaltungswettbewerbs war,
sondern auch stellvertretender Obermeister der Gold- und Silberschmiedeinnung
Frankfurt/Main ist, erstmals selbst ausbilden. Doch warum soll man überhaupt
Schmuck tragen? Und ist größer auch immer besser? "Schmuck kommt von schmücken
und nicht von verstecken", lacht Michael Jahr, dessen Schmuckstücke von
künstlerischer Größe zeugen, ganz egal wie groß sie tatsächlich sind. |