Rüsselsheimer Ruder-Klub 08 "Archiv und Chronik"

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Michael Jahr

Goldschmiedemeister Michael Jahr, stellvertretender Obermeister der Gold- und Silberschmiede-Innung sowie Juweliere, bei der Arbeit in seinem Atelier

 

 

 

 

 

 

Betrieb präsentiert sich auf der Handwerksmesse

Goldschmied glänzt auf der IHM

Obermeister Michael Jahr aus Rüsselsheim über seine Erwartungen an die Messe und die Zukunft seiner Branche

Aus "www.deutsche-handwerks-zeitung.de" vom 10.03.2015

Michael Jahr nimmt in diesem Jahr als Betrieb aus dem Kammerbezirk Frankfurt-Rhein-Main an der Internationalen Handwerksmesse (IHM) in München teil. Jahr hat sich auf Neuanfertigungen, aber auch auf Umarbeitungen von alten Schmuckstücken spezialisiert.

DHZ: Sie sind mit Ihrem Betrieb in Rüsselsheim ansässig – welche Erwartungen haben Sie an die Messe in München?

Michael Jahr: Die Präsentation läuft unter dem Motto "Goldschmiedemeister Hessen". Wir wollen die Bedeutung des Meistertitels in den Vordergrund rücken. Leider ist dieser im Goldschmiedehandwerk nicht mehr zwingend erforderlich. Aber der Meistertitel ist immer noch das Gütesiegel mit großer Bedeutung für Deutschland und Europa. Da wollen wir auch Flagge zeigen. Eine Messe ist in erster Linie eine Leistungsschau sowie Werbung für den Betrieb und seine Produkte. Durch den Gemeinschaftsstand der hessischen Aussteller ergeben sich sicherlich gewerkeübergreifende Synergien. Natürlich freue ich mich auf interessante Kundengespräche.

DHZ: Was werden Sie auf der Messe zeigen?

Jahr: Auf der IHM ist natürlich Schmuck aus meiner Kollektion für Damen und Herren zu sehen. In diesem Jahr werde ich das Angebot der besonders gefertigten Gehstöcke auf der Messe ausbauen. Dies geschieht in der Zusammenarbeit mit dem Messebauer der Schreinerei Kalbfuss. Einer der Höhepunkte wird eine Modenschau sein, an der sich mehrere Aussteller des Gemeinschaftsstandes gemeinsam beteiligen.

DHZ: Sie haben auch schon einige Preise für Ihre Kreationen erhalten, was bedeutet das für Sie?

Jahr: An einem Wettbewerb teilzunehmen ist immer etwas Besonderes – mit einem Preis ausgezeichnet zu werden, natürlich ein tolles Gefühl.

DHZ: Haben Sie ein Spezialgebiet, auf dem Sie tätig sind?

Jahr: Von der Neuanfertigung über Umarbeitungen bis hin zu Reparaturen können wir unseren Kunden alles anbieten. Was mich reizt, ist, aus dem gelieferten Material etwas Neues zu fertigen. Mit altem Schmuck oder wertvollen Erbstücken, sind oft viele Erinnerungen verbunden. Daher ist es eine schöne Sache, wenn dieser in der Familie bleibt. Das hat auch mit Nachhaltigkeit zu tun.

DHZ: Wenn Sie in die Zukunft blicken, was wünschen Sie sich für das Handwerk beziehungsweise für das Goldschmiede-Handwerk?

Jahr: Für das Handwerk wünsche ich mir, dass handwerkliche Qualität wieder mehr wertgeschätzt und nicht immer alles nach dem "Tiefpreis-Prinzip" beurteilt wird. Jeder muss für sich entscheiden, was für ihn das Beste ist. Ich möchte keinen bevormunden – nur mal Anlass geben, darüber nachzudenken. Man sollte auch wieder Verständnis entwickeln, dass manche Sachen Zeit benötigen und nicht immer alles griffbereit im Regal liegt.

DHZ: Welche Voraussetzungen müssten geschaffen werden, um die Zukunft des Handwerks zu sichern?

Jahr: An die Verantwortlichen appelliere ich, nicht alles mit bürokratischen Regeln und Auflagen zu ersticken. Das ist wie unser Schilderwald auf unseren Straßen: Wenn man alle wahrnehmen würde, könnte man sich nicht mehr auf den Verkehr konzentrieren. Es lähmt Betriebe, wenn die administrative Arbeit überhandnimmt. Darüberhinaus: Nicht jeder muss Abitur haben und studieren. Eine Ausbildung ist keine Sackgasse, sondern der erste Schritt auf der Karriereleiter. Da ich selber Vater bin, sollte auch ein Umdenken in den Köpfen von uns Eltern stattfinden. Manche Kinder benötigen einfach mehr Zeit, sind deswegen aber nicht schlechter als andere. Wichtig ist, die Qualitäten und Neigungen unserer Kinder zu erkennen. Natürlich spielt auch das Gehalt eine Rolle – aber das Lehrgehalt darf nicht der ausschlaggebende Punkt für eine Berufsentscheidung sein. Sonst wäre ich vermutlich kein Goldschmied geworden. Für mich ist der Spaß an der Arbeit wichtig. Der Umgang mit Kunden, mit ihnen gemeinsam etwas für die Zukunft zu erarbeiten.


Blickfang: Goldschmiedemeister Michael Jahr fertigt seine Gehstöcke in Kooperation mit einem Schreiner. Das elegante Accessoire besitzt einen Knauf aus Mondstein, der geschmeidig in der Hand liegt. 

"Schmuck soll das Auge erfreuen"

Goldschmiedemeister Michael Jahr arbeitet in einem Beruf, in dem Kreativität eine besondere Bedeutung hat

Aus "www.echo-online.de" vom ...2015

Goldschmiedemeister Michael Jahr hat seine Kunst kürzlich bei der Internationalen Handwerksmesse (IHM) in München präsentiert. Er vertrat dort den Kammerbezirk Frankfurt-Rhein-Main. Beim Besuch erzählt er vom schwierigen Alltagsgeschäft der Branche sowie von neuen Trends und Hoffnungen.

Hübsch wäre die Geschichte vom Goldschmied zu erzählen, der schon als Bub die Edelsteine der Mama bewunderte und davon träumte, selbst Schmuck zu fertigen. Doch Märchen schreibt das Leben selten: Goldschmied Michael Jahr, stellvertretender Obermeister der Gold- und Silberschmiedeinnung, ist ein Künstler und Handwerker mit Bodenhaftung. "Ich wollte Technischer Zeichner werden, aber in dem Modeberuf der Achtziger war ein Ausbildungsplatz kaum zu bekommen. Das Arbeitsamt schlug mir deshalb vor, Goldschmied zu lernen", erzählt er in seinem Laden- und Werkstattraum in der Haßlocher Straße.

Seit Michael Jahr sich mit seinem Meistertitel 1992 selbstständig machte, ist er dort ansässig, kreiert eigenen Schmuck, arbeitet antiken Schmuck oder auch Exponate von persönlichem Erinnerungswert um, bietet seine Unikate, aber auch ein Sortiment ausgesuchten Schmucks und Uhren anderer Hersteller sowie Reparaturen an. "Das Kreieren eigener Stücke ist das Sahnebonbon im täglichen Geschäft. Häufig bleibt wenig Zeit dafür. Wer in meiner Branche bestehen will, darf nicht abheben", erläutert der Meister.

Goldschmiedin Anette Stentzler arbeitet seit fünf Jahren an Werktisch und im Geschäft mit, eine Frau, die nicht nur handwerkliches Können, sondern auch ein Philosophiestudium mitbringt. Michael Jahr: "Wir arbeiten eng Hand in Hand, sodass das Miteinander absolut harmonieren muss." Ohne große Worte, sondern mit Ruhe in der Kundenberatung und mit Konzentration an der Werkbank, sorgen die beiden für eine Atmosphäre, die Kreativität schaffen kann.

Leise plätschert die Umwälzanlage eines Aquariums. Messwerkzeug, Zangen, Feilen und Sägen sind an der Werkbank griffbereit aufgereiht – Metallstaub im "Fell", dem Abfallbeutel, zeugt vom eifrigen Tun. "Erst heißt es bedienen, bedienen. Kundenservice geht vor, dann kommt die Kunst", so Michael Jahr.

In hohen Vitrinen sind neben Standardware ("Die gehört heute dazu") edler Bernsteinschmuck von Stentzler sowie Einzelstücke des Meisters ausgestellt: Etwa der grüne Achatapfel, umrahmt von zwei fein ziselierten Goldblättern – eine paradiesische Kette. Die Ringe von Michael Jahr sind wuchtig, doch fein ausgearbeitet: Ein großer Aquamarin wird von zwei Silberflügeln umfasst. Dezent mag er’s nicht: "Schmuck soll das Auge erfreuen." Blickfang sind auch die Gehstöcke, die in Kooperation mit einem Schreiner gefertigt werden: Geschmeidig liegt der Knauf aus Mondstein in der Hand, elegant wirkt der Spazierstock als Accessoire, das bis ins 20. Jahrhundert ein Muss stilvollen Auftretens war.

Als Michael Jahr seine Schmuckstöcke im März bei der Internationalen Handwerksmesse (IHM) München vorstellte, fanden sie reges Interesse: "Die Bestellungen boomen." Überhaupt sei der fachliche Austausch zur Zukunftssicherung und Wertschätzung der Gewerke sowie die Publikumsresonanz in München ermutigend gewesen: "Es scheint, Qualität rückt wieder in den Fokus." Dass aber der Meistertitel für Goldschmiede mittlerweile nicht mehr zwingend erforderlich ist, bedauert Michael Jahr sehr. "Er ist ein europaweit anerkanntes Gütesiegel."

Praktikantin Jessica Töpfer will möglichst als Auszubildende anfangen. Feilen, Sägen, Biegen, Löten, Ziselieren, Gravieren, Fassen – all dies gilt es zu lernen, um vielleicht eine eigene Handschrift der Schmuckgestaltung zu entwickeln.

"Die Vergütung ist schlecht, wir stehen mit Friseuren auf einer Stufe, wobei diese noch ihr Handgeld bekommen", sagt Jahr. Überhaupt: Sich neben dem allgemeinen Trend zum Schnellkauf nach "Tiefpreisdevise" zu behaupten, sei kein Leichtes. "Auch Interneteinkauf macht zu schaffen", sagt der bei Wettbewerben bereits mehrfach hoch dekorierte Goldschmied.

Jetzt aber hat er an der Werkbank Platz genommen, widmet sich zwei Eheringen, die eine Kundin nach dem Tod des Mannes zu einem Ganzen verarbeiten lässt. Sorgsam wird das Weißgold geschliffen.